ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

Prometheus.

Der Kreis, den meine Wirksamkeit erfüllt,

Nichts drunter und nichts drüber!

Hier meine Welt, mein All!

Hier fühl ich mich;

Hier alle meine Wünsche

In körperlichen Gestalten.

Meinen Geist so tausendfach

Getheilt und ganz in meinen theuern Kindern!

»Sieh nieder,

geformt nach

Ist der erste Akt die Verneinung der überweltlichen Götter, so ist der zweite Akt die Darstellung des reinen, lediglich auf sich selbst ruhenden Menschenthums, wie es aus eigener Kraft sich entfaltet und sich ewig läutert und fortbildet. Zeus, auf meine Welt, fie lebt! Ich habe sie meinem Bilde, ein Geschlecht, das mir gleich sei, zu leiden, weinen, zu genießen und zu freuen sich und Dein nicht zu achten wie ich!« Doch ist dieser Akt entschieden schwächer und unreifer. Statt der tiefsinnig dichterischen Vorführung des geschichtlichen Lebens, wie es die Idee des Gedichts, freilich weit über das Vermögen und die Grenzen dichterischer Darstellbarkeit hinaus, unabweislich erforderte, nur flüchtig zusammengeraffte Gedanken über die ersten Bildungsanfänge aus Rousseau's Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen. Und zuleht sogar eine fast an Lessing's Grille von der Seelenwanderung erinnernde Hinweisung auf persön= liche Unsterblichkeit, die doch mit einer streng pantheistischen Unschauungsweise schlechterdings unvereinbar ist.

Es ist offenbar, daß Goethe, der unablässig Fortschreitende, das Unzulängliche dieses zweiten Aktes bald durchschaute. Das Drama als Drama wurde aufgegeben. Aber der eigenste Kern und Gehalt desselben, der gottleugnende Titanentrok, wurde in jenen lyrischen Prometheusmonolog zusammengefaßt, der eine

der bekanntesten und gewaltigsten Dichtungen Goethe's ist und der zum Erhabensten gehört, was jemals das menschliche Dichtungsvermögen geschaffen.

Nur auf diese Weise erklärt sich die wörtliche Uebereinstimmung einzelner Stellen des Gedichts und des Dramas. Es ist sehr zu bedauern, daß der Brief Goethe's an Merck (1835. Erste Sammlung, S. 55), in welchem er diesem das Prometheusgedicht überschickte, ohne Datum ist; es kann aber kein Zweifel sein, daß es Ende 1774 oder Anfang 1775 fållt. In feinem Alter hatte Goethe diesen Ursprung seines Gedichts vergessen und hielt es in unbegreiflicher Selbsttäuschung für das Bruchstück einer einst beabsichtigten Fortsehung des Dramas selbst. Das Drama aber ist völlig abgeschlossen. Es lag gar keine Möglichkeit vor, die Handlung weiter fortzuführen.

Gleichzeitig dichtete Goethe am Faust. Und wer sieht nicht den tiefen inneren Zusammenhang beider Dichtungen? Prometheus weiß nur die verneinende Seite des Pantheismus auszusprechen; Faust in jenem herrlichen Glaubensbekenntniß, das er Gretchen ablegt, spricht in unvergleichlicher Erhabenheit die bejahende gotterfüllte Seite aus. »Nenn's Glück, Herz, Liebe, Gott! Ich habe keinen Namen dafür! Gefühl ist Alles! Name ist Schall und Rauch, umnebelnd Himmelsgluth! Es sagen's aller Orten alle Herzen unter dem himmlischen Tage, jedes in seiner Sprache, warum nicht ich in der meinen?« Das Prometheusdrama wagte den kühnen Versuch, das ganze große Leben der Menschheit dichterisch zu umspannen, und mußte sich folgerichtig zu einer dichterischen Philosophie der Geschichte vertiefen; die Faustdichtung eröffnet dieselbe unendliche Perspective, nur mit dem tiefgreifenden Unterschied, daß sie dem Thema eine tragische Wendung giebt, und daß sie in tieferer Erkenntniß der naturbestimmten Grenzen plastischer Gestaltung an die Stelle der ganzen Menschheit einen titanischen Einzelhelden seßt, der entschlossen ist, der ganzen

Menschheit Wohl und Weh in seiner Bruft zu tragen, und so sein eigen Selbst zu ihrem Selbst erweitert.

Faust.

Schon seit Straßburg war die Idee der Faustdichtung in Goethe lebendig. Und offenbar war Faust auch in Weylar oft der Gegenstand seiner Unterhaltungen mit vertrauten Freunden gewesen; das bekannte Gedicht, welches Gotter nach Empfang des Gös von Berlichingen an Goethe (Bd. 6, S. 70) richtete, schließt mit den Worten: »Schick' mir dafür den Doctor Faust, sobald Dein Kopf ihn ausgebraust.« Doch ist es ein Irrthum, wenn Goethe im zwölften Buch von Wahrheit und Dichtung Faust unter denjenigen Dichtungen nennt, welche bei seiner Rückfehr von Straßburg bereits weit vorgerückt gewesen. Die Ausführung fällt vielmehr erst in den Sommer und Herbst 1774.

Im Frühjahr 1775 scheint, bis auf wenige Scenen, bereits Alles vollendet gewesen zu sein, was 1790 als Faustfragment in die Deffentlichkeit trat. Boie, der am 14. und 15. October 1774 Goethe in Frankfurt besuchte, nennt in seinen Reisebriefen (vgl. Boie. Von K. Weinhold 1868, S. 70) Faust das Größte und Eigenthümlichste, was Goethe gemacht habe, und seht ausdrücklich hinzu, daß dies Gedicht bald fertig sei. Und ganz damit übereinstimmend sagt Goethe in den Gesprächen mit Edermann (Bd. 2, S. 62): #Faust entstand mit meinem Werther; ich brachte ihn im Jahr 1775 mit nach Weimar.« In einem Scherzgedicht des Grafen Einsiedel vom 6. Januar 1776 heißt es von Goethe:

„Nu seinen Schriften unsnnerell
Nacht er rie balbe Welt ist toll,

Schreibt n' Buch ren ein'm albern Treef

Der heiler Haut sich schießt ver'n Keri.
Barerit fich trauf als Docter Haust,

Das 'm Teufel jelber vor ihm graui.“

Auf diese frühe Entstehungszeit gehörig zu achten, ist für das Verständniß und die Beurtheilung der Fausttragödie von höchster Bedeutung. Einzig aus ihr ist der innerste Kern und die Grundstimmung des Gedichts erklärbar. Die Fausttragödie ist der tiefste und umfassendste dichterische Ausdruck der dunklen dåmonischen Tiefen der Sturm- und Drangperiode. Und wenn gleichwohl die Fausttragödie das tiefste und eigenthümlichste Gedicht nicht nur der deutschen Literatur, sondern der gesammten neueren Bildung ist, so liegt hierin nur der Beweis, welche eingreifende und hoch wichtige Stellung diese oft gescholtene Epoche in der Ge= schichte des modernen Geisteslebens einnimmt.

Es ist das alte Thema von dem tragischen Kampf und Widerspruch zwischen dem angeborenen Unendlichkeitsgefühl und den angeborenen Schranken der menschlichen Endlichkeit; in neuer vertiefter Spiegelung. Werther's sich selbst verzehrende Empfindungsinnerlichkeit und Prometheus' kühner Titanentrok zeigt sich in Faust als der leidenschaftliche Protest gegen das todte Buchstabenwesen, als der Ruf nach lebendiger Erkenntniß im Geist und in der Wahrheit, als der unstillbare und doch ununterdrückbare Drang nach ungebrochener Allheit und Ganzheit des Empfindens und Denkens. Wäre es möglich, die Stimmung, aus welcher die Faustdichtung hervorgegangen, mit einem einzigen Wort zu bezeichnen, so wåre es jenes Wort, auf welches Goethe (Bd. 22, S. 81) die Denkweise Hamann's zurückführt. »>Alles, was der Mensch zu leisten unternimmt, es werde nun durch That oder Wort oder sonst hervorgebracht, muß aus såmmt= lichen vereinigten Kråften entspringen; alles Vereinzelte ist verwerflich!«

Die Sage vom Doctor Faust, ein Kind des Reformationszeitalters, war noch von ausschließlich theologisirender Haltung. Faust ist zwar auch in ihr schon ein gelehrter Mann mit einem »unsinnigen und hoffårtigen« Kopf, der alle Gründe von Him

mel und Erde erforschen wollte, dessentwegen man ihn allezeit den Speculirer genannt hat; aber das Motiv des Wissenshochmuths wird veräußerlicht und verflacht. Faust schließt seinen Vertrag mit dem Teufel nur, um vor der Menge mittelst seiner Zauberkünste durch allerlei Schwank und Kurzweil zu glänzen, und das erbauliche Ende ist, daß der Frevler zuleht für seine arge Vermessenheit ganz erschrecklich in die ewige Höllenpein fährt. Und auch das Puppenspiel der Volksbühne, das zunächst auf Goethe's Phantasie wirkte, hatte im Wesentlichen diese Auffassung nicht überschritten. Die Umbildung und Vertiefung zur Tragik des menschlichen Erkenntnißlebens gehört einzig Goethe's genialer Erfindung. Aber der Anschluß an die Sage bot dem Dichter nicht nur die feste Unterlage gegebener und zum Theil schon plastisch ausgeprägter Gestalten und Situationen, sondern vor Allem auch den unersetzlichen Vortheil jenes dåmmernden, halb mystischen Hintergrundes, auf dem allein das urelementare Walten dåmonischer Leidenschaft Möglichkeit der Entfaltung und zwingende Glaubhaftigkeit gewinnen konnte.

Vom ersten Anfang an stehen wir mitten im Grundmotiv. Das Fragment von 1790 beginnt sogleich mit dem ersten ergrei fenden Monolog Faust's. Die Zueignung, das Vorspiel auf dem Theater, der Prolog im Himmel, welche jeht die Dichtung eröffnen, sind erst Zusåhe der weiter ausgeführten neuen Ausgabe von 1808.

Tief lyrisch, der innerste Erguß der gewaltigsten Seelenkämpfe, ist dieses leidenschaftliche Selbstgespräch zugleich voll des lebendigsten dramatischen Fortschritts. Es ist der Kern, aus dessen Triebkraft alle weiteren Handlungen und Berwicklungen folge= richtig und unabweislich herauswachsen. Unzweifelhaft ist dieser Monolog auch der Zeit nach das Erste, was Goethe von der Faustdichtung niederschrieb.

Nacht. Trüber Lampenschein. Faust in seinem hochgewölb

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »