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Fug geltend machen, daß das Gesamtobjekt der Theologie doch immer die eine unveränderte christliche Wahrheit sein muß, und daß der christliche Wahrheitsbesitz demzufolge als ein abgeschlossener zu achten ist. Die christliche Wahrheit ist eine in sich geschlossene, bestimmte und auch bekannte Größe. Nur in einem mit bestimmter Einschränkung versehenen Sinne ist es Aufgabe der Theologie, diese Wahrheit zu „,ermitteln“; insofern nämlich ist das ihre Aufgabe, als sie immerfort um die klare Erkenntnis der historischen Bedingungen und Umstände, unter denen die christliche Offenbarung sich realisiert hat, sich bemüht und durch das Studium der urchristlichen Quellen selbst ein stets deutlicher werdendes Bild vom Einzelnen der Empfindung und Motive christlicher Gott-Welt-Erfassung herzustellen und das Einst zur Gegenwart zu gestalten sucht. Aber anderseits wird auch immer daran zu erinnern sein, daß man einer Religion eine etwas komische Stellung zuweisen würde, wenn man die Meinung pflegte, die Erkenntnis ihres Inhaltes überhaupt, so wie dieselbe für die Praxis brauchbar sei, müsse erst durch die fortgehende wissenschaftliche Arbeit verschafft werden. Die Anerkennung davon muß immer mehr durchdringen, daß die christliche Wahrheit auch als bekannte Größe der Theologie gegeben ist und daß die Theologie in diesem Sinne eine positive Wissenschaft ist, die einen gegebenen und allgemein bekannten Stoff bearbeitet. Allein wo diese Wahrheit in einem Dogma formuliert ist, da ist sie nicht in ewig unveränderlicher Form vorhanden, sondern da ist die Geisteslage der Entstehungszeit des Dogmas in der Formulierung zu großer Bedeutung gelangt. Auch die alte hellenische Dogmenbildung wollte die Wahrheit des Evangeliums in die Einheit des damaligen Geisteslebens aufnehmen.

Die Quelle eines Dogmas ist die göttliche Offenbarung, wie sie in der heiligen Schrift dargeboten ist. Das Christentum ist eine,,Buchreligion" geworden und hat als solche im Gang seiner Auswirkung innerhalb der Menschheit auf dieses Buch fort und fort zurückgewiesen. Es ist und bleibt die Grundlage für alle theologische Arbeit, speziell für alle Arbeit am Dogma. Denn das muß fest stehen und sollte eigentlich unter Theologen gar keinen Widerspruch erfahren, daß nicht eine beliebige religiöse Erkenntnis den Stoff für die theologische Begriffsbildung liefern oder gar erfinden. kann, sondern allein die christliche religiöse Erkenntnis, welche an der göttlichen Offenbarung anhebt resp. an der über diese urkundliches Zeugnis ablegenden Schrift

beide aber, Offenbarung und Schrift, verstanden als in uns lebendige Größen. Denn mit diesem Zusatze geben wir ein weiteres notwendiges Charakteristikum einer,,Buchreligion" an: eine solche schwebt in doppelt großer Erstarrungsgefahr, und um dieser Gefahr fortwährend und rechtzeitig vorzubeugen, muß für lebendige wirkungskräftige Gegenwart (adessentia actuosa) der historischen Offenbarung in den einzelnen gläubigen Individuen unausgesetzt Sorge getragen werden. Also die mit religiöser Erkenntnis aufgefaßte und angeeignete heilige Schrift ist die Quelle für Dogmenbildung. Wie weit das innerliche Verständnis der Schrift bei den Leuten gebildet war, denen wir die alten Dogmen verdanken, das vermögen wir nicht zu kontrollieren. Verlangen müssen wir aber für den Fortschritt theologischer Arbeit, daß die Dogmen wie die dogmatischen Sätze aus innerster Überzeugung hervorgehen und daß die alten Dogmen wenn das eben möglich ist Einklang mit der christlich-religiösen Erkenntnis, die ihrerseits mit dem übrigen Geistesleben zur Einheit

in

verbunden wird, aufgefaßt und dargeboten werden. Kurz, wir verlangen, daß Dogma (sei es altes oder neues) und lebendiger tiefer Glaube mit einander verbunden sind und daß im Dogma, das gelten soll, der echte lebenswarme Glaube erschaubar ist. Daher leiten wir das Recht, die alten Dogmen dort, wo sie etwa solchen lebenswarmen Glauben vermissen lassen und wo mit ihnen wegen Widerspruchs mit dem Weltbild und mit der fest gegründeten einheitlichen Gott- und Weltauffassung die sichere Überzeugtheit nicht ver bunden werden kann, einer neuen Formulierung zu unterziehen.

Bezüglich unserer Stellung zur heiligen Schrift heißt das aber, daß nur dann Theologie fruchtbar arbeitet, wenn die Bibel nicht als äußere Größe uns gegenübersteht, sondern im religiösen Erkenntnisprozeß innerlich angeeignet ist. Nur in diesem Falle kann aus ihr christlicher Glaube entstehen, und folglich auch nur in diesem Falle weiterhin Glaubenssätze, Dogmen von Lebenswert. Christlicher Glaube wird nicht gemacht und kann nicht forciert werden, er entspringt im religiösen Menschen unwiderstehlich, indem Christus, aus der Offenbarung erkannt, eine ihm über alles wichtige Person, die ihn niederzwingende und beherrschende Autorität wird. Und in diesem Sinne, aber auch nur in diesem Sinn ist christlicher Glaube echter,,Autoritäts-Glaube", d. h. also, christlicher Glaube ist das unmittelbare Erleben Christi als absoluter Autorität, die durch nichts erschüttert werden kann, sondern als absolute unanfechtbare Macht über dem Empfinden, Wollen und Denken des menschlichen Subjektes steht.

Die Frage ist aber weiter: auf welche Weise, wodurch wird Christus die Autorität eines Menschen?

Die alte dogmatische Antwort lautet kurz:,,durch den heiligen Geist", und sie steht in Einklang mit der Auffassung, die in der heiligen Schrift durchgängig bezeugt ist und auch in prägnanter Form vom Apostel ausgesprochen ist: niemand kann Jesum Herr nennen, es sei denn im heiligen Geist, 1. Kor. 12, 3. Und niemand wird doch dem Apostel zutrauen, daß er bereits die von heutigen Theologen gern der positiven Theologie als solcher aufgebürdete schiefe verstandesmäßige Dogmensucht geübt habe. Was Paulus schreibt, ist tief empfunden, und auch wir können so empfinden. Wir können aber auch dies,,im heiligen Geist" zu analysieren versuchen und das objektive und subjektive Moment, die darin liegen, neben einander stellen. Der heilige Geist wirkt ja in uns durch das Mittel der menschlichen Psyche. Letztere ist für uns subjektiv, der Geist objektiv, und sein Wirken auf das Zustandekommen des christlichen Glaubens hin ist nur möglich auf Grund der in Jesus, in seinem Leben und Sterben und Auferstehen, geschehenen Tatoffenbarung. Indem auch diese objektive Instanz in zum subjektiven Lebensmoment wird, treibt der heilige Geist sein Werk. Das alte Dogma meint nichts anderes, wenn es sagt, des Geistes Wirken ist gebunden an das Wort.

Leider scheiden sich bei dieser Analyse, beim Verständnis des beigezogenen apostolischen Wortes, die Auffassungen scharf. Es scheint, daß, sobald auf das Ineinander des Subjektiven und Objektiven und voliends auf die Begrenzung des Objektiven näher eingegangen wird. eine wirkliche Einigkeit nicht mehr zu erzielen ist. Wenigstens muß ich, soll ich die Momente nennen, weiche die Autorität Jesu Christi in mir selbst stabilieren. Faktoren der im Neuen Testament verkündeten gotthicnen Heilsveranstaltungen als die funda

mentalen anführen, die nicht allgemein dahin gerechnet werden. Es sind aber diejenigen Faktoren, welche in der apostolischen Verkündigung als die grundlegenden Offenbarungstatsachen ins Zentrum der gesamten Glaubenserkenntnis gestellt sind und welche zu allen Zeiten im Mittelpunkt des theologischen Interesses gestanden haben. Es sind dieselben Momente, auf welche sich letztlich jede vollkommene Gewißheit darüber zurückschreibt, daß Jesus wirklich der von Gott uns geschenkte Offenbarer ist. Diese Fakta sind der Kreuzestod und die Auferstehung Jesu, beides zugleich die spezifischen Merkmale des Christentums, die es aus der großen Menge der Religionen in ganz eigentümlicher Weise herausheben.

Ehe ich zur Würdigung dieser beiden Ereignisse der Offenbarung schreite, ist es an diesem Orte nötig, um der prinzipiellen Wichtigkeit dieser Frage willen die gegenteilige Position zu beleuchten. Man hat sich vielfach gewöhnt, gerade die sogenannten,,Heilstatsachen" zurückzustellen, einesteils weil sich unter ihnen solche befinden, deren wirklicher Hergang von der Sachkritik angezweifelt wird, andernteils weil man glaubt, dem Interesse der geistigen Offenbarung innerhalb der geistigsten Religion durch solche Zurücksetzung von äußerlichen Geschehnissen voll Rechnung zu tragen.

Nun ist die Forderung eines klaren Begriffes von geistiger Offenbarung durchaus berechtigt und gegenüber allem zu großen Wertlegen auf äußere Begebenheiten als Offenbarungsakte im Interesse des Geistes des Christentums zu betonen. Die höchsten Wahrheiten werden nicht durch ,,Fleisch und Blut" offenbart, nicht durch Menschen und überhaupt durch sinnenfällige Vorgänge, sondern durch,,Jesu Vater im Himmel"

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