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Das nachexilische Judentum.

Ein Jahrtausend israelitischer Geschichte hat uns an den vergangenen Abenden das Ringen des auserwählten Volkes um wahre Gotteserkenntnis, um rechten Gottesdienst gezeigt. Als Schlachtengott, als Herr der Heerscharen hat Jahwe ihm im Sieg über die Feinde seine jeßige Heimat zum Besiz gegeben; als Gewittergott, der im Sturm mit Donner und Blig daherfährt, aber auch dem Sonnenschein und Regen gebietet, giebt oder entzieht er den Fluren das Gedeihen; denn er ist zugleich der heilige und gerechte, der seinem Volk in altererbter Vätersitte eine strenge Ordnung des gesamten Lebens gegeben, in deren Beobachtung Israel eben als das eine auserwählte Volk unter dem einen Gotte sich weiß, der keinen anderen neben sich duldet, während die übrigen Völker zu vielen Göttern beten und keine rechte Heiligung des Lebens kennen. In der That giebt das Bewußtsein, einer höheren Macht zu dienen, ihre Gebote, ihren Willen im eigenen Leben zur Darstellung zu bringen, diesem Volk eine Richtung auf das Göttliche, einen sittlichen und religiösen Ernst, wie ihn kein anderes Volk des Altertums aufzuweisen hat.

Zunächst beschränkt als Glaube an den eigenen Nationalgott erhebt er sich durch den Weit- und Tiefblick der Propheten zur Erkenntnis des einen allmächtigen Gottes Himmels und der Erde, dessen heiligen Zwecken

alle Völker zu dienen haben, den man nicht verehrt durch Opfer und Gebete, sondern durch Rechtthun und durch lautere Gesinnung. Ja im politischen Zusammenbruch des Reiches Juda vollzieht sich die völlige Scheidung des Innern vom Äußern, und Jeremia, der größte, wenn auch unglücklichste Sohn seines Volkes, erblickt schon in gottinnigem Schauen den neuen Bund, da Gott sein Gesetz in Herz und Sinn schreiben wird, und keiner mehr den anderen lehren soll, sondern alle von Gott selbst gelehrt werden. Der babylonische Jesaja aber erkennt im Leiden Israels, des Gottesknechtes, und seiner Besten nur das von Gott geordnete Mittel, alle zur rechten Gotteserkenntnis zu führen.

Aber so tief, so wahr das Schauen dieser Männer zu den ewigen Heilsgedanken des göttlichen Weltplanes vorgedrungen war, so bald sollte es sich nicht erfüllen. Noch sollte mehr als ein halbes Jahrtausend vergehen, bis man von solcher Erfüllung sprechen konnte. Denn die babylonische Gefangenschaft, in die das Volk nunmehr geriet, rückte den Schmerz um die verlorene Heimat wieder in den Vordergrund und der einflußreichste Prophet dieser Zeit, Ezechiel, spricht wohl das tiefe Wort vom neuen Herzen und neuen Geist, den Gott dem Volke geben werde, der nicht den Tod des Sünders wolle, sondern daß er sich bekehre von seinem bösen Wesen und lebe, aber noch viel ausführlicher weiß er zu reden von der Wiederkehr in das Land der Väter und dem neuen Tempel, den man daselbst bauen solle, genau nach den Maßen, die Gott ihm gesagt, und von den Priestern dieses Tempels und den Opfern in demselben, und wie das heilige Land in gleichen Vierecken nach der Schnur an die zwölf Stämme ausgeteilt werden solle.

Es kann uns demnach nicht wundern, daß die Juden, welche von Cyrus, dem Besieger des babylonischen Reiches

das Recht zur Rückkehr in die Heimat erhielten, vor allem den Neubau des Tempels betrieben, wobei sie den stark mit heidnischen Elementen vermischten Samaritern die Teilnahme verwehrten, und daß man die entscheidende That zur Rettung des auserwählten Volkes in der Verkündigung des nunmehr erst mit Peinlichkeit bis in die kleinsten Bestimmungen ausgeführten Gesetzes sah, wie es der Schriftgelehrte Esra um die Mitte des 5. Jahrhunderts dem versammelten Volke vorlas unter eidlicher Verpflichtung auf strenge Beobachtung desselben.

Nun wurden, um nur ja alle Verunreinigung abzuthun, vor allem die fremden Weiber ausgestoßen und nur in dichterischer Form wagte der Verfasser des lieblichen Idylls von der Moabiterin Ruth eine Schuhschrift für das gute Herzensrecht der fremdländischen Gattinnen, ebenso wie ein anderer im grämlichen Gesellen Jonas, der sich weigert nach Gottes Befehl den heidnischen Niniviten Buße zu predigen, der gleichen Gesinnung jüdischer Wortführer einen wenig schmeichelhaften Spiegel vorhielt. Nehemia führte den umwohnenden Bevölkerungen zum Troß und zur Abwehr mit königlicher Bewilligung die Mauern um Jerusalem wieder auf, mit jener berühmten Verteilung der Aufgaben, daß die einen mit der Kelle arbeiteten, die anderen mit dem Schwert den Angriff übelwollender Nachbarn abwehrten.

Das neue Judentum aber, das sich nunmehr bildete dem ohnehin als einem bescheidenen Bruchteil des mächtigen Perserreiches alle größeren politischen Aufgaben und Ziele versagt waren schloß sich immer mehr ein und nach außen ab um die beiden Brennpunkte seines religiös-nationalen Lebens: das Gesez und den Tempel. Seine Lust haben am Gesez des Herrn und über sein

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Gesetz sinnen Tag und Nacht“, ist die eigentliche Lebensaufgabe des Frommen aus dem Hause Juda, der die größte Erhebung empfindet, wenn er einherzieht mit der Menge, mit ihnen wallt zum Hause Gottes, unter Frohlocken und Danken, mit der feiernden Schar" (Ps. 42, 5) und dabei den Lobgesang anstimmt: „Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt“ (Ps. 26, 8). Gewiß läßt sich in diese Psalmworte, in denen auch heute das gotterfüllte Gemüt gern innigstes Empfinden ausspricht, tief religiöser Sinn hineinlegen, aber die Zeit begnügte sich zumeist mit dem Äußern und der Spruch ihres Predigers von der Eitelkeit aller Dinge läßt erkennen, wie diesem Geschlecht die Kraft und Glut wahrer Geisteserhebung verloren gegangen war.

Da war es wieder der große Gang der Weltgeschicke, der einen Wandel schaffen sollte. Zunächst in der äußeren Lage des Volkes. Unter dem siegreichen Vordringen Alexanders von Mazedonien brach das morsche Perserreich zusammen und es entstand jenes neue mächtige Weltreich, dessen größte weltgeschichtliche Leistung war, daß es griechische Sprache und manches von griechischer Bildung zum Gemeingut eines ganzen Völkerkreises um das Mittelmeer machte. Denn diese Wirkung dauerte und wuchs, auch als das Reich nach dem frühen Tode seines Schöpfers in kleinere Staatengebilde sich auflöste, darunter das egyptische Reich der Ptolemäer und das syrische der Seleukiden, mitten hineingestellt zwischen sie das kleine jüdische Land, das nun wieder, wie einst zur Zeit eines Jesaja und Jeremia, zum eifrig begehrten Streitobjekt der mächtigen Nachbarn wurde. Zunächst gehörte es etwa 100 Jahre zu Ägypten und fand an dem ptolemäischen Königshause geneigte Herrscher. Gerne sahen sie die geseßesstrengen

Juden, mit ihren festen Lebensordnungen und dabei doch so viel Rührigkeit und klugem Geschäftssinn, in ihren Städten und zogen namentlich nach Alexandria, dem glänzenden Mittelpunkt neubelebter griechischer Bildung, eine ansehnliche jüdische Bevölkerung.

So kam hier das Judentum zuerst dazu, eine An= und Ausgleichung mit griechischem Wesen zu suchen. Freilich welchen Gegensah galt es dabei zu überbrücken!

Dort bei den Griechen der Olymp mit seinem ganzen Götterstaat, jede dieser Gottheiten dargestellt in herrlichen Bildwerken, angebetet in schönheitstrahlenden Tempeln, das Leben selbst ein unbefangenes und unbekümmertes Ge= nießen der Sinnenwelt mit ihren Freuden und Schäßen, veredelt und gehoben durch künstlerisches Gestalten und Darstellen auf allen Gebieten des Schönen, gefälliger Verkehr mit den anderen Völkern, die gerne die Güter hellenischer Kultur annahmen und dadurch dem eigenen Leben Wert und Schmuck verliehen. Und hier bei den Juden der einige Gott Israels, neben dem es keine andere Götter geben durfte, der ausdrücklich geboten hatte: „Du sollst dir kein Bildnis, noch irgend ein Gleichnis machen, weder dessen, was oben im Himmel, noch dessen, was unten auf Erden, oder dessen, was im Wasser unter der Erde ist." Der Dienst dieses Gottes ein peinliches Meiden des vielen Unreinen, das man in der Sinnenwelt sah, beständige Angst vor schwerer Gesezesübertretung durch Berührung mit der Kreatur, und vor allem ein strenges Sichabschließen von jeder anderen Volksgemeinschaft.

In Alexandrien allerdings trat dieser schroffe Gegensatz noch nicht zu Tage. Die Juden begnügten sich, ihre heiligen Schriften in die griechische Sprache zu übersehen und die

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