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der Geschichte als eine geschichtliche wirkliche Macht auch an uns sich bezeugt, und weil wir in derartiger Bezeugung der heiligen Schrift die Bestätigungsquelle des eignen Erlebens finden, deshalb und insoweit erkennen wir Gottes Wort in der Bibel.

2. Religiöses und theologisches Erkennen. Kants Bedeutung für die theologische Methode.

Das kann man nun als etwas durchaus Modernes im theologischen Betriebe angeben, daß man sich genötigt sieht, über diese eben erwähnte als äußerst wichtig erkannte Geistesfunktion, das religiöse Erkennen, sich Klarheit zu schaffen. Es ist diese Nötigung der theologischen Besinnung in erster Linie augenscheinlich durch den Personalismus veranlaßt. Liegt auf dem innerlich empfundenen persönlichen Glauben der Nachdruck, so ergibt sich für die theologische Arbeit die Aufgabe, die allgemeine Funktion, welche die Glaubenswahrheiten dem persönlichen Bewußtsein übermittelt, ins Auge zu fassen.

Über das religiöse Erkennen und weiterhin über das Verhältnis von Glaube und Theologie ist zwischen Grützmacher und Th. Kaftan bei den Verhandlungen über die moderne Theologie ein lebhafter Streit geführt worden;1) das Thema ist dann noch einmal im Sinn der modernen positiven Theologie von Glüer aufgenommen), dem ich, wenn auch nicht durchweg, so doch in den meisten Ausschlag gebenden Punkten beistimmen kann. Grützmacher führte die Ausein

1) Allgem. evang.-luth. Kirchenzeitung 1905, Nr. 44, 46, 472) Ebendort 1906, Nr. 11-13.

andersetzung mit Kaftan schließlich darauf hinaus, daß der Unterschied zwischen ihnen beiden erkenntnistheoretischer Art sei; in der Tat ist, wie schon früher von uns angedeutet wurde, ein solcher Unterschied vorhanden. Jedoch wie beide Theologen ihre Standpunkte darlegen, so finde ich wohl bei jedem von beiden Richtiges, bin aber nicht in der Lage, mich mit einem von beiden zu identifizieren.

Grützmacher hat den harten Satz gesprochen, daß eine Unterscheidung von Glauben und Theologie unmöglich sei, weil in der schlichtesten Glaubensaussage des Christen schon Theologie enthalten sei. In einem Atemzuge fast sagt er einmal, daß es kein Bekenntnis gebe,,,das nicht dogmatische Sätze im strengsten Sinne des Wortes in sich schlösse" was ja ohne Zweifel richtig ist, sofern nicht nur jedes individuelle Bekenntnis frommer Erregung mitgemeint ist, und zum andern, daß es,,kein Evangelium ohne bestimmte Theologie" gibt - was offenbar eine höchst bedenkliche und mit dem anderen Satz gar nicht auf eine Linie zu setzende Behauptung ist. Was für verschiedene Größen sind doch Bekenntnis und Evangelium! Im zweiten Satz liegt eine Verwechslung von Glaube und Theologie vor, durch welche seiner Position die Hauptstütze entzogen wird, und das ist der Hauptgrund, weshalb die Art, wie er die Forderung der modernen positiven Theologie geltend macht, heftigen Widerspruch erfahren mußte. Wenn wir eine moderne positive Theologie wollen, so sind wir von dem Bewußtsein geleitet, daß wir eine neue Theologie schaffen müssen und können, ohne daß der Glaube dadurch in seinem Bestand und Inhalt geändert wird, und dies ist die notwendige Voraussetzung für die Möglichkeit einer modernen positiven Theologie. Bei

Grützmacher stellt sich aber infolge seiner Behauptung, daß Glaube und Theologie aufs engste zusammenhängen, die ganze Position anders. Denn die Konsequenz seiner Behauptung ist, daß er beim Entwurf einer neuen Theologie zugleich einen neuen Glauben fertigen muß, daß er auch den Glauben zu einer wechselnden Größe machen muß. Offenbar ist das nicht seine Absicht; dann aber, wenn er die Konsequenz scheut, wird er auch seine These über das Verhältnis von Glaube und Theologie wesentlich anders gestalten müssen.

Th. Kaftan hingegen wirft zwischen Theologie oder Gotterkennen und Welterkennen eine breite und tiefe Kluft auf, indem er die scharfe Scheidung zwischen praktischem und theoretischem Erkennen, wie sie in der Ritschlschen Schule üblich ist und zur Bestimmung der theologischen Aufgabe verwertet wird, als das wirksamste Heilmittel gegen die alte Theologie angewendet wissen will und infolgedessen in der Theologie nur praktisch bedingte Erkenntnis in Tätigkeit setzen will. So richtig der Ausgangspunkt ist, von dem diese Auffassung gewonnen wird, nämlich die strenge Scheidung zwischen religiösem und theoretischem Erkennen, Kaftans Meinung bezeichnet doch auch einen Irrweg. Wie Grützmacher Glaubensaussagen und theologische Sätze verwechselt, so verwechselt Kaftan religiöses und theologisches Erkennen und isoliert in höchst bedenklicher Weise das Glaubensleben, wie im folgenden deutlich zu machen ist. Die Folge dieses Verfahrens ist, daß die Theologie, vom theoretischen Erkennen emanzipiert, einerseits ihres wissenschaftlichen Ansehens verlustig geht doch das ist etwas mehr Äußerliches, anderseits, was schwerer wiegt, ihre Anschauungen unter Ausschluß der Öffentlichkeit, in

den Kemenaten ihrer wohlummauerten Zwingburg fabriziert, wo freilich die Glaubenssätze sehr schön nach einer festen Idee von Lebenserfahrung und Lebenspraxis eingerichtet werden können, während sie eben dadurch den Anspruch auf objektive Gültigkeit und wissenschaftlich begründete Wahrheit preisgeben.

Was die theologischen Kreise anlangt, die bei dieser Kontroverse beteiligt werden, so ist der Kreis, dem Kaftan sich zugesellt, schon bezeichnet. Der Kreis, dem Grützmacher sich einrechnet, läßt sich weniger scharf abgrenzen, doch ist er im wesentlichen der, welcher die altkirchliche Linie theologischen Denkens einhält, sofern er Dogma und Theologie möglichst ineinander rückt, nur daß eben Grützmacher eine neue Theologie an die Stelle der alten setzen will auf Grund neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse. Hingegen weiß ich mich mit Glüer auf dem Boden der Anschauung, die von Seeberg, Frank und auch Kähler vertreten wird. Um nicht durch Heranziehung weiterer literarischer Details den Umfang der Erörterung zu überladen, füge ich nur, an früher Besprochenes erinnernd, über die Position Seebergs an, daß er zwischen Glaube und Theologie strikte unterscheidet, die Selbstständigkeit religiösen Erkennens betont, eine streng ausgebildete Erkenntnistheorie und ,,die wissenschaftliche Begründung der Realität einer jenseitigen metaphysischen Welt" fordert.

Die Klarlegung dieser Streitfrage ist von weit. gehender Bedeutung. Es handelt sich um nicht weniger als um das wissenschaftliche Ansehen der Theologie resp. darum, ob die in Aussicht genommene neue Theologie in zulänglicherer Weise als andere Theologie eine wirklich wissenschaftliche Begründung ihrer Thesen zu unternehmen und sich dadurch im Bereich

der modernen Wissenschaften ihre Stellung zu sichern vermag. Gelingt ihr das nicht, so steht es wahrscheinlich auch um ihre Modernität nicht sonderlich günstig. Kann sie ihre Aufgabe nicht so formulieren, daß sie durch deren Lösung ihrem Gegenstande gerecht wird und zu wissenschaftlichem Ansehen verhilft, so wird sie sich dem Vorwurf aussetzen, daß sie unnütz sei.

Das religiöse Erkennen nimmt einen besonderen Rang unter den Arten menschlichen Erkennens ein. Über sein Wesen klar werden heißt, die Entstehung des Glaubens im Subjekt verstehen lernen, soweit eine psychologische Analyse desselben möglich ist.

Dem religiösen Menschen drängt sich eine unmittelbare Gewißheit auf. Diese kommt durch eine Reihe mannigfacher Beeinflussungen zustande, die wir ,,erfahren“. Wir empfangen Eindrücke, die eine Veränderung in unserm Denken, Fühlen und Wollen hervorrufen, ja die unsere gesamte Anschauungsweise umwandeln. Dies kann man von jeder religiösen Erkenntnis behaupten, bei den Genossen anderer Religionen so gut wie bei den Christen. Die ,,Erfahrungen", welche hiebei maßgebend sind, können von der Welt unsrer sinnlichen Erfahrung gebildet sein, sie entstammen im Christentum vorzüglich der geschichtlichen Sphäre dieser Welt, demjenigen geschichtlichen Leben, in welchem die christliche Gottesoffenbarung wirklich geworden ist. Diese spezifisch christlich-religiösen Erfahrungen gelangen an den Einzelnen auf sehr verschiedene Weise; der Weg geschichtlicher Überlieferung muß aber immer dabei gegangen werden, ob nun die evangelische Geschichte selbst oder die bestimmte Auffassung vom Geist des Christentums innerhalb einer Konfessionskirche oder irgend welche sonst vorhan

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