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wahrheiten der christlichen Religion") zum voraus in der kurzen Behandlung einiger dogmatischer Punkte dargestellt, was ihm in seiner positiv modernen Forderung vorwiegend wichtig ist.

Wie sehr Seeberg mit seinem Plane dem Suchen und Drängen der modernen Christenheit entsprochen, das zeigt der Umstand, daß gleichzeitig mit ihm im Jahre 1903 und unabhängig von ihm Theodor Kaftan die im allgemeinen ähnlich lautende Forderung einer ,,modernen Theologie des alten Glaubens" ausgegeben hat in seiner Schrift,,Vier Kapitel von der Landeskirche, den Freunden der Kirche zur Erwägung dargeboten".) Dem hier ausgesprochenen Gedanken hat derselbe Theologe eine ausführliche Begründung und greifbare Gestalt verliehen in der Schrift,,Moderne Theologie des alten Glaubens, zeit- und ewigkeitsgemäße Betrachtungen" (Schleswig 1905).3) Diese übereinstimmende Erkenntnis der Bedürfnisse, denen die positive Stellungnahme zum christlichen Glauben in der theologischen Arbeit unserer Zeit Rechnung zu tragen hat, die zu ähnlichen Ergebnissen gelangende Prüfung der rückständigen und der vorwärts treibenden Momente in der gegenwärtigen Theologie darf uns mit großer Beruhigung erfüllen. Ist doch, nachdem der Mangel bisheriger Arbeit klar erkannt und in der anzuwendenden Methode eine weitgehende Übereinstimmung zu konstatieren ist, ein vielseitiges gemeinsames Arbeiten in einer zielbewußten Richtung zu erhoffen. Bereits haben sich der Arbeiter in dem neuanzulegenden Weinberge eine Reihe namentlich junger Kräfte gefunden, deren Reigen R. H. Grützmacher mit seiner programmatischen Ver

1) 4. Aufl. 1906.

2) S. 7 ff. 35 ff.;

3) 2. Aufl. 1906; ich zitiere nach der 1. Aufl.

öffentlichung über,,Die Forderung einer modernen positiven Theologie“ (Leipzig 1905)') eingeleitet hat.

Die beiden Männer, die den Anstoß zu der neuen Bewegung einer Reform der Theologie im positiven Sinne gegeben, haben für die im Grunde gleiche Forderung einen verschiedenen Namen gebraucht. Tut der Name auch wenig zur Sache, so in vielen Fällen doch etwas. Und in diesem Falle ist in den Streit um die sachlichen Differenzen auch derjenige um den Namen verflochten worden, indem einerseits der Urheber der modernen Theologie des alten Glaubens sowie abseits der neuen Forderung stehende Theologen die Bezeichnung der modernen positiven Theologie beanstandet haben und anderseits der zuerst aufgetretene Wortführer der von Seeberg aufgestellten Forderungen gegen den Namen, dem Th. Kaftan durchaus den Vorzug gibt, sich ablehnend verhalten hat. Indem sich zwischen den Intentionen Grützmachers und Kaftans tiefgehende prinzipielle Verschiedenheiten zeigten, über die zwischen beiden lebhaft verhandelt wurde 2), konnte es nicht ausbleiben, daß die von beiden festgehaltenen Namen einen unterschiedlichen Sinn gewannen, Für uns fragt sich, ob in den beiderseits gebrauchten Bezeichnungen selbst eine solche Differenz enthalten ist, daß die Entscheidung für eine von ihnen zur Notwendigkeit wird.

Von derjenigen Seite, die sich innerhalb der von Albrecht Ritschl ausgegangenen und vornehmlich beeinflußten theologischen Arbeit des Besitzes der modernen Theologie bewußt ist, haben sich zu den erwähnten Reformvorschlägen Wilhelm Herrmann (,,Moderne Theologie des alten Glaubens" in der Zeitschrift für

1) Studien zur systematischen Theologie. Heft 2. S. 51—111. 2) Allgemeine evangelisch-lutherische Kirchenzeitung 1905, Nr. 44. 46. 47.

Theologie und Kirche 1906, Heft 3) und Wilhelm. Bousset (,,Moderne positive Theologie" in der Theologischen Rundschau 1906, Heft 8 bis 11) geäußert. Beide erkennen natürlich die fortgehend vorhandene Notwendigkeit einer modernen Theologie unumwunden an, können aber von ihrem Bewußtsein aus, daß sie im Bunde mit ihren Gesinnungsgenossen die Forderung der modernen Theologie seit lange zu realisieren bestrebt sind, der Meinung nicht zustimmen, daß das Ziel derselben von der ,,positiven" Richtung der Theologie erreicht werden solle. Jedoch vermögen beide ihren Standpunkt mit den Ausführungen Th. Kaftans ziemlich zu identifizieren und sehen sie nicht als von ihrer eigenen grundverschieden, während sie zu dem anderen Entwurf eine viel vorsichtigere Stellung einnehmen. Sonderlich Herrmann, der auf Seebergs Prinzipien keine Rücksicht nimmt, sondern nur mit Kaftan und Grützmacher sich auseinandersetzt, findet sich auf breitem gemeinsamen Boden mit Kaftan zusammen. Bousset hingegen weiß gerade in Seebergs Theologie eine konsequente Erkenntnis und Durchführung des Modernen ,,im guten Sinne des Wortes" lobend hervorzuheben. Läßt diese verschiedene Stellungnahme zu den neuen Programmen vermuten, daß eine nicht unerhebliche Differenz zwischen den von Seeberg und seinen Mitarbeitern einerseits, von Kaftan anderseits gezogenen Richtlinien vorhanden ist, so liegt doch die Frage nach der Benennung der neuen Theologie auf einem ganz anderen Felde.

Herrmann gibt bereits durch die Wahl des Titels, den er seiner Abhandlung verliehen, kund, daß er im Gegensatz zu der ihm nur von Grützmacher her bekannten modernen positiven Theologie sich für Kaftans moderne Theologie des alten Glaubens noch einiger

maßen erwärmen kann. Dabei bedauert er lebhaft, daß von Grützmacher (im Anschluß an Seeberg) der ,,wichtigen neuen Erscheinung" ein Name beigelegt ist, ,,der in dem kirchlichen Parteitreiben unserer Zeit abgegriffen ist und den guten Sinn, den er z. B. bei Baier hatte, längst verloren hat".) Er wittert hinter diesem Namen eine Verketzerung seiner eigenen Partei, als solle in dem Namen gesagt sein, die neu auftretende Theologengruppe stehe,,im Dienste des Christentums" und die „,liberalen Gegner" seien,,wissentlich oder unwissentlich darauf aus, das Christentum zu zersetzen“.

Nun vermag ich zunächst nicht zu sehen, daß Herrmann mit dieser ablehnenden Beurteilung des Wortes „positiv“ überhaupt im Rechte sei. Wenn man von einem für theologische Denkweise gebrauchten Namen sagen kann, er sei,,durch Parteileidenschaft kompromittiert“, so ist es wohl derjenige der Orthodoxie. Mit ihm verbindet man fast allgemein den Gedanken einer auf alte Lehrformeln eingeschworenen Richtung, die sich im Unterschied von aller übrigen Theologie als die nicht hinauszuweisende Besitzerin der für alle Zeiten feststehenden reinen Lehre weiß; jede andere Richtung folglich als Abfall von der sana doctrina beurteilt. Daher ist die Bezeichnung orthodox für die neuen theologischen Bahnen mit gutem Grund von denen, die mit ihnen begonnen, nicht gewählt, eben um dem Vorwurfe, den Herrmann hier erhebt, zu entgehen. Die neue Theologie will ja keine Repristination hervorrufen, sondern sie will eine wirklich moderne Theologie sein, und zwar eine solche, die von einer festen wissenschaftlich begründeten Überzeugung über die Zuverlässigkeit des Gesamtumfanges der am Ur

1) Herrmann, a. a. O., S. 178.

christentum orientierten christlichen Weltanschauung getragen ist. Denn das bedeutet doch positive Theologie.

Dazu gehört dann natürlich, daß der Glaube des Theologen durch die absolute Autorität Jesu Christi überwunden ist und den Stifter der christlichen Religion als ein echtes Glaubensobjekt verehrt. Nur in der ewigen Gottheit Jesu findet der Glaube an den göttlichen Ursprung der Offenbarung, auf dem das Christentum ruht, seinen festen Punkt. Nur dem, der die göttliche Realität des Stifters und des Christentums selbst im Glauben erfahren hat, ist es möglich, jene Gewißheit von der ihm persönlich zugewendeten Gnade des liebenden himmlischen Vaters zu besitzen, die in der evangelischen Kirche durch Luther zum Höhepunkt und Zentrum des Glaubenslebens geworden ist und die auch Luther für den persönlichen Glauben nicht anders zu begründen gewußt hat als in der Überwindung der Seele durch die göttliche Autorität Jesu des Herrn. Das ist der Glaube, den die positive Theologie als eine lebendige Lebenserfahrung im Christen voraussetzt und für den sie nach dem zutreffenden wissenschaftlichen Ausdruck und nach der vollständigen wissenschaftlichen Ausführung sucht. Freilich findet man im Unterschied von dieser Auffassung des Wesens der positiven Theologie auch heute noch eine ganz andere Auffassung, und zwar nicht nur in dem positiven Christentum entfremdeten Laienkreisen; man hört und liest solche Rede selbst bei Theologen von Beruf. Da wird der positiven Theologie das anmaßliche Selbstbewußtsein zugesprochen, sie sei im Besitz fertiger Formeln und Theorien, die für immer gültig seien; sie stimme überein mit der alten Tradition, von der sie die allein richtigen theologischen Sätze entnehme, die eben wegen dieses

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