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auch bei der Vorstellung des Wahrgenommenen wieder, wenn dieselbe in lebendiger Weise in dem Kinde reproduciert wird. Auch die Erwachsenen kennen die Lustempfindung, welche in ihnen durch die Wahrnehmung eines Dinges unmittelbar hervorgerufen wird. Jeder neue ungewohnte Anblick erweckt auch in ihnen die Lust der Bereicherung, ebenso die Wiederkehr der Eindrücke, welche in früheren Zeiten ihnen besonders bemerkenswert gewesen waren. Das Auge des sachverständigen Forschers erfreut sich an jedem Gegenstand, der in seine Interessensfäre hineinfällt, mag er auch an sich unscheinbar und hässlich sein; dadurch dass er in den die Wirklichkeit reproducierenden Vorstellungskreis des Subjekts aufgenommen wird, empfängt er seinen Wert und erregt eine das Vorstellen begleitende Lustempfindung.

Es giebt freilich auch ein teilnahmloses Vorstellen, es mag sogar im Vergleich zu jenem das häufigere sein, aber es kann nicht für das normale gehalten werden, da es sich vorzugsweise dann einstellt, wenn das Erkennen und Vorstellen unter einem fremden Zwange steht: Wenn ein Kind zum Wahrnehmen und Lernen gegen seine augenblickliche Neigung gezwungen wird, kann freilich die Arbeit des Erkennens in ihm nicht von freudiger Stimmung begleitet sein, obwohl der Reiz des Objekts auch unter diesen schwierigen Verhältnissen oft die vorhandene Missstimmung beseitigt und dem Erkennen die ihm gebührende Wertempfindung verleiht. Häufiger ist noch die Erscheinung, dass die Wahrnehmung des einzelnen Gegenstandes ein farbloses Bild im Geiste hinterlässt, welches keinerlei Stimmung oder Interesse zu erwecken imstande ist. Dies ist der Fall bei dem wissenschaftlichen und philosophischen Erkennen der Welt: Alle Einzeldinge besitzen dann für den erkennenden Geist nicht an und für sich in ihrer Besonderheit Interesse, sondern sie dienen nur als Einzelfälle für ein allgemeines Gesetz; es wird absichtlich davon abstrahiert, dass sie Einzeldinge mit besonderen Qualitäten und Formen sind. Wenn wissenschaftliche Arbeit gleich wohl von Lustempfindungen begleitet ist, so verdankt sie dieselben nicht der aus den Objekten in sie übergehenden Fülle von Reizen, vielmehr dem an der Concentration der Gedanken erstarkenden Kraftgefühl des Denkens und der Freudigkeit, welche jedes zweckvolle und erfolgreiche Handeln begleitet. Endlich ist eine jede Wahrnehmung farblos und gleichgiltig, welche sich nicht bemüht, ein genaues Bild des Objekts in sich aufzunehmen, sondern in oberflächlichem Anschaun die charakteristischen Merkmale des Einzeldings übersieht und ihm kein Interesse abzugewinnen vermag.

Es ist in allen diesen Fällen ein interesseloses Wahrnehmen gewesen, welches durch den Inhalt der Wahrnehmung selbst es

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weder zu einem Gefühl der Lust und des Wertes gebracht hat, noch bringen kann. Da ein solches farbloses Wahrnehmen nicht den Antrieb zur Bethätigung in sich trägt, so kann es auch von der Erkenntnistheorie nicht als das normale, wünschenswerte hingestellt werden sondern fällt unter das Gericht des Göthe'schen Wortes:,,Die Geisterwelt ist nicht verschlossen; dein Sinn ist zu, dein Herz ist tot! Auf! bade, Schüler, unverdrossen die ird'sche Brust im Morgenrot." Ist der Akt des Wahrnehmens und Vorstellens nicht in sich selbst ein reizvoller, so bedarf es in der That für den Menschen noch eines besonderen Antriebes, seine Ruhe aufzugeben und sich einer eingehenden Betrachtung seiner Umgebung zu widmen. Ein solcher wird sich dann aber schwerlich ohne äusseren Zwang einstellen. Wer nicht in dem Erkennen der Aussenwelt selbst sein ihn befriedigendes Interesse findet, wird auch nur einen verblassten und verwirrten Eindruck von ihr gewinnen, ungefähr dem gleich, welchen ein Unkundiger, Verständnisloser von einem mehrstündigen Wandern in einer Bildergallerie mit hinausnimmt, so dass der erste Versuch ihn von weiteren abschrecken wird. Wäre das Erkennen nicht auf der ganzen Reihe seiner Thätigkeitsformen in sich selbst reiz- und wertvoll, so würde sich auch nie eine Wissenschaft gebildet haben, welche das Erkennen als Selbstzweck ansieht und sich in demselben befriedigt fühlt. Eine Seele, welche eine innere Veränderung und wäre sie selbst gefahrdrohend für die Fortdauer ihres Daseins, nur mit gleichgiltiger Schärfe der Beobachtung auffassen würde, wäre nicht eine menschliche Seele, ja nicht einmal eine tierische.

Ebenso ist die Behauptung unhaltbar, dass die vorstellende und fühlende Seele ohne das Hinzutreten einer neuen Kraft (der des Wollens) selbst im höchsten Affekt weder Grund noch Befähigung in sich finden würde, zu einem Streben nach Veränderung ihres Zustandes überzugehen. Ein Empfinden ohne Streben giebt es in der Wirklichkeit überhaupt nicht; höchstens in Träumen erleben wir Zustände, in denen wir unter dem Druck einer Schmerz- oder Angstempfindung seufzen ohne daran zu denken, den Versuch zu wagen, uns davon zu befreien. Dagegen halten wir es unter normalen Verhältnissen für so selbstverständlich, dass die Lustempfindung unmittelbar das Streben, sie zu erhalten, die Sichmerzempfindung das Streben, sie aufzuheben und künftig zu ermeiden, aus sich heraussetzen, dass die Pädagogik zur Besvtmmung des Willens sich wesentlich auf Erregung von Lust- und Schmerzempfindungen angewiesen sieht. Somit sind auch Empfindung und Wille so eng miteinander verbunden, dass sie als ein einziges Vermögen behandelt werden müssen.

Wird nun dies auch zugegeben, so tritt doch alsbald eine andere Scheidung mit dem Anspruch auf unbedingte Geltung auf: der Wille wird als der produktive Faktor dem Wahrnehmen als dem receptiven, weil von den Objekten abhängigen, gegenübergestellt. Soll aber diese Scheidung zu Recht bestehen, so ist es die Aufgabe, einen Akt aufzuweisen, in welchem ein Streben allein aus sich, ohne den Reiz, welcher von der Aussenwelt auf das Subjekt eindringt und es zum Erkennen nötigt, zur Thätigkeit zu gelangen vermag. Es ist dieser Versuch, den Willen nur durch sich selbst bestimmt sein zu lassen, allerdings von Kant und seinen Nachfolgern angestellt worden : der vernünftige Wille ist frei von der empirischen Welt und untersteht als autonome Causalität nicht der Bestimmung durch die Reihen der Erfahrung. Indessen da wir die Einwendungen gegen das Vorhandensein einer autonomen, unbedingten Willenskraft bereits früher hervorgehoben haben, so genügt es hier, der Behauptung die gegenteilige entgegenzusetzen und jener den Nachweis zuzuschieben, dass eine unbedingte Causalität im Willen als wirklich gegeben sei. Denn solange jene Hypothese nicht unwiderleglich an der Wirklichkeit aufgewiesen und bewährt ist, bleibt es das der allgemeinen Erfahrung Entsprechende, wenn angenommen wird, dass jegliches Streben des Menschen veranlasst wird durch äussere Reize, welche gleicherweise auf die Empfindung wie auf die Erkenntnis einwirken. Stellt sich aber der Gegenstand der Wahrnehmung dem Empfinden als wertvoll dar, so ist damit bereits der Begehrungstrieb geweckt, und ein Streben oder ein Willensakt hervorgebracht.

Die Hypothese, dass gewisse Objekte ein reines Wohlgefallen erwecken, ohne das Interesse des Besitzes zu erregen, würde, ihre sachliche Richtigkeit vorausgesetzt, unserm Satz nicht widersprechen. Sie sagt nur aus, dass es sich angesichts gewisser ästhetischer Objekte nicht um das Streben handelt, sie in Privatbesitz zu bringen, weil von solchem Besitztitel der Genuss und Wert des Eindrucks nicht abhängt, wie dies bei andern Gütern der Fall ist. Die Wertempfindung löst gleichwohl eine Willensregung aus, nämlich die verursachte Lust dauernd zu geniessen und zu dem Zweck den Reiz immer wieder auf das Subjekt wirken zu lassen. In der Regel wird sich dies bewerkstelligen lassen, ohne dass der Gegenstand des Wohlgefallens rechtlich in Besitz genommen wird. Die Schönheiten des Himmels und der Erde stehen jedem zu Gebot ohne das Interesse des Besitzes zu erwecken; auch Kunstwerke, welche in öffentlichen Sammlungen ausgestellt und dem Liebhaber jederzeit zugänglich sind, werden von ihm mit neidloser Freude angeschaut werden. Bietet sich aber die Möglichkeit, sie gleichwohl in Privatbesitz zu bekommen,

und giebt es vollends kein anderes Mittel, ungestört dieselben geniessen zu können, so ist auch unmittelbar mit der Empfindung des Wertes der Wunsch, sie zu erwerben, zum Leben

erwacht.

Es hat sich demnach herausgestellt, dass in der Natur der vernünftigen menschlichen Anlage kein Anlass liegt, irgend eine Scheidung zwischen sinnlichen und geistigen Anlagen, oder eine Einteilung der letzteren in 2 oder 3 selbstständig und unabhängig von einander wirkende Funktionen vorzunehmen. Aus sich selbst vermag der Mensch keine vernünftige Aeusserung zu producieren, dieselbe hängt ab von einem äussern Reiz, welcher die Sinnesorgane berührt, zunächst in eine Wahrnehmung umgesetzt wird und gleichzeitig Empfindungen des Wertes und Unwertes sowie Willensregungen veranlasst. Dass diese Vorgänge nicht durch ein mechanisches Wirken der Aussenwelt vollzogen werden, sondern nur unter Mitwirkung der vernünftigen sinnlichgeistigen Anlage zustande kommen, braucht hier nur angedeutet zu werden, da es an späterer Stelle eingehend behandelt werden wird.

Es ist zum Schluss noch einem Einwand zu begegnen, welcher dem Leser sich längst aufgedrängt haben wird: Wenn Empfinden, Wollen und Erkennen nicht gesonderten Kräften ihr Dasein verdanken, sondern aus der Erregung der vernünftigen Natur durch die Aussenwelt gemeinsam zur Thätigkeit gebracht werden, wie ist es zu erklären, dass sich gleichwohl in Wirklichkeit die einzelnen Funktionen für sich handelnd und wirkend vorfinden, ohne dass ein gleichzeitiges Sichregen der Andern wahrnehmbar ist? Deutet dies nicht mit Notwendigkeit darauf hin, dass ein jedes dieser Vermögen aus einer gesonderten Wurzel hervorwächst? Aber die thatsächlich richtige Bemerkung, dass Empfinden, Wollen, Wahrnehmen gesondert für sich vorkommen, beweist nicht, dass sie auch gesondert zum Leben geweckt sind. Es muss noch einmal hervorgehoben werden, dass auch Empfindung wie Wollen nur durch einen Gegenstand der Aussenwelt hervorgerufen werden, welcher sich zunächst an das Wahrnehmungsvermögen wendet. Der Eindruck, den er auf Empfinden und Wollen hervorbringt, ist abhängig von der Genauigkeit und Schärfe, mit welcher die Wahrnehmung stattgefunden hat. Wenn auf die scheinbar entgegenstehende Thatsache verwiesen wird, dass häufig der flüchtige Eindruck unbekannter und ungenau wahrgenommener Gegenstände die tiefsten Gefühlserregungen und die heftigsten Bestrebungen zur Folge habe, wie es bei den Erscheinungen der Furcht und des Schreckens der Fall sei, so darf aus diesen abnormen Zuständen des Geistes nicht eine allgemeine Regel gewonnen werden. Gegenstandslose Erregungen des Ge

fühls nennen wir Einbildungen, die des Willens fixe Ideen und suchen sie auf die Weise zu bekämpfen, dass wir auffordern, die Wirklichkeit des betr. Objektes klar und scharf aufzufassen, da dann Furcht und Schrecken sich in nichts auflösen.

Wenn nun eine einzelne normale Erregung der menschlichen Vernunftthätigkeit diese dreifache Aeusserung aufweist, so ist es bei der Hast, mit welcher zahllose Reize auf uns einstürmen, und dem Gedränge der Erregungen, welches sie hinterlassen, nicht das Gewöhnliche, dass jede Wahrnehmung auch voll im Gefühl ausklingt und ein bestimmtes Streben auslöst. Es kann auch eine Verstümmelung des Eindrucks eintreten, so dass entweder nur die Wahrnehmung festgehalten wird, oder aber von dem Inhalt derselben abgesehn und das Interesse nur der Gefühlserregung zugewendet, oder endlich die Wahrnehmung nur um der bestimmten Willensbewegung willen erstrebt wird. Unter solchen Umständen treten die nicht beachteten Reaktionen der Seele im Bewusstsein zurück, so dass der Anschein entsteht, als sei die Erregung überhaupt nur nach einer Seite eingetreten. Da die discursive Art unseres bewussten Handelns uns im Allgemeinen verbietet, nach mehr als einer Richtung hin unsere Aufmerksamkeit zu richten, so ist es das Gewöhnliche, dass wir jeden uns treffenden Reiz der Aussenwelt nur nach einer Richtung hin in bewusste Thätigkeit umsetzen, als Wahrnehmung, Empfindung oder Streben je nach unserer Individualität, der Situation, in der wir uns befinden, oder den praktischen Zwecken, welche wir verfolgen. So sehen wir um der Zusammenfassung des Wissens willen bei den Einzelwahrnehmungen von den Besonderheiten des Inhalts und damit auch von dem besonderen Wert derselben für unser Gefühl ab. Da wir sie mit anderen unter gemeinsame Regeln befassen wollen, interessieren sie uns nur um deswillen, was sie mit anderen gleich haben. Das Wahrnehmen und seine Fortsetzung, das Denken werden daher allmählig zu einem farblosen Thun; die Einzeldinge werden wie tote Ziffern behandelt, wie Einzelfälle, welche zur Füllung des leeren Rahmens eines Gesetzes dienen; es wird vergessen, dass sie auch imstande sind, die Empfindungen des Wertes und die Kraft des Triebes in der Seele zu erwecken.

Wenn auch die Isolierung der Thätigkeit des Wahrnehmens am häufigsten eintritt, aus dem naheliegenden Grunde, weil Wahrnehmen die erste und allen weiteren als Voraussetzung dienende Funktion ist, so findet sich doch auch der Zustand, dass die Empfindung der Lust oder Unlust das Uebergewicht bekommt, und neben ihr das sorgfältige Erkennen wie das Streben des Willens verkümmern. Da Lust und Unlustempfindung unter normalen Verhältnissen von der Genauigkeit der Wahrnehmung

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