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Weise, selbständig, nicht ohne zugleich einen bedeutsamen Zug aus Zacharias zu schöpfen, die entsprechende Fassung verliehen. Wenn behalten wir Vers 10 im Auge den Propheten weissagen läßt, „sie“, d. h. die Hohenpriester, die den in Rede stehenden Kauf besorgten,,,gaben das Geld hin für das Töpferfeld u. f. f.“, so haben wir die ganz richtige Art und Weise, wie er diesen Sinn aus dem zu Grunde liegenden Vorbilde ableitet, schon angedeutet und nachgewiesen. Müssen wir den Auftrag Jehova's, daß Jeremias, sein Priester und Prophet, „einen Acker“ kaufe, einmal als vorbildlich festhalten, dann erscheinen von selbst, wenn es sich in der messianischen Zeit um die „Erfüllung des Vorbildes" handelt, wieder die eigentlichen Diener Jehova's, die Priester als die berufenen Organe, dem zuerst im Vorbilde ausgesprochenen ,,Auftrag" endlich in seiner Erfüllung zum Vollzuge zu verhelfen. Darum ist es nicht zufällig, daß die Hohenpriester die Silberlinge" im Tempel fanden und sodann zu dem angegebenen Zwecke verwendeten.

Soweit es also um die Vermittlung, um den Akt des „Kaufes" sich handelt, erscheint Jeremias als Vorbild der Diener Jehova's, der Priester am Tempel zur Zeit Christi. Aber Jeremias vermittelt nicht bloß den Kauf des „Töpferackers“, er gibt im Auftrage Jehova's zum Zwecke des Kaufes auch das entsprechende Geld aus seinem Eigenen, bringt das Opfer, zum Troste seines Volkes, in dem Augenblick, wo der Unglaube dem Propheten gegenüber seinen Höhepunkt erreicht und damit das unaufhaltsame Strafgericht über Israel hereinbricht; in dem Augenblick, wo ebendarum alles Land und alles Besißthum völlig werthlos erscheint. Nach dieser Seite nun erscheint Jeremias als Vorbild des Messias, der auch zu seiner Zeit, da Israel für seinen Unglauben verworfen wird, zugleich das Volk nicht ohne Trost seiner Strafe überantworten wird: gleich seinem Vorbilde wird auch er zum Ankaufe des Töpfer-Ackers“ als von Gott bestimmten Unterpfandes der künftigen neuen Begnadigung den Kaufpreis beschaffen, und in der erschütternden Weise, daß er, der völlig Entblößte, das Opfer des Unglaubens, das einzige Geld, das er sein eigen nennen mag, den Preis seines eigenen Lebens" für den Kauf zur Verfügung stellt. So weit mochte der Evangelist die „messianische Weissag= ung" aus dem entsprechenden Vorbilde bei Jeremias herauslesen und in seiner Weise fassen: wenn er zugleich den genaueren fraglichen,,Kaufpreis", die „dreißig Silberlinge" als geweissagt" bezeichnet, so hat er die Angabe eben bei Zacharias gefunden.

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Der scheinbar einfach klingenden Weissagung, auf welche der Evangelist für seinen Zweck sich beruft, liegt also ein Zusammenhang von Weissagungen zu Grunde, der in seiner Großartigkeit und in der strengen Bemessenheit seiner Anlage ächten Offenbarungscharakter trägt, und gewiß, zu seiner vollen Würdigung, erheischte noch so mancher bedeutsame Zug eine eigene Besprechung. Indeß für unsern Zweck genügt es wohl, nur einen dieser Züge, aber einen von wahrhaft ergreifender Bedeutung noch eigens hervorzuheben, weil er zugleich gerade für den Knotenpunkt der Leidensgeschichte, vor dem wir im Augenblicke stehen, eine wahre Bereicherung bildet. Ganz im Sinne der Weissagung, die wir soeben nach Jeremias ausgeführt, mögen wir sagen, daß gerade mit dem schmählichen Verrathe" der Unglaube Israels jenen Höhepunkt erreicht, wo er, wie den Mord des Messias, so die Verwerfung Israels als seine schauerliche Frucht unaufhaltsam aus sich hervortreibt. Nach der Weissagung erscheinen die dreißig Silberlinge" als die schmähliche Abfindung des guten Hirten“ in dem Augenblick, da zwischen ihm und der „Herde“, zwischen dem Messias und Israel der unheilvolle,Bruch“ sich vollzieht, welcher sich in der Geschichte eben als die Verwerfung", als „Ausschließung des Volkes aus dem messianischen Reiche“ darstellt. Und nun, sagt uns die nämliche Weissagung, in dem Augenblick, da sich der schreckliche Fluch vollstreckt, stellt der Verrathene" eben den Spottpreis seines Verrathes zur Verfügung, daß nach der Anordnung „Jehova's“ „der Acker des Töpfers" angekauft werde; das heißt, wie wir die Bedeutung dieses Kaufes kennen: mit eben den Silberlingen des Verrathes", an den sich,,die Verwerfung Israels" knüpft, beschafft das messianische Erbarmen den großen Trost, der für das schwergestrafte Volk in dem fraglichen Ankaufe liegt. „Der Acker des Töpfers", wissen wir, wie er heute noch gezeigt wird, liegt in seiner Vereinsamung da wie ein göttliches Unterpfand, eine kräftige Bürgschaft, daß Israel auch aus dieser seiner Strafe, aus der Verwerfung wieder aufleben, noch ein Mal Gnade und für alle Zeiten finden werde.

*Bereits in seiner,,Einheit der vier Evangelien", S. 715-724, hat der Verfasser die vorliegende Frage in dem Sinne gelöst, daß die Weissagung nach ihrem wesentlichen Inhalte dem Jeremias zugehöre und darum auch diesem Propheten vom Evangelisten zugeschrieben werde. Man vergleiche im betr. Kapitel des Matthäus (Kap. 27) den V. 7:,,Consilio autem inito emerunt ex illis agrum figuli in sepulturam peregrinorum" mit V. 10, wo der

Schluß der Prophetie mit den Worten referiert wird: ,,Et dederunt eos in agrum figuli, sicut constituit mihi Dominus.“ Einige Eregeten (vgl. schon Euthymius z. St.) nehmen an, daß die Juden die betr. prophetische Stelle bei Jeremias beseitigt hätten; andere Erklärer (z. B. neuestens Pölzl, Hl. Evangelien, 4, S. 234 f.; vgl. insbesondere Orig., 3. St., M. 13, 1569) vermuthen, daß sie durch irgend welche Umstände einfach verloren gegangen sei.

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Eine kurze und treffende Besprechung der verschiedenen Meinungen siehe bei Knabenbauer, in Matth. II, 491 sequ. Ebendaselbst (p. 494 cf. Felten, Apostelgesch., S. 68) siehe auch die bündige Lösung der Schwierigkeit, welche man aus den Worten der Betrus-Here (2lpg. 1, 18): (Ιούδας) „ἐκτήσατο χωρίον" ent= nehmen wollte. Die Worte besagen nur, daß mit dem Sündenlohn, welchen Judas für seinen Verrath erhielt, jener Acker erworben wurde. Es ist zu beachten, daß Petrus vor einer Versammlung spricht, bei welcher er die Kenntniß der Thatsachen vorausseßt; nur einen Umstand, der ihm bedeutsam schien, hebt er hervor. Vgl. Steinmeyer, Leidensgeschichte, S. 124 (Anm.).

XII. Kapitel.

Jesus zum ersten Mal vor Vilatus.

(Matth. 27, 11-14; Mark. 15, 2-5; Luk. 23, 2-7; Joh. 18, 28-38.)

Matth. 27. 11. Jesus aber stand vor dem Landpfleger. Und der Landpfleger befragte ihn und sprach: Du bist der König der Juden? Jesus aber erwiderte ihm: Du sagst es!

12. Und als er von den Hohenpriestern und den Älte

sten angeklagt wurde, antwortete er nichts.

13. Da sprach Pilatus zu ihm: Hörst du nicht, was sie gegen dich Schweres bezeugen?

14. Und er antwortete ihm auch nicht auf ein Wort, daß der Landpfleger sich sehr verwunderte.

Jesus ist mit seinem ungewöhnlichen, nach Blut und Rache lechzenden Gefolge im Palaste des Pilatus angelangt. Mit „Prätorium“ bezeichnet Johannes, nach dem herkömm

Prätoriums.

lichen Sprachgebrauche,1) die Wohnung des Landpflegers. Begreiflicherweise für alle Zeiten geweiht, hochheilig durch eben die Vorgänge, welche uns alsogleich daselbst festhalten, lebt diese Stätte in der Vorstellung des Christen, aber wo haben wir sie zu suchen? Für gewöhnlich hatten die Landpfleger in Cäsarea, das erst Herodes „der Große“ in der Ebene Saron, am Meeresgestade erbaut und zu Ehren des Kaisers Augustus benannt hatte, ihre Residenz, und nurage des nach Maßgabe des Bedürfnisses, etwa zur Aufrechthaltung der bedrohten Ordnung bei den hohen Festen, begaben sie sich nach Jerusalem. Soweit wir nun mit unserer Frage für diese Tage vorübergehenden Aufenthaltes auf gegebene Anhaltspunkte angewiesen sind,2) bleibt es schwer zu bestreiten, daß die römischen Landpfleger wohl gewöhnlich, bei solchen Besuchen, im sogenannten „Palaste des Herodes" ihr Absteigequartier nahmen. Auf der nordwestlichen Seite des Berges Sion, hart an der Stadtmauer von dem ersten Herodes als wahre Königsburg, prachtvoll und zugleich festungsartig erbaut,3) war er deutlich zu dem gedachten Zwecke einladend. Aber daneben erscheint ein anderer Bau, die Burg Antonia, in ihrer gegenwärtigen Gestalt das Werk des nämlichen Herodes,*) sicher nicht weniger geeignet, den römischen Landpfleger bei so gelegentlichem Aufenthalte zu beherbergen. Sie lag in der nordwestlichen Ecke des äußeren Tempel-Vorhofes, ein sprechender Beweis für den angebornen Hochsinn seines Bauherrn", und der jüdische Geschichtschreiber findet kaum die Worte, uns von dem ausgedehnten Bauwerk eine richtige Vorstellung zu ermöglichen. Nachdem

') Vgl. (zu Joh. 18, 28) Lexicon Græco-Latinum in libr. N. T., auctore Carolo Grimm: „palatium, in quo præses aut procurator provinciæ habitabat (Cic. in Verr. II, 5, 12, 30)“.

2) Darüber vgl. namentlich Sepp, Leben Jesu, VI, S. 190 (2. Aufl.).
3) Flav. Jos., b. j. V, 4, 3—4. Vgl. B. 1, S. 63 (62).
4) Bell. jud. V, 5, 8.

er von dessen Felsengrund und hohen Umfassungsmauern gesprochen, fährt er fort: „Nach innen aber hatte die Burg den Umfang und die Anlage einer königlichen Residenz. Sie zerfiel in Wohnräume jeglicher Art und jeglichen Zweckes, Säulenhallen, Bäder, große Höfe für die Truppen, daß sie als Inbegriff alles Nüßlichen und Nothwendigen eine Stadt, nach ihrer kostbaren Pracht eine Königswohnung zu sein schien." Wenn nun die christliche Tradition unser „Prätorium", d. h. die Stätte, wo Jesus zum Osterfeste von Pilatus verurtheilt wurde, in die Burg Antonia verlegt, so muß sie damit dem berührten Ergebnisse geschichtlicher Anhaltspunkte nicht widersprechen. Mochte Pilatus, wie es scheint, gewöhnlich im Palaste des Herodes wohnen; aber wer könnte den Fall in Abrede stellen, daß der Landpfleger ausnahmsweise, ein und das andere Mal sich veranlaßt oder genöthigt sah, nicht im Palaste des Herodes, sondern in der Burg Antonia seine Residenz aufzuschlagen? Und gerade in unserm Jahre, wenn Pilatus zum Paschaseste seine Anwesenheit in Jerusalem angezeigt fand, wenn er etwa einen schlimmen Ausbruch der nationalen Gährung, eine Störung der öffentlichen Ruhe befürchtete, scheint es sehr natürlich, daß wir ihn auf der Burg Antonia seines Amtes waltend treffen. Da liegen die weiten Tempelräume unmittelbar unter seinen Augen, daß kein Vorgang, keine bedenkliche Bewegung ihn überrascht; da befindet er sich in Mitte der Truppen, die nur seiner Befehle harren, und zugleich, für den Fall eines Angriffes, hinter den Mauern einer unbezwinglichen Veste. So läßt sich der Ausnahmsfall, den die kirchliche Tradition mit ihrer Aufstellung in Anspruch nimmt, ungezwungen erklären, und es gilt dann nur mehr, daß sie selbst hinlänglich ehrwürdig, durch entsprechende alte Autoritäten gestüßt erscheine. In der That begegnet uns die älteste Mittheilung über das „Prätorium" des Pilatus, die wir aus der Zeit Konstantins einem frommen Pilger verdanken, mit einem

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