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Grützmacher dies gegen die nach seiner Meinung von Kaftan ausgeworfene Kluft zwischen beiden rundweg in Abrede stellt.') Theologie ist die wissenschaftliche Arbeit am Verständnis des Christentums, und sie leistet ihre Aufgabe nur unter Rücksichtnahme auf die in ihrer eigenen Entwicklung erkennbare historische Kontinuität, d. h. nur dann, wenn sie sich an die alte theologische Arbeit anschließt und auch die Glaubens- und Erkenntnis-Motive des alten Dogmas zur Untersuchung stellt. Sie erreicht jedoch ihr Ziel nur dann, wenn sie dem lebendigen, persönlich gewordenen Glauben das freie Wort gestattet. Und auch modern vermag sie nur zu sein, wenn sie eben dies beides tut; vor allem wird sie die rechte Weise, das alte Dogma in unsre Zeit herüberzunehmen, nur finden, wenn sie die Motive, welche in der alten Formulierung zum Ausdrucke gekommen sind, mit den Mitteln persönlich-lebendiger Glaubensüberzeugung und in der Denkform unserer Zeit ausprägt. Denn es waren eben schon in der altkirchlichen Theologie jene beiden Arten von Motiven wirksam, die Motive des Glaubens und diejenigen des Erkennens.

1) a. a. O., Sp. 1046 und 1047.

IV.

Die Prinzipien der modernen Theologie.

1. Dogma und Weltbild, christliche Offenbarung und heilige Schrift.

Im voraufgegangenen Teil habe nicht nur ein ausführliches Referat über die Auffassung der modernen positiven theologischen Aufgabe seitens der Vorkämpfer gegeben, sondern auch meine Stellung zu derselben teils zustimmend, teils abweichend so deutlich erkennen lassen, daß es nicht mehr nötig erscheint, eine Gesamtbeurteilung folgen zu lassen. In großen Zügen ist das, was ich will, gesagt, und nur darin sehe ich jetzt noch meine Aufgabe, in diesem letzten Teil die wichtigsten Probleme, welche die moderne positive Theologie zunächst in Angriff zu nehmen hat, klar zu legen.

Doch sehe ich Veranlassung, mit einer kurzen Erwägung auf die Notwendigkeit einer modernen positiven Theologie zurückzukommen. Es hat nicht an Stimmen gefehlt, die unserer Forderung völlig verständnislos gegenüberstehen. Am weitesten ist wohl im Nichtsehen und Nichtverstehen Dunkmann ge gangen, der von allen uns bedrängenden Problemen und Nöten so gut wie nichts zu spüren scheint.') —

1) Dunkmann, Moderne Theologie alten Glaubens. Vortrag, gehalten auf der Berliner Pastoralkonferenz 1906.

Beth, Die Moderne.

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Wenn Th. Kaftan ausspricht, daß selbstverständlich auch in der neuen Theologie wie in der alten die wesentlichen Stücke der subjektiven Heilsverwirklichung ,,Buße, Bekehrung, Erneuerung" sind, so setzt Dunkmann die Frage entgegen,,,wie denn die alte Theologie angesichts dieser wesentlichen Gleichheit Schuld haben kann an der gegenwärtigen Not der Kirche ?") Von der modernen positiven Theologie urteilt er, sie,,fordert nichts, als was die Theologen von jeher getan haben, nämlich zeitgemäß zu sein".) Das wird auch ausgedrückt:,,Unbewußt sind zweifellos von jeher alle Theologen zeitgemäß denkende Männer gewesen.")

so

Diese Behauptung ist einfach eine historische Unrichtigkeit, und es ist sehr bedauerlich, daß sie der Berliner Pastoralkonferenz vorgetragen wurde. Das sollte doch jeder ehrlich urteilende Theologe unumwunden gestehen, daß es an,,zeitgemäßem Denken" gar zu oft bei Theologen gefehlt hat. Bei ihnen mehr als anderswo; denn sie sind darüber wurde oben (S. 99 ff.) ausführlich gesprochen einer besonderen Gefahr ausgesetzt, in alten Denkgewohnheiten zu bleiben. Daß schon die altprotestantischen Theologen nicht „,zeitgemäß dachten", sondern ,,von der antiken Weltanschauung abhängig blieben, weil sie nicht zugleich mit der neuen Auffassung vom Christentum eine neue Auffassung von der Welt besaßen", und daß selbst auf die Theologen der Reformationsjahre dies Urteil Anwendung findet, darüber möge Dunkmann sich z. B. aus Carl Stanges Schrift über,,Das Dogma und

1) a. a. O., S. 9.

1) a. a. O., S. 10; der Sperrdruck von mir.

9) a. a. O., S. 21.

seine Beurteilung in der neueren Dogmengeschichte") unterrichten, der ich die eben angeführten Worte entnommen habe.

Ebenso staunenerregend ist das völlige Mißverständnis der modernen positiven theologischen Aufgabe wie auch der Aufgabe der modernen Theologie des alten Glaubens, das darin sich zeigt, wenn als Folgeerscheinung von der Durchführung beider angegeben wird, das Moderne trete,,in Gleichberechtigung, mindestens in Rivalität mit den konstitutiven christlichen Ideen". 2) Als ob es sich auch nur im mindesten um Ideen oder um Auswahl unter einzelnen Ideen handelte und nicht vielmehr um Methode der wissenschaftlichen Betrachtung und Erkenntnis! Aber das eben müssen wir so schmerzlich beklagen, daß immer wieder einige in die wissenschaftliche Arbeit eingreifen und andere Arbeit zu kritisieren belieben, die bei ihrer atomistischen Grundanschauung über den Glaubensinhalt den Sinn für die wissenschaftliche Methode einbüßen. Seebergs und Kaftans Programmentwürfe haben wir ziemlich genau kennen gelernt; aus ihnen geht hervor, daß bei ihrer Durchführung nicht im entferntesten an eine Vermischung von christlichen und modernen Ideen gedacht werden kann, sondern um etwas ungleich Höheres und Wichtigeres, um die Änderung der wissenschaftlichen Arbeitsmethode, wie solche von einem Theologen, der der modernen Menschheit dienen will, gefordert werden muß, ja eigentlich für ihn sich von selbst versteht. Aber freilich, mit Seeberg hat sich Dunkmann augenscheinlich nur sehr nebenbei beschäftigt, so daß ihm der Überblick

1) Berlin 1898, S. 50 ff.

") Dunkmann, a. a. O., S. 21.

Wenn Th. Kaftan ausspricht, daß selbstverständlich auch in der neuen Theologie wie in der alten die wesentlichen Stücke der subjektiven Heilsverwirklichung „Buße, Bekehrung, Erneuerung“ sind, so setzt Dunkmann die Frage entgegen,,,wie denn die alte Theologie angesichts dieser wesentlichen Gleichheit Schuld haben kann an der gegenwärtigen Not der Kirche?") Von der modernen positiven Theologie urteilt er, sie,,fordert nichts, als was die Theologen von jeher getan haben, nämlich zeitgemäß zu sein".) Das wird auch SO ausgedrückt: Unbewußt sind zweifellos von jeher alle Theologen zeitgemäß denkende Männer gewesen."3)

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Diese Behauptung ist einfach eine historische Unrichtigkeit, und es ist sehr bedauerlich, daß sie der Berliner Pastoralkonferenz vorgetragen wurde. Das sollte doch jeder ehrlich urteilende Theologe unumwunden gestehen, daß es an,,zeitgemäßem Denken" gar zu oft bei Theologen gefehlt hat. Bei ihnen mehr als anderswo; denn sie sind darüber wurde oben (S. 99 ff.) ausführlich gesprochen einer besonderen Gefahr ausgesetzt, in alten Denkgewohnheiten zu bleiben. Daß schon die altprotestantischen Theologen nicht,,zeitgemäß dachten", sondern von der antiken Weltanschauung abhängig blieben, weil sie nicht zugleich mit der neuen Auffassung vom Christentum eine neue Auffassung von der Welt besaßen", und daß selbst auf die Theologen der Reformationsjahre dies Urteil Anwendung findet, darüber möge Dunkmann sich z. B. aus Carl Stanges Schrift über „Das Dogma und

1) a. a. O., S. 9.

2) a. a. O., S. 10; der Sperrdruck von mir.

9) a. a. O., S. 21.

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