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auf göttlichen Ursprung zurückgeführt. Der Mikado ist nicht nur ein Diener Gottes, berufen, über die Nation zu herrschen, sondern der direkte Nachkomme der obersten Gottheit, selbst ein Gott, über alle Menschen und Götter geseßt, ausgenommen seine eigenen Vorfahren. Dieser göttliche Charakter des Mikado erklärt es auch, daß man in der Zeit, da der Schogun in Japan das weltliche Regiment führte, in Europa den Mikado den geistlichen Beherrscher von Japan nannte.

Neben den Dichtern, Staatsmännern und sonstigen Patrioten, welche durch Dekrete des Mikado unter die Götter versegt worden sind, werden aber auch die Naturgötter noch verehrt: die Götter des Winds, des Feuers, der Donnergott Kaminari, der Reisgott Inari, die Sonnengöttin Amatarasu oder Tenscho Daidschin u. a. „Wenn man morgens früh über die Straße geht, kann man wohl sehen, wie einer oder der andere sich der aufgehenden Sonne gegenüber verneigt und sie mit Händeklatschen freudig begrüßt, und wenn man im Hochsommer auf den Gipfel des Fudschisan steigt, so erblickt man Dußende von Pilgern, welche sich auch die weiteste Reise nicht verdrießen lassen, um der Sonne an diesem ihr besonders geweihten Ort ihre Verehrung darzubringen“ (Munzinger, a. a. D. S. 198).

Der Ahnendienst besteht auch in Japan, so daß man auf kleinen Hausaltären den Ahnen Speisopfer darbringt, aber eine so beherrschende Stellung im Volksleben wie in China hat er in Japan nicht. Das ganze System der Geomantie fällt weg, und Munzinger ist der Ansicht, daß es mehr vom Konfucianismus als vom Schintoismus herstamme (a. a. D. S. 199). In Japan sind es die Ahnen des Kaiserhauses, nicht die Ahnen der einzelnen Familien, welchen in erster Linie die Verehrung gebührt. So ist Odschin Tenno, der Sohn der kriegerischen Kaiserin Dschingo, welche die ersten Feldzüge nach Korea unternahm (um die Mitte des 3. Jahrhunderts), zu dem überaus populären Kriegsgott Hachiman geworden. Der Kaiser selbst wird von dem gewöhnlichen Volke immer noch als Gott betrachtet, und wenn auch die aufgeklärten Klassen längst nicht mehr an das Märchen von seiner Gottessohnschaft glauben, so schweigen sie sich doch klugerweise darüber aus“ (a. a. D. S. 199).

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Die Schintotempel (o miya) sind gewöhnlich sehr hübsch gelegen. Das Eingangstor (torii) aus zwei senkrechten Holz

pfeilern mit einem oder zwei Querbalken oben darüber führt durch einen Park zu dem sehr einfachen Tempel, der aus Naturholz erbaut ist. Stein und Erz darf dazu nicht verwendet werden. Der Tempel ist geteilt in das Haiden, wo die Priester dem Kami (Gott) ihre Verehrung zollen, und das Honden, in welchem der Gott seine Wohnung hat und das stets verschlossen gehalten wird. Kahl und schmucklos wie das Außere ist auch das Innere. Gößenbilder gibt es in den Schintotempeln nicht; denn der Schintoist denkt sich seinen Gott als Geist, oder vielmehr, da ihm eine unförperliche Vorstellung doch nicht möglich ist, als Gespenst. Die Gegenstände im Innern sind: eine große Trommel, ein Metallspiegel, einige kleine Holzgehäuse (tamaschiro), welche Wohnungen für die Geister sein sollen, und zickzackförmig geschnittene, herabhängende weiße Papierstreifen (gohei), über deren Bedeutung man völlig im Unklaren ist (a. a. D. S. 202). Die buddhistischen Tempel sind viel reicher geschmückt.

Die Schintopriester sind verheiratet, und das Amt erbt der Sohn. Doch kann derselbe auch einen andern Beruf erwählen. Sie haben keinen Gehalt, sind auf die Opfer der Gläubigen angewiesen und treiben daneben Landbau. Durch ein Zeichen mit der Trommel wird der Gott auf die Darbringung des Opfers aufmerksam gemacht. Namentlich die Erntesorgen geben viel Veranlassung zu Opfern, und die Priester gelten auch als Wettermacher, und sie treiben allerlei Zauberei. Gottesdienst, Religionsunterricht und Seelsorge haben sie nicht. Selbst bei Beerdigungen werden eher Buddhistenmönche als Schintopriester beigezogen.

Die Moral des Schintoismus beruht hauptsächlich auf äußeren Reinigungen. Ehe der Priester zum Tempel geht, muß er sich reinigen. Eine große Reinigung (o harai), welche am lezten Juni und am legten Dezember in Anwesenheit des Bezirksbeamten vorgenommen wird, gilt als Entfühnung des Volks für alle Übertretungen wider den Reisbau, für alle Arten von Verunreinigung, für Körperverlegung und allerlei Sünden, die mit leiblicher Befleckung zusammenhängen.

Lange Zeit war der Schintoismus durch den Buddhismus beherrscht, so daß die Tempel durch buddhistische Priester bedient wurden und ornamentales Beiwerk, der Gottesdienst buddhistische Zeremonien bekam. Im 18. Jahrhundert

erhob sich eine nationale Reaktion gegen den Buddhismus, befördert von den Gelehrten Motoori und später Hireta. Dieselbe reichte ins 19. Jahrhundert herein und wandte sich be= sonders gegen das buddhistenfreundliche Schogunat, das endlich 1868 abgeschafft wurde. Nun wurde der Schintoismus Staatsreligion. Aber bald wurden auch die Schintopriester nicht mehr aus Staatsmitteln unterhalten. Als Volksreligion hat sich doch der Buddhismus erhalten in seiner Verbindung mit dem Schintoismus. - Gegenüber dem Christentum wurde in neuester Zeit eine Wiederbelebung des Schintoismus versucht. Munzinger nennt diesen Versuch einen Verzweiflungsakt und ist der Ansicht: „die ihn in Szene gesezt haben, glauben selbst nicht an die Schintogötter. Der Schintoismus wird sterben, ob er auch in einzelnen Äußerungen seines Aberglaubens noch Jahrhunderte überdauern wird" (a. a. D. S. 216).

Dritter Abschnitt.

Die arischen Nationalreligionen in Asien.

Wir kommen nun an die Völkergruppe, welche man die arische, oder indo-germanische oder indo-europäische nennt. Durch die Bekanntschaft der Europäer mit dem Sansfrit, der heiligen, jezt als Volkssprache ausgestorbenen Sprache in Ostindien, am Ende des 18. Jahrhunderts, ist die Wissenschaft der Sprachvergleichung entstanden, und man hat gefunden, daß die fernen Völker in Ostindien und Persien mit uns Europäern näher verwandt sind als mit den dazwischen wohnenden semitischen Völkern. Aber man muß die Sprachen in ihre ältesten Formen zurückverfolgen, um ihre Verwandtschaft zu erkennen, denn dieselben haben manche Verwandlung durchgemacht, und einzelne Völker haben sich auch in Berührung mit Nachbarvölkern von anderem Stamm selbständig entwickelt.

Als die Sprachverwandtschaft nachgewiesen war, suchte man das indogermanische Stammland und eine gemeinsame indogermanische Mythologie. Aber es ist nicht gelungen. Chantepie de la Saussaye sagt darüber: „Das indogermanische Stammland hat man schon so ziemlich überall

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gesucht: auf der Hochebene Pamir, in Armenien, in SüdRußland, in Lithauen, in Süd-Schweden, und manche Forscher meinen heutzutage, daß die Frage kaum eine wissenschaftliche Berechtigung hat. Nur einige allgemeine Schlüsse über nähere Verwandtschaftsverhältnisse zwischen einzelnen Völkergruppen stehen fest. So bilden gewiß die Perser und Inder eine Gruppe, aber auf der andern Seite stehen die Franier auch mit den Slaven in näherem Zusammenhang. Von einer gräco-italischen Gruppe zu reden ist nicht mehr angängig, hingegen haben die Italiker vieles mit den Kelten gemein. - So wissen wir von der altindogermanischen Religion viel weniger zu erzählen als die Mythologen der älteren Generation. Wußten diese für griechische Götternamen bald eine Sanskritwurzel aufzufinden, welche ihr Wesen und ihre Mythen erklärte, so scheint es uns jezt zu gewagt, diese Erklärung fast ganz auf die Eth= mologie zu gründen. Auch die Völkerkunde hat ein Wort mit dareingeredet und für dies und jenes, was man zu dem indogermanischen Grundstock rechnete, Analogien nicht bloß bei Semiten und Ägyptern, sondern sogar bei Rothäuten und andern Wilden nachgewiesen" (Chantepie de la Saussaye, Religionsgesch. II, S. 2f.).

Diese Andeutungen können nur die Anschauung der Bibel bestätigen, daß die heidnischen Religionen erst mit der selb= ständigen Entwicklung der Völker, der einzelnen Nationen, zu einem mythologischen System geworden sind, daß es also keine gemeinsame indogermanische Mythologie gegeben hat, sondern die Verehrung des einen Gottes das Ursprüngliche gewesen ist. Schon bei den am nächsten verwandten arischen Völkern, den Indern und den Persern, welche den Namen Arier, d. H. Edle, für sich in Anspruch nahmen, und welche in Asien ge= blieben sind, werden wir in der Religion neben den verwandtschaftlichen Zügen auch Gegensägliches finden. Während das Wort dêva im Sanskrit Gott bezeichnet, sind in Persien daêvas die bösen Geister im Gefolge des Angromainju (Ahriman). Indra ist in Indien der hochverehrte Gott, Andra in Persien ein Dämon. Asuras sind in Indien Dämonen. Ahura Mazda (Ormuzd) in Persien der höchste Gott. So

wurden die Inder von den Persern als Dämonenverehrer bezeichnet, während diese eine reinere Religionsform hatten, welche auf die Person des Zarathustra als des Reformators zurückgeführt wurde.

I. Der Brahmanismus.

A. Übersicht.

In Vorderindien treffen wir, wie in China und Japan, ein Volk, dessen heidnische Religion wir von Jahrhunderten vor Christi Geburt bis auf unsere Tage verfolgen können, und zwar ein Volk, in dessen Charakter und Geschichte die Religion viel tiefer eingegraben ist als in jene großen Kulturvölker mongolischen Stammes.

Die Halbinsel von Vorderindien bildete niemals eine politische Einheit, bis sie in unserer Zeit durch die englische Fremdherrschaft unter einen Hut gekommen ist. Eine vollständige religiöse Einheit können wir auch jezt nicht daselbst finden, denn wir haben bereits die unkultivierten Völker genannt, welche einen von der herrschenden Religion unabhängigen Dämonendienst treiben. Aber diese unkultivierten Völker beugen sich vor dem Kastensystem der herrschenden Religion. Vom Himalaya bis zum Kap Komorin, von der Indusmündung bis zum Meerbusen von Bengalen sind die Brahmanen die Götter der Erde, die Wedas die heiligen Schriften, das Sanskrit die heilige Sprache, das Mahabharata und das Râmâjana die nationalen Heldengedichte. Während im größten Teil der südlichen Halbinsel, im Dekhan, Sprachen gesprochen werden, die gar nicht vom Sanskrit abstammen, hat doch der Brahmanismus auch die so= genannten drawidischen Völker, soweit sie die arische Religion und Kultur annahmen, zu einer Nation vereinigt. Die tamulische und die kanaresische Literatur hat ganz denselben Nationalcharakter wie die Sanskritliteratur. Nicht die Sprache, nicht die politische Herrschaft, sondern die Religion hat Vorderindien vereinigt, und doch ist diese Religion eine Nationalreligion geblieben, denn die nationalen Schranken sind im Kastensystem zugleich religiös, wie sonst in keinem Volke. Aber immerhin konnte aus dieser eigentümlichen Nationalreligion der erste Versuch einer Universalreligion hervorgehen, den wir später besprechen werden: der Buddhismus.

Die Religion beherrscht das ganze Volksleben in Indien, wie nicht leicht in einem andern heidnischen Lande. Die Priester stammen von einem besonderen Geschlecht und haben sich in

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