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mit der brahmanischen Askese vergeblich sich abgemüht hatte, einen andern Weg ein. Er wurde Buddha, der Erleuchtete, und zeigte in wenigen Formeln und Geboten diesen neuen Weg für alle Menschen, und bald hieß es in weiten Kreisen: Der Erlöser ist gekommen, der den Pfad gezeigt hat. Es war eine Person aufgetreten, der man nachfolgen konnte. Buddha wurde der Stifter einer neuen Religion, welche das indische Kastensystem und die indische Nationalität durchbrach und in der Verehrung des Religionsstifters den Ersaß für die abgeblaßten indischen Gottheiten fand.

Im 3. Jahrhundert v. Chr., als König Asôka zum Buddhismus übertrat, schien dieser. Religion der Sieg in Indien gesichert zu sein, und es muß ihr zum Ruhme nachgesagt werden, daß sie nicht mit dem Schwert ausgebreitet wurde. Aber der Brahmanismus suchte durch die Erhebung der volkstümlichen Götter Wischnu und Schiwa und durch die Sagen von einer Menschwerdung des ersteren dem Bedürfnis des Volks nach einem persönlichen Erlöser entgegen= zukommen. Der Buddhismus verlor seine Anziehungskraft, als er zu einem geistlosen Formalismus geworden war, und um 700-1000 n. Chr. wurde er aus seinem Heimatland ausgetrieben. Er hatte jedoch in andern Ländern festen Fuß ge= faßt und trat mit dem Anspruch auf, Universalreligion zu werden. Wir werden ihn deshalb in unserem dritten Teil noch besonders behandeln.

Noch vor Buddha trat in Indien eine andere Sekte auf, welche die Autorität der Wedas verwarf und sich bis auf den heutigen Tag erhalten hat, wiewohl in kleinen Kreisen: die Dschainas. Da wir später auf sie nicht mehr zurückkommen, wollen wir hier ihre Grundzüge mitteilen. Sie nehmen an, daß in großen Zwischenräumen nacheinander 24 Dschinas, d. h. Sieger, aufgetreten seien, welche die Erlösung gefunden haben. Der lezte derselben, Wardhamâna, genannt Mahâwîra (der große Held), war der Sohn eines adeligen Gutsherrn aus dem Geschlecht der Najas in einem Vorort der Stadt Waisâli. Er verließ, 30 Jahre alt, Gattin und Tochter und lebte 12 Jahre in strengster Kasteiung. Dann fühlte er sich vollendet und widmete nun sein übriges Leben der Verkündigung seiner Lehre und der Organisation seines Mönchsordens. Mahâwîra

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kannte den Buddha und bekämpfte ihn. Er starb noch vor ihm. Seine 5 Gebote stimmen fast ganz mit denen Buddhas überein. Der Dschaina soll nicht töten, nicht lügen, nicht stehlen, keinen geschlechtlichen Umgang haben und an nichts sein Herz hängen. Aber seine Lehre unterscheidet sich aufs bestimmteste von der buddhistischen dadurch, daß auf die Kasteiung ein großer Wert gelegt wird. Durch Kasteiung entsteht das Abschneiden der Tat (karman), welche die Wurzel alles Übels ist. Weder das Wissen (von der Entstehung der Tat aus einem Tun) noch das Unterlassen (dieses Tuns) noch die Gleichgiltigkeit (gegenüber allen Empfindungen und Gefühlen) noch die Sammlung des Geistes reicht hin zur Vernichtung der Tat. Erst die Kasteiung schneidet die Tat (und ihre Folgen) entzwei. Dadurch wird die Seele frei gemacht, von der Seelenwanderung erlöst. Man kasteit den Leib aber durch Fasten bis zum Sichverhungernlassen, ferner, indem man alle Fesseln abstreift, und zwar nicht bloß die sinnlichen Lüste, sondern auch die Kleider" (Hardy, Indische Religionsgeschichte, S. 83). Es gibt daher eine Abteilung von Dschaina-Mönchen, welche nackt gehen, die Digambaras, wahrscheinlich die Gymnosophisten, von wel= chen die griechischen Schriftsteller berichten, während die Swê tambaras weiße Kleider tragen. Vor dem Töten von Tieren hüten sich die Dschainas noch peinlicher als die Buddhisten. Ihre Laien, welche dem Orden Wohltaten erweisen, sind namentlich als Kaufleute in manchen Gegenden von Indien zu Wohlstand und Ansehen gekommen, und die Dschainas haben da und dort schöne Bauwerke aufgeführt. Sie durften in Indien bleiben, als die Buddhisten vertrieben wurden, denn ihre Askese vertrug sich besser mit der brahmanischen.

Nach der Vertreibung des Buddhismus war der Brahmanismus nicht mehr genötigt, so streng zusammenzuhalten, und es bildeten sich zwei Konfessionen: Wischnuismus und Schiwaismus *) mit mehreren Unterabteilungen. Aber der Priestergott Brahma sollte als der oberste die beiden ver

*) Der Ausdruck „Sekten", welcher seit H. H. Wilson für diese Abteilungen des Hinduismus gebraucht wird, ist ganz unpassend, da es feine Kirche gibt, von der sie sich geschieden haben; sie selbst bilden gleichsam zwei verschiedene Kirchen. Daneben entstanden allerdings wirkliche Seften wie die Lingaiten.

einigen im Trimûrti, so daß Brahma der Schöpfer, Wischnu der Erhalter, Schiwa der Zerstörer wäre.

Die Kasten haben sich immer mehr zersplittert, so daß es hunderte von Kasten gibt, die nicht miteinander essen und untereinander heiraten dürfen. Wenn man sagt, die Kastenunterschiede seien nur die Standesunterschiede, wie sie auch bei anderen Völkern sich finden, so ist das eben in Indien nicht der Fall: jedes Handwerk bildet eine besondere Kaste, und selbst die Brahmanen zerfallen in eine Reihe besonderer Kasten. Wenn in Manu's Gesezbuch und den andern indischen Gesezbüchern die vier alten Kasten schematisiert und in ihren Pflichten unterrichtet werden, so ist doch aus diesem Schematismus mit seinen Zwischenkasten zu schließen, daß schon in der Zeit, da jene Gesezbücher verfaßt wurden, weit mehr als vier Kasten in Indien existierten.

Die Volksreligion ist zum groben Gößendienst geworden. Die vielen Köpfe und Arme an den indischen Götterbildern sind charakteristisch für die Maßlosigkeit, durch welche der Hinduismus von der griechischen Religion und Kunst sich unterscheidet. Derselbe ist ein Trümmerhaufen aus verschiedenen Jahrhunderten, der in eigentlich religiöser Beziehung wenig Anziehungskraft mehr hat, dagegen durch das Kastensystem trog Eisenbahnen und andern modernen Einrichtungen. vom Christentum und der abendländischen Kultur mit großer Zähigkeit sich abzuschließen sucht.

B. Die Religion der Weda-Lieder.

1. Die Weda-Götter.

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Das Wort dêva, welches die allgemeine Bezeichnung für Gott ist, wird abgeleitet von einem Zeitwort div glänzen. Es wurde also im göttlichen Wesen das Licht besonders hervorgehoben. Die Zahl der Götter wird in der wedischen Theologie gewöhnlich zu 33 angegeben; aber niemand kann die 33 Namen aufzählen. Es ist ein willkürlicher Schematismus. In einem späteren Weda-Lied heißt es: 3339 Götter haben dem Agni gehuldigt," und der neuere Hinduismus redet in seiner Maßlosigkeit von 330 Millionen Göttern. Neben den Göttern treibt eine unzählige Menge von Dämonen im

Volksglauben ihr Spiel. Die 33 Götter werden in drei Regionen abgeteilt: Himmel, Luft und Erde.

Durch seinen Namen mit dem Wort dêva am nächsten verwandt ist der Gott Djaus oder Djaus Pitar = Himmel Vater. Der Name entspricht dem griechischen Zeus, dem lateinischen Jupiter (Diespiter), dem germanischen Tyr oder Ziu. Allein er hat in den Weda - Liedern keine große Bedeutung. Er ist weder Donnergott wie in Griechenland, noch Kriegsgott wie bei den Germanen. Wir können also aus der Ähnlichkeit des Namens nicht auf eine gemeinsame indogermanische Mythologie schließen, die vor der Trennung der Völker bestanden hätte. In den Weda-Liedern wird Djaus in der Verbindung mit Prithiwî (Erde) genannt, so daß Himmel und Erde als ein Ehepaar gedacht werden mit zahlreicher Nachkommenschaft, aber die Nachkommen haben dann wieder die Eltern erzeugt. Dieser wunderliche pantheistische Kreislauf, wo auch der Priester die Götter schafft, findet sich in der indischen Religion häufig und deutet wohl auf ein nicht sehr hohes Altertum des Liedes Rig-Weda I, 159:

Djaus und Prithiwî preis' ich beim Fest mit Opfer,
die, groß und weise, am Heiligen sich laben,
Die, Göttereltern und reich an schönen Taten,

aufmerksam Schäße zurichten mit den Göttern.
Den großen, urkräftigen Geist des holden Vaters,
und den der Mutter verehr' ich mit Anbetung:
Die kinderreichen Eltern haben geschaffen

den weiten ew'gen Erdkreis für ihren Nachwuchs.
Die Söhne, kunstfertig, reich an schönen Taten,

erzeugten, rasch entschlossen, die großen Eltern.
Im Reiche dessen, was steht und was beweglich,
schirmt ihr die Stätte, fürwahr, des treuen Sohnes.
Diese geschickten Künstler haben gebildet

das Paar verschwistert, verbunden, gleichen Ursprungs:
Stets wieder neu Gewebe spannen die Weisen,

die ruhmreich strahlen, hin zwischen Meer und Himmel. Wir ehren heute bei unsres Gottes Spende

die Gabe des Sawitar, die wünschenswerte;

Djaus und Prithiwî mögen mit holdem Sinne

uns Reichtum schenken mit hundertfältigen Gütern!

(Dilger, Die Erlösung des Menschen nach Hinduismus und Christentum, S. 21 f.)

Mit Djaus und Prithiwî verbunden erscheint auch zuweilen eine Göttin Aditi (Nichtgebundenheit), die Mutter der Aditias, unter denen die höchsten Götter Waruna und Mitra genannt werden. Man hat sie schon als die Unendlichkeit, Ewigfeit gedeutet; Oldenberg betont, daß sie nach den Liedern dem Menschen besonders Schuldlosigkeit verschaffen müsse, als das Licht, das die Finsternis vertreibt. Aber als eine besonders handgreifliche Illustration zu Röm. 1, 23 werden wir es ansehen müssen, wenn dieselbe Aditi im Rig-Weda und in jüngeren Texten als Kuh bezeichnet wird: „Tötet nicht die fündlose Kuh, die Aditi“ (Rig-Weda VIII, 101, 15). „Die Milchfuh Aditi strogt für den Gerechten, für den opferspendenden Menschen, o Mitra und Waruna" (Oldenberg, Die Religion des Weda, S. 206).

Die brahmanische Theologie gibt sieben Aditjas, Söhne der Aditi, an; aber sowenig als die 33 Weda-Götter, können wir die sieben mit Namen aufzählen. Die bedeutendsten sind jedenfalls Waruna und Mitra. Außer diesen kommt noch Arjaman öfter vor. Oldenberg vermutet, diese sieben Aditjas seien Sonne, Mond und die fünf Planeten, deren Verehrung von Babylon her zu den Ariern, den persischen und den indischen gekommen sei, da Indien für diese Himmelskörper noch andere Götternamen habe. Allein wenn auch die Astronomie ohne Zweifel von Babylon aus nach dem Osten gekommen ist, so hat doch diese Deutung ihre großen Schwierigkeiten. Namentlich Waruna als Mondgott zu fassen, hat zu wenig Anhalt in den Weda-Liedern.

Waruna erscheint unter den Weda- Göttern am entschiedensten mit persönlicher Machtvollkommenheit ausgestattet, unabhängig von den Menschenkindern, als Herr über die Naturordnung und die sittliche Ordnung, das Rita, welches im Brahmanismus eine ähnliche Rolle spielt, wie das Schicksal in der griechischen, aber mehr den Charakter eines Zeremonialgesetes hat. Wenn wir einzelne Verse an ihn hören, könnten wir auf den Gedanken kommen, er sei der eine, allmächtige, heilige Gott. Aber er erscheint dann doch wieder nicht als der einzige, z. B. Rig-Weda I, 25:

Ob wir wie Untertanen auch, o Gott Waruna, Tag für Tag verlegen mögen dein Gebot

Gib uns der Waffe doch nicht hin, der tötenden, des, der uns zürnt, uns nicht dem Grimm des Wütenden!

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