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der Reformationstheologie liegt nicht nur das berechtigte und damals notwendige „Zurück", sondern auch ein selbsttätiges,,Formieren". Sie waren auch dadurch Reformatoren, daß sie die Lage ihrer Zeit klar erfaßten. Erfassen wir diejenige unserer Zeit nicht, so sind wir in Gefahr, den Standort der Reformatoren preiszugeben.

Von einer positiven modernen Theologie war die Rede. Eine nicht positive steht ihr zur Seite, und diese ist die ältere, die sich schon seit längerer Zeit mit Selbstbewußtsein als die moderne bezeichnet. Wenn man auf den spezifisch-theologischen Standpunkt sieht, so beruht die Differenz zwischen beiden erstens in dem Maß und in der Art (dem Grad) der religiösen Überzeugung und zweitens in der wissenschaftlichen Methode, die in der wissenschaftlichen Bearbeitung jener Überzeugung eingeschlagen wird. Daß von diesen beiden unterschiedlich vorhandenen Faktoren die Verschiedenartigkeit oder der Grad der Überzeugungen den Anlaß zur Differenzierung gibt, unterliegt keinem Zweifel und braucht nicht eingehend dargetan zu werden. Wäre bloß das Maß der Überzeugung (oder die Summe der Überzeugungen) verschieden, so würde daraus noch nicht notwendig eine Verschiedenheit der wissenschaftlichen (speziell dogmatischen) Methode folgen. Nun aber ist auch die Art oder der Grad der Überzeugung je und je eine andere. Wenn die Art des Überzeugtseins eine verschiedene ist, so folgt daraus allerdings für die wissenschaftliche Behandlung eine Differenz in der theologischen Methode. Und nun sind es tatsächlich vor allem die Methoden, die Arten der wissenschaftlichen Behandlung, in denen die Verschiedenheit wissenschaftlich zum Ausdruck kommt und durch die der Streit genährt wird.

Das Maß der Überzeugung ist different, indem die christliche Weltanschauung bei den einen sich schneller begrenzt als bei den andern. Bei den einen gehören übernatürliche Erzeugung und Auferstehung Jesu, seine Wundertaten und seine allmächtige Gottheit sowie sein Versöhnungstod zu den die christliche Weltanschauung ausmachenden Faktoren; bei den anderen sind diese Züge ausgeschieden, bei einigen unentschiedenen Geistern werden sie in der Schwebe gelassen und für irrelevant erklärt. Nicht um der Tradition willen werden jene Glieder der christlichen Weltanschauung von den Positiven festgehalten. Freilich sie wären in der Vorstellung nicht vorhanden, gäbe es keine Tradition; das aber heißt ja nur, daß unser Glaube, unsere ganze christliche Weltanschauung historisch bedingt ist wie das Christentum überhaupt, und dieser Charakter historischer Bedingtheit wird hüben wie drüben offen anerkannt. Aber das wollen wir jetzt betonen: nicht weil der alte,,Glaubens"bestand auf jeden Fall unangetastet bleiben soll, sind den Positiven jene Stücke bleibend wertvolle Glieder der christlichen Glaubensanschauung. Das Festhalten an ihnen bedeutet auch nicht bloß, sie als mögliche Fakta konstatieren oder sagen, daß ihr Geschehen nicht an sich unmöglich sei. Sondern deshalb, weil sie notwendige Bindeglieder an unserer christlich bestimmten Weltanschauung sind, die nicht geschlossen ist, wenn jene Faktoren fehlen, deshalb werden sie als Kleinodien gehütet. Und das wird verständlich durch den zweiten Punkt.

Denn es ist eben der Grad unserer religiösen Überzeugung, die Art ihrer Fundamentierung im Zusammenhang unseres religiösen Bewußtseins, welche jene Stücke als Bedingungen ihrer selbst kennt und ohne sie im Glaubensbewußtsein nicht vorhanden

wäre. So wenig sich für unsere Vorstellung Gott mit der Natur und mit dem äußeren Gang der Dinge vermischen läßt, so sicher vermögen wir ihn doch anderseits zu begreifen, wenn er als der in der irdischen Wirklichkeit zum Zweck unserer Leitung in die Wahrheit und das Leben waltende Herr sich kund gibt. D. h. unsere Überzeugung erwächst an der Wahrnehmung und Aneignung der göttlichen Offenbarung, und nur wenn die Offenbarung das Wirkliche offenbar macht und nicht,,Geheimnis" bleiben läßt, wonach unsere Seele dürstet, ist unserer religiösen Überzeugung Quellborn erschlossen. Der Grad und die Art unserer Überzeugung sind so beschaffen, daß der Inhalt der Überzeugung nicht mit dem beliebten Ausdruck,,Geheimnis" zutreffend beschrieben werden kann. Im Begriff der Offenbarung liegt, daß das Geheimnisvolle enthüllt ist. Daß wir damit nicht vermeinen in Gottes Rat zu sitzen, ist selbstverständlich. Wohl aber behaupten wir ganz entschieden, daß unsere christliche Weltanschauung in der Offenbarung,,Jesus Christus" eine feste Grundlage unter den Füßen hat, auf der wir mit felsenfester Gewißheit uns einrichten dürfen. Wir kommen hierauf im vierten Teil noch einmal zurück. Für jetzt handelt es sich darum, das Verhältnis, das die so fundamentierte, positive Theologie zur Moderne gewinnen soll, sowie dasjenige, welches sie bereits gefunden hat, zu beleuchten.

In der Moderne sind Richtungen und Strebungen vorhanden, die von der Theologie positiv verwertet werden können, die das Sehnen nach der christlichen Wahrheit, nach der im Christentum dargebotenen Erhebung über die Welt, Versöhnung und Erlösung ebenso bekunden wie einst vor zwei Jahrtausenden bestimmte Geistesrichtungen in der griechisch-römischen Kultur

welt. Dieselben sind natürlich, weil in einer nicht pointierten christlichen Weltanschauung entstanden, den entsprechenden christlichen Wahrheiten keineswegs äquivalent. Aber sie zeigen uns Stimmungen und Züge in der Moderne, an welche das theologische Verständnis sehr leicht anknüpfen kann: mit großem Unterschied freilich. Eine Wendung zur Mystik, ein Sichemporraffen ins Transzendente bedeutet in einer vom Naturalismus beherrschten Menschheit schon einen achtbaren Ruck in die Religion hinein; doch sind derartige Wendungen gegen positive (historisch begründete) Religion in der Regel mißtrauisch und der christlichen. oft nicht näher als manche anderen. Das generelle Schuld- und Sündenbewußtsein ist gewiß weit vom christlichen Sündenbewußtsein entfernt, aber es disponiert für das verständnisvolle Entgegenkommen gegen eine ethische Erlösungsreligion. Optimismus und Pessimismus verhalten sich gleicherweise sowohl ab- wie zuneigend. Auf die Bedeutung dieser Züge hat Grützmacher hingewiesen. 1)

Das alles aber sind vereinzelte Motive oder spezielle Ausläufer der Grundzüge, nicht aber diese selber. Andere solcher Einzelmotive stehen dem Christentum direkt entgegen. Zu ihnen die rechte Stellung zu gewinnen, ist weit schwieriger. Aber auch wenn man die Motive ersterer Art zur praktischen Erwägung herbeizieht, zeigt sich, daß sie nicht gleichmäßig zu behandeln sind. Da gibt es wohl hier und da ein kleines Blättchen, das sich mit Zusätzen vollständiger beschreiben läßt, aber dabei muß man noch viel mehr korrigieren. und durchstreichen, sonst findet der Geist des Christentums trotz aller schon vorhandenen Analogie keinen Platz.

1) R. H. Grützmacher, a. a. O., S. 77 f.

Und welche bunte Fülle von einzelnen Motiven ist es überhaupt, seien sie nun vorwiegend positiv oder vorwiegend negativ zum Christentum gestellt! Man sehe doch nur die mannigfache Reihe von Gewährsmännern an, die Albert Kalthoff in seiner,,Religion der Modernen" (1905) für seine, gewiß nicht gerade als moderne christliche Theologie zu deutende, Weltanschauung zu Helfershelfern nimmt, um durch jene ,,Predigten" die religiösen und ethischen Motive neuer Menschen zu erschöpfen. Größen sind es, die, mit wenigen Ausnahmen, eine christliche Theologie weit mehr zum energischen Widerstande als zum Aufpfropfen des echten Reises ermuntern. Ich sage: mit Ausnahme. Es begegnen da und werden eingehend gewürdigt: Lessing, Schiller und Goethe, Sallet, Heyse, Hebbel, Dehmel, Rich. Wagner und Jul. Hart, Zola, Tolstoi, Ibsen, Novalis, Maeterlinck, Nietzsche. Hier würde es erst heißen, die Grundzüge herausschälen. Wie die Dinge liegen, so sind ja diese Individuen mit ihren individuellen Auffassungen nicht einzelne Stimmen, sondern in tausenden von Köpfen rumoren sie gleichzeitig und sind geschäftig, ein widerliches Hexengebräu herzustellen. Was da gekocht wird, kann natürlich keine Wissenschaft verdauen.

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Aber es kann auch gar nicht die Aufgabe der Theologie sein, auf solche Stimmen einzeln oder im Zusammenhang Rücksicht zu nehmen. Die meisten von ihnen werden ja nur ein paar Tage gehört und verklingen dann ohne Resonanz. Die meisten repräsentieren vielmehr Mode als Moderne. Aufgabe der Theologie (als Wissenschaft) kann nur sein, die rechte Stellung zu den großen Trieben und Zügen der Moderne zu gewinnen. Will sie eine moderne Theologie sein, so wird sie ein bejahendes Verhältnis zu

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