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So ist die religiöse Reform der Propheten zunächst eine soziale Reform. Für das verlegte Recht Jahwes eintretend war Nathan vor David gestanden, weil er Urias Weib zu sich genommen, und Elias hatte das Blut Nabots auf König Ahab und sein Weib verkündigt, weil sie auf unrechtmäßige Art Nabots Gut an sich gerissen hatten. Was damals als einzelnes Ereignis bedeutend genug erschien, von der Erinnerung festgehalten zu werden, war jegt ein tägliches Schauspiel geworden. Der erste Prophet, dessen schriftlich aufgezeichnete Predigten in dieser Zeit in die Wirrnisse des Lebens einführt, ist der Prophet Amos. Seine Predigt ist auch zugleich das Präludium für die größeren, die nach ihm kommen sollten, sie giebt das knappe Schema an, nach dem auch die Predigt eines Jesaia und Jeremia sich aufbaut.

Es war um das Jahr 760. In den Städten Nordisraels herrschte Jubel, die Sicherheit des Friedens, den der Sturz des Nachbarreiches verursacht hatte. Mit aller Ausgelassenheit gab man sich rauschenden Festen hin, die an den alten Kultstädten Jahwes ihren Mittelpunkt fanden. In Gilgal, in Betel vor allem, der Stätte, an der einst Gott Jakob erschienen war, dem Heiligtum, das Jerobeam nach der Trennung des Reiches mit Gold und Ehren, als Gegentempel gegen Jerusalem, reichlich ausgestattet hatte. Ein solches Herbstfest, wo man mit Jahwe aß und trank und fröhlich war, wurde gerade gefeiert; wie es dort wohl zuging, darauf deutet nicht nur aus alter Zeit die Frage des Priesters Eli an die betende, schluchzende Hanna, die Mutter Samuels: „Wie lange willst du noch trunken sein?" noch ärgeres erzählen andere Stellen. Da mitten im Fest= jubel stimmt ein fremder Mann mit ernstem Angesicht in der wohlbekannten Melodie der Totenklagen ein Lied an:

Hört diesen Spruch, den ich als Totenklage über
Euch anhebe, ihr Israeliten.

Gefallen ist, nicht kann wieder aufstehn die Jung-
frau Israel.

Sie ist auf ihr Land niedergeworfen, keiner richtet
fie auf.

Denn so spricht der Herr Jahwe:

Die Stadt, die tausend Krieger stellt, wird hundert
übrig behalten,

Und die, die hundert stellt, wird zehn übrig be-
halten,

Im Reiche Israel."

Der Jubel verstummte vor dieser Totenklage. Der Oberpriester des Heiligtums gebietet dem fremden Mani im Namen des Königs, dessen Reichstempel er entweiht, das Land zu verlassen, aber Amos wirft ihm den Fluch über ihn und sein Haus entgegen. Ein größerer hat ihn berufen. Ein Rinderhirt bin ich und ziehe Maulbeerfeigen. Aber Jahwe hat mich hinter der Herde weggeholt und Jahwe sprach zu mir: Gehe hin und tritt gegen mein Volk Israel als Prophet auf!"

"

Ein Mann aus dem Volke, aus der Arbeit des Tages heraus von Gott berufen, seinen Willen, seinen Zorn dem Volke zu verkünden, ihm einen Spiegel seiner Missethat vorzuhalten, so steht Amos vor Israel. An den Anfang stellt er das Wort Gottes, wie das Volk es aus Natur und Leben hätte vernehmen können: Zwei wandern nicht mit einander, ohne daß sie sich verabredet haben; der Löwe brüllt nicht im Wald, ohne daß er einen Raub hat; kein Vogel fällt ins Neß, ohne daß ihm eine Schlinge gelegt ist. Also geschieht auch kein Unglück in der Stadt, das der Herr nicht gethan hat. Er hat ihre Zähne müßig sein lassen von Brot, hat den Regen versagt, als noch drei Monate zur Ernte waren, und doch haben sie sein Wort darin nicht

gehört, haben sich zu ihm nicht bekehrt. Er hat das Korn mit Brand und Rost geschlagen, hat Heuschrecken, Best und Feuerbrand geschickt und doch haben sie ihn nicht gehört. „Darum werde ich also mit dir verfahren Israel; weil ich denn solches an dir thun will, so bereite dich, Israel, deinem Gott gegenüber zu treten; denn fürwahr es ist einer, der die Berge gebildet und den Wind geschaffen hat, der dem Menschen kundgiebt, was er im Sinne hat, der das Morgenrot in Dunkel verwandelt und über die Höhen der Erde dahin schreitet: Jahwe, Gott der Heerscharen ist sein Name !“

Und welches ist die Sünde, um derentwillen Jahwe dem Volke zürnt? Es ist eine dreifache, die religiöse, soziale, politische Sünde. Die religiöse:

Ziehet nur nach Betel und verübet Schandthaten,
Ziehet nur nach Gilgal und verübt Schandthaten.
Bringt nur am Morgen eure Schlachtopfer, am
dritten Tage eure Zehnten dar!

Verbrennt nur gesäuerte Brote als Dankopfer und for-
dert mit lautem Ruf zu freiwilligen Gaben auf!
Denn so thut ihr gern, ihr Israeliten! ist der
Spruch des Herrn Jahwe.

Aber fraget nach mir, damit ihr am Leben bleibt.
Aber fraget nicht nach Betel,

Gilgal sollt ihr nicht besuchen und nach Berseba
nicht hinüberziehn.

Denn Gilgal muß in die Gefangenschaft wandern und

Betel (Haus Gottes) wird zum Haus des Unglücks. Ich hasse, ich verachte eure Feste und kann nicht mehr riechen eure Festversammlungen! Wenn ihr mir Brandopfer und eure Gaben darbringt, so nehme ichs nicht gnädig auf. Und wenn ihr mir ein Heilsopfer von euren Mastkälbern herrichtet, so sehe ich nicht hin. Hinweg von mir mit dem Geplärre deiner Lieder; das Rauschen deiner Harfen mag ich nicht hören!

Die soziale Sünde:

„Sie, die das Recht in Wermut verkehren und die gerechte Sache zu Boden werfen, sie hassen den, der im Thor (an der Stätte des Gerichtes) für das Recht eintritt und verabscheuen den, der die Wahrheit redet. Darum weil ihr die Geringen niedertretet und Geschenke von Korn von ihnen annehmt, sollt ihr wohl Häuser aus Quadersteinen bauen, aber nicht darin wohnen, sollt ihr köstliche Weinberge anlegen, aber keinen Wein von ihnen trinken. Denn ich weiß wohl, zahlreich sind eure Schandthaten und eurer Sünden gar viel. Ihr bedrängt die Unschuldigen, nehmt Bestechung an und unterdrückt die Dürftigen im Thor" . . . . Sie verkaufen für Geld den Rechtschaffenen und den Dürftigen um eines Paares Schuhe willen, sie gieren nach fremdem Acker, sogar noch nach dem Erdkrümmchen, das sich der Leidtragende auf das Haupt gestreut, sie strecken sich neben dem Altar auf gepfändete Gewänder und trinken Strafwein im Tempel ihres Gottes. Sie sprechen: „Wann will der Feiertag endlich ein Ende nehmen, daß wir Getreide verkaufen, und der Sabbath, daß wir Korn feilhalten können? damit wir das Maß kleiner machen und den Preis steigern und die Wage fälschen können, damit wir die Armen kaufen um Geld und die Dürftigen um ein Paar Schuhe, damit wir Spreu für Korn verkaufen?"

Und die politische Sünde:

„Wehe den Sicheren zu Zion und den Sorglosen auf dem Berge Samarias, den Vornehmen im ersten der Völker, zu denen das Haus Israel kommt! die ihr ferne wähnet den bösen Tag und ein Frevelregiment herbeiführet, die ihr auf elfenbeinernen Lagern schlafet und euch strecket auf eueren Ruhebetten, die ihr die Lämmer esset aus den

Herden und die gemästeten Kälber! Ihr singet leichtfertig beim Klang der Harfe und meinet Lieder dichten zu können wie David; ihr trinket den Wein aus Krügen und salbet euch mit dem besten Öle, kümmert euch aber nichts um den Schaden Josephs."

Und doch geht diese dreifache Verschuldigung im Grunde auf eines zurück: sie haben es nicht verstanden, im veränderten inneren und äußeren Leben dieses Leben als ein Leben in Gott festzuhalten. Die Weltereignisse haben das Volk mitten in die Kämpfe der Weltmächte hineingerissen und doch erheben die Israeliten den Blick nicht über die Grenzen des Stammes und geben sich leichtsinniger Sorglosigkeit hin; die neue Weltkultur hat den einzelnen vom Stammesbrauche losgelöst, hat ihn selbständig gemacht, aber er nüßt diese Selbständigkeit nur aus, um durch Wucher, Unrecht und Betrug den nächsten zu vernichten, um zu schwelgen von der Arbeit und der Plage des nächsten. Und mit dieser Loslösung vom Stammesbrauche ist auch der Stammeskult zur leeren Zeremonie geworden. Nicht nur Schwelgerei und Unzucht an den Nationalheiligtümern, nicht nur die Vermischung mit fremdem Gotteskult lassen in Amos' Augen diese alten Formen der nationalen Feste geradezu als Gößendienst erscheinen, sondern an die Stelle des Bundes des Stammesgottes mit dem Volke muß nun der Bund des einzelnen Herzens mit Gott treten; an Stelle der Teilnahme am Stammeskult die Gottesverehrung des eigenen Herzens. „Ich mag nicht mehr riechen den Fettgeruch euerer Festversammlungen“, „ich mag nicht mehr hören das Geplärre euerer Lieder," darin liegt mit dem physischen Ekel zugleich die Abwendung von der naiven volkstümlichen Festfreude, die Vergeistigung des religiösen Lebens, die den lezten Rest der Naturreligion abstreift. Jahwe,

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