ÀҾ˹éÒ˹ѧÊ×Í
PDF
ePub

eine auf weißes Papier geschriebene Adresse an dieselbe verLesen, etwa des Inhalts: „Der Mensch lebt und stirbt; es gibt unter den Bäumen hohe und niedere. Dieser stirbt im 60. oder 70. Lebensjahr, jener im 20. oder 30. Dieser erreicht kaum das Alter von 8 oder 10 Jahren, jener stirbt im ersten oder zweiten Monat seines Lebens. Der Tschong Ku-lau erreichte das Alter von 27000 Jahren; wo ist er jegt? Darum sei nicht übermäßig betrübt! Das Sterben früher oder später ist aller Menschen Los."

5. Die Überreichung von Geschenken an den Verstorbenen. Seine Seele hat in der Unterwelt noch dieselben Bedürfnisse wie diesseits. Darum werden ihm Kleider, Schuhe, eine Kiste und Geld, alles aus Papier gefertigte Sachen, durch Verbrennen nachgesandt. In jedem größeren Ort kann man diese Papiergegenstände kaufen.

6. Die Verabschiedung des Geistes. Für alle Anwesenden wird am Bach etwas Flußsand in den ausgebreiteten Rockzipfel geschöpft. Findet sich darin kein lebendes Wesen, so ist das ein Zeichen, daß der Geist des Verstorbenen zur Ruhe gekommen ist.

"

Die Ahnenverehrung geht jahraus jahrein fort. Im pietätvollen Hause wird den Ahnen jeden Morgen und Abend Weihrauch gebrannt und frischer Tee aufgefüllt. Mindestens viermal im Jahr werden ihnen Opfer gebracht, außerdem bei allen wichtigen Familienereignissen: Geburt eines Sohns oder Enkels, Hochzeit, Geburtstag und Erlangung eines durch Eramen errungenen Grades. Die größte Halle des Hauses wird gewöhnlich zur Aufstellung der Ahnentafel benügt. Die reichsten Leute errichten ein eigenes Gebäude dafür. An der hinteren Schmalwand des meist rechteckigen Raumes ist in Kopfhöhe die Ahnentafel entweder in einem Schrein oder auf einem schmalen, etwa 4-5 Fuß langen Altartische aufgestellt. Es ist ein einfaches, in einen Fußsockel eingelassenes, rechteckiges flaches Brett aus härterem Holze, meistens von einem mit Schnißerei verzierten Rahmen umgeben. Die Größe desselben ist verschieden, durchschnittlich 1/2 bis 2 Fuß hoch und 1—11⁄2 Fuß breit. Die eingravierten Zeichen sind meist vergoldet. In etwas setteren Zeichen ist zu lesen: ‚Den verschiedenen Generationen, Urahnen, Ahnen, Urgroßeltern, Großeltern und Eltern'; außer dem Name, Geburt und Tod der Ahnen. In größeren Städten

gibt es wegen Mangels an Raum in den Häusern allgemeine Ahnenhallen, wo man sich oft um schweres Geld einkaufen muß“ (a. a. D. S. 82).

Wir haben schon öfter das System der Geomantie (Feng schui = Wind und Wasser) erwähnt, durch welches die Wahl des Plazes für ein Grab oder ein Gebäude bestimmt werden muß. Die damit betrauten Männer, häufig Taoistenpriester, haben durch die Kompliziertheit des Systems eine ähnliche Willkürherrschaft über das gemeine Volk bekommen wie die Fetischpriester und die Schamanen. Ein berühmter Taoist Rok-put, der 276-324 n. Chr. lebte und ein neunbändiges Werk über Alchemie und Astrologie hinterließ, wird als Vater der Geomantie betrachtet. Sie gründet sich aber hauptsächlich auf die Auslegung des Ji-king durch den oben genannten Philosophen Tschu-hi um 1200 n. Chr. Alles, was auf Erden ist und geschieht, hat im Himmel das Vorbild und das den Lauf der Dinge beherrschende Gesez (Li). Die Sonne, die täglich ihre Bahn läuft und alles beleuchtet, hat auf Erden im männlichen Prinzip ihr Gegenbild, der Mond ist Mutter alles Weiblichen. In den fünf Planeten, welche der Chinese kennt (Jupiter, Mars, Venus, Merkur, Saturn), sieht er die Urtypen. seiner fünf irdischen Grundelemente: Holz, Metall, Feuer, Wasser, Erde. Die Firsterne, bunt am Firmament zerstreut, sieht er in den Bergen mit ihren verschiedenen Formen wieder, und die Milchstraße (Thian-ho, Himmelsfluß) schaut er auf Erden in den Flüssen und Bächen. Am Firmament liest nun der Geomant die Geschicke der Völker und das Schicksal des Einzelnen. Ez kommt hauptsächlich darauf an, daß die zwei Grundlinien des Ji-king, die ganze und die gebrochene, oder die männliche, sich ausdehnende, und die weibliche, sich zusammenziehende Kraft, oder der grüne Drache und der weiße Tiger beim Bau eines Hauses oder bei der Anlegung eines Grabs in der richtigen Stellung zu einander sich finden. Der geübte Geomant erkennt jedes Glied, jede Ader dieser beiden Embleme des Hi (Kraft) in der Formation des Landes. Am meisten Kraft ist natürlich in der Nähe des Herzens dieser Ungeheuer. Da, wo sie sich in stumpfem Winkel vereinigen, ist die günstigste Lage für einen Bau oder ein Grab. Jede chinesische Stadt und jedes Dorf hat in den in der Nähe gelegenen Bergen oder Hügeln seinen grünen Drachen und weißen Tiger. Durch den Bau

eines Hauses, durch eine Mauer, einen Zaun u. dergl. kann die günstige Lage eines Dorfs oder eines Grabs gestört werden. Umgekehrt kann durch Anlegung eines Turms oder eines Tempels ein fehlendes Glied der fünf Elemente ergänzt werden. Manche Türme und Pagoden in China sind nur aus sölchen geomantischen Rücksichten gebaut worden. So haben die Geomanten das Volk in der Hand und können es aufheben gegen die Anlage von Eisenbahnen und Telegraphen, gegen den Bau von Missionshäusern u. dergl. Wenn China der europäischen Kultur erschlossen werden soll, muß mit diesem System gebrochen werden.

3. Die japanische Nationalreligion.

Über die religiöse Anlage der Japaner sagt Munzinger, Missionar des Evangelisch - protestantischen Missionsvereins: „Der Japaner ist gewiß religiös, so gewiß Religion in dem Geistesleben eines jeden Volks einen Bestandteil und zwar einen Hauptbestandteil bildet; aber für die Geisteshöhen und tiefen ist er weit weniger empfänglich als die Arier. Der. Japaner ist eine Marthanatur, geschäftig, geschickt, praktisch, wohl auch etwas äußerlich; aber er ist nicht sehr viel von einer Marianatur, nicht bemerkenswert tief, innerlich, sinnig und innig. Die äußere Welt der greifbaren Wirklichkeit steht ihm über der inneren Welt der Herzensideale, das praktisch-sittliche Leben über der Mystik. Das Ziel des Japaners ist nicht, den Menschen zu sich selbst in Harmonie zu seßen, sondern das Verhältnis des Menschen zu seinem Nebenmenschen, des Gatten zur Gattin, des Kindes zum Vater, des Schülers zum Lehrer, des Untertanen zum Herrscher, des Freundes zum Freunde genauer zu bestimmen. Der Japaner ist in hohem Grade eine ethische, in schwächerem eine religiöse Persönlichkeit“ (Munzinger, Die Japaner, 1898, S. 187).

Das System des Konfucius, das seit den ersten Jahrhunderten unsrer Zeitrechnung auch in Japan Eingang gefunden, ist, wie wir bei China gesehen, ein von der Religion ziemlich losgelöstes Moralsystem. Es beherrschte bis in die neueste Zeit namentlich die höher gestellten Japaner. Bei der Anlage der Japaner zu einem ästhetischen, graziösen Auftreten wird auch die Ethik mehr ins Äußere gezogen, und bei dem jezigen

Eindringen des modernen Materialismus geht auch die japanische Pietät vielfach in die Brüche. Immerhin wird man sagen dürfen, daß in Japan seit Jahrhunderten das Familienleben und namentlich die Stellung des Weibes, troß der geduldeten Unsittlichkeit, besser gewesen ist als bei den meisten heidnischen und mohammedanischen Völkern. Als wissenschaftliches System, sagt Munzinger, ist der Konfuzianismus überwunden, aber als Weltanschauung wirkt er fort" (a. a. D. S. 189).

„Die japanische Nationalreligion ist der Schintoismus. Aber wenn man den Japaner fragt, zu welcher Religion er sich rechne, so wird die Antwort fast immer lauten: Ich bin Buddhist. Schintoismus und Buddhismus haben sich schon im Lauf der Geschichte mannigfach innerlich beeinflußt, und im Volksbewußtsein stehen sie sich so nahe, daß man ebensowohl zu dem buddhistischen Gößen Hotoke als zu dem schintoistischen Gott Kami betet, daß man ebensogut zu dem buddhistischen Tempel O tera wie zu dem schintoistischen O miya geht. Warum aber der Buddhismus bestimmenden Einfluß vor dem Schintoismus gewonnen hat, erklärt sich daraus, daß in ihm viel mehr religiöser Gehalt steckt als im Schintoismus“ (a. a. D. S. 191 f.).

Die religiösen Urkunden des Schintoismus sind das um 712 n. Chr. verfaßte mythologische Kods chiki (Erzählung alter Geschichten) und das um 720 entstandene, mehr chinesisch, konfucisch beeinflußte Nihongi (Japanische Geschichte). Nach dem Kodschiki existierten im Anfang Himmel und Erde. Zunächst entstanden nun drei Gottheiten, dann zwei, dann wiederum zwei und zuleßt fünf. Diese zwölf Götter sind Personifikationen abstrakter Begriffe und werden nicht mehr verehrt, mit Ausnahme des Götterpaars Izanagi und Izanami. Diese bewegten den Ozean mit einem edelsteinbeseßten Spieß. Als Izanagi denselben zurückzog, fielen Tropfen von der Lanze, und wo einer hinfiel, entstand eine Insel. So wurden die tausend Inseln des japanischen Reiches geschaffen, darunter die erste Onogoro, wo das Götterpaar seinen Wohnsit nahm. Söhne und Töchter wurden ihnen geboren, aber bei der Geburt des Feuergotts verlor Izanami ihr Leben. In heißer Sehnsucht nach ihr stieg Izanagi in die Unterwelt hinab. Er brach einen Zahn aus seinem Haarkamm und zündete ihn an, um Licht zu haben in der Dunkelheit der Unterwelt. So fand er Izanami, aber schon hatte die Verwesung ihr Werk begonnen.

Betrübt und angewidert kehrte er, verfolgt von den Donnergöttern, in die Oberwelt zurück. Um sich rein zu waschen von der Unreinheit des Todes und der Verwesung, beschloß er im Flusse zu baden. Als er seine Kleider am Ufer niederlegte, wurden plößlich aus allen Stücken und aus allen seinen Gliedern Söhne und Töchter geboren. Aus seinem linken Auge kam die Sonnengöttin Amatarasu, aus seinem rechten die Mondgöttin Tsukino kami, aus seiner Nase der Regen- und Sturmgott Susano. Leßterer verwüstete das Land (Überschwemmung), worauf Amatarasu sich in eine Höhle zurückzieht, so daß große Finsternis über die Erde kommt. Mit einem Spiegel an einer Edelsteinschnur wird die Sonnengöttin wieder aus der Höhle herausgelockt, und Susano wird aus dem Palast des Himmels hinausgeworfen. Auf der Erde tötet er nun eine achtköpfige Schlange, welche sieben Töchter eines alten Mannes in der Provinz Izumo verschlungen hatte, nachdem er die Schlange mit Reisbranntwein (sake) berauscht hat. Aus ihrem Schwanz zieht er ein kostbares Schwert, und nun nimmt er die einzige noch übriggebliebene achte Tochter jenes Mannes zur Frau.

Als die Erdengötter (die Menschen) sich mehrten, beschloß Amatarasu, ihren Enkel Ninigi hinabzusenden, damit er über sie herrsche, und gab ihm die Edelsteinschnur mit dem Spiegel und das Schwert mit, welches Susano im Schwanz der Schlange gefunden hatte (das sind noch die drei Insignien des Schintoismus und des japanischen Reichs). Ninigi kam auf dem Gipfel des Takachio auf der Insel Kjuschin zur Erde herab, baute sich dort einen Palast und vermählte sich. Sein Enkel war Dschimmu Tenno, der Gründer des japanischen Reichs, der von Kjuschiu nach der Insel Hondo, der Hauptinsel, vordrang. Von da an, von 660 v. Chr., datieren die Japaner das Bestehen ihres Herrscherhauses, das manchmal durch Adoption vor dem Aussterben bewahrt wurde. Wir werden wohl in diesen Sagen den Weg angedeutet finden, auf welchem die Japaner vom Festland herübergekommen sind und die Ureinwohner, die schwachen Ainos, auf die nördliche Insel Jesso zurückgedrängt haben.

Wir sehen die japanische Religion ist einerseits eine auf pantheistischer Weltanschauung beruhende Naturreligion; die Erscheinungen des Gewitters u. dergl. werden mythologisch dargestellt, andrerseits wird das japanische Herrscherhaus Wurm, Religionsgeschichte.

10

« ¡è͹˹éÒ´Óà¹Ô¹¡ÒõèÍ
 »