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matorischen Standpunktes". Und doch wird gerade von solchen, die den Rückgang auf die Reformatoren empfehlen, oft genug der Rückgang auf die reformatorischen Bekenntnisschriften als widerwärtiger Zwang beurteilt und eine Theologie, die auch in diesen Schriften ihren Standort findet, für voreingenommen erklärt. Was bei einigen der Fall sein mag, daß sie sich nämlich an den Wortlaut und den Gesamtumfang der Einzelauffassungen der konfessionellen Theologie binden, das wird auf alle übertragen. Doch wieviele mag es derer heute noch geben? Wieviele sind noch unter uns, die z. B. die Differenzen innerhalb der kirchlichen Konfessionsschriften selbst nicht sehen wollen und mit ihnen harmonistisches Spiel treiben? Kommen diese Leute denn überhaupt für eine prinzipielle theologische Erörterung in Betracht? In Wahrheit aber darf die Einnahme des konfessionellen Standpunktes für die wissenschaftliche Arbeit nichts anderes besagen als was oben deutlich ausgesprochen wurde, dies nämlich, daß man sich zu dem in den Konfessionsschriften ausgeprägten, im lebendigen Heilsglauben entstandenen Verständnis des Christentums bekennt. Nicht nur die oft von einander abweichenden, ja einander widersprechenden Aussagen in jenen Schriften sind der Anlaß zur Ablehnung wörtlicher oder satzungsmäßiger Aneignung und zur Einsetzung neuen wissenschaftlichen Denkens, sondern auch und vor allem die in den Schriften enthaltenen Ergebnisse zeitgenössischer Fachtheologie (auf der ja jene Differenzen zum größten Teile beruhen) bedeuten für uns geradezu die Nötigung zu neuer eigener theologischer Arbeit. Jegliches Beugen unter alte dogmatische Formulierungen ist ausge schlossen; nur wenn die freie, in modernem Sinn betriebene Untersuchung zu ihnen zurückführt, haben sie

einen selbständigen Ort in der fortschreitenden Wissenschaft. (Vgl. Abschnitt III, 1.)

Nehmen wir das Wort,,positiv" in dem hiermit umschriebenen Sinne, so ist es eine objektive Bezeichnung und nicht Parteiname. Es bezeichnet eine wissenschaftliche Richtung, die sich durch eine bestimmte Voraussetzung und durch ein mit jener gegebenes bestimmtes Auffassen und Denken charakterisiert, wie das bei jeder wissenschaftlichen Richtung der Fall ist. Die,,Voraussetzung", ohne die ja keine theologische Arbeit betrieben werden kann, ist nicht aus der Luft gegriffen oder aus blindem Glauben entsprungen, sondern sie erweist sich uns sowohl in unserem religiösen Erleben als auch in der Übereinstimmung mit der notwendigen Eigenart unserer durch den Geist des Christentums bestimmten Weltanschauung und mit der Denkrichtung, in welche die Forschungsergebnisse uns weisen. Bei anderen Richtungen entstehen die Voraussetzungen in ähnlicher Weise; Weltanschauung und Auffassung vom menschlichen Erkennen und Denken sind die bildenden Hauptfaktoren. Welchen Namen auch andere Richtungen für sich in Anspruch nehmen mögen ich will hier nicht vorgreifen - jedenfalls tragen sie das Bewußtsein in sich, daß bei den Grundlinien des wissenschaftlichen Arbeitens eine bestimmte Voraussetzung der Arbeit unmittelbar liegt; nirgend leugnet man, daß feste, mit der Denkrichtung in Einklang befindliche Voraussetzungen gelten, die eine gemeinsame Basis der wissenschaftlichen Einzelarbeit abgeben.

Hätte Herrmann auch Seebergs Ausführungen zu Rate gezogen, denen ein klarer Begriff von positiver Theologie zum Grunde liegt, so würde er gesehen haben, daß auch von diesem der Begriff positiver Beth, Die Moderne.

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Theologie in einem jeglicher ,,Parteitreiberei" fremden, rein sachlichen Sinne gemeint und interpretiert ist. ,,Man kann“, sagt Seeberg,,,die Methoden einer Zeit innerlich völlig beherrschen, man kann ihre Probleme als notwendig empfinden und anerkennen, und doch zu ganz anderen Fragstellungen und Antworten kommen, als die landläufigen es sind. Wir glauben etwa an Christi Gottheit in ihrem spezifischen und altertümlichen Sinn, nicht weil uns das vorgeschrieben ist, sondern weil gerade unsere modern methodische Geschichtsbetrachtung und religiös-psychologische Analyse uns zu diesem Resultat führt. Wir denken modern, und wir kommen zu positiven Resultaten, und diese werden auf diesem Wege auch dem modernen Menschen wieder verständlich.") Nach dem Voraufgeschickten glaube ich nicht mehr auf Widerspruch zu stoßen, wenn ich sage, positive Theologie bedeute diejenige, welche in ihren Forschungen zu dem Resultate kommt, und von ihm nicht abgebracht werden kann, daß das Christentum die durch die wunderbare Offenbarung Gottes in Jesus Christus gestiftete, darum alle religiöse Wahrheit bietende und die zur rechten Welt- und Lebensanschauung erforderlichen Prinzipien mit sich bringende Religion ist und zwar, weil Jesus Christus der göttliche Logos in Fleischesgestalt war und,,lebet und regieret in Ewigkeit". Alle einzelnen Sätze, zu denen diese Theologie gelangt, stehen unter diesem übergreifenden Resultat. Und die Auffassung vom christlichen Glauben und Leben, die sich hieraus ergibt, findet die positive Theologie bei den Reformatoren und in den Bekenntnisschriften unserer Kirche.

Das ist nun auch der Standpunkt der ,,Theologie

1) Seeberg, Die Kirche Deutschlands, S. 308 f.

des alten Glaubens", und es möchte scheinen, als liege kein Bedenken vor, die neue Theologie auch so zu benennen. Ein sachliches Bedenken kann ich auch nicht finden. In der Tat macht der Inaugurator der modernen Theologie des alten Glaubens ganz dieselbe Voraussetzung für diese und stellt sich auf denselben Standpunkt. Freilich ist bei der zwischen Th. Kaftan und Grützmacher geführten Kontroverse eine so starke Differenz in der Methode hervorgetreten, daß beide Theologien nicht wohl ganz miteinander werden laufen können; und wenn dann doch beide den Lauf sollten beginnen wollen, so müßte um der Abweichung willen auch die Scheidung der Namen nach der ihnen von den Urhebern gegebenen Bezeichnung gesichert werden.')

Allein ich kann auch ein andres Bedenken gegen die Kaftansche Formulierung nicht wohl unterdrücken. In dieselbe kann etwas hineingedeutet werden, das zwar bei Kaftan selbst nicht vorliegt, aber aus einem ziemlich häufigen Mißverständnis eingelegt werden könnte. Der,,alte Glaube" ist von ihm durchaus in dem Verstande einer mit der alten christlichen Grundüber.

zeugung zusammentreffenden Überzeugung gemeint, die aus dem Erleben der Offenbarung entsteht. Aber dem Ausdruck,,alter Glaube" haftet immerhin der Beigeschmack eines stofflich fixierten und in Satzungen formulierten Glaubensinhaltes an. Mag man nun auch betonen, daß es mehr auf den Glauben im psychologischen Sinne, auf den Glauben als Gemütsaffektion und Ergriffensein ankomme, so ist doch dies allein nicht gemeint und kann nicht gemeint sein, da ja

1) Daß die Differenzen so erheblich sind, wird sowohl im dritten Abschnitt dieses Buches kurz zur Sprache kommen als auch im vierten Abschnitt in der prinzipiellen Erörterung beleuchtet werden.

diese Verhaltungsweise des Gemüts an sich nicht in der Art einer Änderung unterliegt, daß von altem und neuem Glauben auf Grund derselben geredet werden könnte. Daß das Wesen des Glaubens ein andres geworden, wird ja niemand behaupten wollen. Wenn zwischen altem und neuem Glauben unterschieden wird, so kommt es immer irgendwie auf eine Unterscheidung der,,Stoffe" des Glaubens oder der Summe der Beziehungspunkte des Glaubenslebens hinaus. Wir wollen gewiß um so weniger das Vorhandensein einer derartigen Differenz in Abrede stellen, als wir selbst vorhin auf sie appliziert haben. Aber bei Kaftans Titulierung seines Programmes kann sehr wohl der falsche Schein entstehen, als ginge man bei der Aufrichtung einer,,modernen Theologie des alten Glaubens" darauf aus, eine bestimmte Summe von Glaubenspunkten und Glaubenssätzen zum Maßstab des Erlaubten bei der Bildung einer modernen Theologie zu machen. Das aber kann niemand heute ernstlich befürworten. Um dies irrtümliche Verständnis von der Forderung der modernen Theologie auf jeden Fall auszuschließen, dürfte sich empfehlen, für den Namen der „modernen positiven Theologie" mit Nachdruck einzutreten.

Im übrigen aber sei betont, daß uns auf das Festhalten an diesem Ausdruck wenig ankommt. Vielleicht können die beiden Begriffe (modern und positiv) durch andere ersetzt werden, die sich mehr eines allgemeinen Beifalls erfreuen und noch deutlicher sagen, was die Absicht ist. Vor der Hand jedoch sind uns beide Begriffe als gegebene und gut bestimmte in erster Linie zur Verwendung dargeboten.

Bei der Erfüllung der Forderung einer modernen positiven Theologie ist zu beachten, daß der Zusammenhang mit der Geschichte der Theologie nicht zerrissen

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