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sition bequemer mache und die höchsten Forderungen mehr nur zu berühren als zu erfüllen denke. Das Ganze wird immer ein Fragment bleiben.«<

Die Lösung und der Abschluß der Faustdichtung ist unmöglich, weil niemals der Augenblick eintreten kann, in welchem das aufstrebende Unendlichkeitsgefühl und die thatsächliche Endlichkeit bruchlos ineinander aufgehen.

In seinem Greifenalter wurde Goethe dieser Einsicht untreu. Der sogenannte zweite Theil des Faust bietet sich nicht blos als Fortsetzung, sondern als Abschluß. Doch ist dieser vermeintliche Abschluß nicht eine organische Krönung des hochragenden Baues, sondern nur ein dürftiges Nothdach.

Egmont.

Noch in den letzten Monaten seines Frankfurter Lebens, im Herbst 1775, tauchte in Goethe der Plan einer neuen Tragödie auf, die Geschichte Egmont's. Die Ausführung rückte rasch vor und wurde, wie Goethe in Wahrheit und Dichtung (Bd. 22, S. 406) berichtet, noch in Frankfurt selbst beinah zu Stande gebracht. Unstreitig ist Egmont gemeint, wenn in Reichard's Theaterkalender auf das Jahr 1777 (S. 146. 256) unter den ungedruckten Dra= men Goethe's ein »Vogelschießen von Brüssel« genannt wird. Doch erfolgte seit dem 12. April 1778 in Weimar eine erneute Bearbeitung, die nach vielfachen Pausen und Unterbrechungen erst im April 1782 vollendet wurde. Die Aenderungen scheinen sich, wie aus einem Briefe Goethe's an Frau von Stein (Bd. 2, S. 170) hervorgeht, nur darauf beschränkt zu haben, das allzu Aufgeknöpfte und Studentenhafte der früheren Manier zu mildern und zu tilgen. Zuleht die gründlichere Umbildung und der endgiltige Abschluß in der Zeit des zweiten Aufent= halts Goethe's in Rom, im Sommer 1787. Besonders die

lehten Akte wurden zum Theil neu geschaffen. Allein auch jeht blieb die erste Grundanlage, wie sie der glücklichen Frankfurter Seit entstammte, im Wesentlichen unangetastet. »Es sind ganze Scenen im Stücke, an die ich nicht zu rühren brauche,« schreibt Goethe (Bd. 24, S. 59) am 5. Juli 1787 an Herder. Und am 3. November desselben Jahres setzt er hinzu: »Man denke, was das sagen will, ein Werk vornehmen, das zwölf Jahre frůber geschrieben ist, und es vollenden, ohne es umzuschreiben.«

Goethe's Egmont gehört daher in die Reihe der Goetheschen Jugenddichtungen. Ja, Egmont ist eine der wichtigsten derselben.

Es hat auf den ersten Anblick etwas durchaus Befremdendes und, fast möchte man sagen, etwas Räthselhaftes, daß unmittelbar neben den tief tragischen Gestalten des Werther, des Prometheus und Faust, in welchen die dåmonische Qual versöhnungslosen Weltschmerzes den ergreifendsten und erhabensten Ausdruck gefunden, Egmont steht, die glånzende dichterische Verherrlichung unbefangener Gemüthsfrische und genialer Leichtlebigkeit. Doch zeigt sich bald, daß Egmont troß aller Verschiedenheit jenen ernften Charakteren aufs tiefste verwandt ist. Dieselbe Maßlosigkeit und Ungebundenheit, derselbe ungestüme Drang sich voll und ganz auszuleben; nur in anderer Aeußerung und Richtung; nicht der Nachtseite, sondern der freundlichen Lichtseite des Lebens zugewendet.

In Goethe's Egmont liegt Goethe's Frohnatur, wie im Werther und Faust sein philosophisches Wühlen und Grübeln. Es ist das Lebensideal des übersprudelnden Jugendmuthes. Heißblütiges Sinnenleben im untrennbaren Bunde mit edelster Thatkraft; ungezügelte Lebenslust, aber auch im ernsten Kampf mit Gut und Blut einstehend.

Nichts ist irriger, als wenn Goethe in einer Stelle von Wahrheit und Dichtung (Bd. 22, S. 392) die Entstehung des

Egmont mit den in seinem Innern fortklingenden Nachwirkungen des Göt in Zusammenhang zu bringen sucht. Nicht`um die Darstellung des niederländischen Freiheitskampfes war es dem Dichter ursprünglich zu thun, sondern lediglich um die Darstellung von Egmont's Charaktereigenthümlichkeit, wie sie ihm in der Geschichtserzählung Strada's, die er zufällig in seines Vaters Bibliothek fand, herzgewinnend entgegentrat. Weit zu= treffender sagt Goethe selbst in einer anderen Stelle seiner Lebensgeschichte (Bd. 22, S. 400), daß ihm an Egmont am meisten dessen menschlich ritterliche Größe behagt habe, und daß besonders dies der Grund gewesen, warum er, im Gegensatz zu den gegebenen geschichtlichen Thatsachen, ihn in einen Charakter verwandelte, der solche Eigenschaften besaß, die einem Jüngling besser ziemen als einem Mann von Jahren, einem Unbeweibten besser als einem Hausvater, einem Unabhängigen mehr als einem, der, noch so frei gesinnt, durch mancherlei Verhältnisse begrenzt ist. »>Als ich ihn«, fährt Goethe fort, »nun so in meinen Gedanken verjüngt und von allen Bedingungen losgebunden hatte, gab ich ihm die ungemessene Lebenslust, das grenzenlose Zutrauen zu sich selbst, die Gabe alle Menschen an sich zu ziehen und so die Gunst des Volks, die stille Neigung einer Fürstin, die ausgesprochene Liebe eines Naturmädchens, die Theilnahme eines Staatsklugen zu gewinnen, ja selbst den Sohn seines größten Widersachers für sich einzunehmen.«<

Ein Bild schönster und liebenswürdigster Menschlichkeit, wie es nur ein Dichter erfinden und gestalten konnte, der in allen diesen Zügen warmer und stolzer Jugendlust sein eigenstes Selbst gab! Es ist der große tapfere Egmont, auf den alle Augen gerichtet sind und für den alle Herzen des Volks schlagen. Hochherzig, ritterlich, von Ruhm und Glück umstrahlt, ist er ein heiteres Weltkind, das rasch und fröhlich im frischen Genuß des Augenblicks lebt, ohne nach dem Morgen und Gestern

de Farzen bunten Lappen zu mißgönnen,

um unseres Lebens arme Blöße hån

Soin Fr das Leben gar zu ernsthaft nehmt, was Fezinnig erinnert Körner in einem Briefe an 2. $75) an Fieldings Tom Jones; Egmont 1. a ote den großen geschichtlichen Stil überseßt. Er et meer Schritt, als wenn die ganze Welt ihm gehöre; 2% te falhe Ader an ihm und jede Anwandlung von Sagiskt dünkt ihm ein fremder Tropfen in seinem Blut.

an deler leichtlebigen Unbekümmertheit hålt er auch dann red set, da sich bereits ringsum immer dichter und dichter die drogenden Wolken über ihn zusammenziehen. »Egmont«, agt der Spanier Silva zum Herzog von Alba, »ist der Einege, der, seit Du hier bist, sein Betragen nicht geändert par Den ganzen Tag von einem Pferd aufs andere, la= det Gäste, ist immer lustig und unterhaltend bei Tafel, würfelt, schießt und schleicht Nachts zum Liebchen. Die Anderen haben dagegen eine merkliche Pause in ihrer Lebensart gemacht, sie bleiben bei sich, vor ihrer Thür sieht's aus als wenn ein Kranfer im Hause wåre«.

Die Zeitgenossen nannten Heinse's Ardinghello den Werther der Genußsucht. Auch auf Egmont ist dieser Ausdruck anzuwenden. Egmont wird ein Opfer seiner ungezügelten Lebenslust wie Werther ein Opfer seiner ungezügelten Empfindungsseligkeit.

Neben Egmont steht Clärchen; in ihrer holden Naturfrische und Herzensreinheit einzig Gretchen im Faust vergleichbar. Glücklich allein ist die Seele, die liebt. Es ist ein meisterhafter Zug des Dichters, daß er an Elärchens Seite den schlicht tüchtigen, ehrbar bürgerlichen Brakenburg gestellt hat, der nicht von ihr läßt, auch nachdem er långst gesehen, daß sie ihm für immer verloren ist. Das Bild Clärchens, das durch ihr Verhältniß

zu Egmont leicht Einbuße erleiden könnte, erhält dadurch erst die richtige Beleuchtung.

Welche unendliche Fülle von Anmuth und Lieblichkeit in diesem heiteren Liebesidyllion!

Und die Schönheit dieser poesievollen Sinnenwelt wirkt um so mächtiger, je bedeutender der dunkle Hintergrund der großen politischen Stimmungen und Ereignisse ist.

Einerseits der bunte Trubel der derbkräftigen Volksscenen, deren packend individuelle Lebendigkeit und Naturtreue selbst an Schiller, der für die Schwächen des Stücks ein so scharfes und unbestechliches Auge hatte, den begeistertsten Bewunderer fand. Und andererseits die kalte Strenge und Rücksichtslosigkeit der berechnenden Kabinetspolitik; der finstere starre gewaltthätige Alba, die feinverständige Herzogin von Parma, der ernste staatskluge Oranien, ganz und gar der wirksame Gegensatz der leichtfertigen Sorglosigkeit Egmont's, die öffentlichen Dinge warm im Herzen tragend und jeden scheinbar noch so unbedeutenden Zug der Gegner fest beobachtend, weil er es als den unverbrüchlichen Beruf seiner fürstlichen Stellung erachtet, die Gesinnungen und die Rathschläge aller Parteien zu kennen.

Offenbar stammt die Liebesidylle Egmont's und Clärchen's und das tumultuarische Leben der Volksscenen bereits aus der ersten Bearbeitung; dagegen gehört wohl die volle Ausgestaltung der månnlich ernsten Charaktere, so wie die in den letzten Akten hervortretende Umbeugung Egmont's und Clårchen's in das Pathetische und Heroische, erst der lehten römischen Bearbeitung an.

In der Kunst der dramatischen Charakterzeichnung ist Eg= mont sicher eines der unvergleichlichsten Meisterwerke. In keiz nem anderen seiner Dramen hat Goethe wieder so schauspielerisch dankbare Rollen geschrieben. Was nach dem maßgebenden Vorgang Lessing's das offene und klar ausgesprochene, freilich bei unzulänglichen Dichterkräften oft seltsam verzerrte Streben

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