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selbst; in List und Trug dem Leben, dem Fleische seinen Tribut zahlend, dann aber in langer Läuterung büßend und zu Gott sich durchringend. Was er selbst an seinem Bruder gethan, wird ihm heimgezahlt von seinen Söhnen, die seinen Liebling Josef in die Fremde verkaufen. Und von ihm geht die Läuterung auf Kind und Kindeskind über. Es giebt wohl in der Geschichte aller Poesie wenige Beispiele solch erschütternder Seelenumkehr, als das uns in den Brüdern Josefs gezeigt wird. Leichthin verkaufen sie den Träumer Josef ins Elend aber da sie Jahre später den jüngsten, Benjamin, als Pfand in Egypten lassen sollen, bieten sie ihr eigenes Leben und das ihrer Kinder an, um nur nicht wieder dem alten Vater solches Herzeleid zu bereiten.

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Den klarsten Ausdruck aber findet dieses Ideal AltIsraels in der Erzählung vom Sündenfall, die an den zweiten Schöpfungsbericht sich anschließt. So lange der Mensch dem Kinde gleich das Leben hinnimmt als Gottesgabe, ist er im Paradiese, ist er eins mit Gott. Da er vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen ißt, für sich selbst die Verantwortung übernimmt, wird er aus dem Paradies gestoßen. Und diese Zeit mußte auch für Israel kommen. Als es in die Weltkämpfe zwischen den Weltreichen der Egypter und Assyrier, später Babylonier und Perser hineingezogen wird, da greifen, wie sich der Blick vom Volksganzen zu der großen Welt erhebt, auch im innern tiefgehende soziale Veränderungen um sich, die den Rahmen der mosaischen Nationalreligion sprengen. Nun wird das Volk Israel ein Spielball in den Händen der großen Weltreiche. Wonach in früherer Zeit gar nicht gefragt wurde, das drängt sich jezt als das Hauptproblem auf: wie läßt denn Jahwe geschehen, daß über ihn hinüber

die Weltereignisse sich gestalten? Und mit der Weltkultur, die in Israel eindringt, erhebt sich der Einzelne zur Individualität, macht sein Eigenrecht auf Kosten der andern geltend. Nun ist er auch religiös nicht mehr Glied seines Stammes, wie soll sein religiöses Gefühl Formel, Zeremonie bleiben? Die Antwort darauf giebt das Prophetentum, das in dieser Zeit einseßt: Jahwe ist nicht Landesgott, sondern Gott der Welt. Werkzeuge in seiner Hand find die Weltreiche und ihre Könige. Und Gottesverehrung kann nicht mehr Stammesbrauch, Zeremonie sein; nicht als Glied des Stammes, sondern als verantwortlich für sich selbst tritt jeder jezt vor Gott hin. Das ist der Fortschritt zum Universal-Monotheismus, das ist der erste Schritt zur Rechtfertigung aus dem Glauben.

Diesen neuen Umschwung, diese neue Durchdringung des veränderten Lebens durch die religiöse Grundstimmung war die Aufgabe des Prophetentums, über das der nächste Vortrag handeln wird.

Die Propheten.

Das Ringen Israels um die Gotteserkenntnis ist das Thema, welches wie der vorige, so der heutige Vortrag sich gestellt hat. Der vorige hat es versucht im Werden und Leben Alt-Israels die religiöse Grundlage dieses Lebens klar zu legen und zugleich Person und Werk des GottesMannes in den Mittelpunkt zu stellen, dessen Namen die Nationalreligion Israels trägt, Moses. Wir erkannten als sein Werk den innigen Glaubenszusammenhang des Volkes Israel mit seinem Gott Jahwe, der nicht ein Gott neben anderen und nicht über dem Volke ist, sondern Quelle und Urgrund des Volkes, des nationalen wie des sittlichen Lebens selbst. Er ist Volks- und Landesgott, indem er das Volk schüßt, ja in seiner Ehre und seinem Bestande unmittelbar mit Ehre und Bestand des Volkes sich deckt. Er ist aber zugleich auch Quelle und Urgrund des sittlichen Lebens. Alles was der Volksangehörige thut, steht unter Jahwes Willen, ist Erfüllung oder Verletzung seiner Gebote.

Welches aber diese Gebote sind, das besagt der Volksbrauch und das Volksrecht, die unter Moses Namen von Geschlecht zu Geschlecht sich vererben. Nach der Väter, des Stammes Brauch zu leben, ist des einzelnen Lebenspflicht. Thut er das, bleibt er treu seinem Volksgott und dem im Volksbrauch sich verkörpernden Gottesgebot, so

stirbt er alt und lebenssatt. Und nur wer fremden Göttern dient und fremden Kult in die Heimat bringt, den stößt Jahwe aus der heiligen Volksgemeinschaft aus.

Ich habe schon am Schlusse des leßten Vortrages bemerkt, daß mit dem großen politischen und sozialen Umschwung, der durch die afsyrischen Kriege für Israel gegeben war, eine neue Epoche auch des Glaubenslebens, seiner Religion beginnt. Um zwei Pole dreht sich diese neue Entwickelung: die Stammesreligion wird zur Weltreligion erweitert, der Volksgott zum Weltengott erhoben, zugleich aber wird die Stammesreligion zur Religion des Herzens, der religiöse Stammesbrauch zur Glaubensverantwortung des Einzelgemütes vertieft. Die Männer aber, durch die diese Epoche getragen wird, sind die Propheten.

Schon im 9. Jahrhundert waren afsyrische Heere bis an den Libanon gestreift. Das große Weltreich, in deffen Hauptstadt Ninive die Gärten der Semiramis zu den Weltwundern gezählt wurden, verschlang die kleinen Reiche an der Küste des Mittelmeeres. Etwa um das Jahr 800 war von ihm das Reich der Syrer vernichtet worden, mit denen Nordisrael seit der Trennung des Reiches in stetem Kampf gelegen war. Im Nordreiche herrschte damals Jerobeam II., unter dessen machtvoller Regierung der Glanz der alten Zeit wieder aufzuleben schien. Aber er war „wie der lezte, lichte Blick des Schwererkrankten, Todesbote." Der Koloß des assyrischen Reiches war drohend an die Grenze gerückt. Wer den Blick über die Heimat hinaus erhob, dem mußte drohende Todesangst aufsteigen: wird es nicht ein Ende nehmen mit dem Volke Israel und damit mit seinem Gott selbst?

Und ebenso ängstigende Gefahr drohte von innen

heraus. Durch Kriegszüge und Friedensverkehr war fremde Kultur ins Land gedrungen, von Phönizien her und von der anderen Seite aus Babylon und Ninive, chaldäische und assyrische. Es hatte im Königspalaste angefangen und war dann durch die Großen bis zum Volke durchgedrungen. Der alte Stammesbrauch in Recht, Sitte, in Gotteskult war dadurch ein anderer geworden. Noch zu Davids Zeiten waren die Streitenden vor den König selbst getreten und hatten ihr Recht gesucht; jezt, im Zeremoniell orientalischer Hofhaltung, waren sie in die Hände der Großen verkauft. Noch Salamo hatte in Ausübung alter patriarchalischer Priester- und Königsmacht selbst auf den Bergeshöhen geopfert, jeßt waltete ein prunksüchtiges Hofpriestertum an den verschiedenen heiligen Stätten und suchte ihren Glanz durch Sagenverherrlichung und Festespracht zu erhöhen. Aber die Zersehung ging tiefer und in breitere Schichten. Das Volk war zum Staat geworden und im Staate, der nicht mehr von dem lebendigen Bewußtsein der Volksgenteinschaft getragen war, löste sich der einzelne von dieser Gemeinschaft ab, ward selbständig für sich; die einen suchen in Gewaltthat und Wucher sich eigenen Besig zu schaffen und ihn auf Kosten der Nachbarn zu mehren, um in üppigkeit und sorglosem Lebensgenuß schwelgen zu können, andere aber und auch das ist eine Loslösung vom Stammesganzen — finden im eigenen ethischen und religiösen Bewußtsein das Maß für die Beurteilung des Volkslebens, und während diese anderen, es sind die Propheten und ihr Anhang, drohende und strafende Kritik an den Auswüchsen des Volkslebens üben, ist diese Kritik selbst, die bis zur Verneinung des alten religiösen Volksbrauches geht, ein Zeichen der geistigen und sittlichen Verselbständigung des einzelnen aus der Stammesgemeinschaft heraus.

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