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Vorwort.

Vor mehr als zehn Jahren wurde in der Provinz Sachsen von dem verehrten Herrn Amtsbruder D. Wilhelm Harnisch in Elbei - dem Verfasser des Buchs: „das Preußische Sachsenland" auf einer der Gnadauer Pastoralconferenzen der Gedanke an-, geregt, die kirchlichen Sitten zu sammeln. Die damalige „kirchliche Monatsschrift für die Provinz Sachsen“ nahm diesen Gedanken auf, vermochte indessen bei mangelndem Zufluß an Material nur sehr wenig von den kirchlichen Sitten zu publiciren. Hierauf veröffentlichte ich einen Aufruf, worin die Geistlichkeit der Provinz Sachsen um Mittheilung der kirchlichen Sitten gebeten wurde, weil ich beabsichtige, dieselben in einer Besonderschrift zusammenzustellen. Dieser Aufruf wurde mit einer empfehlenden Beischrift des königlichen hochwürdigen Consistoriums für die Provinz Sachsen, von dem damaligen Herrn Consistorial - Präsidenten Dr. Göschel unterzeichnet, amtlich verbreitet; und es gingen in der That einige, wenngleich wenige, sehr werthvolle Mittheilungen, deren gefällige Einsender an den betreffenden Stellen in vorliegendem Buche gebührend genannt find, ein. Die bald veränderten Zeitumstände waren, wenn auch nur scheinbar, dem Unternehmen nicht günstig. Wäre der Herr nicht im Regimente" -schrieb mir Herr Amtsbruder Abel bei Zusendung seiner interessanten Beiträge aus Nordhausen so könnte man in diesen Tagen der markdurchschneidenden Bewegungen leicht auf den Gedanken kommen, Ihr beabsichtigtes Werk habe von dem Bestande der Kirche in Preußen und ihren Eigenthümlichkeiten zu reden vor, wo sie sich überlebt habe und zu Grabe gehe, oder wo eine solche Umänderung beginnen wird,

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daß Alles neu werden solle, und darum das Alte nur noch in Tradition und Schriftwerken gewahrt werden kann. Aber der Kirche feste Burg ist Gott, und ihr Werk wird Niemand hindern.“ Aber eben bei einseitiger, weniger gläubigen Auffassung dieser betrübenden Zeitereignisse mochten von anderen Seiten her weitere Mittheilungen unterbleiben, weshalb ich lange darüber in Zweifel blieb, ob es bei so spärlichen Beiträgen mir möglich sein werde, das beabsichtigte Werk zu Stande zu bringen.

Inzwischen begann mein Sohn Heinrich die Märchen, Sagen und Sitten des Harzes und des nördlich angrenzenden Landes zu sammeln, wodurch er häufig in Berührung mit meinen kirchlichen Sitten kam, an denen er um so lebhafteren Antheil nahm, da ihm die theologischen Studien schon von der Universität her nicht fremd waren. Nachdem er mehrere Jahre unverdroffen gesammelt, wandte das hohe Ministerium der geiftlichen, Unterrichts- und Medicinal-Angelegenheiten der Fortseßung seiner Arbeiten Gunst und Unterstüßung zu. Das Gefühl des Dankes, zu welchem er sich dadurch verpflichtet fühlte, hatte nicht den kleinsten Antheil daran, daß er im vergangenen Jahre mich dringend um die Ausarbeitung meiner firchlichen Sitten bat, welche ich nun auch, über die frühere Bedenklichkeit, daß ich dabei allermeist nur an die eigene Erfahrung gewiesen sei, mich kühn hinwegsehend, sofort mit Liebe und Luft begann und in diesem Jahre beendete.

Es kam mir dabei zu Statten, daß ich auf dem Lande geboren und erzogen bin, und während meiner acht und dreißig jährigen geistlichen Amtsführung ununterbrochen auf dem Lande gelebt habe, wodurch mir Gelegenheit gegeben war, recht aus dem Frischen und Ganzen zu schöpfen. Günstig war es auch für mein Buch, daß ich an den verschiedensten Stellen in der Provinz Sachsen im Amte gestanden habe, bis ich bei dem Antritte meines jeßigen Pfarramtes ganz nahe bei meinem Geburtsorte wieder ankam, und meinen Wirkungskreis gerade an einem Orte fand, wo, wie man aus der von mir herausgegebenen Chronik von Hornhausen" bei Gelegenheit der während des 30 jährigen Krieges hier hervortretenden Gesundbrunnen und

des Badelebens von merkwürdig evangelischer Färbung ersehen kann, die kirchliche Sitte von jeher kräftig und lebendig war. Aus diesem Grunde meine ich auch vollkommen berechtigt gewesen zu sein, wenn ich, um ein möglichst vollständiges Bild zu geben, wozu die eingegangenen brieflichen Mittheilungen nicht ausreichten, die evangelisch-lutherischen Gebräuche in meiner eigenen Gemeinde in der Art zu Grunde legte, daß ich von diesen ein ausführliches Gemälde gab. Daß, da in mir während meiner ganzen pfarramtlichen Thätigkeit das kirchliche Leben meiner Gemeinden gleichsam persönlich geworden war, ich in meiner Darstellung nicht immer, wie ich gern gethan hätte, den subjectiven Standpunkt zu meiner Gemeinde beseitigen konnte, liegt auf der Hand, und wird hoffentlich keiner Mißdeutung unterliegen.

Wenn ich ferner in meiner Bearbeitung nicht blos historisch, sondern auch kritisch zu Werke ging und in der Regel auch mein eigenes Urtheil über Werth oder Unwerth der zur Sprache ges brachten kirchlichen Sitten, Gebräuche und Einrichtungen durchblicken ließ: so meine ich, auch hiermit den Forderungen der Zeitverhältnisse entsprochen zu haben, unter denen, wie insbesondere die veröffentlichten Actenstücke aus der Verwaltung des Hochwürdigen Evangelischen Oberkirchenraths bekunden, die kirchlichen Oberbehörden sich veranlaßt sehen, zuweilen die Gutachten sachkundiger Personen zu Rathe zu ziehen.

Ueber den Ausfall meiner Arbeit steht mir kein Urtheil zu. Aber in der Beziehung darf ich mich der allgemeinen Zustimmung versichert halten, daß, wenn es mir nur einigermaßen gelungen sein sollte, meiner Sammlung kirchlicher Sitten eine würdige Ausstattung zu geben, ich damit ein sehr nügliches und zeitgemäßes Buch zunächst von praktisch theologischer Bedeutung geschrieben hätte, an welchem aber außerdem auch Nicht-Theologen wenigstens ein cultur-historisches Interesse nehmen möchten. Jedenfalls aber dürfte auch meiner unvollkommenen Arbeit zu gut kommen, was Johannes Agricola bei Herausgabe seiner „Sibenhundert und Fünffzig Deutscher Sprüchwörtter" (1528) in der Vorrede für sich in Anspruch nahm: „Es muß eines dings ein anfang sein, und ein anfänger ist aller ehren werdt."

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