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nimmt an, daß das selbständige Götter einzelner Stämme gewesen seien, welche im Kampfe gegen den Buddhismus in den Wischnu-Kultus aufgenommen worden seien (v. Schröder, a. a. D. 6. 327). Der Gott Wischnu war der geeignetste Träger für die Idee der göttlichen Welterhaltung, denn er durchschreitet in einem Augenblick alle Welten und kann die mannigfaltigsten Formen annehmen, weil sein Wesen in den Weda-Liedern noch nicht näher beschrieben ist. Als Wassergott Narajana wird er abgebildet auf der zusammengerollten Schlange Schescha (Überrest) oder Ananta (endlos) ruhend über den Fluten des Urmeers. Indem er auf dem Garuda, einem Vogel mit goldenen Fittichen, einherfährt, steht er in Beziehung zur Sonne. Er trägt nach der Beschreibung seiner Erscheinung im Râmâjana in den Händen eine Muschel, eine Wurfscheibe und eine Keule, wurde also wahrscheinlich damals schon mit vier Händen abgebildet, von denen eine frei ist. Sein Palast oder sein Himmel wird Waikuntha genannt.

Seine Gattin ist Lakschmi oder Schri, die Göttin der Liebe, der Huld, der Fruchtbarkeit, der Ehe und des Reichtums. Ihr Fest ist das Fest der Ernte, ihr Symbol die Lotosblume. Ihr ist die Nahrung spendende Kuh geweiht.

Die Awataras des Wischnu werden wir im neueren Brahmanismus, wo sie vollständiger ausgebildet sind, im Zusammenhang betrachten.

So groß das Ansehen des Wischnu, namentlich als Krischna und Râma, durch die Heldengedichte geworden ist, so hat er doch von alten Zeiten her einen Nebenbuhler in einem Gott, dessen jebiger Name zwar in den Weda-Liedern gar nicht vorkommt, dem aber heutzutage mehr als die Hälfte der Bewohner von Vorderindien fast ausschließlich dient, in dem Gott Schiwa.

Wir haben den wedischen Sturmgott Rudra erwähnt, den gewaltigen Zerstörer, der auf dem Himalaya haust, an den nur wenige wedische Lieder gerichtet sind. Die Forscher stimmen immer mehr darin überein, daß verschiedene Götter mit diesem Rudra identifiziert worden seien, und zwar so, daß die hohe Verehrung, welche der Gott schon in alten Zeiten genoß, nicht von den Ariern, sondern von den Drawiden herstammt, denn es ist auffallend, wie der Gott Schiwa (d. h. der Gütige) oder Mahadêwa (der große Gott) oder Schankara (der Heilbringende) im Dekhan von den dra

widischen Völkern und in Hindostan von den Leuten aus_niedrigen Kasten vorzugsweise verehrt wird. v. Schröder nimmt an, daß er in den ersten Jahrhunderten nach Buddha zum höchsten Gott erhoben und auf ihn die Eigenschaften des Agni und des Hara übertragen worden seien (v. Schröder, a. a. D. S. 349). In Südindien verbindet sich der Schiwadienst selbst mit dem schon genannten Bhuten- oder Dämonendienst der unkultivierten Volksstämme, während der Wischnukultus demselben ferne bleibt. Nicht bloß Schiwa, sondern auch seine Gattin Kali und seine Söhne Ganês cha und Kartikêja genießen durch ganz Indien eine hohe Verehrung, ohne daß ihre Taten durch das nationale Epos so verherrlicht worden sind, wie die Awatâras des Wischnu. Ferner haben die Opfer für diese Schiwa-Familie einen andern, mehr blutdürftigen Charakter und gehören nach einigen Andeutungen in den heiligen Schriften nicht in die Reihe der anerkannten Opfer für die Hindugötter. Endlich findet sich für die allgemein verbreitete Verehrung des Schiwa unter dem Symbol des Linga (Phallus) bei dem wedischen Rudra keine Spur. Dr. Kittel bestreitet zwar in einem als Manuskript vorhandenen Quartalbericht an die Basler Missionsgesellschaft von 1874 den drawidischen Ursprung des Lingadienstes, weil die Tulus und Kurgs diesen Dienst nicht haben, allein der wedische Ursprung kann ihm ebensowenig nachgewiesen werden. Wenn er auch aus dem Norden von Indien nach dem Dekhan gekommen ist, kann er doch von den nichtarischen Schudras herstammen. Auf die eigentliche Lingaitensekte kommen wir beim neueren Brahmanismus zu sprechen. Die Verehrung des Schiwa unter dem Symbol des Linga ist so weit verbreitet, daß man sich eine falsche Vorstellung von diesem Gott macht, wenn man ihn nur als den zerstörenden Gott betrachtet. Als der zeugende Gott genießt er die größte Verehrung.

Schiwa ist der starke Gott, der nicht durch Büßungen. und Opfer überwunden werden kann, denn er ist selbst der größte Asket, der Schußpatron aller Büßer. Dort im Himalaya, wo der Ganges mit gewaltigem Getöse von schwindelnder Höhe herab durch schauerliche Felsklüfte sich seinen Weg in die hindostanische Ebene bahnt, ist Kailâsa, der Palast des Schiwa, zu suchen. Er ist der Herr der Berge (giriça). Als Sinnbild seiner Gewalt führt er den Dreizack (triçûla) und eine Jagdschlinge (pâça) oder hat er eine Antilope, zuweilen auch eine

Feuerflamme in der Hand. Häufig trägt er eine Halskette von Totenschädeln. Auf der Stirne hat er ein drittes Auge. Der heilige Stier, Nandi, gehört zu seiner Umgebung. Zuweilen wird er mit fünf Köpfen abgebildet, zum Zeichen seiner Überlegenheit über den vierköpfigen Brahma.

Während sonst die Frauen der Götter in der indischen Mythologie eine viel geringere Bedeutung haben als in der griechischen, ist das bei der Frau des Schiwa nicht der Fall. Sie wird genannt Umâ (Mutter), Durgâ oder Pârwati (die schwer zugängliche, auf den Bergen hausende), oder Kâli (die schwarze, die verzehrende). Es gibt sehr verschiedene Abbildungen dieser Göttin, welche mit ihrem Gemahl auf Kailâsa wohnt. Auch sie wird mit einem dritten Auge auf der Stirne, mit einer Halskette von Totenschädeln und mit einem greulichen Angesicht abgebildet. Daneben gibt es aber Bilder, wo sie nicht häßlicher erscheint als andere Göttinnen. Ihr Kultus erinnert sehr an die Zauberreligionen der wilden Völker. Ihr nichtarischer Ursprung wird feststehen, da sie nicht früher erwähnt wird als in den jüngeren Upanischad.

Die Verehrung von Wischnu und seinen Awatâras, sowie von Schiwa ist im Unterschied von der brahmanischen Askese die persönliche Hingabe an den Gott, der in einem Bilde dargestellt ist, die Bhakti, welche schon in der Bhagawad-Gîta gepriesen wird und im neueren Brahmanismus stärker hervortritt.

Wenn so die Götter Wischnu und Schiwa volkstümlich ge= worden sind, mußten die Brahmanen ihr unpersönliches Brahman auch zum persönlichen Gott Brahmâ machen, wozu in dem wedischen Brahmanaspati schon der Ansaß gegeben war. In den buddhistischen Sutras wird bereits dieser männliche Gott Brahmâ genannt. Er hat zwar bis auf den heutigen Tag keine Tempel und keine Opfer, aber er wird im Göttersystem als der höchste bezeichnet. Er ist Pradschâpati (Herr der Geschöpfe) und wird mit vier Köpfen abgebildet. Unter ihm stehen die acht Welthüter (lôkapâlas), welche die acht Himmelsgegenden gegen die bösen Geister zu beschüßen haben (Indra, Agni, Waruna, Sûrja, Tschandra oder Sôma als Mondgott, Wâju, Jama und ein in den Wedas noch nicht vorkommender Gott des Reichtums: Kuwêra). Brahmâ wird in den Mythen und Heldensagen wenig berührt.

Seine Gattin ist Saraswati, welche nicht mehr als Fluß

göttin erscheint, sondern als Göttin der Ordnung, der Harmonie, der Sprache, überhaupt der klaren Erkenntnis. Sie wird angerufen, wenn man die Kinder reden oder lesen lehrt. Auf Abbildungen hat sie eine Buchrolle oder ein Musikinstrument in der Hand.

5. Das Kastensystem und die Familienordnung.

Das gesellschaftliche und religiöse Leben im Brahmanismus hat durch das Kastensystem eine so eigentümliche Gestalt bekommen wie bei feinem andern Volke, und der Hindu hängt daran mehr als an seinen Göttern.

Standesunterschiede gibt es ja überall, und sie lassen sich auch im Christentum nicht verwischen, ja das Zusammenhalten des Standes gibt manchem noch einen sittlichen Halt. Allein das Eigentümliche des brahmanischen Kastensystems ist, daß es nicht bloß Standesunterschiede sind, sondern das Volk in Hunderte von Kasten gegliedert ist, und daß jede Nichtbeachtung der sozialen Unterschiede auch religiös verunreinigt.

Wir haben gehört, daß nach dem Puruscha Sûkta (S. 175) die Brahmanen aus dem Haupt, die Kschatrijas oder Radschanjas aus den Armen, die Waischjas aus den Schenkeln, die Schudras aus den Füßen des von den Göttern geopferten Puruscha hervorgegangen sind. Wie hier aus dem Puruscha, so gehen sie in Manus Gesetzbuch aus dem Gott Brahma hervor, und ihre Obliegenheiten werden in den Geseßbüchern genau beschrieben. Aber schon Manu führt neben den vier noch sechzehn gemischte Kasten auf, welche durch Zwischenheiraten entstanden sein sollen, von denen aber einzelne Namen von dunkelfarbigen Volks= stämmen sind, andere, z. B. Vaidya = Arzt, einen bestimmten Beruf angeben. So werden wir darauf geführt, daß es schon zu Manus Zeiten mehr als vier Kasten gegeben hat, und daß die soziale Scheidung immer weiter vorgeschritten ist bis auf unsre Zeit.

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Das Sanskritwort für das portugiesische casta ist varna Farbe, und der erste Blick auf das indische Volk im Norden wie im Süden verrät es, daß es aus verschiedenen Völkerschaften zusammengesezt ist. Die Brahmanen haben eine viel hellere Hautfarbe als die Schudras, und diese wieder als die Paria oder Pulajer und andere als kastenlos bezeichnete Volks= stämme. Wir können also mit Mar Müller (Essays, deutsche Ausg. II, 285) eine ethnographische, eine politische (Priester,

Adel, Bürger, Sklaven) und eine professionelle Kaste (Weber, Palmbauern, Fischer u. s. w.) nachweisen.

Die Schudras sind unter den nichtarischen Stämmen immer noch der am höchsten geachtete, denn sie haben arische Sprache und Religion angenommen. Die Urvölker, welche eine andere Sprache reden, werden Nischâdas genannt; sofern sie sich vom brahmanischen Gefeß fernhalten, Dasyus. Aber auch diese müssen im gesellschaftlichen Leben sich nach dem brahmanischen Geset richten und einem Brahmanen in der vorgeschriebenen Entfernung ausweichen.

Das Erbteil der Brahmanen ist nach dem Gefeßbuch Weisheit, Tugend und Heiligkeit, das der Kschatrijas Stärke und Macht, das der Waischjas Reichtum, das der Schudras Untertänigkeit und Verachtung. Die zwei mittleren Kasten sind fast ganz ausgestorben, so daß namentlich im südlichen Indien nach den Brahmanen sogleich die Schudras kommen, aber in verschiedenen besonderen Kasten, und gegenüber den Kastenlosen noch eine höhere gesellschaftliche Stellung haben.

Die drei arischen Kasten dürfen als die zweimal Geborenen (dvidschas) die heilige Schnur anlegen, die Wedas lesen und die Gâjatri (S. 164) täglich hersagen. Die heilige Schnur soll den Brahmanen im achten, den Kschatrijas im elften, den Waischjas im zwölften Lebensjahr angelegt werden. Der Vorrang der Brahmanen selbst vor den Königen hängt wohl mit dem religiösen Sinn des Volkes und dem pantheistischen Charakter der indischen Religion zusammen. Aber ganz ohne blutige Kämpfe scheint nach der später zu besprechenden Sage von ParaschuRâma der Vorrang nicht anerkannt worden zu sein.

Das indische Kastensystem hängt mit der Familienordnung eng zusammen. „Die Tendenz der letteren ist, die Individualität vollständig zu vernichten. Das Hindufind befindet sich in einer Familie, bestehend aus Großeltern, Eltern, Onkeln, Tanten und Vettern bis zum zweiten oder dritten Grad. Der Großvater oder vielleicht der ältere Bruder des Großvaters ist das Haupt der Familie, und wenn derselbe stirbt, folgt der jüngere Bruder oder der älteste der zweiten Generation nach. Der Hindusohn ist verlobt worden, ehe er etwas davon verstand, oder sucht in seinem siebenten oder achten Lebensjahr das Familienoberhaupt eine Frau für ihn, und ein großes Freudenfest findet zur Verlobung statt. Unter seinen

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