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giösen Verfall, und derselbe wird Kap. 1, 18 als Folge der sittlichen Untreue, als Folge der Ungerechtigkeit dargestellt.

Der Hergang des religiösen Verfalles wäre also folgender. Während die Menschen Gott erkannten, die richtige Vorstellung von Gott als dem Schöpfer und Herrn aller Dinge und von seiner Güte noch hatten, haben sie ihn nicht ge= priesen, wie es sich gebührt hätte, und ihm nicht gedankt für die empfangenen Wohltaten. Er ist ihnen ein guter Vater Eli geworden, der seinen Kindern Gutes tut, auch wenn sie nicht nach ihm fragen. Sie wollten nicht mehr in persönliche Gemeinschaft mit ihm treten. Aber mit dem Verfall der Religiosität verfällt auch die Religion. Das Nichtachten auf die Stimme des Gewissens bleibt nicht ungestraft. Ihr unverständiges Herz ist verfinstert worden. Das Herz ist das Innerste im Menschen und faßt im biblischen Sprachgebrauch (nach Becks Biblischer Psychologie) die Erkenntnis und das Gewissen zusammen. Da der Mensch der Stimme. Gottes nicht mehr folgen wollte, von der Gemeinschaft mit Gott sich zurückzog, zog sich auch das göttliche Licht von seinem Herzen zurück: es ging mit seiner Erkenntnis und seinem sittlichen Verhalten rückwärts. Seine Gedanken blieben am Eiteln, Vergänglichen hängen. Wenn er Sonne, Mond, Bliz und Donner, Meer und Regen ansieht, schwingt er sich nicht mehr zu dem unsichtbaren Schöpfer aller Dinge auf, sondern denkt sich für jede Naturerscheinung einen eigenen Gott. Während die Menschheit ohne Gott in ihrer eigenen Weisheit ihre eigenen Wege gehen will, jedes Vol! nach seiner nationalen Anschauung, verfällt sie in die Torheit, daß sie für die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes eintauscht das Nachbild der Gestalt vergänglicher Menschen, Vögel, vierfüßiger und kriechender Tiere (Kap. 1, 21-23). Hochgebildete Völker, wie die Griechen und Römer, sind in die Torheit des Gößendienstes verfallen. Das ist ein Gericht Gottes für die Sünden der Menschen, und mit dem Verfall der Gotteserkenntnis wird auch der sittliche Verfall immer schrecklicher bis zu den unnat irlichen Lastern, welche der Apostel in V. 24-32 nennt. findet also eine beständige Wechselwirkung statt zwischen dem Verfall in der Gotteserkenntnis und dem sittlichen Verfall.

Für die Religionsgeschichte handelt es sich also um die Frage: macht die objektive Darstellung der heidnischen Religionen den Eindruck einer aufsteigenden Linie, wie die Evolutionstheorie sie annimmt, oder eines Verfalls von einer reineren Urreligion in unvernünftigere und unsittlichere Formen? Aber wir werden, auch wenn wir der Darstellung der Bibel folgen, nicht annehmen müssen, daß die Geschichte des Heidentums nur eine absteigende Linie sei. Ein Sokrates, ein Zarathustra, ein Buddha kann durch Nachdenken und namentlich durch sorgfältiges Achten auf die Stimme des Gewissens zu einer reineren Religionserkenntnis kommen und auf seine Volksgenossen in dieser Richtung wohltätig einwirken; aber die volle Wahrheit wird selbst das edelste Heidentum ohne die übernatürliche göttliche Offenbarung nicht gewinnen. Bei der Frage nach der Berechtigung der biblischen Anschauung wird also namentlich der Charakter der Religion bei den unkultivierten Völkern und die älteste Form der Religion bei den heidnischen Kulturvölkern in Betracht kommen.

Wir können aber die Darstellung des Apostels Paulus auch in Bezug auf ihre psychologische Wahrscheinlichfeit oder in Bezug auf die uns vorliegende allgemeine Religionsentwicklung prüfen. Er sagt, das Heidentum sei dadurch entstanden, daß die Menschen, während sie noch die richtigen religiösen Vorstellungen hatten, es an der praktischen Religiosität fehlen ließen. Nehmen wir unsern Volksaberglauben! Mitten in der Christenheit, in evangelischen wie in katholischen Gegenden, treffen wir eine ganze Anzahl von Leuten, die bei Krankheiten an Menschen und Vieh sich sagen lassen, es sei das ein Einfluß böser Geister, und zu einem Mann, der „dafür tun fann", zu einem Zauberer, ihre Zuflucht nehmen. Fragen wir diese Leute: Glaubst du denn nicht, daß ein Gott im Himmel ist, der alles geschaffen hat und regiert?" sie werden antworten: „ ja, das glaube ich." Dennoch fürchten sie sich jezt vor bösen Geistern, die ihnen Schaden tun könnten, mehr als vor diesem Gott, und warum? Wären sie wirklich religiöse Leute, die Gott täglich von ganzem Herzen preisen und ihm danken, so wären sie nicht in diesen Aberglauben verfallen; aber weil sie mit dem lebendigen Gott in feiner persönlichen Gemeinschaft stehen, weil ihr GottesWurm, Religionsgeschichte.

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dienst, wenn sie auch fleißige Kirchgänger sind, eine bloße Gewohnheit ist, so sind sie in den von den Vätern überlieferten heidnischen Aberglauben verfallen und denken gar nicht darüber nach, daß dieser Aberglaube ihrem Christentum widerspricht. Mit dem Verfall der Religiosität ist auch ihre Religion verfallen. Wenn das in der Gegenwart ge= schieht, sollte dann nicht auch im Anfang der Entwicklung des Menschengeschlechts das Heidentum auf diese Weise entstanden sein? Theoretisch kann der eine Gott noch erkannt werden als der Herr über alles, aber praktisch fürchtet man sich vor untergeordneten Wesen mehr als vor ihm, und so geht's immer mehr abwärts in der Erkenntnis und im sittlichen Verhalten. Der Aberglaube beruht heutzutage nicht darauf, daß das Volk sich erst allmählich heraufarbeitet vom Heidentum zur christ= lichen Weltanschauung. Es kann in der vorhergegangenen Generation ein reineres Christentum bestanden haben, aber mit der Entfremdung von Gott nimmt auch der Aberglaube überhand. Selbst von den Gebildeten können es nur wenige in der Eiskälte eines absoluten Unglaubens aushalten. Die Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott, und der Mensch hält sich an allerlei Zeichen, huldigt dem Spiritismus u. dergl., wenn er nicht in den gewöhnlichen Volksaberglauben verfällt.

Animismus, d. h. Geisterdienst, bezeichnen die meisten neueren Gelehrten als die älteste Form der Religion. Wir geben zu, daß es wahrscheinlich die älteste Form des Heidentums gewesen ist, aber nicht die älteste Form der Religion überhaupt.

2. Die Einteilung der Religionen.

Übersehen wir nun das ganze Gebiet der Religionen aus alter und neuer Zeit, wie sollen wir uns in diesem Urwald zurechtfinden? wie können wir die verschiedenen Religionsformen, welche uns entgegentreten, gruppieren? wie gewinnen wir einen Einblick in die Entwicklung der Religion im ganzen und großen?

Für den biblischen Standpunkt würde wohl die Einteilung in geoffenbarte und natürliche Religionen am nächsten liegen. Allein wie in der Weltgeschichte die Geschichte des Volkes Israel und des Christentums in den ganzen Rahmen der Geschichte eingefügt werden muß auch von denen, die eine wirk

liche, übernatürliche Offenbarung anerkennen, und nicht von aller übrigen Geschichte abgesondert behandelt wird, so werden wir in der Religionsgeschichte nachweisen, daß auch die geoffenbarte Religion mit einer allgemeinen religionsgeschichtlichen Entwicklung im Zusammenhang steht. Wir weisen daher das Dogma der modernen Theologie zurück, daß Wunder und Geschichte einander ausschließen, daß eine biblische Erzählung, in welcher ein Wunder vorkomme, keine wirkliche Geschichte, sondern eine Sage sein müsse.

Gott hat nicht auf einmal seinen ganzen Ratschluß den Menschen geoffenbart, sondern stufenweise, nach ihrer Fassungskraft, nach ihrer geistigen Entwicklung, zuerst mehr in Bildern, in Symbolen. So werden wir finden, daß auch die geoffenbarte Religion in dem Rahmen einer allgemeinen. religionsgeschichtlichen Entwicklung sich bewegt. Allein es wäre eine überflüssige Arbeit und würde den Umfang des Buchs bedeutend vergrößern, wenn wir auch von der alttestamentlichen und der christlichen Religion eine ausführliche Darstellung geben wollten. Wir werden deshalb nur den religionsgeschichtlichen Rahmen aufzeigen, in welchem sie sich bewegen. Man versteht ja auch gewöhnlich unter Religionsgeschichte die Geschichte der außerbiblischen Religionen.

Wenn heutzutage einzelne Theologen nach dem Vorgang von Lagarde die ganze Theologie nur als eine Unterabteilung der Religionswissenschaft betrachten, so ziehen sie damit die Konsequenz des Standpunktes, der keine wirkliche übernatürliche Offenbarung anerkennt. Allein die Mehrheit auch der liberalen Theologen scheint nicht geneigt zu sein, diese Konsequenz zu ziehen, weil sie doch im Christentum eine göttliche Kraft fühlen, die es weit über alle andern Religionen erhebt.*) Wenn sie auch keine Wunder annehmen, müssen sie doch eine innere Offenbarung in einzelnen Personen, vor allem in der Person Jesu selbst, anerkennen. Wir wollen nicht die Theologie religionswissenschaftlich, philo

*) Hegler sagt in seiner akademischen Antrittsrede: Kirchengeschichte oder christliche Religionsgeschichte? (Gottschicks Zeitschr. für Theol. u. Kirche, 1903, S. 26): „Für den Christen, auch wo er wissenschaftlich arbeitet, läßt sich nicht, wie ein die Objektivität störendes Element, der Glaube ausschalten, daß die Gottesgemeinschaft in seiner Religion real ist und nicht Illusion."

sophisch behandeln, sondern die Religionswissenschaft theologisch, indem wir die in der Bibel enthaltenen Grundzüge darstellen und in objektiver Darstellung der religionsgeschichtlichen Entwicklung ihre Richtigkeit prüfen.

Der Stoff zur Kirchengeschichte kommt großenteils auch in der allgemeinen Weltgeschichte vor, aber wir behandeln die Kirchengeschichte als eine theologische Wissenschaft, weil wir glauben, daß sie nicht vom profangeschichtlichen, sondern nur vom christlichen Standpunkt aus richtig und vollständig dargestellt werden könne. So haben wir ein Recht, auch die Religionswissenschaft für die theologische Behandlung zu reklamieren.

Treten wir nun der Einteilung der Religionen näher, so werden wir finden, daß allerdings die Religionsgeschichte aus der Religionsphilosophie hervorgewachsen und daß es das Verdienst Hegels ist, zum erstenmal die Religionen gruppiert zu haben, denn in seiner Religionsphilosophie versuchte er nach seinem philosophischen Standpunkt mit der Entwicklung des Religionsbegriffs auch den Gang der Religionsgeschichte darzustellen. Er nimmt folgende Stufen an: I. Die Naturreligion:

1. Die unmittelbare Religion oder Zauberei.

2. Die Entzweiung des Bewußtseins in sich: die Religionen der Substanz:

a) Die Religion des Maßes (China).

b) Die Religion der Phantasie (Brahmanismus). c) Die Religion des Insichseins (Buddhismus). 3. Die Naturreligion im Übergang zur Religion der Freiheit der Kampf der Subjektivität:

a) Die Religion des Guten oder des Lichts (Parfismus).

b) Die Religion des Schmerzes (Syrien).

c) Die Religion des Rätsels (Ägypten).

II. Die Religion der geistigen Individualität, wobei Gott als Subjekt erfaßt ist:

1. Die Religion der Erhabenheit (Judentum).

2. Die Religion der Schönheit (Griechen).

3. Die Religion der Zweckmäßigkeit oder des Verstandes (Römer).

III. Die absolute Religion, welche beide Ideen, Gott als Objekt und Subjekt, versöhnt: das Christentum.

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