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ungezwungen aus der biblischen Ueberlieferung, also mit andern Worten, aus der Tradition, ergibt.

Ganz anders gestaltet sich das Bild, wenn wir der sog. modernen Kritik, wie sie gegenwärtig an den meisten deutschen Hochschulen vertreten ist, Glauben schenken wollten. Danach wären die Berichte über die Patriarchen erst spätere Dichtung, die älteste Heimat Israels wäre die Wüste am Berg Sinai gewesen, und die Jahve-Religion eine Entlehnung von den dort wohnenden Midianitern. Mose lässt man als historische Person und als Uebermittler dieses Jahveglaubens an die von ihm aus der aegyptischen Knechtschaft geführten Israeliten allerdings noch gelten, spricht aber ihm und seiner Zeit alle Urkunden ab, welche ihm das alte Testament zuschreibt. Die zehn Gebote erklärt man als Produkt der Königsperiode, da eine derartige tiefe Moral der mosaischen Zeit noch fremd gewesen sei; das fünfte Buch Mose lässt man erst kurz vor Josia (7. Jahrh. v. Chr.) entstanden sein, und die detaillierte, im 3. und 4. Buch Mose enthaltene Ritualgesetzgebung stempelt man gar erst zu einem Erzeugnis der babylonischen Gefangenschaft. Als die eigentlichen Schöpfer des geläuterten israelitischen Monotheismus stellt man die Propheten hin, die doch selbst auf Mose sich berufen und Israel tadeln, dass es von der alten, rechten Religion abgefallen sei. Und fragt man, was denn dann die Religion Israels vor den Propheten, oder gar vor Mose gewesen, so bekommt man zur Antwort: seit Mose und Josua ein noch sehr primitiver durch und durch mit kanaanäischem Heidentum versetzter Henotheismus, vor Mose aber die rohe, auf niederster Stufe stehende Religion einer rohen Nomadenhorde.

Was sagt nun die biblische Ueberlieferung bei genauerem Zusehen über die religiösen Anschauungen der Hebräer während der Patriarchenzeit und der Zeit des Aufenthalts

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in Aegypten, also kurz gesagt, der Zeit von Abraham bis Mose?

Dem ersten oberflächlichen Eindruck nach stehen im Alten Testament sich hier zwei verschiedene Auffassungen gegenüber.

Auf der einen Seite die persönliche Frömmigkeit der Erzväter Abraham, Isaak, Jakob und Joseph, deren kindlicher Glaube und deren Gottvertrauen doch der Tradition über allem Zweifel steht. Auf der andern Seite aber wird uns am Schluss des Buches Josua deutlich gesagt (Jos. 24, 2), dass Terach, der Vater Abraham's, jenseits des Stromes, d. i. im mesopotamischen Harran, andern Göttern gedient habe; ferner werden die Israeliten (24, 14) von Josua aufgefordert, die Götter, denen ihre Väter jenseits des Wassers und in Aegypten gedient haben, aufzugeben; ja Vers 23 des gleichen Kapitels wird nochmals diese Aufforderung mit den Worten. wiederholt:,,So thut nun von euch die fremden Götter, die unter euch sind, und neiget euer Herz zu Jahve, dem Gotte Israels!"

Hier wird also mit dürren Worten von der Bibel selbst bezeugt, dass noch der Vater Abraham's ein Götzendiener war; ferner dass die nicht näher gekennzeichnete Art dieses Götzendienstes zwar von den Patriarchen selbst nicht fortgesetzt, aber doch von ihren Familiengliedern und ihrer ganzen Sippe mehr oder weniger offen weiter getrieben wurde; denn noch in Aegypten, wo sie schon zu einem grossen Stamme geworden waren, huldigten sie noch jenem Götzendienst, ja noch zu Josua's Tagen war derselbe trotz des eindringlichen Verbotes vom Sinai noch immer bei vielen im Schwange, da ja sonst jene wiederholte Aufforderung Josua's ganz zweck- und sinnlos gewesen wäre. Und dass. das wirklich die Meinung der israelitischen Tradition war, erhellt u. a. auch aus der Erzählung von Jakob's Opfer in

Bethel (1. Mos. 35), wo der Patriarch vorher ,,sein Haus und alle die mit ihm waren" auffordert, die fremden Götter, die unter ihnen sind, weg zu thun, und sich zu reinigen und die (durch den Götzendienst befleckten) Kleider zu wechseln.

Wäre diese seit Terach's Tagen unter den Leuten der Erzväter weiterlaufende Abgötterei im Laufe der Zeit ganz ausgemerzt gewesen, dann hätte ja auch Mose nicht nötig gehabt, mit solchem Nachdruck das erste der zehn Gebote seinem Volke einzuschärfen.

Mag man nun die Sache drehen und wenden wie man will, man kommt doch nie um die Thatsache herum, dass die Familie Abraham's, von der er sich auf göttlichen Befehl in Harran losriss, irgend einer Art von Götzendienst ergeben war, und ferner, dass dieser Götzendienst noch lange unter seinen Nachkommen nachwirkte. Abraham ist ja nicht allein, sondern mit seinem Weib und seinen Sklaven und Hörigen, und mit seinem Neffen Lot und dessen Leuten ausgezogen, und diese alle standen gewiss nicht auf der gleichen Höhe der Gotteserkenntnis wie der Patriarch selber, da sie nicht die gleichen persönlichen inneren Erfahrungen wie er gemacht hatten.

Da nun, wie wir früher sahen, die ältesten hebräischen Eigennamen noch bis in die mosaische und nachmosaische Zeit hinein (genau wie die altarabischen gleicher Bildung) auf eine ehemalige Mondverehrung hinweisen, so ist es von vornherein das Wahrscheinlichste, dass jener Götzendienst eben kein anderer war als der altarabische Mondkultus.

Eine genauere Betrachtung der ältesten hebräischen Geschichtsüberlieferung wird nun dieses Resultat, das zunächst mehr durch Induktion gewonnen wurde, vollends zur Gewissheit erheben.

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Wenn Terach, der Vater Abraham's, noch den Mond und die Sterne, und dann wohl auch die Sonne als Tochter des Mondgottes, verehrte, so müssen wir erwarten, dass in der Heimat Terach's dieser Gestirndienst von jeher besonders im Schwange gewesen war.

Das war nun thatsächlich der Fall.

Ur in Chaldäa wird von der Bibel als die erste Heimat Terach's angegeben, und erst von da zieht er weiter nordwärts, nach dem mesopotamischen Harran. Man beachte genau: nicht etwa Abraham verlässt seinen Vater in Ur, und geht ohne ihn nach Harran, sondern Terach unternimmt diese Wohnortsveränderung, und Abraham als gehorsamer Sohn schliesst sich der Wanderung an. Erst dort in Harran bricht Abraham mit seiner ganzen Vergangenheit, und verlässt Vaterhaus und Freundschaft, um auf Gottes Geheiss nach Kanaan zu ziehen.

Nun ist es doch unmöglich ein Zufall, dass gerade Ur und Harran die zwei alt berühmten Mondheiligtümer sind, von welchen uns die babylonisch-assyrischen Schriftdenkmäler seit den frühesten Zeiten Kunde geben.

Und zwar liegt keiner dieser beiden Orte im eigentlichen Babylonien, wo vielmehr der Sonnenkultus vorherrschte, sondern Ur, wie schon die Bibel sagt, in Chaldäa, dem noch halb nomadischen Gebiete westlich vom Euphrat, an der babylonisch-arabischen Grenze, und Harran im nordwestlichen Teile Mesopotamiens, des altaramäischen Steppengebietes zwischen dem mittleren Euphrat und Tigris.

Wenn also Terach von Ur nach Mesopotamien zog, so vertauschte er zwar damit zunächst das eine westsemitische Nachbargebiet Babyloniens mit einem andern weiter nördlich gelegenen westsemitischen Landstrich, wo er vielleicht für seine Herden bessere Weideplätze zu finden hoffte; dass er aber in Mesopotamien gerade Harran als neue

Heimat wählte, kann seinen Grund nur darin haben, dass er sich auch hier wieder in den Schutz des angestammten Mondgottes begeben wollte.

Verfolgen wir nun die Geschicke der Nachkommen Terach's, aus denen das hebräische Volk hervorwuchs, weiter.

Wir erfuhren bereits, dass Abraham durch sein sich Losreissen vom Vaterhaus in Harran zwar mit dem Sterndienst seiner Väter brach, dass aber unter seinen Leuten, und ebenso unter denen Isaak's und Jakob's noch der alte Götzendienst gelegentlich immer wieder hervortrat, ja sogar bis Mose's Zeit sich forterhielt.

Mose's Hauptaufgabe war nun, gegen diese alten, von Ur und Harran her noch lebendigen Neigungen energisch anzukämpfen. Kein Bildnis noch Gleichnis mehr, weder irgend eines oben im Himmel noch irgend eines unten auf Erden befindlichen Wesens oder Gegenstandes sollte mehr gemacht werden (2. Mose 20, 4), also weder eines Himmelskörpers, noch eines denselben symbolisch vertretenden Tieres. Denn auch der Himmel war nach chaldäischer Anschauung voll mit Tieren und irdischen Gegenständen bevölkert, wovon noch unser heutiger Himmelsglobus und unser Kalender mit seinen Tierkreiszeichen beredtes Zeugnis ablegt. Da gab es einen Stier, einen Löwen, eine Hydra, einen Hund, einen Schakal, einen Skorpion, ferner Fische, von Zwitterwesen, wie Drachen, Pegasus, Fischbock (Ziegenfisch) etc. ganz zu schweigen, aber auch einen Streitkolben (oder eine Spindel), ein Räucherbecken (oder eine Lampe), eine Aehre und anderes mehr. Unnachsichtlich wurde die Nachbildung des Mondes, der Sonne, der Planeten und all der andern Sternsinnbilder von nun an durch die Gesetzgebung gebrandmarkt.

Aber dennoch knüpfte Mose mit schonender Hand an so manches aus dem alten Vorstellungskreise an, was mehr die äussere Schale, und nicht den Kern, betraf, genau wie

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