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welche die Sonne bei ihrem Auf- und Untergang bewachen. Nachdem er noch zu Schiff über große Wasser gelangt ist, findet er den Gesuchten und dieser erzählt ihm die Sintflutgeschichte. Dann läßt ihn Sitnapistim an einen Reinigungsort fahren, wo er von seinem Aussat völlig reingewaschen wird. Ja, er wies ihm auch die ersehnte Pflanze, eine Art Stechdorn, welche unerschöpfliche Lebenskraft gewähre. Gilgames wurde ihrer habhaft und brachte sie glücklich ins Schiff. Während er aber auf dem Rückweg durchs Land an einem Brunnen trank, entglitt sie ihm in die Tiefe, wo eine dämonische Schlange sie alsbald weghaschte. Nach Uruk zurückgekehrt, veranstaltete er aufs neue eine Trauerfeier um seinen geliebten Freund Eabani (Orelli S. 222 f.).

Auch in dieser Sage werden wir unter dem heidnischen Wust noch Anklänge an Paradies, Lebensbaum, Sündenfall und Cherubim finden. Aber die Erzählung ist in Naturvergötterung, Abnahme des Sonnenlichts und seine Wiederkehr, übergegangen.

Über die Vorstellung der Babylonier vom Leben nach dem Tode hat die Höllenfahrt der Istar einige Andeutungen gegeben. Aller Schmuck, alles Kleid muß zurückgelassen werden beim Eintritt in das Totenreich. Die Insassen sind schattenhafte Wesen, ihre Speise ist Staub oder Aas, ihr Trank stehendes Wasser. Es wird also das Totenreich mit dem Grab in nächste Verbindung gebracht. Gilgames jammert darüber, daß sein Gefährte Eabani nicht vom Kriegsgott Nergal weggerafft worden als gefallener Held, sondern dem trostlosen Land der Finsternis anheimgefallen sei. Er bittet, daß derselbe nach dem Aufenthalt der Seligen versezt werde. Aber weder Bel noch Sin bermag diese Bitte zu gewähren. Nur Ea und sein Sohn Marduk vermitteln seine Befreiung aus der Unterwelt. Als Aufenthalt der Seligen gilt die Insel des Sitnapistim jenseits der Wasser des Todes. Aber nur ausnahmsweise wird dieser Aufenthalt einem Sterblichen beschert.

3. Die Religionen der Kananiter und der benachbarten heidnischen Völker, sowie der Araber und der Aramäer.

Von diesen Völkern haben wir nicht so viele und nicht so alte Denkmäler und Inschriften wie von Babylonien und

Assyrien. Einzelne Außerungen über ihre Religion finden wir in der Bibel und in griechischen Schriftstellern. Aber unsere Kenntnis derselben ist immerhin dürftig, und sie haben offenbar ihre religiösen Anschauungen nicht zu einer vollständigen, die einzelnen Naturerscheinungen personifizierenden Mythologie ausgebildet. Die südlicheren semitischen Völker scheinen überhaupt dem Monotheismus näher geblieben zu sein.

Die Kananiter erscheinen in der Bibel als ein in äußerer Bildung über die Israeliten erhabenes, aber in seiner Religion und Sittlichkeit tief stehendes, darum von den Ifraeliten zu meidendes Volk. Diese Anschauung wird vollkommen bestätigt durch die Geschichte des in der Bildung am höchsten stehenden kananitischen Volksstammes, der Phönizier, des ersten Handelsvolks der alten Welt, welche den Küstenstreifen am Fuß des Libanon bewohnten, das Mittelländische Meer beherrschten, auf dem afrikanischen Ufer das mächtige Karthago gründeten, nach Sizilien, Sardinien, Südfrankreich, Spanien ihre Kolonien sandten, in den Atlantischen Ozean und über das Rote Meer, auch in den Indischen Ozean hinausfuhren und ihre Schäße in ihren üppigen Städten aufhäuften.

Der Gottesname El kommt bei den Phöniziern selten vor, aber ein Hauptgott tritt überall in den Vordergrund: Baal. Der Name würde an sich keine wesentliche Verschiedenheit vom Gott Israels ausdrücken, denn er bedeutet: Herr, wie auch das Wort Adon, mit welchem die Israeliten ihren Gott be= zeichneten, und welches, wie wir sehen werden, auch für Phönizien seine Bedeutung hat. Aber das Wesen Baals ist ein anderes als das des israelitischen Gottes. Es steht ihm sein Weib Astarte oder Baalat zur Seite, die zeugende Naturkraft, welche in sinnlichster Weise vorgestellt wird, und wir beobachten in den phönizischen Städten dieselbe Erscheinung wie in den babylonischen, daß jede Stadt ihren besonderen Schuggott hat, ihren besonderen Baal. So werden auch in der Bibel verschiedene Arten von Baal genannt (Baal Peor, Baal Sebub, Baal Zaphon u. dergl.). Der Baal der Stadt Tyrus führte speziell den Namen Melfart (melek keret, d. i. König der Stadt). Das Königshaus von Thrus und die vornehmsten Familien von Karthago rühmten sich von Melkart abzustammen. Auf der Insel Malta hat man zwei Säulen gefunden mit der Inschrift: laadon

lemelkart baal zor, d. h. dem Gebieter, dem Melkart, dem Baal von Thrus! und darunter steht in griechischer Sprache: dem Herakles, dem Gebieter! denn die Griechen hielten diesen Melkart für gleichbedeutend mit ihrem Herakles.

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Bei den Phöniziern kommt auch das einfache Milk König, als Benennung Gottes vor, und manche Eigennamen sind mit demselben zusammengesezt. Dieselbe Benennung kommt auch bei den Ammonitern vor, die ihren Gott Milkon oder Moloch nannten. Moloch ist also eigentlich kein anderer Gott als Baal.

Die phönizische Stadt Gebal (Byblus) verehrte ihren Gott unter dem Namen Adon. Dieser Name, welcher in der Bibel zur Umschreibung des Namens Jahweh gebraucht wird, ist dort einem Gott der Schönheit, Jugendkraft und Liebe ge= geben worden, dessen Dienst ein sehr unsittlicher wurde. Der Adonisdienst, wie er in Byblus und auf Cypern getrieben wurde, entspricht dem babylonischen Tammuzdienst und dem ägyptischen Osirisdienst. An die Stelle von Istar trat in Phönizien die Astarte, auf Cypern die Aphrodite. Adonis wird von einem feindlichen Eber getötet und von den Weibern beweint, welche ihre Keuschheit der Astarte zum Opfer bringen. Die Naturbedeutung des Mythus wird wohl das Ersterben und Wiederaufleben der Natur sein. Mit Adonis verwandt ist der Gott Esmun, der Heilgott, der hauptsächlich in Sidon und Beirut verehrt wurde.

Astarte, die Gattin Baals, wird ebenfalls lokal verschieden dargestellt. Wenn Baal mit der Sonne in Verbindung gebracht wird (Baal chammân heißt er auf karthagischen und sizilischen Inschriften), so ist sie Mondgöttin; während Baal-Moloch in Stiergestalt abgebildet wird, erscheint sie mit Kuhhörnern (vergl. den Stadtnamen Astarot karnajim, 1 Mos. 14, 5). Astarte, für welche schon Salomo um seiner Weiber willen bei Jerusalem einen Altar hatte bauen lassen, wird 1 Kön. 11, 5. 33; 2 Kön. 23, 13 die Göttin der Sidonier genannt, und wirklich ergibt sich auch aus sonstigen Berichten, daß die Stadt Sidon ein Hauptsiz ihrer Verehrung war, außerdem Byblus. Baal und Astarte wurden auch häufig auf demselben Altar verehrt. Das Symbol der Astarte heißt Aschera. Es ist ein Baum mit frischen Zweigen oder eine aufgerichtete hölzerne Säule. Doppelgängerin der Astarte war eine kananitische Göttin Anat,

deren Spuren in dem Ortsnamen Anatot sich finden, und die karthagische Tanit oder Tent.

Das Charakteristische des kananitischen und phönizischen Kultus ist Grausamkeit und Sinnlichkeit. Es tritt uns kein edler Zug entgegen, auch keine schöne Kunstschöpfung. Aller= dings findet auch in der schönen Natur, unter grünen Bäumen, an einer Quelle, auf einer Höhe die Verehrung statt, aber die phönizischen Götterbilder zeigen, daß man die Götter als Unholde dachte, grausam, abschreckend, mißgestaltet. Man tut wohl daran, sie bei Zeiten günstig zu stimmen und nichts zu versäumen, was ihnen gebührt, denn sie sind rachsüchtig (Jeremias a. a. D. S. 238). Ohne Zweifel älter als die Götterbilder sind die schon genannten Ascheren, die Sinnbilder des fruchtbaren Lebens, und die Steinsäulen zur Vergegenwärtigung des Sonnengotts (chammanim und mazebot). In wilder Lust wurden die Ernte- und Winzerfeste gefeiert. Wie in Babylonien gaben sich auch in den Heiligtümern der Astarte weibliche Personen zu Ehren der Gottheit den Männern preis (kedeschot). Auch Männer prostituierten sich um Lohn, der dem Heiligtum zufiel (kedeschim und kelabim, 5 Mos. 23, 18 f.).

Neben den heiteren Naturfesten fehlte aber die finstere Seite des Kultus nicht. Menschenopfer wurden dem Baal oder Melkart oder Chamman sehr zahlreich dargebracht. Wenn ein Unglück über die Stadt kam, mußte der Zorn des Gottes durch Opferung der liebsten Kinder beschwichtigt werden. Es mußten eigene, vornehme, womöglich einzige Kinder sein, nicht ertra gekaufte. Curtius erzählt, während der Belagerung durch Alexander den Großen haben einige Tyrier verlangt, daß man die durch die Perserkönige unterdrückten Kinderopfer wiederherstelle. Diodor berichtet, bei der Belagerung von Karthago durch Agathokles seien 200 Knaben aus den vornehmsten Familien geopfert worden. Die Mütter mußten den Kinderopfern ohne Klagen und Seufzen beiwohnen. Das Jammern der Kinder wurde durch Trommeln und Pfeifen übertönt. Wenn in der Bibel die Israeliten öfter davor gewarnt werden, daß sie ihre Söhne und Töchter nicht durchs Feuer gehen lassen sollen für den Moloch, so haben das einige Rabbiner von einem Hindurchgehen zwischen zwei Scheiterhaufen verstehen wollen. Allein Jer. 7, 31 wird doch deutlich ein Verbrennen der Söhne und Töchter im Feuer gerügt, und so werden wir unter jenem

Ausdruck nicht eine bloße Feuerprobe verstehen können. Man kann sich denken, daß dem Abraham in der kananitischen Umgebung der Gedanke aufstieg, ob er imftande wäre, seinen einzigen Sohn seinem Gott zum Opfer zu bringen, ob er nicht darin hinter den Kananitern zurückstehe. Er machte sich auf Gottes Befehl dazu bereit, aber daß das äußere Opfer nicht nach Gottes Willen sei, wurde ihm deutlich gezeigt. Es war bei ihm eine ethische Hingabe, während die Kananiter nur die feindliche göttliche Macht zu beschwichtigen suchten und alle tieferen Gefühle unterdrückten.

Der Baalsdienst der Kananiter scheint auch bei den benachbarten Völkerschaften, welche nicht von demselben Stamm waren, viel Eingang gefunden zu haben, wie ja auch die Israeliten immer wieder geneigt waren, die alten Kultusstätten in ihrem Lande als ihre Heiligtümer zu betrachten.

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Ein Volt im Süden der Phönizier ist offenbar erst später eingewandert: die Philister. Sie sind nach Am. 9, 7 von Kaphtor, der Insel Kreta, eingewandert, nach der Völkertafel (1 Mos. 10, 13 f.) von der ägyptischen Küste her in ihr Land gekommen. Vielleicht hat man zwei Einwanderungen zu unterscheiden: Die Kreti und die Pleti Kreter und Philister (2 Sam. 8, 18; 20, 23). Sie waren nach der Völkertafel Hamiten, vielleicht auf Kreta mit Japhetiten gemischt. Sie erscheinen den Israeliten als eine besonders fremdartige Nation, was ohne Zweifel in dem Ausdruck „Unbeschnittene“ (1 Sam. 31, 4) angedeutet ist. Aber sie waren ein kriegerisches Volk, in einem Städtebund vereinigt und beherrschten Israel lange Zeit. Doch konnte zwischen einzelnen Israeliten und ihnen ein freundschaftliches Verhältnis entstehen. David, der auf seiner Flucht dort ein Asyl gefunden hatte, scheint unter den Philistern treue Anhänger gewonnen zu haben, welche ihm auch später als Leibwache dienten.

Über die Religion der Philister haben wir nur wenige Notizen. Ein Orakel des Baal Sebub war in Efron (2 Kön. 1, 2), ein Tempel des Dagon in Asdod (1 Sam. 5, 2). Da das Bild des Dagon nach den Rabbinen statt der Füße einen. Fischschwanz hatte, wird man an einen Meeresgott denken müssen. Unter den assyrischen Göttern findet sich ein Dagan, der mit Bel in eine Linie gesezt wird, aber es ist zweifelhaft, ob er mit dem philistäischen zusammenhängt. Ein sonst in Syrien verehrter Gott Marnas hatte einen Tempel in Gaza. Der

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