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von Moses, von Elias noch in der Fülle der Naturanschauung gefühlt und verehrt, ist rein geistige, sittliche Macht geworden, der der einzelne mit der Verantwortung seines eigenen geistigen Gesamtlebens gegenübersteht. Hier tritt uns zum erstenmale, wenn auch in unvollkommener Form entgegen: Gott ist Geist, und Gottesanbetung ist Erhebung des endlichen Geistes zum unendlichen.

Amos faßt eine Seite dieser Bestimmung Gottes als geistige und sittliche Macht in voller Schärfe. Gott ist ihm vor allem die sittliche Macht der Gerechtigkeit. Was der menschlichen Gegenwart fehlte, das erschien ihm als ergänzende göttliche Voraussetzung. Und das ist die Grundlage des gesamten späteren Judentums geworden. Wie die antike Kultur die sittliche Welt auf der Grundlage des Rechtes aufbaut, so steht bei Amos der Saß in seiner schroffen Härte: Gott ist Gerechtigkeit. Und das ist es nun auch, was Gott von den Menschen und ihrem Thun verlangt: „Möge vielmehr Recht sprudeln wie Wasser und Gerechtigkeit wie ein nimmer versiegender Bach. Suchet mich, so werdet ihr leben, hasset das Böse und liebt das Gute und stellt das Recht her im Gericht."

Solches Recht zu schauen ist aber nur noch ungestillter Wunsch der besten, noch hat der große Haufe kein Bedürfnis darnach, und die Zeit der Besserung wird erst kommen, wenn die Sehnsucht darnach erwacht: „Siehe, es kommt die Zeit, spricht Jahwe der Herr, da ich einen Hunger ins Land schicken werde, nicht einen Hunger nach Brot, noch einen Durst nach Wasser, sondern das Wort Gottes zu hören. Sie werden wandern von einem Meer zum andern und von Mitternacht gegen Morgen; sie werden umherlaufen, das Wort Gottes zu suchen und es doch nicht finden." Das ist schon der erste Schritt zur

Religion Christi, der Weg des eigenen Suchens, der Weg zur Gotteskindschaft.

Aber das Volk vernimmt und versteht das Wort Gottes nicht. So handelt es wider seine Gebote in Verblendung des Gottesdienstes, in Lieblosigkeit gegen den Nächsten, in politischer Kurzsichtigkeit. Und weil Gott gerecht ist, so muß er dafür das Volk strafen, und es dafür in die Knechtschaft fremder Völker verkaufen. Damit aber thut sich eine Erkenntnis von unendlicher Tragweite auf: ist die drohende Gefahr die gerechte Strafe für die Sünde des Volkes, dann ist auch die Übermacht der fremden Staaten im Willen Gottes gelegen, dann sind auch Assyrer, Chaldäer, Egypter nur Werkzeuge in der Hand Gottes, dann ist Jahwe nicht nur Gott des Landes Israel, sondern Gott der Welt. Amos steht nur am Beginn dieser Erkenntnis, Jesaja hat sie erst in voller Klarheit erfaßt.

Doch die Strafe ist nicht das legte, sie ist nur Mittel zur Läuterung. Wie im Sieb soll sich in der Verbannung die Spreu vom Korne sondern. Wenn die Strafe gebüßt ist, ist der Gerechtigkeit Gottes Genüge gethan und das alte Verhältnis zwischen Gott und Volk wieder hergestellt. Jahwe wird die zerfallene Hütte Davids wieder aufrichten. „Dann werden Tage kommen ist der Spruch Jahwes da holt der Pflüger den Schnitter ein und den Traubenkelterer der Säemann, da werden die Berge von Most triefen und alle Hügel zerfließen, dann will ich mein Volk Israel wieder herstellen, daß sie wenn sie verödete Städte aufbauen, auch darin wohnen, wenn sie Weinberge anpflanzen, auch Wein davon trinken, wenn sie Gärten anlegen, deren Früchte genießen. Dann will ich sie einpflanzen in ihr Land, daß sie nicht wieder aus

ihrem Lande herausgeriffen werden

spricht Jahwe dein Gott" Das ist in seinem Dreiklang von Anklage, Drohung, Verheißung der Aufriß der Predigt des Amos wie der prophetischen Rede überhaupt.

Aber zu dem Grundgedanken der Gerechtigkeit Gottes stellt ein etwas späterer Zeitgenosse einen andern, den Keim einer neuen sittlichen Weltanschauung. Es ist der Prophet Hosea. Mitten zwischen wüsten Klagen und Drohungen taucht bei ihm ein leuchtender Gedanke auf: Gott ist die Liebe. Was hat doch Jahwe alles an Israel gethan; er hat es aus Egypten geführt, hat es wie ein Kind auf den Armen getragen, hat seine ersten Schritte bewacht und nun vergilt ihm Israel, daß es in zuchtloser Selbstsucht sich selbst zerfleischt, daß es fremdem Gottesdienste nachläuft. Was kann da Jahwe in seinem gerechten Zorn anderes thun, als das Volk nach Egypten zurückstoßen, als die Assyrer über das Land rufen, wie der Dreschschlitten über die Kornhaufen fährt. Aber Hosea hat im eigenen Leben erfahren, daß über Gerechtigkeit und Zorn die Liebe geht. Er hat ein Weib aus niederem Stande genommen, er hat es heiß geliebt, bis er einsehen muß, daß er seine Liebe an eine unwürdige verschwendet hat. „Gottes Saatfeld“ nennt er das erste Kind, „Nichtgeliebt“, das zweite, „Nicht-mein-Sohn“ das dritte. Da stößt er sie aus dem Hause. Aber doch kann seine Liebe nicht von ihr lassen. Er ist doch verantwortlich für sie, er muß doch versuchen, ob unter der Asche der Sünde nicht doch der Funke ihrer reinen Jugendliebe glüht. Nochmals kauft er sie aus dem Pfuhl des Lasters zurück und hält sie zu harter Prüfungszeit in seinem Hause. Wenn aber diese Prüfung vorüber ist und sie bestanden hat, wird er die Gattin sich wieder angeloben in alter Liebe und Treue.

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Das ist ein Strahl jener selbstlosen Liebe, von der Paulus spricht: sie ist langmütig und geduldig, fie glaubt alles, hofft alles und hört nimmer auf.

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Und wie Hosea aus seinem eigenen Elend den Blick zum Volksleben erhebt, ergreift ihn mit mächtiger Gewalt der Gedanke, wie doch hier im großen sich wiederholt, was er selbst in eigenem Seelenschmerze erlebt und erlitten. Hat nicht Jahwe sein Volk geliebt und ihm Treue gehalten und hat nicht das Volk ihm die Treue gebrochen und mit Sünde und fremdem Gößendienst sich befleckt? Wird Jahwe es deshalb verstoßen und der Schande und dem Verderben preisgeben? Und wie wunderbare Zuversicht durchschauert es ihn. Hat er als Mensch es empfunden und leidend erfahren, daß die Liebe höher und gewaltiger ist als Zorn und strafende Gerechtigkeit, wie sollte Gott nur Strafe und Rache kennen? „Was foll ich mit dir machen Ephraim? Soll ich dich preisgeben Israel? Aber mein Herz krampft sich zusammen in mir und mein Mitleid ist entbrannt. Ich will nicht thun nach meinem grimmigen Zorn, ich will nicht nochmals Ephraim verderben; denn ich bin Gott und nicht ein Mensch, ich bin der Heilige in deiner Mitte und will nicht kommen im Zorn."

Und ist Gott die Liebe, dann kann das Menschenherz nur in liebendem Vertrauen sich zu Gott erheben, dann verdienen Opfer und Heiligtümer den Spott und Hohn, den Hosea über sie ausgießt: „Denn ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer und an der Erkenntnis Gottes und nicht am Braudopfer." Dann ist Gott „der Herr dein Gott," und er spricht zu Israel: „Ich will mich mit dir verloben in Ewigkeit, ich will mich mit dir vertrauen in Gerechtigkeit und Gericht, in Gnade und Barmherzigkeit.

Ja im Glauben will ich mich mit dir verloben und du wirst den Herrn erkennen.“

Das ist der Gedanken- und Gefühlsboden, von dem die beiden großen Gestalten des israelitischen Prophetentums Jesaja und Jeremia sich erheben. In ihnen zeigt sich nach beiden Richtungen hin die Vergeistigung der alt= israelitischen Stammesreligion, in Jesaja die sittliche, hohe Stärke des Gottvertrauens, weltüberwindende Kraft des göttlichen Geistes, in Jeremia Leiden und Sieg der selbst= losen, sich selbst aufopfernden Liebe.

Die glänzendste Gestalt des israelitischen Prophetismus, eine der kühnsten und glänzendsten Gestalten aller Kämpfer des Geistes ist Jesaja. Sein Auftreten fällt in die Zeit kurz vor dem Untergange Nordisraels. Lebensgefahr und Todesangst löst auch im Volksleben die inneren Bande. Während bisher leidlicher Friede geherrscht hatte, zerfleischten sich nun angesichts der Assyrergefahr die beiden Bruderreiche und König Ahas von Juda rief selbst den Assyrer-König Tiglat-Pileser zu Hilfe gegen den Bruderstaat. Seither wich die Hand der Assyrer nicht von ihnen. Zwei Jahre lang belagerte Salmanassar Samaria, die Hauptstadt Nordisraels, 722 endlich wurde sie von Sargon dem Boden gleichgemacht, das Volk am Grabe der Stammmutter Rahel vorbei in die assyrische Gefangenschaft ge= führt. Dies schwere Strafgericht mußte auch im kleineren Südreiche Juda furchtbaren Eindruck machen; zumal nun die Gefahr der Vernichtung hart an die Thore Jerusalems rückte. Jesaja der Prophet aus vornehmem, vielleicht königlichem Geschlechte ist nun für Jahrzehnte der einzige feste Halt im Reiche, in dem er auf den Trümmern des versinkenden staatlichen und sozialen Lebens mit sicherer Hand den universalen Gottesglauben aufbaut. Ein Zeugnis seines

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