ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

ihre Raubzüge heim. Dabei fallen neue Horden gelegentlich immer wieder bei solchen Einbrüchen, gleich den am Licht versengten Schmetterlingen, der Kultur zum Opfer, wofür ein besonders lehrreiches Beispiel die bekannten Hirtenkönige oder Hyksos sind; diese rissen nämlich um 1780. v. Chr. zwei Jahrhunderte lang in Unteraegypten die Herrschaft an sich, und nahmen wenigstens äusserlich ganz die aegyptische Kultur an. Und ähnliche Vorgänge können wir des öfteren in Babylonien konstatieren.

Ein weiteres derartiges Beispiel sind die Israeliten. Sie kamen noch als halbe Nomaden nach der ganz mit Unrecht verdächtigten hebräischen Ueberlieferung ursprünglich von den Weidegründen westlich des Euphrat, also von der babylonisch-arabischen Grenze, zogen dann an den mittleren Euphrat, in das Gebiet von Harran und von da zu nur vorübergehendem Aufenthalt nach Palästina, fanden weiterhin, ähnlich den Hyksos, in Unteraegypten mehrere Jahrhunderte hindurch gastliche Aufnahme und eroberten endlich nach ihres Gesetzgebers Mose Tode unter Josua das schon längst der Kultur unterlegene Kanaan, um gleich dem Urpatriarchen Kain bald auch für immer Bauern und Städtebewohner zu werden.

Wer Lust an allegorischer Deutung hat, der kann sogar versucht sein, in der Geschichte von Kain und Habel überhaupt nur ein Gleichnis für das durch die babylonische Kultur allmählich mehr und mehr überwundene westsemitische Nomadentum zu erblicken; wie Kain, der Ackersmann, den Hirten Habel tötet, so saugen die babylonischen Semiten nach einer Art von Naturgesetz ihre nomadischen Brüder jenseits des Euphrat allmählich auf, indem letztere in regelmässigen Zeitabständen massenweise zu fester Siedelung übergehen. Wenn es trotzdem auch heute noch zahlreiche arabische Beduinenstämme gibt, so ist das höchstens ein

Beweis dafür, wie zähe sich dennoch im Orient bei den Semiten Reste ältester Sitten und Lebensgewohnheiten erhalten konnten; aber die Mehrzahl derer, die gegenwärtig arabisch als ihre Muttersprache reden, sind eben doch Fellachen, Handwerker und Händler, die längst ihre Zelte mit Dorfhütten oder Stadtwohnungen vertauscht haben.

Um nun aber wieder zum Gestirndienst zurückzukehren, so muss ich hier vor allem auf eine wichtige Thatsache, die eng mit dem eben Ausgeführten zusammenhängt, aufmerksam machen. Es ist das die zunächst aus unserm Deutschen, aber auch aus vielen andern Sprachen zu machende Wahrnehmung, dass wo der Mond männlich aufgefasst ist, die Sonne als Weib (mythologisch gesprochen als seine Tochter oder Gattin) erscheint, und umgekehrt. So sagt man ja im Englischen, das hier offenbar vom Altfranzösischen beeinflusst ist, ,,the sun, he shines" und dafür folgerichtig ,,the moon, she shines", und ebenso lat. „sol" masculin, aber „luna“ feminin, ebenso griechisch Helios (Sonne) masc., aber Selene (Mond) fem., während wir im Deutschen Frau Sonne und Herr Mond haben.

Fragen wir aber, was wohl einem ursprünglich nomadischen Volke höher stehen musste, der Mond oder die Sonne, und andrerseits, welches von beiden Gestirnen für den Ackerbau das notwendige Daseinselement ist, so wird die unbefangene Antwort, die jeder ohne langes Besinnen geben wird, lauten: die Sonne bedingt das Gedeihen des Ackerbaus; der Mond dagegen, mit dem Heer der Sterne, tritt für die Hirtenstämme in den Vordergrund. Denn die letzteren unternehmen ja in den wärmeren Ländern hauptsächlich des Nachts ihre Wanderungen und Ueberfälle, während sie des Tages den Schatten aufsuchen und Siesta halten, also der Sonne möglichst aus dem Wege gehen.

Ist das aber richtig, dann muss der gleiche Sachver

halt bei den Semiten erst recht deutlich uns entgegentreten. Und so ist es auch.

Wir haben in Babylonien, dem fruchtbaren Kulturland zwischen dem unteren Euphrat und Tigris, zwei uralte Sonnen heiligtümer, im Süden Larsa, das bibl. Ellasar, und mehr im Norden Sippar; dort wurde Samas, der Sonnengott, mit seiner Gemahlin Ai, dem weiblich personifizierten Monde, verehrt, und der Sonnen kultus beherrscht die national-babylonische Religion in ausgedehntestem Masse.

Umgekehrt ist bei den Arabern, dem echtesten Typus der alten, ursprünglich nomadisierenden Westsemiten, das Wort Shams,,Sonne" durchweg als Feminin gebraucht (also wie bei uns im Deutschen), während ,,Mond" masculin ist, und der Mond an Rang weit über seiner weiblichen Ergänzung Shams steht, wie schon der arab. Ausdruck,,die beiden Monde" für ,,Mond und Sonne" beweist.

Sogar bei den Hebräern haben sich Spuren von dem weiblichen Gebrauch des Wortes sämäš,,Sonne" erhalten, und das männliche hebr. Wort järach „Mond" ist im Alten Testament weit häufiger als das überhaupt blos an drei Stellen begegnende Femininwort lebanah der gleichen Bedeutung. Das ist auch ganz natürlich, da ja die Hebräer, bevor sie unter Josua Palästina endgiltig in Besitz nahmen, vorwiegend noch Hirten waren. Die Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob sind noch halbe Araber, und es ist auch nicht zufällig, dass die altisraelitische Ueberlieferung gerade von Abraham einen grossen Teil der späteren Araber, nämlich die Midianiter und die Ismaeliten (1. Mose, Kap. 25) genealogisch ableitet.

Wie sehr gerade bei den Arabern der Mondkultus dereinst das ganze Dasein beherrschte, sieht man nicht blos aus den Mondmonaten des Islâm und aus vielen andern von Muhammed beibehaltenen Resten jener alten Mond

verehrung, sondern vor allem aus den südarabischen Inschriften.

In Jemen, dem sagenumwobenen Lande der Königin von Saba, und in dem östlich angrenzenden Weihrauchlande Hadhramaut, blühte schon anderthalb bis zwei Jahrtausende vor Muhammed eine hohe Kultur. Die Träger derselben waren einst als Viehhirten von Ostarabien, dem Nachbarlande Babyloniens, hier eingewandert, und hatten offenbar ihren ehemaligen Nachbarn gar manches abgesehen, was sie nun in der neuen südarabischen Heimat unter günstigen Verhältnissen zur Ausführung brachten.

So gaben sie natürlich grossenteils ihr Nomadentum auf; auch ihre alte nomadische Mondreligion musste sich den neuen Verhältnissen anpassen, behielt aber dennoch bei ihnen so viel von ihrem ursprünglichen Charakter, dass man auf Schritt und Tritt noch die alte Grundlage erkennt.

Ein auch nur flüchtiger Blick auf die Götterwelt dieser Südaraber, wie sie uns in ihren zahlreich erhaltenen Weihinschriften entgegentritt, zeigt uns das noch auf das deutlichste. Bei den feierlichen Götteraufzählungen gegen Schluss der meisten längeren Inschriften werden gewöhnlich in stereotyper Folge vier Gottheiten genannt. Es sind dies:

1. der Gott des Abend-, dann auch Morgensterns oder der männlich aufgefasste Planet Venus, auf südarab. Athtar genannt (th wie im Engl. zu sprechen).

2. ein ebenfalls männlicher Gott, der je nach der Gegend und dem Volke entweder den Beinamen Wadd „Freund" oder Ab,,Vater", oder aber auch Amm „Oheim" (im Sinne von väterlicher Beschützer), endlich u. a. auch Haubas ,,Trockner" (nämlich der zur Ebbe werdenden Meeresflut) trägt. Dieser Gott ist, obwohl er immer erst an zweiter Stelle aufgeführt wird, doch der eigentliche Haupt- und Nationalgott der einzelnen südarabischen Völker.

3. ein dem Planeten Mercur entsprechender Götterbote mit verschiedenen Namen; er heisst beispielsweise im Weihrauchlande Hadhramaut Chôl.

4. endlich Shams oder die Sonne, und zwar als weibliche Gottheit.

Dass wir es in diesem südarabischen Göttersystem mit ausgesprochenem Gestirn dienst zu thun haben, ist von vornherein klar. Die zwei Planetengottheiten und die am Schluss stehende Sonnengöttin beweisen es zur Genüge. Dann ergibt sich aber weiterhin aus den früher angeführten Analogien, und muss selbst jedem Laien sofort einleuchten, dass in einer solchen Reihe ein Gott nicht fehlen kann, der die notwendige männliche Ergänzung der Sonnengöttin bildet und zugleich der Herr und Anführer der Sterne, vor allem der Planeten, ist der Mond. Eine genauere Untersuchung ergibt denn auch mit voller Sicherheit, dass der vorhin erwähnte Freund, Vater oder Oheim kein anderer war als der auch bei den Nordarabern als Götterherr verehrte König der Nacht.

Nur im Vorübergehen und anhangsweise möchte ich erwähnen, dass der hadhramautische Götterbote Chôl, der im Weihrauchlande zwischen dem Mond und der Sonnengöttin steht, der allbekannte Vogel Phönix, das Wappentier unseres Reichskanzlers, ist, der Phönix, der sich selbst verbrennt und dann verjüngt aus der Asche in die Lüfte emporsteigt. Schon die alten Griechen erzählen diese Fabel, und zwar lassen sie den Phönix mit Myrrhen beladen von Arabien nach Aegypten fliegen, allwo er alle fünfhundert Jahre die besagte Selbstverbrennung vollführt. Das Merkwürdigste aber ist, dass sich auch im Alten Testament eine Anspielung auf diese Göttermythe findet, nämlich im Buche Hiob. Der fromme Dulder gedenkt dort in ergreifenden Worten der früheren Tage seines Glückes, der Tage, da er

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »