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des

Briefes Pauli an die Kolosser

von

Ghied
D. G. Thomafius,

ord. Professor der Theol. und Universitätsprediger.

Erlangen.

Verlag von Andreas Deichert.

1869.

1882, Julie 29. Walker fund.

CLT 9 1098

(624)

Druck von E. Th. Jacob in Erlangen.

Vorwort.

Was wir gegenwärtig, nach einem nicht ganz richtigen. Sprachgebrauch, als wissenschaftliche und praktische Schriftauslegung zu unterscheiden pflegen, war bei unseren Reformatoren in Eins verflochten. Und gerade darauf beruhte wenigstens zum Theil die große Wirkung ihrer [eregetischen Arbeiten, wie z. B. der Commentare Luthers zur Genesis und zu den Galatern, der Ausführungen Melanchthons zum Römerbrief, der schönen Auslegung des Evangeliums Johannis von Brenz und anderer ähnlicher Leistungen. Ihre theologische Arbeit war überhaupt immer zugleich praktisch, unmittelbar der Erbauung der Gemeinde dienend. Deshalb haben sie so Großes gewirkt. Nun hat allerdings jene Scheidung, die bereits seit Chemniß einzutreten begann, ihr gutes Recht, sie ist geradezu nothwendig zum schärferen eingehenden Schriftverständniß; eine Vermischung beider eher schädlich als förderlich. Aber sollte deshalb der Versuch, mit den wissenschaftlichen Mitteln der Gegenwart etwas Aehnliches zu leisten, wie jene unsere Väter im Glauben, unberechtigt sein? Die kleine Arbeit, die ich hiemit veröffentliche, will eine versuchsweise Antwort auf diese Frage sein.

Sie ist aus Vorlesungen, wie ich sie je zuweilen zu halten pflege, erwachsen, und möchte gerne sowohl Predigern, als andern Gemeindegliedern dienen.

In den einleitenden Grundsägen über praktische Schrift auslegung sind die Normen aufgestellt, denen ich meinen Versuch unterstelle; jene wird man kaum bestreiten, ob dieser gelungen sei, mögen solche Leser entscheiden, welche die Arbeit am Grundtext, die hinter der praktischen Verwerthung liegt, nicht übersehen. Hoffentlich blickt sie nicht zu stark durch die Ausführung hindurch.

Die Methode einer derartigen Schriftauslegung wird sich je nach dem Schriftabschnitt, mit dem sie es zu thun hat, verschieden gestalten, entweder eng an den Text anschließend, oder ihn freier verwerthend. Der Kolosserbrief schien mir Ersteres geradezu zu fordern; dagegen würde schon der Philipperbrief eine etwas freie Behandlungsweise gestatten; jedenfalls aber wird sie sich einer wohlbemessenen Kürze zu befleißigen haben und dem eigenen Mit- und Nachdenken des Lesers nicht zu viel vorweg nehmen dürfen.

Auf S. 16, oben hat sich eine Lücke eingeschlichen, die ich gerne nach der Berichtigung auf S. 190 ergänzt wissen möchte.

Der Verfasser.

Einleitung.

Ueber praktische Schriftauslegung.

1) Der Ausdruck praktisch hat im theologischen Sprachgebrauch seine bestimmte Bedeutung. Er bezeichnet was zur Erbauung der Gemeinde dient. Praktisch ist deshalb eine Schriftauslegung, welche die Erbauung der Gemeinde durch das Schriftwort zum Zweck hat.

Unter Erbauung versteht man häufig eine Erregung des frommen Gefühls, irgend eine, wenn auch noch so unbestimmte Anfassung des Gemüthes durch äußere Eindrücke, insbesondere durch Schrift oder Rede. So nennt man eine Predigt erbaulich, wenn sie die Hörer bewegt oder gerührt hat, ohne den Wahrheitsgehalt einer solchen Predigt oder den wirklichen Werth einer solchen Anregung in Rechnung zu bringen. Ja gerade das Gefühlsmäßige, das Rührende einer solchen Anregung bezeichnet man am liebsten mit diesem Namen. Allein dieß ist eine höchst beschränkte und einseitige Vorstellung und erschöpft lange nicht den biblischen Begriff der oixodoun, wie er in den Stellen Eph. 2, 19-22. 4, 12-19. 1. Cor. 3, 12. 1. Petr. 2, 5 und Apostelg. 20, 32 aufgestellt ist. Denn hiernach ist das zu erbauende

Thomasius, Colosserbrief.

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