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haben der Satz: deus tantum cognoscitur, quantum diligitur sowie seine Umkehrung erst dann ihren guten und rechten Sinn, wenn sie nicht auf das hinter der erkennbaren Welt verborgene Wesen Gottes, sondern auf seine Offenbarungen in der Natur und Menschenwelt bezogen werden. Wie das ernste Forschen des Gelehrten ihm die Gegenstände seines Erkennens lieb und interessant macht, und er auch an dem von Anderen unbeachtet gelassenen und als wertlos verworfenen Gegenständen charakteristische und wertvolle Merkmale findet, so macht die Bildung, welche ihren Wissensstoff von anderen Menschen empfängt, also Erzeugnisse und Wesensäusserungen von Menschen zu Objekten hat, die Menschen selbst lieb und wert und interessant, während der ungebildete Sinn höchstens einer einseitigen Sympathie für diesen oder jeden zu folgen vermag, dagegen der Voraussetzung entbehrt, unter welcher Nächstenliebe und wirksame Förderung des Gemeinwohls allein entspringen können.

Es ist nicht unnütz, auch auf die Gefahr hin, Triviales vorzubringen, darauf aufmerksam zu machen, dass die sogenannten gemeinnützigen Thaten gerade nach der Seite ihres Nutzens sich als von sehr zweifelhaftem Wert erweisen. Handelte es sich bei dem Wohl des Menschen allein um sein leibliches Wohlbefinden, so dürften Wohlthätigkeit, Fürsorge etc. durchweg sittlich empfehlenswert sein. Da aber die Menschheit in einer geistigen Entwickelung begriffen ist, in welcher gerade die Not in allen ihren Arten sich als der wirksamste Sporn des Fortschritts erweist, und da ferner jede besondere Persönlichkeit auch auf eine besondere Art gefördert und angeregt sein will, so ist es unmöglich, ein bestimmtes Recept gemeinnützigen Wirkens als sittlich wertvoll zu empfehlen. Das gewöhnliche Verfahren, wie es die öffentliche Meinung als humane Bestrebung im Interesse des Gemeinwohls preist, erweist sich überall da als ein schablonenmässiges und das Gemeinwohl des Volks schädigendes Werk, wo es nicht von persönlichem Interesse für den Einzelnen und liebevollem Eingehen auf seine besonderen sittlichen Bedürfnisse geleitet ist.

So lange die Menschen an Geschmack und Neigung verschieden sind, wird es niemals dahin kommen, dass bestimmte Thaten aufgeführt werden können, deren äussere, materielle Erfolge auf alle dieselbe heilsame Wirkung auszuüben vermöchten. Damit ist aber das Bestreben eines seichten Utilitarismus, seine humanen Einrichtungen als allgemein notwendige, sittliche Leistungen zur Anerkennung zu bringen, von vornherein gerichtet. Es mag zur Bestätigung wieder an den früheren Satz (cf. Cap. I u. II) erinnert werden, dass nicht eine einzelne geistige Aeusserung des Menschen das Prädikat sittlich verdient, sondern nur

seine gesammte Persönlichkeit.

War dies damals ausgesagt, weil bei einer einzelnen Handlung über das Motiv derselben nicht ausgemacht werden kann, ob es ein sittliches ist, so jetzt, weil die äusseren Folgen, welche durch eine That hervorgerufen werden, in ihrer sittlichen Wirkung auf Menschen unberechenbar sind und oft das Gegenteil des beabsichtigten Resultates herbeiführen. Wird dagegen als nächster Zweck ins Auge gefasst, das eigene Ich durch Aufnahme wertvoller Bildungselemente zu bereichern, so tritt unausbleiblich zugleich die Nebenwirkung ein, dass sittliche Anregung ausgestreut, Gemeinschaft gebildet und dadurch das Gemeinwohl gefördert wird. Damit ist zugleich der Gegensatz der beiden gleichberechtigten sittlichen Forderungen, sowohl seinem persönlichen Selbstzweck zu leben, als auch sein Selbst für Andere dahinzugeben, unter einer höheren Einheit begriffen.

Wird nun zugegeben, dass Persönlichkeitsbildung das höchste Ideal für einen jeden bilden muss, so ist noch eine Anschauung abzuwehren, durch welche der Ertrag unseres Satzes für die Ethik in Frage gestellt werden würde. Innerhalb der sittlichen Entwickelung des Einzelnen darf nicht ein Grenzmaal aufgerichtet werden, bis zu welchem das Subjekt einem objektiven, für Alle identischen Sittengesetz unterstände, und von welchem an die Persönlichkeit sich selbst ihr Gesetz würde.

Paulsen nimmt in seinem System der Ethik als selbstverständlich an, dass auf den niederen Entwickelungsstufen jeder Mensch unbedingt von dem Trieb der Selbsterhaltung und der Förderung des des leiblichen Wohlbefindens, mithin von dem Streben nach Lustgewinn geleitet werde; erst nachdem anfänglich die sittlichen Gebote aus dem Trieb, das Einzelleben wie die Gemeinschaft zu schützen, hervorgegangen sind, kommt es späterhin zu einer Individualisierung des Gewissens. Das Individuum beginnt sich eigene Gedanken über die Dinge zu machen: „Es beginnt sich von dem moralischen Lebensinhalt der Gesammtheit zu lösen, es versucht besondere Wege zu gehen, es bilden sich besondere Lebensanschauungen und besondere Lebensideale 286 f. Paulsen spricht sich für die Möglichkeit aus, dass der objektiven Moralität, wie sie in der Sitte für alle in gleicher Weise gegeben ist, eine subjektive als die höhere gegenübertritt, aber es ist ihm dieser Verlauf der Entwickelung eine Ausnahme. Als allgemeine sittliche Aufgabe, als Ziel und Abschluss des sittlichen Processes in jedem Einzelleben erkennt er die Individualisierung des Gewissens nicht an, ebenso wenig wie er bei der Frage nach der anfänglichen Ausstattung des Menschen zur Sittlichkeit die natürliche Individualität ausdrücklich hervorhebt. Die subjektive Moralität tritt als höhere Stufe zu der natürlichen, unter der Herrschaft der Sitte stehenden Sittlichkeit des

aus."

Kindheitslebens. Nun findet sich aber auf dem Gebiet des organischen Lebens nirgends der Fall, dass zu einer Erscheinung eine andere neu hinzuträte; wo sich dies zu ereignen scheint, sagen wir, dass die Bedingungen dazu von Anfang an in dem Organismus gelegen haben müssen. Damit ist auch die Annahme nahe gelegt, dass, wenn die menschliche Sittlichkeit überhaupt in einzelnen Fällen individuellen Charakter erkennen lässt, die sittliche Bethätigung von Anfang an eine individuelle Färbung tragen muss, wie auch die Beobachtung der Wirklichkeit dies bestätigt. Schon das leibliche Gedeihen der Kinder, die Voraussetzung zur Bildung der geistigen Kräfte, ist nicht von der Gunst der äusseren Verhältnisse allein abhängig, sondern ebenso von dem besonderen Naturell, welches ein jedes von ihnen empfangen hat.

Wenn Tiere nicht mit einem organischen Fehler behaftet sind, so wirken Nahrung, Wärme und die andern, das psychische Leben bedingenden Faktoren auf sie nach bestimmten, gleichmässigen und daher mit annähernder Sicherheit zu berechnenden Gesetzen. Wird einem Tier täglich ein bestimmtes Quantum einer ihm zuträglichen Nahrung gereicht, so wirkt dieselbe auch regelmässig eine bestimmte Gewichtszunahme, ja es kann bei einzelnen Tierarten durch die Art des Futters speciell auf Bildung von Fleisch, Fett, Knochen, Wolle oder Leber hingearbeitet werden. In der Natur des Tieres liegt im Allgemeinen kein Hindernis, welches diesen Versuchen sich entgegenstemmt und die Zuverlässigkeit der Vorausberechnung auf hebt. Dagegen spottet die Kindesnatur von Anfang an den Versuchen, durch ein Gesetz der Ernährung bestimmt berechenbare Resultate leiblicher Bildung zu erzielen. Der Leib steht hier unter der Herrschaft der Seele, welche bereits im frühsten Alter die Züge individueller Besonderheit zeigt und dieselben je länger je mehr hervortreten lässt. Hier findet sich ein schreckhaftes, nervöses Temperament, welches sich bei dem Process der körperlichen Ernährung störend geltend macht und den Schlaf verscheucht; dort ist das Gemüt empfänglich für tiefgehende seelische Eindrücke, das Ohr wird schon in den ersten Lebensjahren gefesselt durch die Macht der Musik, die dann nachwirkend die Seele in Schwingungen versetzt und die leibliche Bildung in bestimmter Weise beeinflusst. Ein weiches, empfängliches Gemüt macht auch den Leib gegen das Wirken zerstörender Kräfte widerstandsunfähig. Der rastlos strebsame Erkenntnistrieb eines anderen Kindes vermag auch bei sorgsamer Ernährung die Leibeskraft aufzureiben, während andererseits die gestählte Energie des Willens auch den kranken Leib wider Erwarten aufrecht und leistungsfähig zu erhalten vermag.

Je nach der Individualität der Anlagen werden auch die Güter, in denen die Aussenwelt sich dem Subjekt darstellt, individuell verschiedene sein. Es lässt sich nicht die allgemeine Formel aufstellen, unter einem Gut verstehe man dasjenige, was zur Erhaltung und gleichmässigen Ausbildung der Lebenskräfte eines Organismus dient; wenigstens ist die aktive Kraft der Seele gegen die Erhaltung des leiblichen Organismus und damit gegen die Voraussetzung ihres eigenen Empfindungslebens oftmals gleichgiltig. Die hervorragenden geistigen Anlagen müssen ihre Bildung ausnahmslos auf Kosten der sogen. normalen, harmonischen Entwickelung des Körpers bestreiten, und der Ruhm, den sie einbringen, muss durch Opfer an Wohlfahrt, Lebenskraft und Lebenslust erkauft werden. Es lässt sich auch nicht das Gesetz aufstellen, dass aus dem Sichhingeben an die im Temperament vorbestimmte Neigung eine Lust erwachse, welche die Unlust der einseitigen oder verkürzten Gesammtbildung an Qualität und Quantität übertreffe. Dem widerspricht der bereits erwähnte Umstand, dass bedeutende Begabung oftmals mit Schwermut gepaart ist, indem sie voraussieht, dass sie sich selbst ein unruhiges Leben und frühen Untergang bereiten wird, dennoch aber nicht sich selbst aufgeben kann, sondern durch ihr eigenes Gesetz vorwärtsgetrieben wird, bis sie ihre Bestimmung erfüllt hat. Angesichts dieses Lebensprocesses, der bei den hervorragenden Geistern als der normale auftritt und den Anlass gegeben hat, in dem Leben eines jeden bedeutenden Mannes einen tragischen Nerv zu suchen, erscheint es als ein vergebliches Bemühen, nachzuweisen, dass die sittlichen Güter in einer annähernd gleichmässigen Art und Weise durch die Aussenwelt, sei es die Natur, sei es die menschliche Gesellschaft, dem einzelnen Subjekt dargeboten würden. Wenn es zum Ergreifen eines sittlichen Gutes kommt, so ist ebenso wie die umgebende Welt, welche ihre Reizungen aussendet, das individuelle Ich thätig gewesen. Es findet sich als aktive Kraft vor, ausgerüstet mit bestimmten Neigungen und Trieben, vermittelst derer es sich mit der Umgebung in Wechselwirkung setzt. Ihm ist das Gesetz vorgeschrieben, der es vorwärts treibenden Kraft zu folgen und seinen geschichtlichen Beruf zu erfüllen. Der Typus, welcher in dem Ich als Keim vorgezeichnet ist, muss seine Ausbildung empfangen, mag auch das leibliche Leben darüber ein frühzeitiges Ende finden, und mag der sittliche Lebensprocess von Lust und Wertempfindungen begleitet sein oder nicht.

Wenn sich beim Einzelleben herausgestellt hat, dass die Auswahl seiner sittlichen Güter ihm von dem unerbittlichen Gesetz seiner Individualität vorgeschrieben wird, so fällt dies noch deutlicher bei Betrachtung der mannigfachen Bildungen des

Völkerlebens in die Augen. Die Güterethik geht von der Voraussetzung aus, dass die Natur, welche dem Subjekt einmal in der Aussenwelt, dann in seinen Neigungen und Instinkten gegeben ist, dahin ziele, ihm das für seine Selbsterhaltung Nötige und Heilsame zu beschaffen. Die Sitten, welche dem Sittlichen seinen Inhalt geben, stellen die zweckmässigsten Verfahrungsweisen dar, das Einzelleben, sowie das Gemeinschaftsleben zu bereichern und vor Verfall zu bewahren. Entspricht diese Definition der Wirklichkeit? Ebensoviele Thatsachen, als man dafür anführen mag, scheinen dagegen zu sprechen. Man kann bei denjenigen Völkern, welche eine hohe Culturstufe erreicht haben und sich der mannigfachen Lebensgüter zu freuen gelernt haben, den obigen Satz gelten lassen. Aber wie trifft er zu bei den von ihrer Höhe heruntergestürzten und verkommenen Völkern, und nun gar bei denjenigen, welche nicht imstande sind, ein gesteigertes Culturleben in Verkehr mit anderen Raçen zu führen, sondern vor dem Anhauch der Civilisation dahin sterben ? Diese Erscheinungen vermag die eudämonistische Ethik, welche Erhaltung und Bildung der organischen Lebenskeime als immanenten Zweck der Natur aufstellt, nicht zu erklären. Was ist die Ursache, dass hochbegabte Völker auf der Höhe ihres geschichtlichen Wirkens in plötzlichem unaufhaltsamen Sinken niedergleiten und von weiterer geschichtlicher Wirksamkeit ausgeschlossen sind? Will der Utilitarismus etwa die Sünde als die Ursache bezeichnen, welche dem fortgesetzten Streben der Natur nach Steigerung des Lebens widerstrebt und es schliesslich auf hebt? Damit würde er seine eigenen Voraussetzungen aufheben, die darin bestehen, dass die Naturgesetze selbst sittlicher Art sind. Die Sünde, und zwar die Sünde als Naturmacht, als Anlage und Volkscharakter würde sich in ihrem Zerstörungswerk stärker erweisen, als die sittlich fördernden, Leben erhaltenden Mächte. Es müsste in der Welt ein Kampf zwischen einem guten und einem bösen Princip constatiert werden, so dass der in die Mitte der streitenden Gegensätze gestellte Mensch auf keiner Station seiner sittlichen Selbstbethätigung sicher sein könnte, eine Förderung der ihm wertvollen Aufgabe und Wünsche zu finden. Vielmehr müsste er jeden Augenblick darauf gefasst sein, dass die zerstörende Macht des Bösen sich als die stärkere erweisen, ihn von der erklommenen Höhe der sittlichen Bildung stürzen und ihm die erworbenen Güter rauben werde. Warum soll, was über viele aufstrebende Völker in der Mitte ihres Weges verhängt wurde, sich nicht auch bei jedem anderen Volk zu einer beliebigen Zeit wiederholen? Fehlt aber die Garantie für eine sittliche Gesammtleitung der Welt, so ist die Voraussetzung für das ethische Streben und die ethische Forschung gleichermassen

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