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II.

Kirchliche Sitten in Bezug auf Oerter.

1.

In dem vorigen Abschnitt sprachen wir von denjenigen Festen, welche allgemein gefeiert werden, oder doch eine allgemeine Beziehung haben. Daran schließen sich am bequemsten solche Festfeiern, welche örtlich beschränkt sind. Von einigen dieser alljährlich wiederkehrenden Localfeste, die mir näher bekannt geworden sind, soll zunächst die Rede sein.

Todtenfeier an Weisker's Grabe in Zeiß.

In Zeiß steht man jedes Jahr am 16. Juli Abends die Kinder der dortigen Armenschule, Kränze tragend, unter Anführung ihrer Lehrer von der Schule nach dem Unter - Johannis - Gottesacker wallfahrten. Sie umringen dort die Gruft des am 4. Januar 1820 verstorbenen Naumburg - Zeig'schen Kammerrechnungs - Secretärs Karl Heinrich Weisker und singen an seinem Grabe bei Sonnenuntergange das schöne Kirchenlied: „Ich bin zur Ewigkeit geboren". Der Verstorbene hat sein baares Vermögen, jeßt sich auf 9900 Thlr. be= laufend, wovon, nach Abzug einiger Ausgaben für Verwaltung, für den Todtengräber und für Unterrichtsmittel, die Zinsen zu 3⁄41⁄2 den Kindern, welche die Armenschule besuchen, zu gut kommen, und 1⁄2 an die zwei ersten Lehrer der Armenschule ausgezahlt werden, bei der dortigen Procuratur testamentlich niedergelegt. Nach vollendetem Gesang bedecken die Kinder das Grab ihres Wohlthäters mit jenen Kränzen.

Vigilien in Schwanebeck zur Erndtezeit.

In Schwanebeck findet in der dortigen Hauptkirche St. Petri während der Erndtezeit jeden Montag Nachts 2 Uhr ein VigilienGottesdienst statt. Mein Vetter Clajus, dem als zweiten Prediger

daselbst die Haltung der Vigilie obliegt, hat mir darüber Folgendes mitgetheilt: „Die Vorväter Schwanebecks hatten mehrere Jahre hindurch bald durch Mißwachs, bald durch Hagelschlag und andere Unglücksfälle gelitten. Da kommen sie zur Erkenntniß, daß Buße ihnen noth thue. Sie gehen zu ihren Predigern, bitten dieselben, mit Beginn der Erndte mit ihnen zu beten, damit sie nicht ungesegnet in die Erndte hineingingen. Und so halten wir's heute noch. Sobald die ersten Roggengarben im Felde stehen, wird die nächtliche MontagsBetstunde angefangen. Der Glockenläuter weckt die Prediger und schlägt dann mit der großen Glocke dreimal an, worauf dreimal ge= läutet wird. Die Kirche ist durch einen Kronleuchter, und an den nöthigen Orten durch Lichte freundlich erhellt, und meistens nicht weniger als Sonntags, ja dann auch viel von denen besucht, welche wegen eines mangelnden Kirchenrockes am Sonntag in die Kirche zu kommen sich schämen. Sensen und Körbe steht man vor den Kirchthüren stehen, und am Schluß der Andacht eilen die Leute sofort von da in's Feld. Die Knechte bleiben nur so lange, bis das Vaterunser auf der Kanzel gebetet wird, und wenn am Altar der Segen ausgetheilt wird, fahren ste oft schon mit den Erndtewagen hinaus.“

Flur-Betfahrten und Flur-Predigten in Nordhausen.

Anstatt der Hagelfeier zog man zu Nordhausen in alten Zeiten in feierlicher Processton mit Gesang und Gebet in den Feldern umher. An die Stelle dieser Betfahrten traten seit Ende des vorigen Jahrhunderts die Flur- Predigten, und bestanden darin, daß dreimal jährlich: bei der Aussaat, im Hochsommer, und nach der Erndte (als Erndtedankfeft), in dem großen Hofe des Siechhofes (St. Cyriaci), der von den vier großen Seitengebäuden der großartigen Anstalt eingeschlossen wird, von einer in die Mitte des Hofes gestellten Kanzel ge= predigt wurde, in der Ordnung, daß im ersten Jahre die drei Oberstädter, im zweiten die drei Unterstädter Pastoren, und im dritten die drei Diaconen die Predigten hielten. Das ganze städtische Contingent empfing den Prediger mit präsentirtem Gewehr, und die sehr große Volksmasse sang erst ein Tischlied und dann ein Hauptlied, nach der Predigt ein Schlußlied. Die Feier geschah Sonntags von 1, 12 Uhr bis 1 Uhr und wurde von allen Kanzeln zuvor abgekündigt. Mehrere Prediger- schreibt Bruder Abel haben sich bei diesen Predigten im Freien den Tod geholt. Sie sind seit 1808 abgeschafft. Uebrigens bestand auch in der Mark, im Magdeburgischen und auch in anderen Gegenden früher aus älterer Zeit die erbauliche Sitte, daß Pfarrer, Lehrer und Schüler (wahrscheinlich in Begleitung der Gemeinde) am ersten Mai mit Gesang und Gebet um die Saatfelder

gingen. Dafür erhielten Lehrer und Schüler an diesem Lage eine Mahlzeit, die Pfarrer im Magdeburgischen aber bei der Erndte das sogenannte Segenkorn, einen Theil des abgebrachten Getreides (Beckmann, Beschreibung der M. B. Thl. III. p. 719. Frisch, lateinischdeutsches Wörterbuch, Maitag und Segenkorn). Daß auch in Hornhausen in der vorreformatorischen Zeit diese Sitte stattfand und daher auch wohl nach der Reformation sich eine Zeitlang hier noch erhalten haben mag, davon zeugte der Krippen-Zehnten oder SegenZehnten, den die Gemeinde bis zur Ablösung dieses Zehnten in neupreußischer Zeit nach Halberstadt zu entrichten hatte. Bei der Ablösung wurde gefragt: woher der Zehnten seinen Ursprung habe. Darauf ist geantwortet: Einige Geistliche des Franziskaner Klosters seien früher alljährlich von Halberstadt mit vier Pferden gekommen und hätten das Feld gesegnet. Daher stamme der Segen - Zehnten, auch Krippen-Zehnten genannt, womit das Futter für die Pferde bezeichnet werde').

Die Waisenhausbetstunden in Nordhausen.

Von Ostern bis Michaelis werden in dem Betsaale des Waisenhauses zu Nordhausen jeden Sonntag Nachmittag von 4-5 Uhr unter Theilnahme der Armen, Wittwer, Wittwen und Waisen Betstunden gehalten, und sehr gut besucht. Es wird ein Gesang unter Begleitung eines Positivs gesungen und gepredigt. Die Hauptpredigt ist am Brand-Bußtage (f. hierunter). Chedem hielten nur die drei Pastoren, welche Waisenhaus-Administratoren waren, die Waisen= hausbetstunden, hatten jedoch die Diaconen und Aedituen (Küster) zu Aushelfern.

Der, Brand-Bußtag" in Nordhausen.

Die beiden legten bedeutendsten Feuersbrünste in Nordhausen, welche fast die ganze Stadt im Jahre 1710 und 1712 eingeäschert hatten (auch bei einer dritten im Jahre 1612 war das schon der Fall gewesen), hatten gerade in der Woche vor dem 10. p. Trinit. Statt gehabt. Die Stadt, besonders unter Anleitung des Pastors Otto (zu St. Marien in valle), eines Nachkommens Luthers, sah darin ein besonderes Bußgericht und erhob seitdem den 10. p. Trinitatis zum Brand-Bußtag bis auf den heutigen Tag. Es wird Nordhausen mit dem Evangelio, in welchem der Herr die Stadt ansteht und weint, nach Absingung eines eigens darauf gedichteten

1) Vergl. auch H. Pröhle, Harzfagen", S. 253 u. 254,

Brand- Bußliedes in der Predigt, welche die Brandgeschichte zu erzählen hat, festlich hervorgehoben und die Feier mit Theilnahme be= gangen. Wo Nachmittagspredigt ist, wird die Zerstörung Jerusalems vorgelesen. „Die erquicklichste Feier” — schreibt mir Bruder Abel „ist aber im Waisenhause, wohin auch an dem Tage viele Landleute aus der Umgegend ziehen, um die Brandbibel zu sehen. Der Herr hat es nämlich gefügt, daß in dem Schutte aus der Asche des Hauses,. wo jezt das Waisenhaus steht, und das dem Pastor Otto eigenthümlich gehörte, man möchte sagen wunderbarer Weise eine Bibel unversehrt gefunden wurde, an welcher die Brandspuren nur an den beiden ledernen Schlußbändern zu sehen sind. Otto hat diese wunderähnlichen Umstände in der Bibel beschrieben, und diese Beschreibung wird vorgelesen, wie die Bibel selbst gezeigt. Otto selbst hat davon Veranlassung genommen, das Waisenhaus an der gesegneten Stelle aus seinen Mitteln zu erbauen, und daher ist die Brandbibel auch die äußere Ursach der Entstehung des Waisenhauses.“

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Das „Rosenfest" in Stöckey in der preußischen Grafschaft
Hohenstein.

Am Ende des vorigen Jahrhunderts wurde zu Stöckey am Trinitatisfeste ein sogenanntes Rosenfest gefeiert. Ein Fräulein v. Unger hatte dort (vom Erlöse ihrer Gedichte) zu Gunsten der tugendsamsten Jungfrauen ein Rosenfest durch Legate eingeführt. Die „RosenJungfer" wurde vom Paftor und den Gemeindegliedern gewählt, in Processton zum Altar geführt, dort vom Pastor unter feierlicher Rede bekränzt und mit 30 Thalern beschenkt, während zwei andere Jungfrauen ein Accessit mit je 12 Ellen Band erhielten. Das Rosenfest endigte dadurch, daß eine an ihrem Rosenfeste getraute RosenJungfer nach einem halben Jahre bereits entbunden wurde, und der Pastor um dieses Skandals willen die Rosenfestkasse in eine Armenkaffe, Waisenkasse genannt, umwandelte.

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Am 21. April 1790 war in Wulferstedt im Halberstädtischen eine große Feuersbrunst. In Zeit von zwei Stunden war das ganze ansehnliche Dorf ein Aschenhaufen. Nur die Kirche, die Pfarrwohnung und ein daran gelegenes Häuslingshaus waren verschont geblieben. Zum Andenken an diese traurige Begebenheit wird in Wulferstedt jedes Jahr am 21. April, dem dort genannten Feuertage, Gottesdienst gehalten und Tags vorher der Gedächtnißtag des großen Brandes mit allen Glocken eine Stunde lang eingeläutet. Seit

1822 wird folgendes vom seligen Pastor Dr. Stephan Kunze (Verf. des Heldengedichts Heinrich der Löwe und anderer Schriften, besonders Dorfchroniken) verfaßte Lied bei der Gedächtnißfeier gesungen:

Mel.: Brich entzwei mein armes Herze.

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