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Die Seelenwanderung wird gelehrt. Durch den höchsten Lenker ist das Schicksal geschrieben. Wie er es macht, so ist das Gewand einer jeden Kreatur. Dennoch wird dem Menschen sein Tun zugerechnet und vergolten, je nachdem er in Güte, Leidenschaft oder Finsternis gelebt hat, wie im Hinduismus. Nicht das Paradies der Mohammedaner ist das Ziel der Wünsche, sondern das Nirban (Nirvâna), das Verwehen oder die Auflösung in das Al. Um zu diesem Ziel zu kommen, muß der Sith dem Guru mit Leib und Seele sich überlassen, denn dieser allein kann den Namen Haris so anrufen, daß die Erlösung erfolgt. Vier Stufen hat der Schüler bis zu seiner Vollendung durchzumachen, bis er ohne Begierde und Hoffnung das höchste Brahm selbst ist.

Die Vorleser des Granth, die Granthis, treten an die Stelle der Brahmanen. Das Mönchtum spielt keine Rolle in der Sikhreligion. Aber die Einweihung in die Khalsa, in die vollständige Nachfolge des Guru, der Pahul, welcher beim Eintritt in die Reife am liebsten am Teich von Amritsar vorgenommen wird, ist ein wichtiger Akt. Dort steht der einzige Tempel der Siths. Sonst haben sie nur Religionshallen (Dharmsâlas), in welchen der Granth vorgelesen wird. Verboten ist den Sikhs der Rauchtabak, das Würfelspiel, der Be= such von Bordellen, der Genuß von Kuhfleisch und von allem Fleisch, das nicht von einem Sikh geschlachtet ist. So hängt dieser Sette der Hinduismus noch stark an. Ihre Anhänger haben sich vermindert seit dem Ende ihrer politischen Selbständigkeit.

Die Versuche einer Mischreligion zwischen Hinduismus und Christentum, wie sie einzelne Sekten in SüdMahratta und in Bengalen der Brahma-Samadsch unter Ram Mohun Roh und Keschab Tschander Sen machten, haben im Volk so wenig Boden gefunden, daß sie für die Religionsgeschichte keine Bedeutung haben. Es wurde vielleicht in Europa und Amerika mehr darüber geredet als in Indien. Auch der Versuch des Swâmi Wiwekananda, den Wedantismus mit europäischer Wissenschaft neu aufzupußen, wird schwerlich auf die Volksreligion größeren Einfluß gewinnen. Der AryaSamadsch, der einen gereinigten Weda-Hinduismus darstellen möchte, hat mehr Anhänger gefunden als der Brahma-Samadsch, doch wird auch er nicht volkstümlich werden.

Wurm, Religionsgeschichte.

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II. Der Varfismus.

1. Übersicht.

Von Indien gehen wir hinüber zu dem nächstverwandten Volk, den persischen oder iranischen Ariern. Die älteste Sprache derselben, welche dem Sanskrit am nächsten steht, hat man eine Zeitlang die Zendsprache genannt, da ihre heiligen Schriften, welche noch jest den Parsi in Indien als Grundlage ihrer Religion dienen, der Zend-Awesta genannt werden. Allein man hat neuerdings gefunden, daß das Wort Zend nicht die Sprache bezeichnet, sondern die zum ursprünglichen Tert gegebene Erklärung, also 3 end-Awesta = das erklärte Geses. Die Erklärung ist großenteils in einer anderen, späteren Sprache geschrieben, im Pehlewi oder Huzwaresch, dem Mittelpersischen, welches zur Zeit der Sasanidenherrschaft (vom dritten Jahrhundert n. Chr. bis zur Eroberung des Landes durch die Araber) die Landessprache oder wenigstens die Schriftsprache war. Da man schon damals die Sprache des Awesta nur noch ungenügend verstand, sind die Überseßungen der alten heiligen Schriften in das Pehlewi, welche von den für die Wiederherstellung der altpersischen Religion besorgten Königen veranstaltet wurden, nicht in allen Stücken zuverlässig. Die Vergleichung der alten Awesta-Sprache mit dem Sanskrit der Weda-Lieder gibt manchen Aufschluß. Doch muß man auch hier vorsichtig zu Werke gehen, und so bietet namentlich die Übersetzung der ältesten Bestandteile des Awesta, der Gathas, Schwierigkeiten, die mit der Entzifferung der Hieroglyphen und der Keilschriften in Parallele gestellt werden können. Spiegel, der nach der Tradition überseßt, und Haug, der vom Sanskrit ausging, kommen oft zu ganz verschiedenen Deutungen. Mills, der in den Sacred Books of the East eine möglichst wörtliche, durch Klammern und Anmerkungen motivierte englische Übersegung gibt, stimmt im ganzen mehr mit Spiegel als mit Haug überein, doch weicht er auch manchmal von beiden ab.

Ein Teil der Schriften, welche die heutigen Parsi noch besigen, kam zuerst 1723 durch einen Engländer in Indien in die Bodleianische Bibliothek in Orford. Da niemand das Buch lesen konnte, hängte man es an einer Kette auf, um es als Merkwürdigkeit den Besuchern der Bibliothek zu zeigen. Ein

Unterschied zwischen den persischen und den indischen Ariern. 243

Faksimile von vier Blättern dieser Handschrift kam an einen Orientalisten in Paris. Dort sah es ein 20 jähriger Zögling der Schule für orientalische Sprachen, Anquetil du Perron. Er faßte den Entschluß, seinem Vaterland die Bücher des Zoroaster und die erste Überseßung derselben zu verschaffen. Als auf eine Bitte an die Regierung um Unterstüßung zu diesem Zweck lange Zeit keine Antwort kam, ließ der feurige Jüngling sich anwerben als gemeiner Soldat im Dienst der französischostindischen Kompagnie, 1755. Nachdem er drei Jahre lang unter vielen Abenteuern als französischer Soldat in Ostindien gedient und dann drei Jahre unter den Parsi in Surat zuge= bracht hatte, um ihre Sprache und Sitten zu erlernen, bekam er nach manchen vergeblichen Versuchen ihre heiligen Schriften in die Hände und veröffentlichte sie 1771 nach der PehlewiÜbersetzung.

Die drei Sammlungen des eigentlichen Awe sta sind:

1. Das Wendidâd (vî-daêva-dâta gegen die Dämonen gegeben), eine Sammlung von religiösen Geseßen, namentlich Reinigungsgeseßen, nebst einigen Sagen über Zarathustra u. a. 2. Das Wispered, eine kleine Opferlitanei.

3. Das Jasna, das Opferbuch mit den Hymnen, die bei den Opferhandlungen rezitiert wurden. Zwischen die aus neuerer Zeit stammenden Hymnen sind die Gathas eingefügt, siebzehn Hymnen unter fünf Rubriken, welche durch ihre Sprache, ihre Ausdrucksweise und ihre den Metra der Weda-Lieder entsprechenden Metra sich als der älteste Teil der Sammlung kennzeichnen. Darmesteter bringt es allerdings fertig, entgegen seinen eigenen früheren Aussprüchen sie für den jüngsten Teil des Awesta, aus der Zeit um 120 n. Chr., zu erklären — aus einer Zeit, da kein Mensch mehr die alte Awesta-Sprache verstand und ihren monotheistischen Charakter aus jüdischen Einflüssen abzuleiten.*) Während man früher gesagt hatte, den Teufelglauben haben die Juden im Exil von den Persern angenommen, hat er also den Stiel umgedreht. Aber eine solche horrende Sprachfabrikation trauen doch die meisten deutschen Gelehrten den Parsipriestern nicht zu.

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Zu dem eigentlichen Awesta kommt noch das KhordaA west a oder kleine Awesta, welches die Jaschts, Lobgefänge

*) Annales du Musée Guimet, T. XXIV, 1893; v. Orelli, S. 536.

an die später verehrten Geister, die Gâh, und einige kleinere Schriften enthält.

An diese Schriften schließt sich unter der Sasanidenherrschaft eine umfangreiche Literatur in der Pehlewi- und Farsi-Sprache an, darunter die bedeutendste Schrift der Bundehesch, der wahrscheinlich erst nach der Eroberung des Lands durch die Mohammedaner geschrieben wurde. Auch in dem Epos des persischen Dichters Firdûst, dem Schah-Name (Königsbuch), finden sich altpersische Sagen.

So nahe die persischen Arier in der Sprache mit den indischen verwandt sind, so hat doch in politischer wie in religiöser Beziehung jeder Stamm seine besondere Entwicklung. Während die Hindus niemals zu einer politischen Einheit gekommen sind, haben bekanntlich die Perser ein großes Weltreich gegründet, welches in seiner Blütezeit vom Indus bis zum ägäischen Meer und bis nach Ägypten sich ausdehnte. Aber auch in religiöser Beziehung sind sie verschiedene Wege ge= gangen. Wir haben schon darauf hingedeutet, daß das Wort dêva, welches im Sanskrit Gott bezeichnet, in der Sprache des Awesta für die Dämonen gebraucht wird. Aber besonders charakteristisch für die iranischen Arier ist es, daß hier die Persönlichkeit eines Religionsstifters und die Persönlichkeit des einen Gottes hervortritt, wie wir sie in Indien nicht finden. Allerdings steht dem einen Gott von Anfang an ein böses Wesen gegenüber, das aber zulezt überwunden werden muß. Das Böse wird hier in einer Realität aufgefaßt wie sonst nirgends im Heidentum. Die in den ältesten Schriften enthaltene Religion ist so frei von allen mythologischen Elementen und so sittlich rein, daß wir in dem Mann, der als Religionsstifter angegeben wird, Zarathustra oder Zoroaster, wie die Griechen ihn nannten, eine Persönlichkeit suchen müssen, die wir einem Abraham, Melchisedek und Mose an die Seite stellen dürfen, wenn auch die Offenbarung, welche ihm zuteil wurde, nicht von äußeren Erscheinungen begleitet war und nicht den vollen Wahrheitsgehalt der alttestamentlichen Prophetie hatte. Eine gefeßliche Religion ist auch die des Zarathustra. Die Reinigungen spielen eine große Rolle.

Man hat schon die Ansicht ausgesprochen, die Feueranbetung, welche sich durch alle Jahrhunderte erhalten hat, sei das Ursprüngliche der iranischen Religion, und

wie in der Weda-Religion das Licht als das Göttliche hervortritt und der Feuergott Agni eine große Rolle spielt, so sei auch in Iran das natürliche Licht das ursprünglich Göttliche und der Gegensaß von Licht und Finsternis zunächst nicht der sittliche, sondern der natürliche. Für den Kultus des Volks mag es zutreffen, daß der natürliche Gegensaß die Grundlage für den sittlichen war, aber in den ältesten Schriften ist der Gegensaß durchaus ein sittlicher und tritt der natürliche gar nicht hervor. Eben darum werden wir dieselben nicht als Produkt des Volkes, sondern einer prophetischen Persönlichkeit betrachten müssen, eines eigent= lichen persönlichen Religionsstifters. In den Gathas tritt Zarathustra als eine menschliche Persönlichkeit auf, die mit ihrem Flehen für ihr bedrängtes Volk bei dem einen Gott Ahuramazda eintritt und dessen Lob singt. Die Amescha Spentas, die Gehilfen des Ahuramazda, find keine mythologischen Götter, sondern Personifikationen, ungefähr wie die Weisheit in den Sprüchen Salomos. Der später hochgefeierte Gott Mithra kommt hier gar nicht vor. Erst in den späteren Schriften wird die Person Zarathustras mit allerlei Legenden umgeben.

Daß Zarathustra einen tiefen Eindruck auf sein Volk gemacht und daß er dasselbe auf eine höhere Stufe der Religion gehoben, dürfte namentlich bei der Vergleichung mit der Religionsentwicklung des stammverwandten indischen Volkes nicht zweifelhaft sein. Wo tritt in Indien eine solche religiöse Persönlichkeit in den Vordergrund? Wo wird ein solcher Schöpfer alles Guten angerufen als der Helfer in allen Nöten? - So schön die Weda - Lieder an Waruna sind, so tritt doch diese Gestalt hinter Indra, Agni und andere Götter zurück. Dagegen in Persien bleibt Ahuramazda der Schöpfer, der heilige Gott, Zarathustra der heilige Prophet für alle Zeiten, und seine Gathas werden als Grundlage der persischen Religion noch gesungen, auch wenn sie nicht mehr verstanden werden, wie die Weda-Lieder in Indien. Haug nimmt geradezu an, daß die Gößendiener, welche in den Gathas bekämpft werden, die Hindus seien, aber andere Forscher denken dabei doch lieber an die turanischen Völker. Daß Zarathustra der Verfasser der Gathas oder wenigstens eines Teils derselben sei, nehmen Haug und Mills an; als eine historische Person wird er von der Mehrzahl anerkannt, während Tiele, Kern, Darmesteter, Ed.

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