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abhängig ist, so muss sie auch ihren Inhalt durch das dem Bewusstsein nahetretende Objekt empfangen. Wenn die Lust sich über die Willkür des individuellen Beliebens zu erheben sucht, findet sie objektive Regeln über das, was wertvoll ist und daher auch den Anspruch erheben darf, allgemein als solches anerkannt zu werden. Daher erwarten wir auch bei einem ästhetisch geschulten Gefühl, dass es ein sicheres Urteil über den Empfindungswert einer jeden Wahrnehmung fällen werde. Nun vermag sich aber auch die Empfindung von der Wahrnehmung zu emancipieren und einen bestimmten Inhalt ohne Rücksicht auf die Reize der Aussenwelt dauernd festzuhalten, ja denselben in die Dinge willkürlich hineinzutragen und so deren Wirksamkeit auf uns zu entstellen. Werden wir von diesen Stimmungen oder Vorurteilen beherrscht, so sehen wir sie überall in die wirkliche Welt hinein, was nur dadurch möglich ist, dass wir die eigentümliche Stimmung der Objekte, die wir bei allseitiger, sorgfältiger Wahrnehmung und ruhiger Hingabe an dieselben an uns merken würden, willkürlich übersehen. Neben Optimismus und Pessimismus, den elementaren Haupterscheinungen eines von der Gefolgschaft der Wahrnehmung emancipierten Gefühlslebens, giebt es noch die verschiedensten Spielarten einer selbstständigen, scheinbar unabhängigen autonomen Gefühlsäusserung. Ch. Kingsley schildert in seinem Roman: „two years ago" einen Dichter, welcher auf der Jagd nach aufregenden Eindrücken begriffen, welche ihn zu dichterischer Produktion begeistern sollen, einem Schiffbruch, der zahllosen Menschen das Leben kostet, mit höchster Befriedigung zuschaut und beim Anblick des Todeskampfes sowie beim Vernehmen der Verzweiflungsschreie nur ein ästhetisches Wohlbehagen empfindet über die Grossartigkeit der Situation und eine selbstsüchtige Freude im Gedanken an die glänzende Schilderung, welche er zu liefern imstande sein wird.

Anfänglich sind alle diese Stimmungen und Neigungen, welche die Herrschaft im Menschen behaupten, durch die Wirkung äusserer Reize zum Leben erweckt: die Freude, die Trauer und auch die Bewunderung des Grossartigen und Aussergewöhnlichen. Der individuellen Anlage gemäss sind sie besonders gern festgehalten und durch solche Reizungen, welche die Seele nach dieser ihrer Lieblingsrichtung hin in Bewegung setzten, aufgefrischt worden, bis die Wirkung eingetreten ist, dass die Seele für die mannigfachen anderen Reize unempfänglich geworden der genauen Wahrnehmung der Objekte nach dieser Hinsicht sich entzieht und auf alle in derselben voreingenommenen Art reagiert.

Es hat den Anschein, als sei eine spontane, unwandelbare

Kraft der Empfindung in ihr vorhanden, während dieselbe bei näherem Zusehen sich als eine einseitig festgehaltene und übermässig grossgefütterte Reaktion auf einen äusseren Reiz darstellt, und man verlangen muss, dass durch treue Hingabe an die objektive Welt der Wahrnehmung die richtige Wertschätzung der objektiven Dinge wieder angeeignet werde. Während hier die selbstständige Wirksamkeit des Gefühls hauptsächlich nach der Seite seiner Verbildung gezeichnet ist, braucht kaum besonders hervorgehoben zu werden, dass es auch zu den höchsten Aufgaben gehört, einen bestimmten Gefühlsinhalt der Freude, der Andacht, der Dankbarkeit, der Energie, der Liebe etc. auch nach dem Aufhören des bewirkenden Reizes ja entgegengesetzten Reizungen zum Trotz festzuhalten, wenn er nur aus anderen Gründen als sittlich wertvoll erkannt ist. Bei dem engen Zusammenhang zwischen Wertempfindung und Streben ist es endlich auch unnötig, bei diesem letzteren nachzuweisen, dass es nur durch ein Objekt der Aussenwelt, welches sich ihm als Gut darstellt, seinen Inhalt, Anstoss und Ziel erhalten kann, dass aber die einmal erregten Willensbewegungen und vorgestellten Ziele auch nach dem Aufhören des Reizes, ja trotz entgegenwirkender Objekte festgehalten zu werden vermögen. Hieraus bilden sich Grundsätze, welche scheinbar abgesehn von lockenden Gütern aus spontanem Trieb den Willen bestimmen. Doch tritt auch hier die Erscheinung ein, dass die Grundsätze, wenn sie nicht fort und fort durch lebendige Berührung mit der Wirklichkeit, d. h. durch genaue Wahrnehmung der gegebenen Objekte und Situationen sich verjüngen, die freudige Kraft für das Subjekt sowie die überzeugende Wirkung auf andere verlieren und immer mehr den Charakter unfruchtbarer, sedimentärer Ablagerungen erhalten. Lässt sich so das thatsächliche, besondere Wirken einer einzelnen Geistesfunktion wohl begreifen, so ist aus der Untersuchung doch zugleich klar geworden, dass der normale Gang der menschlichen Entwickelung darin besteht, dass alle drei aus der Einwirkung der äusseren Welt als ihrer einheitlichen Wurzel hervorgehen und auch im Fall ihres selbstständigen Einzelfunktionierens nie die Rückbeziehung auf die wirkliche Welt zu ihrer eigenen Controle und Wahrheit verlieren.

den

In dem Vorhergehenden ist die Sfäre, in welcher sich der Process des Sittlichen allein bewegen kann und muss, im Allgemeinen beschrieben als die Wechselwirkung, welche zwischen der ungeteilten, vernünftig-sinnlichen Anlage des Menschen und der ihn umgebenden Welt stattfindet. Wie Lotze das physische Leben des menschlichen Körpers mit einem Strudel verglichen hat, den ein besonders gestaltetes Hindernis im Flussbett eines

Stroms erzeugt, (Micr. I 154: „Der allgemeine Naturlauf ist dieser Strom, der organische Körper das Hindernis, an dem er sich bricht, und dessen eigentümliche Gestalt den gleichförmigen und gradlinigen Andrang der Gewässer in die wunderbaren Windungen und Kreuzungen des Wirbels verwandelt") so kann dasselbe Bild auch auf das geistige Leben angewendet werden. Die individuelle menschliche Anlage, das Ich ist der feste Punkt, der sich der Flut aller Eindrücke der Aussenwelt entgegenstemmt und sie an sich zerschellen lässt. Das erkennende, fühlende und wollende Ich steht wie ein Baum inmitten der an dasselbe herandrängenden Reizungen. Der Flut nicht nachgebend, die sich an ihm teilt, streckt er seine Wurzeln immer tiefer in den von dem fruchtbaren Nass erweichten Boden und nimmt aus demselben die ihm geeignete Nahrung, durch welche er wächst und erstarkt, so dass er immer unbewegter dem drängenden Strom Widerstand zu leisten vermag. Je reicher und mannigfaltiger der Nahrungsstoff ist, welchen das Ich sich zu assimilieren vermag, desto kräftiger wächst auch sein vernünftiges Leben, und desto mehr wird es von dem Bewusstsein des Reichtums und Wertes des Lebens erfüllt sein. Das sittliche Interesse wird daher bei der Frage nach dem Organ des Sittlichen darauf gerichtet sein müssen, die Grenzen desselben so weit zu stecken, dass keine Funktion der sinnlich-geistigen Anlage des Individuums, welche demselben durch Wechselwirkung mit der Aussenwelt Bereicherung und Ausbildung zu schaffen vermag, aus der Sfäre des Sittlichen ausgeschlossen wird.

Gesetzes- und Güterethik.

Mit dem in der Einleitung hervorgehobenen Axiom, dass die menschliche Vernunft nicht einen eigenen Inhalt in sich besitze, sondern denselben durch Wechselwirkung mit der Aussenwelt empfange, ist bereits Stellung genommen in dem Streit, welchen die 2 Hauptrichtungen der ethischen Disciplin in der Gegenwart mit einander ausfechten. Es ist dies der Gegensatz von intuitiver oder formalistischer und von eudämonistischer, utilitarischer oder teleologischer Ethik. Auch der Streit zwischen Gesetzes- und Güterethik läuft auf denselben Gegensatz hinaus.

Die erstere Richtung sieht in den Prädikaten Gut und Böse bestimmte Qualitäten der Handlungen, welche unmittelbar als gut und böse empfunden werden und an keiner anderen Norm

messbar sind, die letztere leitet den Unterschied ab von den Wirkungen, welche von einer Handlung ausgehen und nennt diejenigen gut, von welcher ihrer Natur nach gute Wirkungen auszugehen pflegen sowie umgekehrt. So sagt Paulsen (System der Ethik 173): „Die ständige Eigenschaft gut wird von einem Menschen gelten können, welcher alle diejenigen Eigenschaften in sich vereinigt, worauf die Lösung aller Lebensaufgaben eines Menschen, soweit sie von seinem Willen abhängt, beruht". Da das Sittliche aus der allmäligen gegenseitigen Durchdringung des Geistes und der Natur erwächst, so ist damit bereits ausgeschlossen, eine bestimmte Qualität des Geistes abgesehn von ihrer Beziehung auf die Welt als den Ort des ethisch Guten anzunehmen. Das Wort: „Nichts ist gut, als ein guter Wille" gilt nur von demjenigen Willen, der auf bestimmte Güter gerichtet ist, welche ihm durch Vermittlung der Aussenwelt vorgehalten werden. Da ferner die Wirklichkeit uns überhaupt nur ein Ineinander von Geist und Natur darbietet, so sind die Begriffe reiner Geist und reine Natur Abstraktionen, welche zum Zweck der Untersuchung und Verständigung als Grenzbegriffe geprägt sind, ohne dass ihnen etwas Wirkliches entspricht; noch viel weniger darf daher angenommen werden, dass der eine oder der andere eine ursprünglichere und höhere Form des Daseins bezeichne.

Gäbe es eine reine, absolute Sittlichkeit, deren Gebote apriori der Vernunft eingeschrieben wären, so müsste man verlangen, dass ihr Inhalt durchsichtig sei, und jedem mit Vernunft ausgerüsteten Menschen auch eine völlige Erkenntnis dessen, was recht und gut ist, zu Gebot stehe, sowie dass bei Allen völlige Uebereinstimmung über den Inhalt des Sittlichen vorhanden sei. Wollte man letzteres ablehnen, so käme man zu der Consequenz, dass es im Gebiet des Absoluten eine Verschiedenheit des sittlich guten giebt, indem der Eine diese, der Andere jene absolute Norm für sein Handeln anerkennt, womit jede gesetzliche Regel über das Sittliche aufgehoben und jede Verständigung ausgeschlossen wäre. Nun widerstreitet aber schon die alltägliche Erfahrung der Behauptung, dass über den Inhalt der Pflicht allgemeine Sicherheit und Uebereinstimmung herrsche; die Entscheidung, was im einzelnen Falle das Rechte sei, muss in der Regel in ernsten Erwägungen erworben werden. Ja es wird sich nicht einmal die Voraussetzung der intuitiven Ethik aufrecht erhalten lassen, dass jedes moralische Subjekt in derselben Situation auf dieselbe Weise pflichtmässig handeln müsse. Da sich die Pflicht nach der Leistungsfähigkeit des handelnden Subjektes richtet, und eine Aufgabe, zu deren Lösung schlechthin die Anlagen und Kräfte fehlen, weder von demselben verlangt

wird, noch wenn es geschähe, von ihm anerkannt werden würde, so wird das besondere Pflichtgebot für jede Situation auch immer nur für eine einzelne, mit bestimmten Anlagen ausgerüstete Persönlichkeit Giltigkeit besitzen. Wenn den Ethikern jener Richtung unwillkürlich eine Normalperson vor Augen schwebt, für welche sie ihre Forderungen fixieren, (der Mensch als moralisches Wesen, oder wie man sie sonst bezeichnen möge) so ist doch dagegen zu erinnern, dass die Ethik für Menschen mit Fleisch und Blut, wie sie in der Wirklichkeit sind, geschrieben wird, und dass sie nur dann darauf rechnen darf, Einfluss über ihre Entschliessungen zu gewinnen, wenn sie die wirklichen Anlagen, Stimmungen und Willenskräfte desselben ins Auge fasst.

Durch die Spinoza-Kant'sche Philosophie ist in die Ethik die Anschauung eingeführt worden, als ob das moralische Subjekt ein bei allen Menschen identischer Faktor sei. Das sittliche Organ wurde mit der Kraft des vernünftigen spekulativen Denkens identificiert, welches alle einzelnen empirischen Erscheinungen als zufällig, vergänglich und wertlos anschaut und über sie hinweg zur Anschauung des Absoluten, Ewigen aufsteigt. Da in demselben Masse, in welchem die Welt der Erscheinungen als sittlich wertlos vernachlässigt wurde, das Streben aller nach Sittlichkeit Trachtenden auf transcendentale Erkenntnis gerichtet sein musste, so konnte es geschehen, dass die intellektuelle, resp. spekulative Ausstattung des Menschen als die specifische sittliche Kraft und Anlage betrachtet wurde. Da diese ferner keine qualitative Besonderheiten in den einzelnen Subjekten aufweist, sondern höchstens dem Einen in quantitativ stärkerem Grade gegeben ist, als dem Anderen, und da die Resultate der speculativen Arbeit immer annähernd denselben Inhalt, die Idee des Absoluten herausstellen, so konnte diese sittliche Anlage als eine bei allen gesund veranlagten Individuen wesentlich gleichartige ausgegeben werden. Die Spinoza-Kant'sche Philosophie verlangt nach ihren Consequenzen von jedem denkenden Menschen, dass er zu der Erkenntnis des Absoluten, sei es dem amor intellectualis Dei, sei es zum Glauben an die Postulate der praktischen Vernunft und ihr Correlat, die vernünftige Idee der moralischen Gemeinschaft der Menschen, in derselben Weise gelange, wie jene Forscher selbst.

Unter der Herrschaft der speculativen Philosophie ist das Bewusstsein geschwunden, dass der Wert eines Dinges, resp. einer Person, nicht in dem zu suchen ist, worin es mit Anderen übereinstimmt, sondern in dem, worin es von ihnen abweicht. Wie jede Schönheit Besonderheit ist, so gilt das Gleiche auch von dem moralischen Wert. Wenn wir von der vollendeten sittlichen Persönlichkeit ein eigenartiges, originales Gepräge er

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