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noch gesund, reich und angesehen war, und sagt dann schliesslich (Hiob 29, 18 f):

Als ich so auf den Höhen des Lebens mich befand,

da dachte ich: mit meinem Neste werde ich dereinst sterben,
und wie der Phönix langes Leben haben;

meine Wurzel wird offen sein fürs Wasser,
und Tau übernachten in meinen Zweigen;
mein Ruhm wird immer frisch mir bleiben,
und mein Bogen sich in meiner Hand verjüngen.

Hiob hegte also in den Tagen seines Glückes die vermessene Hoffnung, er werde wie der chol oder der Phönix zwar zugleich mit seinem Nest sterben, d. i. verbrennen, aber dennoch (gleich jenem neu aus der Asche erstehenden Vogel) ewiges Leben haben.

Der Sinn der ganzen Legende ist offenbar der, dass Weihrauch und Myrrhen, die ja von der Weihrauchküste Südarabiens überall hin zu Opferzwecken gebracht wurden, eine spezielle Gabe der Götter sind, und dass besonders der ewig junge Götterbote sie in Gestalt eines Vogels vom fernen Hadhramaut herbeiholt und auf die Altäre des Auslandes niederlegt. Wenn nun dieser Phönix im Alten Testament chôl heisst, und wir den gleichen Namen im eigentlichen Weihrauchlande, in Hadhramaut, als Bezeichnung eines Sterngottes finden, so kann das kein Zufall sein. Den Hebräern war die Legende vom Phönixvogel Chôl etwas ganz Geläufiges, sonst hätte ja der Dichter des Buches Hiob nicht darauf anspielen können, denn er wollte doch von den Lesern verstanden werden; die Legende selbst aber, und vor allem die Bezeichnung chôl muss den Israeliten durch südarabische Weihrauchhändler zugekommen sein, weil der planetarische Götterbote Chôl gerade nur dort, im Gewürzlande Hadhramaut, zu Hause war und nur dort unter diesem Namen chôl verehrt wurde.

Die südarabische Götterreihe Venusstern, Mond, Merkur, Sonnengöttin hat uns also (um den verlorenen Faden wieder aufzuneḥmen) das vollständige Vorherrschen des Gestirndienstes und speziell des Mondkultus bei den ältesten Arabern gezeigt. Wir können jetzt mit Sicherheit die Behauptung aufstellen, dass alle jene Araberstämme, welche von den Hebräern als ihre nächsten Verwandten betrachtet wurden, dem Monddienste ergeben waren, und dass z. B. auch Jethro, der Priester des Landes Midian, der Freund und Schwiegervater Moses, ein solcher Monddiener gewesen war; gerade in Midian hatten die Südaraber zur Zeit Moses Kolonien, wovon dort gefundene südarabische Inschriften Zeugnis ablegen.

Eine interessante und willkommene Bestätigung des Gesagten bildet die Wiederkehr der Beinamen des Mondgottes, vor allem der Bezeichnungen Vater und Oheim, in den meist zweigliedrigen Personennamen der Südaraber.

Aehnlich unsern Namen Gottlieb, Gottfried, Treugott u. a. begegnen uns auch dort, in den südarabischen Inschriften, zahlreiche Namen, deren eines Glied das Wort il,,Gott" oder ilî,,mein Gott" ist, während das andere Glied eine Aussage, wie ,,hat erlöst, hat gesegnet, hat geheilt, hat geholfen, ist König, ist gerecht" etc. etc. enthält.

Aber ein grosser Teil dieser Personennamen weist statt ,,Gott" die gleichen Beinamen,,Vater" und „Oheim", bezw. auch mein Vater" und „mein Oheim“ (abî und 'ammî) auf, welche im Göttersystem speziell dem Mondgott eignen, der ja geradezu ,,der Vater" und ,,der Oheim" schlechthin. für diese alten Araber gewesen ist.

Zugleich zeigen uns aber diese Personennamen durch die Aussagen, welche in ihnen vom Mondgott gemacht werden, welch hohen sittlichen Gehalt jener Gestirndienst hatte. Mein Vater ist barmherzig, gnädig, gerecht, erlöst,

ist Gegenstand meiner Gottesfurcht, meines Händeaufhebens

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Namen solcher Bildung geben einen deutlichen Begriff von der Erhabenheit der altarabischen Gottesauffassung. wird direkt vermieden, den Mondgott mit seinem eigentlichen Namen zu nennen; will man ihn nicht Vater, Freund oder Oheim heissen, so spielt man, wie ebenfalls die Personennamen lehren, auf ihn mit dem Ausdruck sumhû,,sein Name" an, z. B. Sumhu-kariba „sein Name segnet" statt ,,mein Vater (oder ,,mein Gott) segnet". Wie hier die Unaussprechbarkeit und Heiligkeit des Gottesnamens angedeutet ist, so wird andererseits durchweg vermieden, die Sonnengöttin als Kompositionsglied der Eigennamen zu verwenden; erst in einer jüngeren Epoche tauchen in Südarabien derartige Namen auf, gerade als ob anfangs eine gewisse Scheu davor zurückgehalten hätte, weibliche Ergänzungen der Gottheit irgend eine Rolle spielen zu lassen. Das alles bestätigt nur die einzigartige Stellung, die der Mond hier über alle andern Gestirne einnimmt, so dass man fast den Eindruck gewinnt, als sei er überhaupt blos ein Symbol für den einigen und höchsten Gott gewesen.

'ine weitere merkwürdige Thatsache leitet nun zum zweiten Hauptteil meiner heutigen Ausführungen, zu der altisraelitischen Ueberlieferung, über. Die nahe Verwandtschaft der ältesten Hebräer mit den Arabern wurde bereits früher betont; dazu gehört aber auch die fast völlige Gleichheit der Namenbildung bei beiden Völkern. Die vielen mit Abî,,mein Vater" beginnenden hebräischen Namen, wie Abî-melekh, Abî-shalom oder Absalom, besonders aber die mit "Amm ,,Oheim" zusammengesetzten, wie 'Ammînadab (mein Oheim ist bereitwillig), Jerobeam (es streitet der Oheim) u. a. beweisen das zur Genüge. Wenn aber Ab ,Vater" und Amm,,Oheim" in den südarabischen Personen

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namen zweifellos und unwiderleglich den Mond bezeichnet und so den Mondkultus als ursprüngliche Religionsform ihrer Träger darthut, sollte dann nicht auch folgerichtig das Gleiche für die Vorväter der Hebräer gelten? Müssen dann nicht auch sie oder wenigstens ihre Urahnen, also die Vorväter Abrahams, Monddiener gewesen sein? Das ist eine Frage von grösster Tragweite für die israelitische Religionsgeschichte, und gewiss vielen unter uns, sowohl Christen als Juden ein heikles Thema, welches denn auch mit grosser Vorsicht und geziemendem Takte diskutiert werden muss, dem man aber keinesfalls einfach aus dem Wege gehen darf.

Hören wir übrigens einmal zuerst in aller Kürze, welche Anschauungen im Augenblick in weiteren, vor allem in gelehrten Kreisen, über die Entwicklungsgeschichte der israelitischen Religion verbreitet sind.

Wie so oft, so stehen sich auch hier konservative und radikale Ansichten in unüberbrückbarem Gegensatz gegenüber. Betrachten wir zunächst die ersteren, welche zugleich. die national-hebräische Tradition ziemlich unverändert wiedergeben. Nach ihr zog Abraham, der Stammvater der Hebräer, um 2100 v. Chr. mit den Seinen von Ur in Chaldäa nach dem am mitleren Euphrat gelegenen Harran.

Dort ergieng dann an ihn der Ruf Gottes, sein Vaterland und seine Freundschaft und seines Vaters Haus zu verlassen und nach Kanaan zu ziehen.

Der weitere Verlauf der Patriarchengeschichte ist bekannt. Israel wächst während der aegyptischen Knechtschaftsperiode zum eigentlichen Volke heran, wird dann um 1450 v. Chr. von Mose in die Wüste geführt und erobert endlich unter Josua das längst verheissene Westjordanland zu dauerndem Aufenthalt. Dabei tritt uns Abrahams Religion nach der Bibel als ein einfacher kindlicher Glaube an die Führung und das Walten des einen Gottes entgegen,

während erst Mose als der grosse Reformator, Gesetzgeber, ja in gewissem Sinn Religionsstifter erscheint. Abgesehen von den umfangreichen Ritualvorschriften für die Priester sind die zehn Gebote der Kern jener religiösen Reform, die wiederum in der Forderung gipfeln, keine anderen Götter zu verehren, den Namen Gottes nicht zu missbrauchen und den Sabbat zu heiligen.

Als heiliger und für den Laien fast unaussprechbar geltender Name Gottes soll aber hinfort, wie ausdrücklich überliefert wird, nicht mehr die gewöhnliche Bezeichnung El,,Gott" oder El Shaddai ,,Gott der Allmächtige" gelten, sondern der Name, unter dem sich Gott am Sinai dem Mose neu offenbart hat, Jahve. Dieser Name wird in der Bibel selbst als,,der Seiende, Existierende" (umschrieben durch ,,ich bin, der ich bin") gedeutet, und hat, was die Form anlangt, noch rein arabisches Gepräge, da er auf kanaanäisch (also in der nach Josua von den Israeliten angenommenen Sprache) vielmehr Jihje lauten müsste; in Personennamen tritt er in der Verkürzung Jahu oder Jehô auf, z. B. Jesajâhu (Jesaja), Jehosaphat (Josaphat). Vielleicht hat Mose bei der Einführung dieses neuen Gottesnamens Jahve an eine alte, noch in einigen Personennamen 1) erhaltene, verschollene Gottesbezeichnung Ja oder Ai „Mond", die z. B. auch noch in der Formel Hallelu-Jah enthalten ist, angeknüpft, diese aber nun durch Anlehnung an das arabischaramäische Zeitwort hawa,,existieren" erst mit lebendigem Inhalt erfüllt. Weiter vertieft wurden dann diese von Mose ausgesprochenen Gedanken durch die Predigt der Propheten.

Das war in grossen Zügen die eine Anschauung von von der Geschichte des Volkes Israel, und zwar die, die sich

1) Vgl. meine Altisr. Ueberl. (München 1897), S. 115f und jetzt weiter meine Aufsätze u. Abhandl. (II, München 1900), S. 253 u. 269.

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