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Gläubige zu dem unsichtbaren Gott sich flüchten, und es wird ihm eine neue, unsichtbare Welt aufgeschlossen, in welcher er immer mehr heimisch werden soll, aus welcher ihm Hilfe zu teil wird, aus welcher er Kräfte bekommen kann, um die Macht des Bösen, welche außer ihm und in ihm ihm entgegentritt, zu überwinden und ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen. So bleibt die Religion im subjektiven Sinn nicht ein bloßes Gefühl, wenn auch darin die Berührung mit dem unsichtbaren Gott sich zunächst ausdrückt, sondern sie muß in der Erkenntnis und im Willen sich ausprägen: die unsichtbare Macht muß die höchste Autorität für das ganze Leben des Menschen werden.

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Daß diese Beschreibung des Glaubens für die christliche, etwa auch für die alttestamentliche Frömmigkeit zutrifft, wird man zugeben; aber können wir von der Religion oder Religiosität im allgemeinen sagen, daß sie es mit einer unsichtbaren Macht zu tun habe? Wenn der Gözendiener in den Tempel seines Gottes geht, vor dessen Bild niederkniet und dort seine Opfer darbringt, wenn er feinen andern Ort der Anbetung sich denken kann als den Tempel, wenn er das Dasein seines Gottes nicht anderswo sich vorstellt als in dem Bild, wenn er Bilder von seinen Göttern im Hause haben muß, um ihres Schußes versichert zu sein, kann man da sagen, er beuge sich vor einer unsichtbaren Macht? Ja, wir halten diese Behauptung fest; denn auch im gröbsten Gößendienst denkt sich doch der Heide hinter dem sichtbaren Bilde ein unsichtbares Wesen, irgend einen guten oder bösen Geist, der einer andern Welt angehört als der sichtbaren, der aber Einfluß hat auf die sichtbare Welt und auf das Schicksal der Menschen. So hat auch der fromme Heide einen Glauben; auch er hängt am Unsichtbaren, nur daß er das Unsichtbare nicht ohne Bild sich vergegenwärtigen kann. Wenn ein Kind mit seiner Puppe ein Zwiegespräch hält, so denkt es sich die Puppe beseelt, es redet mit einem Wesen, dessen Leib die Puppe sein soll, und kann sich dasselbe nicht anderswo denken als eben in der Puppe. So können sich die auf niedriger Erkenntnisstufe stehenden Heiden. das Dasein der Gottheit nicht anderswo denken als in einem Bild und einem Tempel. Wie leicht der Mensch auf diesen Standpunkt zurücksinkt, sehen wir an dem Bilderdienst in christ

lichen Kirchen und an der Frage über die Anbetung auf dem Berge Garizim oder in Jerusalem. Der Glaube hat verschiedene Stufen bis zur Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit, und diese Stufen hat die Religionsgeschichte zu beschreiben. Aber Glauben, Beugung vor einer unsicht baren Macht, dürfen wir doch die niederste Stufe schon nennen. Das erhebende Element wird allerdings auf den niederen Religionsstufen nicht so zu seinem Recht kommen wie im Christentum. Es ist mehr das Gefühl der Furcht, welches den Heiden beherrscht, und bei den unkultivierten Völkern sind es häufig Wesen, welche sie selbst als Gott untergeordnet denken, und vor welchen sie sich doch mehr fürchten als vor Gott, und mehr böse Geister als gute. Aber Glauben, Beugung vor einer unsichtbaren Macht, dürfen wir, wie gesagt, doch die niederste Religionsstufe schon nennen.

Man hat früher manchmal behauptet, es gebe völlig religionslose Völker. Man hat auf die Australneger, auf die Pescheräs u. dergl. hingewiesen. Reisende, welche sich vorübergehend unter einem Volk aufhielten und keine Tempel und keine religiösen Feste sahen, konnten das behaupten. Aber je mehr die Missionare in die Sprache des Volkes eingedrungen sind, unter welchem sie arbeiten und seine Anschauungen kennen gelernt haben, desto mehr finden sie, daß doch jedes Volk seine Religion hat, und wenn sie auch nur in einer Furcht vor bösen Geistern bestünde, vor denen man sich durch irgendwelche Maßregel schüßen muß. Die ersten Missionare unter den Kaffern, van der Kemp und R. Moffat, meinten noch, die Kaffern haben kein Wort für Gott, die späteren waren anderer Ansicht. Verkommene Individuen gibt es ja da und dort, so auch verkommene Volksstämme, wie die Buschmänner. Aber daß es ganze Völker gebe, welche von Anfang an religionslos gewesen seien, das wird jezt auch von den angesehensten Gelehrten nicht mehr angenommen. Die Tatsache, daß die Missionare doch unter allen Völkern Anknüpfungspunkte für ihre Predigt ge= funden haben, wenn auch oft auf großen Umwegen und mit vielen Geduldsübungen, dürfte mehr als alles andere beweisen, daß die Sage von religionslosen Völkern unbegründet ist.

Fragen wir, was die Bibel über den Ursprung und das Wesen der Religion im objektiven Sinn sagt, so finden wir 1 Mos. 4, 26 zu der Zeit von Seth und Enos die Notiz:

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„Zu derselbigen Zeit fing man an zu predigen von des Herrn Namen." Es wird also hier der Anfang eines öffent= lichen Gottesdiensts zurückversezt bis in die Zeit der Urväter, in eine Zeit, da die Menschheit kaum zu zwei Familien herangewachsen war, von denen aber die eine von der andern sich innerlich und äußerlich geschieden hatte, und es wird der Dienst desselben einen Gottes, welchen das Volk Israel als seinen Gott verehrt hat, in diese ferne Urzeit zurückverseßt. Wir werden nicht nachweisen können, daß das nur die Ansicht eines einzelnen biblischen Geschichtschreibers, des sogenannten Jahwisten sei, wenn man auch nach 2 Mos. 3, 14 darüber zweifeln fann, ob der Gottesname Jahweh (Jehova) damals schon ge= braucht worden sei; wir werden es vielmehr als die Gesamtanschauung des Alten und Neuen Testaments bezeichnen müssen, daß der Dienst des einen wahren Gottes die ursprüngliche Religion der Menschheit gewesen sei; denn auch der Apostel Paulus bezeichnet das Heidentum Röm. 1, 21 ff. als einen Abfall vom Dienst des einen wahren Gottes, nicht als eine notwendige Entwicklungsstufe der Menschheit.

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Es entspricht also im wesentlichen der Anschauung der Bibel, wenn Herder (Ideen zur Geschichte der Menschheit II S. 254 ff.) sagt: „Religion ist die älteste und heiligste Tradition der Erde. Religion, so verschieden ihre Hülle sei, auch unter dem ärmsten, rohesten Volte am Rande der Erde finden sich ihre Spuren. Der Grönländer und Kamtschadale, der Feuerländer und Papu hat Äußerungen von ihr, wie seine Sagen oder Gebräuche zeigen. - Woher kam nun Religion diesen Völkern? Hat jeder Elende sich seinen Gottesdienst etwa wie eine natürliche Theologie erfunden? Diese Mühseligen erfinden nichts; sie folgen in allem der Tradition ihrer Väter. Auch gab ihnen von außen zu dieser Erfindung nichts Anlaß: denn, wenn sie Pfeil und Bogen, Angel und Kleid den Tieren. oder der Natur ablernten, welchem Tiere, welchem Naturgegenstande sahen sie Religion ab? Von welchem derselben hatten sie Gottesdienst gelernet? Tradition ist also auch hier die fortpflanzende Mutter, wie ihrer Sprache und wenigen Kultur, so auch ihrer Religion und heiligen Gebräuche."

Wenn wir dagegen mit Mar Müller, Pfleiderer und andern neueren Forschern auf diesem Gebiet die Religion „ein natürliches Erzeugnis des menschlichen Geistes"

nennen, dann müssen wir die ganze Anschauung der Bibel verwerfen. Dann haben sich die Menschen aus tierischer Roheit allmählich heraufgearbeitet zu immer höherer Einsicht; sie haben die Religion sich selbst erarbeitet. Die einen sind zu richtigeren, die andern zu unrichtigeren Vorstellungen gekommen, je nach ihrer Begabung und andern Umständen und Einflüssen. Die Verschiedenheit der Religion ist dann selbstverständlich und be= ruht auf keinerlei Schuld von seiten der Menschen. Eine wirkliche Offenbarung Gottes gibt es nicht. Die biblischen Berichte dürfen für uns keine höhere Autorität beanspruchen als die Sagen anderer Völker. Das ist die sogenannte Evolutionstheorie (Entwicklungslehre), welche auch die moderne Theologie beherrscht, während sie doch auf völlig unbewiesenen Säßen einzelner Naturforscher, der Nachfolger von Darwin, beruht. Wir werden sehen, wie eine einfache, wahrheitsgetreue Darstellung der Religionsgeschichte diese Dogmen der modernen Theologie umstößt. Wenn man die biblische Schöpfungsgeschichte der modernen Theologie vorhält, so heißt es: die Bibel ist kein naturwissenschaftliches Buch, sie ist Religionsbuch. Nun, wenn die Bibel Religionsbuch ist, und zwar das Religionsbuch, welches wir Christen als die höchste Autorität betrachten, so sollte sie doch über Ursprung und Wesen der Religion die zuverlässigsten Aufschlüsse geben. Aber nein! Die modernen Theologen fragen gar nicht nach der Anschauung der Bibel über Ursprung und Wesen der Religion, sondern lassen sich von den Naturforschern, die doch über die geistige Entwicklung des Menschen keinerlei Aufschluß geben können, völlig beherrschen. Sie folgen dabei nicht wirklichen Naturbeobachtungen, sondern unbewiesenen Säßen über die Entwicklung der Geschöpfe, welche einer dem andern nachspricht. Die Stimmführer wählen aus den religionsgeschichtlichen Erscheinungen das heraus, was mit ihren Dogmen übereinstimmt, und lassen unbeachtet, was denselben widerspricht.

Sehen wir nun die Darstellung des Apostels Paulus über die Entstehung des Heidentums in Röm. 1, 19 ff. näher an, so beruft er sich nicht auf die Uroffenbarung, wie sie in 1 Mos. 1-3 als ein wirkliches Reden Gottes mit den ersten Menschen dargestellt wird, obgleich er ohne Zweifel die volle geschichtliche Glaubwürdigkeit dieser Kapitel vorausseßt, sondern faßt den Begriff der Offenbarung weiter, so daß auch

solche Menschen, mit welchen Gott nicht auf übernatürliche Weise geredet hat, ohne Entschuldigung sind; denn was an Gott erkennbar ist für die Menschen, das ist ihnen offenbar. Gott hat es ihnen geoffenbart, wenn auch nicht in so deutlicher Rede wie dem Volk Israel. Es wird ja Gottes unsichtbares Wesen von Erschaffung der Welt her an seinen Werken durch das Denken ge= sehen, nämlich seine ewige Kraft sowohl als seine Gottesgüte, damit sie ohne Entschuldigung seien, darum weil sie Gott erkannt und doch ihn nicht als Gott gepriesen und ihm gedankt haben, sondern eitel geworden sind in ihren Gedanken und ihr unverständiges Herz verfinstert wurde. — Also Gottes ewige Kraft und Gottesgüte fann zu allen Zeiten ersehen werden aus seinen Werken in Natur und Geschichte, wenn der Mensch nicht gedankenlos an den einzelnen Erscheinungen hängen bleibt, sondern über den großartigen Zusammenhang nachdenkt und die Hand erkennt, welche alles zu= sammenhält: die Gotteskraft und Gottesgüte. Paulus sagt also nicht wie die neueren Gelehrten, die Menschen seien nach und nach durch das Nachdenken über den Zusammenhang der Natur auf die Gottesidee und auf die Idee des einen Gottes gekommen, sondern im Gegenteil, die Menschheit habe die richtige Gotteserkenntnis von Anfang an gehabt, aber sei durch ihre eigene Schuld von derselben abgekommen.

Neben der Erkenntnis Gottes aus der Natur betont Paulus auch Röm. 2, 14-16 das sittliche Element, die Stimme des Gewissens: „Wenn die Heiden, die das Geseß nicht haben, von Natur tun, was das Gefeß sagt, so sind sie, die kein Geset haben, sich selbst Gesez, zeigen sie ja, wie des Geseßes Werk ihnen ins Herz geschrieben ist, indem ihr Gewissen. sein Zeugnis dazu gibt, und die Gedanken hinüber und herüber teils verklagen, teils auch entschuldigen, für den Tag, da Gott richten wird, was im Menschen verborgen ist, durch Jesus Christus laut meines Evangeliums." Die Heiden können also auch ohne das mosaische Geseß durch die Stimme des Gewissens Gutes und Böses unterscheiden. Sie sind zurechnungsfähig für den reli

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