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erreichte und sich überzeugte, dass der durch ihre Vereinigung entstandene Fluss die Donau war.

Wie weit Tiberius dem Laufe der Donau abwärts folgte, lässt sich nicht sagen, schwerlich, wie behauptet wird 5), bis in die Gegend von Thracien; über Noricum und höchstens Pannonien wird er in diesem ersten Feldzuge nicht hinausgekommen sein. Nachdem der Hauptwiderstand der Donauvölker gebrochen war, schickte Tiberius einzelne Corps in die verschiedenen Theile des Landes, um die Unterwerfung zu vollenden. Aus Furcht vor einem Abfall dieser wichtigen Länder liess er seine Gefangenen in die Sklaverei verkaufen und verpflanzte einen grossen Theil der Eingeborenen in die benachbarten römischen Provinzen.*)

„Die von Augustus eingerichtete Provinz Raetien wird vom Gotthard und dem Ausfluss des Rheins aus dem Bodensee, im Norden von der Donau, im Osten vom Inn und Ziller, im Süden durch Italien begrenzt."**) Auch das Königreich Noricum machte, wahrscheinlich bedrängt von den Dakern, die in Pannonien vordrangen, seinen Frieden mit Rom, indem es ohne Krieg seine Selbstständigkeit aufgab 36), ohne jedoch wirklich Provinz zu werden, und hier war es namentlich Carnuntum, das sich bald zum Stützpunkt des Römerthums entwickelte.

Die Donau war auch durch diesen Feldzug noch keineswegs zum Grenzfluss des römischen Reichs geworden, aber das Ziel war gesteckt, und es war nicht zum Geringsten das Verdienst des Tiberius, dass es schliesslich erreicht wurde.

Nichts ist, was nun den Claudiern nicht gelingt,
Da selbst mit seiner Gnade sie Jupiter

Schützt und erfindungsreiche Vorsicht

Sicher durch Klippen des Kriegs sie leitet. ***)

*) Cass. Dio 54, 22.

**) Nissen, Ital. Landeskunde 1 S. 485. Eingehend ***) Horat.

behandelt C. I. L. III p. 707; Planta, Das alte Raetien 55 ff.

Od. 4, 4, 73.

3. Capitel.

Offensivkriege.

Tiberius an der Donau.

Augustus, obwohl aus Grundsatz und Charakter ein Mann des Friedens, hatte während der Triumviralzeit und auch noch später mit Muth und Energie Kriege geführt, die entweder für den Staat oder sein eigenes Interesse nothwendig waren; von unnöthigen Kriegen hatte er sich bis dahin fern gehalten. Der Wunsch und das Bedürfniss nach Kriegsruhm war ihm persönlich fremd; aber der Mann des Friedens war nun einmal durch die Verhältnisse der Kriegsherr des römischen Reiches geworden; er hatte ein stehendes Kriegsheer in die römische Verfassung eingeführt, das jährlich bedeutende Opfer von Menschen und Geld erforderte. Diese schneidige Waffe hatte Augustus bis dahin noch nie missbraucht, obwohl er wünschen musste, die Bürger stets von Neuem von der Nothwendigkeit seiner Schöpfung zu überzeugen und obgleich auch der Soldat sich nach seinem eigentlichen Element sehnte und das ewige Einerlei des langen Friedensdienstes durch Ruhm und Beute des Krieges zu unterbrechen wünschte. Derartige Wünsche des Bürgers und des Soldaten waren aber für den Kaiser keineswegs gleichgültig. Kleine Kriege, die, selbst im unglücklichen Falle, nicht im Stande waren, das Gleichgewicht

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im Staate zu stören, schienen das beste Mittel zu sein, derartigen Wünschen entgegenzukommen. Dass solche Kämpfe auf Kosten fremder Völker geführt werden mussten, verstand sich für den Römer von selbst. Rom hatte bereits so viele fremde Nationen bekriegt und unterworfen, dass es auf eine mehr oder weniger nicht ankam.

Wenn Caesar Gallien unterworfen hatte, warum sollte Augustus sich scheuen, das Rhein- oder Donauland zur Provinz zu machen? Derartige Rücksichten waren es am Allerwenigsten, die den Augustus bisher zu einer Politik des Friedens bestimmt hatten. Nach Beendigung der Bürgerkriege war eine Zeit der Ruhe und Sammlung für die Kräfte des römischen Staates vielmehr absolut nothwendig gewesen, um sich von den kolossalen Anstrengungen des Entscheidungskampfes zu erholen. Diese Uebergangszeit war nun vorüber. Die Wunden der Bürgerkriege fingen allmählich an zu vernarben, das natürliche Gleichgewicht war allmählich wieder hergestellt, und die Lücken, welche die Schlachten in den Reihen der Bevölkerung gerissen hatten, waren ausgefüllt. Mit Einem Worte: die Jahre der Abspannung waren vorüber. Wer im Jahre der Schlacht bei Actium geboren war, diente bereits im Heere des Kaisers und kannte die schreckliche Zeit der Bürgerkriege nur noch vom Hörensagen. Der Friede wurde nicht mehr unbedingt als das höchste Gut gepriesen. Eben noch hatte man den Friedensaltar geweiht und den Janusbogen geschlossen, aber schon machten sich die Vorboten einer neuen Zeit und einer neuen Politik bemerkbar.

Die äusseren Vorbedingungen einer kräftigen Offensivpolitik waren also vorhanden, wenn sich nur die geeigneten Träger dieses neuen Gedankens fanden. Agrippa war dazu in seinen letzten Jahren nicht geeignet; entweder war er ein erklärter Feind jeder Eroberungspolitik, oder er wollte seinen wohlverdienten Ruhm nicht durch neue gewagte Unternehmungen auf's Spiel setzen, zumal Alter und Kränklichkeit ihn in dieser Beziehung vorsichtig machten. So lange die Stimme Agrippa's etwas galt im Rathe des Kaisers, d. h. so lange er lebte, ist kein Versuch gemacht worden, die hergebrachte und bewährte Tradition zu verlassen; aber mit seinem Tode änderte sich die Sache: die Jugend trat an die Stelle des Alters. Von

Gardthausen, Augustus und seine Zeit. 1. 3.

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nun an waren die Söhne der Livia die natürlichen Führer der Legionen des Augustus. Beide hatten den Krieg bereits kennen gelernt; sie waren keine Anfänger mehr. Ihnen und nur ihnen konnte der Kaiser grössere Heere mit Ruhe an

vertrauen.

Wir werden also kaum irren, wenn wir beide jugendlichen Feldherrn als die Träger der neuen Offensivpolitik des Augustus betrachten, aber den jüngeren Bruder in noch höherem Maasse als den älteren. Tiberius hat sich stets als Feldherr von grosser Vorsicht gezeigt, namentlich wird dies beim illyrischen Aufstand von Vellejus hervorgehoben. Auch später als vollständig freier Herr seiner Entschliessungen hat der Kaiser Tiberius niemals Eroberungskriege geführt. Drusus dagegen scheint das eigentlich treibende Element gewesen zu sein.

Moesien und Dacien.1)

Beim Anfang der Regierung des Augustus zeigte die Nordgrenze des römischen Reiches im Osten Europas ein unfertiges Aussehen. Italien hatte allerdings ungefähr seine natürlichen Grenzen erreicht, auf der Balkanhalbinsel aber fehlte noch viel daran. Alte Provinzen hatten die Römer im Süden: Achaia und Macedonien. Ihre Nachbarn im Norden, die Dardaner und Dalmatiner, standen in einem losen Abhängigkeitsverhältniss, während Thracien ausserhalb des römischen Reiches von befreundeten Fürsten regiert wurde. In der Zeit der Bürgerkriege hatte Asinius Pollio die Parthiner unterworfen*), und der junge Caesar hatte an der Westküste einige Räuber der See und der Berge gezüchtigt.**) Nordwärts war er dabei bis zur Save vorgedrungen; er hatte Siscia befestigt und gegen die Angriffe der Eingeborenen behauptet, bis der Ausbruch der Bürgerkriege seinen weiteren Fortschritten ein Ziel setzte. Die Donaulinie hatten die Römer damals noch nirgends erreicht, geschweige denn überschritten, sondern ein breiter Landstrich südlich vom Flusse trennte allenthalben das Ufer der Donau von der Nordgrenze

*) S. o. S. 161. 236. **) S. o. S. 317.

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des römischen Reiches. „Wie die Rheingrenze Caesar's, so ist die Donaugrenze das Werk des Augustus."*)

In den fruchtbaren Ebenen zu beiden Seiten der unteren Donau fehlten die Elemente zu staatlichen Bildungen keineswegs, die der Ausbreitung der römischen Herrschaft gefährlich werden konnten. Hier lebte das den Thrakern verwandte Volk der Daker oder Geten), das zur Zeit des Julius Caesar (wie später unter Domitian) plötzlich einen ungeahnten Aufschwung genommen hatte; damals hatte Boerebista) auf religiös-politischer Grundlage ein Donaureich gegründet, das vom Schwarzen Meere bis zu den Norischen Alpen und südwärts bis an den Balkan reichte. Es hatte den Anschein gewonnen, als ob hier den Römern ein ebenbürtiger Gegner erstanden sei), und der Dictator hatte allen Ernstes einen Vernichtungskrieg beabsichtigt, den nur seine Ermordung verhinderte. Allein auch ohne Einmischung der Römer war das gewaltige Reich des Boerebista bald nach dem Tode seines Gründers wieder zerfallen. Die Theile südlich von der Donau befreiten sich von der dakischen Herrschaft, und der Rest im Norden zersplitterte sich in mehrere unabhängige Reiche; damit war die politische Gefahr für das römische Reich allerdings abgewendet, aber immerhin blieben die Daker auch später noch unbequeme Nachbarn, die oft alljährlich ihre Plünderungszüge bis in das Herz der Balkanhalbinsel ausdehnten und nicht nur die römischen Bundesgenossen, sondern gelegentlich sogar die römische Provinz Macedonien heimsuchten. Gleich nach Caesar's Tode fürchtete der Senat einen Einfall der Daker und scheute sich, die dort stationirten Legionen abzuberufen.**)

Vor der Schlacht bei Actium hatten Antonius sowie Caesar sich um die Bundesgenossenschaft der tapferen Donauvölker bemüht***), und Caesar hatte dem Dakerkönig sogar die Hand seiner Tochter angeboten; jedoch vergebens, denn Antonius hatte die Zusage ihrer Hülfe erhalten +), und die Anhänger des Caesar fürchteten vor der Schlacht bei Actium nicht nur eine Landung der ägyptischen Flotte, sondern auch

*) Mommşen, R. G. 5 S. 178. **) Appian b. c. 3, 25. ***) S. o. S. 368. †) Plutarch Anton. 63.

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