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Augen sich alles spiegelte, was schön und erhaben war und von dessen Erbe wir noch heute zehren, ein gotterzogenes Kind des Gottes, zu dem wir noch heute beten" oder aber ein roher, papuaartiger, eben erst aus dem Affen entstandener Kannibale, wird ja stets Ansichtssache bleiben, und ihre Beantwortung entzieht sich der rein wissenschaftlichen Forschung. Erst die Weltanschauung, die einer sich im Laufe seines Lebens gebildet, entscheidet darüber, mit welcher Brille er gewisse einzelne Thatsachen betrachtet, und ob er sich ein Paradies oder einen Sumpf am Anfang der Geschichte denkt.

Klar aber ist das eine, dass schon in grauester Vorzeit die Menschen sich verschiedene Wege suchten, Uebernatürliches zu erfassen und sich zu ihm in Beziehung zu setzen und dass manche dieser Wege Abwege waren, die je nachdem entweder wieder zurück und weiter hinauf, oder aber im Gegenteil unrettbar abwärts bis zu den rohesten Formen religiöser Anschauung und religiösen Aberglaubens führten.

Da ist nun die heute unter den Religionsforschern beliebteste Auffassung die: eine Art Geister- oder Ahnenkult, der sogenannte Animismus, sei allüberall die älteste, noch sehr primitive Religionsform gewesen.

Bei einigen Völkern hätte sich dann aus einer unbestimmten Reihe von Ahnengeistern, bezw. auch Ahnentieren, einer, vermutlich der Geist des sagenhaften Stammvaters, allmählich deutlicher von den übrigen abgehoben, so bei den Indianern der ,,grosse Geist" oder bei den Semiten El (späterhin das gewöhnliche allgemeine Wort für „Gott“); erst in einer weiteren, dritten und vorgeschritteneren Entwicklungsstufe seien dann bei verschiedenen Völkern die Lichtgottheiten in den Vordergrund getreten, sodass man nun entweder den lichten Himmel oder statt dessen auch

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Sonne und Mond als das höchste Wesen verehrte, dem alle übrigen, bisher verehrten Mächte jetzt lediglich untergeordnet wurden. Schliesslich sei diese Voranstellung des Lichthimmels oder der Sonne auch der Weg gewesen, auf welchem einzelne Völker vom sog. Henotheismus (ein höchster Gott neben vielen andern niedereren) zu einem mehr oder weniger reinen Monotheismus (ein Gott mit Ausschluss aller andern) emporgedrungen wären.

Recht deutlich glaubten in den letzten Jahrzehnten manche Forscher eine solche Entwicklung an demjenigen Volke des Altertums aufzeigen zu können, welches anerkanntermassen zum höchsten Gottesbegriff, den die Welt kennt, gelangte, nämlich an den Israeliten.

Dass aber diese Aufstellung (die der sog. Schule Wellhausen's) nur möglich ist, wenn man der altisraelitischen Ueberlieferung auf Schritt und Tritt Gewalt anthut, ja sie. geradezu auf den Kopf stellt, muss jedem Unbefangenen einleuchten und wird auch von ehrlichen Vertretern jener Schule gar nicht einmal in Abrede gestellt. Indem ich darauf noch später ausführlicher zurückkomme, will ich zunächst nur eine Konsequenz jener irrigen Anschauung beleuchten, nämlich die, dass die Anbetung der Gestirne erst einer ganz späten Entwicklungsstufe der Religion angehören soll. Genau genommen ist ja der Sterndienst eine sehr hochstehende, edle Art der Abgötterei, eine Art, die gewissermassen schon zum Monotheismus die Brücke bildet, und das ist wohl auch der Grund, warum eine mehr materialistische, stets vom niedersten ausgehende Weltauffassung den Gestirnkult nicht gern ins höchste Altertum setzen will.

Wie uralt aber z. B. gerade bei den Semiten die Verehrung der Sterne, speziell der sieben Planeten, war, geht u. a. daraus hervor, dass das hebräische Wort für

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,,schwören" (nisba) eigentlich „, die Sieben als Zeugen anrufen" bedeutet. Ich möchte darum zunächst, und im Gegensatz zu einem berühmten, erst kürzlich ins Deutsche übersetzten Buche, der „Religion der Semiten" des englischen Orientalisten und Bibelforschers Robertson Smith, zeigen, dass gerade die ältesten Vorstellungen der Semiten an den Kultus oder die Verehrung der Sonne, des Mondes und der Sterne anknüpfen, dass also mit andern Worten der Gestirndienst es war, der so recht eigentlich die frühsemitische Zeit beherrscht hat.

Und dann soll weiterhin die wichtige Frage aufgeworfen werden, ob nicht schon zu Abraham's und Mose's Zeiten Spuren einer Auflehnung gegen diesen alten Sterndienst der Israel umgebenden und mit ihm verwandten Völker sich auffinden lassen, ja ob nicht gar Ueberreste der Verehrung des Mondes und der Gestirne (als Schlacken neben dem reinen Gold des Monotheismus) auch noch bis in die spätere Zeit in Israel hängen geblieben sind.

Wie wir sehen werden, lässt sich ein derartiger Nachweis, auch ohne dass einer in die Tiefen orientalischer Gelehrsamkeit hinabzusteigen braucht, und selbst für den einfachen gesunden Menschenverstand. begreiflich, in der That führen, ja dieser Nachweis bildet erst den Schlüssel für eine ganze Reihe von Erscheinungen, die bei den bisherigen Erklärungen dunkel bleiben mussten; und was noch wichtiger ist, wir erkennen erst dadurch recht klar, wie treu die im alten Testament niedergelegte altisraelitische Ueberlieferung ist, und wie unrecht diejenigen haben, welche dieselbe umstülpen und für die ältesten Zeiten (von Abraham bis nach Mose) geradezu ausstreichen wollen.

Als bekannt darf ich wohl voraussetzen, dass die Semiten diejenige grössere vorderasiatische Völkergruppe bilden, zu welcher vor allem die Babylonier und Assyrer,

Phönizier und Hebräer, Araber und Aramäer gehören. Weniger bekannt ist, dass diese semitischen Völker wiederum in zwei, in vieler Hinsicht scharf geschiedene Abteilungen zerfallen, in die schon in grauer Vorzeit sesshaft gewordenen Babylonier einerseits, und in die länger nomadisch gebliebenen Westsemiten andrerseits.

Wie tief der Gegensatz zwischen diesen beiden fast stets feindlichen Brudergruppen von jeher empfunden wurde, drückt sich mit ergreifender Tragik in der noch heute jedes kindliche Gemüt rührenden Geschichte von Kain und Habel aus.

Kain (d. h. Werkmeister, Arbeiter) ist der erstgeborene unter den beiden Söhnen Adam's und Eva's; sein jüngerer Bruder hiess Habel, was wahrscheinlich ursprünglich Kameloder Viehtreiber bedeutete. Es ist also schon durch die Namen deutlich symbolisiert, dass dem Handwerker als dem angesessenen, bereits eine gewisse Kultur verratenden Element der unstäte Beduine oder Nomade mit seinen Herden gegenübergestellt sein soll. In der That heisst es denn auch gleich zu Anfang der Geschichte von Kain und Habel, dass Habel ein Schafhirte und Kain ein Bebauer des Feldes geworden ist. Kamel- und Schafherden bilden ja den reichen Besitz des stolzen und freien Beduinen, während Handwerker und Bauern ihnen gegenüber der stabile, an der Scholle haftende Teil der Landesbewohner sind. Beide bringen nun ihre Opfer dar, Kain Feldfrüchte, also wohl in erster Linie Getreide, und Habel die Erstlinge seines Kleinviehs. Gott aber und das ist das Bemerkenswerte an der Sache bevorzugt nicht etwa den Kain, sondern im Gegenteil den jüngeren, nomadisierenden Bruder. Denn ohne dass ein Grund angegeben wird, heisst es, dass Jahve Habel und sein Opfer gnädig angesehen habe, das Kain's aber nicht. Darüber ergrimmt nun Kain, der Bauer, und schlägt trotz

der warnenden Stimme von oben seinen Bruder, den Hirten, tot. Nun wird sein Acker verflucht, dass er ihm zur Strafe nichts mehr trage, und er selbst, der bisher sesshafte Landmann, muss lange unstät und flüchtig, gleich einem der Blutrache verfallenen Nomaden, umherirren; nur das ihm von Gottes eigener Hand an die Stirne geschriebene Zeichen rettet ihn davor, dass ihn nicht jeder, der ihn unterwegs trifft, erschlüge. Schliesslich aber kommt er in dem vor der arabischen Wüste gelegenen babylonischen Fruchtland Nâdu (bibl. Nôd) zur Ruhe, und gründet dort eine Stadt, die er nach seines Sohnes Namen Hanôk nennt. So wird also der Bauer, nachdem er den Hirten getötet und deshalb von seiner Scholle vertrieben wurde, endlich zum Städtegründer.

Eine tiefe Symbolik, ja eine ganze Geschichtsphilosophie liegt in dieser uralten schlichten Erzählung; man versteht und würdigt sie erst recht, wenn man den Verlauf und die Entwicklung der semitischen Völkerbewegungen von der ältesten Zeit an überblickt.

Noch vor dem Anfang der eigentlichen Geschichte, in in einer noch prähistorischen Epoche, rangen in Babylonien, dem Sitze der frühesten menschlichen Zivilisation, zwei Völker verschiedener Rasse um die Herrschaft: die nichtsemitischen Sumerier, die Begründer der babylonischen Kultur, und die urspünglich nomadischen Semiten. Letztere bleiben. die Sieger, vertauschen aber dafür ihr Nomadentum mit der Ansässigkeit und nehmen die Kultur der Besiegten an. Ihre übrigen westlich vom Euphrat, vor allem in Arabien, umherschweifenden Brüder, die sog. Westsemiten, werden entweder, und zwar wesentlich unter babylonischem Einfluss, im Laufe der Jahrtausende ebenfalls Bauern und Städtegründer, so z. B. die Kanaanäer und Phönizier und im fernen Jemen die Südaraber, oder aber sie bleiben zunächst noch Nomaden und suchen von Zeit zu Zeit das Kulturland durch

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