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mit Ausnahme von vierzehn Romanzen, nur die metrische Umdichtung einer französischen Prosabearbeitung ist, welche Herder der Bibliothèque universelle des Romans (Juliband 1783) entnahm. Aber nur um so bewunderungswürdiger ist es, wie glänzend die wirksamste Eigenthümlichkeit Herder's, seine feine Anempfindung und das Finden und Festhalten des treuen Localtons in allen Einzelheiten der dichterischen Nachbildung, sich auch hier wieder bethätigte. Keiner der anderen Dichter, welche sich um jene Zeit in gleichem Sinn an die Schäße der spanischen Literatur wendeten, hat etwas geschaffen, das so volksthümlich geworden wåre wie Herder's Cid.

Am 21. December 1803 starb Herder. Auf seinem Grabmal in der Stadtkirche zu Weimar liest man die von ihm selbst verfaßte Inschrift: »Licht, Liebe, Leben!«

Herder gehört nicht zu den klassischen Menschen im Stil Winckelmann's, Lessing's, Kant's, Goethe's und Schiller's; er ist immer nur anregend, fast nirgends abschließend und ausgestaltend. Daher sind Herder's Schriften zum Theil veraltet. Dennoch ist Herder einer unserer wichtigsten und eingreifendsten Geistesheroen. So tief wirkte Herder auf seine Zeit nach allen Richtungen, daß die große Dichtung Goethe's und Schiller's, die sogenannte romantische Schule, die Philosophie Schelling's und Hegel's, ohne das Vorangehen Herder's gar nicht gedacht werden kann.

Zweites Kapitel.

Gerstenberg.

Gerstenberg ist an geschichtlicher Bedeutung mit Herder nicht entfernt vergleichbar. Nichtsdestoweniger ist auch er, wenn nicht ein Begründer, so doch ein Vorläufer der Sturm- und Drangperiode.

Auf Wesen und Gestaltung des Drama war Herder in den Fragmenten und in den Kritischen Wåldern nicht eingegangen; seine Abhandlungen über Shakespeare fallen erst einige Jahre spåter. Die erste dramaturgische Kundgebung der neuen, von Lesfing abweichenden Richtung waren Gerstenberg's Briefe über Shakespeare, die erste dramatische That dieser neuen Richtung war Gerstenberg's Ugolino.

Heinrich Wilhelm von Gerstenberg war am 3. Januar 1737 zu Tondern in Schleswig geboren. Er war schon früh als SchriftFeller aufgetreten, bis dahin aber immer nur anempfindend und nachahmend. Als Jenaer Student dichtete er Idyllen in der Weise Geßner's, und anakreontische Tåndeleien in der Weise Gleim's; als dänischer Offizier, 1763 am Feldzug der Dånen gegen die Russen theilnehmend, dichtete er, abermals nach dem Vorbilde von Gleim's Grenadierliedern, Kriegslieder eines dånischen Grenadiers. In Verbindung mit Jacob Friedrich Schmidt, der spåter Predi=

ger in Gotha wurde, gab er 1763 die »holsteinische Wochenschrift«, „der Hypochondrist« heraus, die zwar sogar von Herder überschwenglich gepriesen wird, in Ton und Inhalt aber sich von den meisten anderen moralischen Wochenschriften nicht wesentlich unterscheidet. »Ariadne auf Naxos«, 1765 von F. A. Scheibe componirt, war eine jener dramatischen Cantaten, die damals überall beliebt waren und in Rousseau's Pygmalion ihre höchste Entfaltung fanden; in der Bearbeitung von Brandes und mit der Musik von Benda wanderte dies Monodrama über alle Bühnen. Seine eigenen selbständigen Wege fand Gerstenberg erst in den »Briefen über Merkwürdigkeiten der Literat«, einer Zeitschrift, die im Jahr 1766 von ihm eröffnet wurde, ...d in den Dichtungen, welche aus den hier niedergelegten Ansichten hervorgingen.

Vom Druckort (Schleswig und Leipzig) pflegte man diese Zeitschrift meist die Schleswigschen Merkwürdigkeiten zu nennen. Gleich Herder's Fragmenten war auch sie eine Bekämpfung und zugleich eine Fortbildung der Literaturbriefe.

Es fehlte nicht an unmittelbaren einzelnen Ausfällen ge= gen dieselben (vgl. Sammlung 1. Bf. 12); aber das Wichtigste und das im tiefsten Grund Unterscheidende ist, daß auch Gerstenberg ebenso wie Herder sich mit aller Kraft gegen die Schranken der Reflexionsdichtung richtet und für die zwingende Macht und Fülle des Ursprünglichen und åcht Dichterischen ein scharfes und wachsames Auge hat. Besonders im zwanzigsten Brief, der den tåglich weiter um sich greifenden Kihel« Ramlers, »sich durch die eigenmächtige Umarbeitung berühmter Poesieen einen Namen zu erwerben« mit schårfstem Wiß geißelt, ist diese Grundanschauung innig und beredt ausgesprochen. Alles blos Witzige und Lehrhafte wird von dem Wesen åchter Poesie ausgeschlossen. »Ich glaube,« sagt Gerstenberg, »daß man den Scheideweg, wo sich das dichterische Genie von dem schönen Geiste oder Belesprit trennt, noch nicht aufmerksam genug untersucht habe. Deutlicher, ich glaube, daß

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nur das Poesie sei, was das Werk des poetischen Genius ist, und alles Uebrige, so vortrefflich es auch in jeder Absicht sein möge, sich diesen Namen mit Unrecht anmaße«. Freilich ist es schwer, fährt Gerstenberg fort, die Frage, was ist denn Genie, zu beantworten, zumal unsere Psychologie sich immer noch nur mit der Oberfläche der Seele beschäftigt; aber wenigstens die Wirkung des Genies läßt sich beschreiben. »Der beständige Ton der Inspiration, die Lebhaftigkeit der Bilder, Handlungen und Fictionen, die sich uns darstellen als wåren wir Zuschauer und die wir mit bewunderndem Enthusiasmus dem gegenwärtigen Gotte zuschreiben, diese Hiße, diese Stärke, diese anhaltende Kraft, dieser überwältigende Strom der Begeisterung, der uns wider unseren Willen zwingt, an Allem gleichen Antheil zu nehmen, das ist die Wirkung des Genies! Die Kraft, die ich in Bezug auf uns Trug (Täuschung) oder Illusion nenne, diese Kraft, die Natur wie gegenwärtig in der Seele abzubilden, ist die entschiedene und hervorstechende Eigenschaft, die wir uns unter dem Namen des poetischen Genies auch da denken, wo wir uns von unseren Begriffen nicht immer Rechenschaft zu geben wissen. Sie kann weder durch Kunst noch durch Fleiß erreicht werden sie ist einigen und zwar den wenigsten Geistern eigenthümlich, kurz, sie ist das Genie. Dies ist keine Definition, aber es ist Erfahrung, es ist Gefühl.« Es ist bekannt, wie diese Anschauungsweise auch auf die letzten Schriften Klopstock's, mit welchem Gerstenberg in Kopenhagen aufs innigste verbunden war, befruchtend zurückwirkte.

Nach drei verschiedenen Richtungen suchten die Schleswiger Merkwürdigkeiten den Fortgang der deutschen Literatur in diesem Sinn zu leiten und zu beleben.

Die ersten Briefe (2. 4. 5) weisen bei Gelegenheit Spenser's auf Ariost. Es geschah auf Grund der mächtigen Einwirkung Meinhard's, dessen »Versuche über den Charakter und die Werke der besten italienischen Dichter« auch Lessing gebührend zu

schätzen wußte. Die in den Jahren 1771 und 1772 erscheinenden »Briefe über den Werth einiger deutscher Dichter« von Mauvillon und Unzer stellten dasselbe Ziel auf, und schon erklangen in Wieland's kleineren Dichtungen die Töne, deren künstlerische Zusammenfassung und Vertiefung spåter der Oberon wurde. Ja, in anderen Briefen (22. 23) wird bereits die Herrlichkeit Don Quixote's gepriesen. Doch verhallten grade diese Worte Gerstenberg's zunächst fast spurlos. Für solche spielende Heiterkeit war das junge Geschlecht zu unruhig und leidenschaftlich. Nur Heinse wußte, welche Poesie in Ariost's muthwilliger Lebensfrische liege.

Macpherson's Osssian, gegen dessen Aechtheit Gerstenberg von Anbeginn mißtrauischer war als die meisten seiner Zeitgenossen, und die altenglische Balladensammlung Percy's führen auf das Wesen und die Vorzüge volksthümlicher Dichtung. Mit wårmfter Begeisterung und mit sachkundigem Eifer ist eine Reihe von Briefen (8. 11. 12) darauf gerichtet, die altdänischen Volkslieder (Kiåmpe-Viser), die Edda und die bis dahin nur wenig beachtete nordische Göttersage hervorzuziehen und jenen englischen Dichtungen an die Seite zu stellen.

Aus diesen Stimmungen entsprang Gerstenberg's » Gedicht eines Skalden«, das mit ergreifendem Schwung die Empfindungen eines aus dem Todesschlaf erwachenden alten nordischen Sångers schildert und diesen Sånger in der Sprachweise und in den Anschauungen der alten nordischen Mythologie sprechen läßt. Es ist ausdrücklich bezeugt (vergl. Jördens' Lexikon deutscher Dichter und Prosaisten Bd. 6. S. 174), daß es dieses Gedicht war, welches die Bardendichtung Klopstock's und das gesammte Bardenwesen hervorrief. Gerstenberg aber ist nie eingegangen auf die kindischen Uebertreibungen der Nachahmer.

Jedoch das weitaus Bedeutendste und Wirksamste war der in vier Briefen (1418) enthaltene »Versuch über Shakespeare's Werke und Genie«. Gerstenberg hat diese Abhandlung auch

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