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mit ihrer Zeit betrachtet. Ihr Leben füllte sich aus mit Reli- · gionsübung und Wohlthun; Måßigkeit und Genügsamkeit war in ihrer ganzen häuslichen Umgebung; innerhalb dieses Elements aber bewegte sich die geistreichste herzliche Unterhaltung, ernsthaft durch Philosophie, heiter durch Kunst.«

Zunächst war es nur eine kleine Gemeinde, die sich unter der Fahne dieser neuen strengeren Christlichkeit zusammenfand. Aber die Zeitumstånde fügten es wunderbar, daß dieser religiöse Rückschlag gegen die Errungenschaften der Aufklärung bald machtiger und allgemeiner wurde. Es kamen in Preußen die Religionsedicte Wöllner's, in Oestreich der Umsturz der Josephinischen Reformen. Weitgreifender jedoch als diese befohlene Kirchlichkeit wirkten die Schrecken der französischen Revolution. Das deutsche Gemüth wurde nur um so tiefer in sich zurückgeworfen. Die Großen und Freien flüchteten in die stille Idealwelt der künstlerischen Schönheit, in die freie Hoheit der Wissenschaft; wer so ernster Arbeit nicht gewachsen war, suchte Trost und Halt in religiöser Erhebung und Verinnerlichung. Hier ist der Grund und der Anfang der religiösen Romantik der unmittelbar folgenden Jahrzehnte.

Achtes Kapitel.

Der Göttinger Dichterbund.

1.

Boie. Bürger. Hölty. Christ. und Fr. Stolberg. Voß.

Frühling überall. Zu derselben Zeit, als Goethe mit seinen ersten gewaltigen Werken auftrat, erstand in Göttingen jener Kreis junger Dichter, der in der deutschen Literaturgeschichte unter dem Namen des Göttinger Hainbundes bekannt ist.

Im Sommer 1769 hatten sich Gotter und Boie, Beide als junge Hofmeister in Göttingen lebend, mit einander verbunden, einen deutschen Musenalmanach herauszugeben, der dem 1765 in Paris gegründeten Almanac des Muses nachgebildet war. Der erste Jahrgang erschien unter dem Titel »Musenalmanach für das Jahr 1770. Göttingen bei Johann Christian Dietrich.« Der zweite Jahrgang, der Musenalmanach für das Jahr 1771, wurde, da Gotter inzwischen Göttingen verlassen hatte, von Boie allein besorgt. Beide Jahrgänge, zum Theil Blumenlesen bereits gedruckter Gedichte, gehörten noch durchaus der alten Schule an; außer Boie und Gotter, die fast nur kleine Nachbildungen aus dem Englischen und Französischen brachten, waren Klopstock, Ramler, Kåstner, Gerstenberg, Denis, Kretschmann,

Willamov, Gleim, Claudius, die Karschin, Thümmel am meisten vertreten. Bald aber schaarten sich um Boie alle Göttinger Studenten, die Beruf zur Dichtung zu haben meinten. Und unter diesen waren Talente, die dem Führer schnell über den Kopf wuchsen und ihn nun ihrerseits unter ihre Führung nahmen. Seit dem Herbst 1770 Bürger; von ihm brachte bereits der Musenalmanach für das Jahr 1771 das Trinklied »Herr Bacchus ist ein braver Mann«. Dann im Sommer 1771 Hahn aus Zweibrücken, Hölty, Johann Martin Miller; seit Ostern 1772 Karl Friedrich Cramer und Johann Heinrich Voß, seit dem Herbst desselben Jahres die beiden Grafen Christian und Friedrich Leopold Stolberg. Die Rückwirkung auf den Musenalmanach blieb nicht aus. Schon im Jahrgang 1772 erscheint von dem jungen Geschlecht nicht blos Bürger, sondern auch Voß und Claudius. Besonders aber die Jahrgänge 1773 und 1774 haben die unvergångliche Bedeutung, die wichtigste Urkunde der neu erstehenden deutschen Lyrik zu sein. Hier erschie nen zum ersten Mal die schönsten Lieder von Hölty, Miller und Fritz Stolberg, hier erschien zuerst Bürger's Lenore, ja hier stellte sich Goethe selbst ein, mit Beiträgen, unter denen wir befonders »Der Wanderer«, »Udler und Taube« und den »Gesang zwischen Ali und Fatema« hervorheben. Gleim und Ramler fehlen. Der Gegensatz gegen die alte Zeit war scharf ausgesprochen. Und Niemand tauschte sich darüber, weder Freund noch Feind. Es ist überaus bezeichnend, daß Nicolai in der Allgemeinen Deutschen Bibliothek (Bd. 25, S. 216) am Musenalmanach von 1774 einen gewissen Neologismus«< rúgte, vor welchem er die jungen Dichter nicht genug warnen könne, weil derselbe den wahren Charakter und das Wesen der Poesie, vorzüglich aber die Reinigkeit unserer Sprache, auf das Spiel setze.

Neben Goethe haben diese Göttinger am meisten dazu bei

getragen, daß die deutsche Lyrik endlich aus dem verderblichen Jagen nach dem Fremden und künstlich Angelernten heraustrat und in Empfindung und Gestaltung wieder schlicht und innig natürlich und ursprünglich, åcht deutsch und volksthümlich

wurde!

Seit dem 12. September 1772 hatten sich die jungen Göttinger Dichter zu einem Kränzchen zusammengeschlossen, dem sie den anspruchsvollen Namen »Hain« gaben; nach dem Vorgang Klopstock's, welcher in mehreren seiner Oden und namentlich in der Ode »Der Hügel und der Hain« im Gegensatz zum Parnaß den Hain als das Sinnbild bardischer Dichtung und Gesinnung gefeiert hatte. Die Briefe von Voß an Brückner und an seine Braut Ernestine Boie bezeugen, welch überschwengliche Klopstockbegeisterung in diesem Bund herrschte. Bald traten die jungen Dichter mit Klopstock in nahe persönliche Berührung, zumal Cramer und die beiden Stolberge von Jugend auf persönlicher Beziehungen zu Klopstock sich rühmen durften; und auch Klopstock seinerseits, der in diesen Jünglingen wesentlich nur seine Jünger erblickte, brachte ihnen in seinem seltsamen Buch von der Gelehrtenrepublik öffentlich seine Anerkennung und Huldigung. In den Gedichten sowohl wie in den Sahungen und geselligen Formen des Bundes spreizte sich viel bardische Ueberspannung und Thorheit. Doch ist über diesem lårmenden Klopstockcultus eine andere sehr gewichtige Thatsache nicht zu übersehen. Von Anbeginn waltete in diesen jungen Dichtern zugleich auch der klar bewußte und warmgehegte Zug nach unmittelbar volksthümlicher Dichtung, wie er so eben durch Herder's mächtige Hinweisung auf das Wesen åchter und ursprünglicher Volkspoesie geweckt und durch Goethe's Göh von Berlichingen und seine ersten Jugendlieder zu siegreicher Erscheinung gekommen war. In jener berühmten Klopstockfeier, in welcher das Bildniß Wieland's verbrannt wurde, erklangen die Gläser nicht blos zur Ehre Klopstock's, sondern auch zur Ehre Herder's

NB

und Goethe's. Schon im Musenalmanach von 1773 hatte Bürger seinen Gedichten »Minnelied« (Der Winter hat mit kalter Hand ic. ic.) und »Die Minne« (Ich will das Herz mein Lebelang der holden Minne weihen zc. c.) die Bemerkung beigefügt: »Man hat zu unseren Zeiten, zum Theil mit vielem Glück den Bars dengesang aufgeweckt, dessen åltere Muster gänzlich verloren sind; der Verfasser dieser beiden Gedichte hat versuchen wollen, ob die Minnelieder, die noch da sind, auch nicht einen größeren Einfluß auf unsere Poesie haben könnten als sie bisher gehabt haben.« Und blieb Bürger, welcher der neuen volksthümlichen Richtung am rückhaltlosesten folgte, zunächst auch vereinzelt, wenn er der Odendichtung ganz und gar den Rücken kehrte, so war doch kein Einziger dieser jungen Dichter, der nicht das Streben Bürger's getheilt und gebilligt und nicht neben Klopstockisirenden Oden auch volksmäßige Lieder mit dem von Klopstock verpönten Reim gedichtet hätte.

Ja es ist sogar mit Bestimmtheit auszusprechen, daß es ausschließlich die schlicht volksthümliche Seite war, welche diesen jungen Dichtern das Herz des Volks eroberte und der eigentlich treibende Kern ihrer fortschreitenden inneren Entwicklung wurde.

Wer ergöht sich noch an jenem frostigen Odenpomp, der immer an Klopstock mahnt, ohne doch je den Meister zu erreichen? Neu aber und in das allgemeine Volksleben tief eingreifend waren diese jungen Dichter durch ihre warme Pflege des singbaren volksthümlichen Liedes.

Unter den Gråueln des dreißigjährigen Krieges waren allmålich auch die sogenannten Gesellschaftslieder verstummt, die in der zunehmenden Vernüchterung der Sitten und Zustånde an die Stelle des eigentlichen Volksliedes getreten waren. Die Bestrebungen von Chr. Felir Weiße, Gleim, Hagedorn und Georg Jacobi, das singbare Lied neu zu beleben, hatten keinen Boden

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