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durch Reinigungen und Bußen gefühnt, die andere durch religiöse Leistungen. Der gewöhnliche schwere Fall der Sünde macht den Menschen zu einem Peschôtanu (der an seinem eigenen Leibe büßen muß), der wenigstens 200 Schläge mit der Pferdepeitsche bekommt. Ein Sündenbekenntnis, das zur Befreiung von den jenseitigen Strafen führt, wird das Patet genannt. Es wird namentlich auf dem Sterbebett abgelegt und tritt in den Fürbitten bei der Totenfeier hervor.

Zu den Sterbenden wird der Priester geholt, damit er ihnen nicht nur das Patet vorsage, sondern ihnen auch den Haoma, das Getränk der Unsterblichkeit, in Mund und Ohr gieße. Schon vor dem Tode wird der Sterbende gewaschen und neu gekleidet. Aber nach dem Tod erfolgt noch eine Waschung, worauf der Tote auf die eiserne Bahre gelegt wird und niemand außer dem Leichenbereiter und den Leichenträgern ihn anrühren darf. Denn schon vor dem Augenblick des Todes hat Angromainju die Leichendrukh Nasu in Gestalt einer Aasfliege an das Sterbebett gesandt. Um den Dämon zu bannen wird ein vieräugiger Hund, d. h. ein Hund mit zwei Stirnflecken, in die Stube geführt, denn der Blick des Hundes vertreibt die Teufel. Das Zimmer wird durch Feuer desinfiziert. An dem Feuergefäß sißt der Priester und rezitiert die Totengebete des Awesta. Immer müssen zwei Personen in der Nähe der Leiche bleiben, um die Dämonen abzuwehren. Auf der Bahre, die nicht von Holz sein darf, wird der Leichnam, vom Leichenzug begleitet, bei Tag, nicht bei Nacht, nach dem Dakhma, dem Leichenturm, gebracht. Die Leichenverbrennung wird im Awesta scharf getadelt, aber auch das Begraben wird nicht gestattet, wegen Verunreinigung der Erde. So werden die Leichname den aasfressenden Tieren und den Einwirkungen der Luft preisgegeben. Dakhma ist ein weites, ca. 12 Fuß hohes, zylinderförmiges Gebäude von massiven Steinen, mit schräger, nach innen geneigter Dachfläche. In der Mitte ist eine brunnenartige Höhlung, in welche von allen Seiten Wasserkanäle münden. Wenn der Leichnam abgefressen oder eingetrocknet ist, wird das Gerippe von den Leichenträgern in den Brunnen geworfen, wo es liegen bleibt, solange der Dakhma steht. Ein Trauerfest für den Toten wird drei Tage lang gehalten, denn so lange dauert es, bis die Seele über die Brücke Tschinwat ge= gangen ist. Sie wird dem Seelenführer Sraoscha durch

Patet, Gebete und Gaben an die Priester und an die Armen befohlen.

Für die persischen Priester kommt schon bei Herodot der Name Magier vor, und dies scheint auch die volkstümliche Benennung gewesen zu sein, denn der Name Mobed, welcher bei den heutigen Parsi gebräuchlich ist, wird von Mogh-pati abgeleitet. Ihr Name im Awesta ist aber Athrawan (Feuerpriester), und ihr ehrwürdigster Name Zaota, welches den Opferpriester bezeichnet, der die heiligen Terte rezitiert und die heiligsten Handlungen verrichtet. Mit dem Magiernamen wurden auch babylonische Priester von den Griechen bezeichnet, und an solche haben wir wohl in Matth. 2, 1 zu denken. - Die Athrawans bilden eine Kaste, in welche keine Leute von andrer Herkunft aufgenommen werden können, und die religiösen Funktionen werden ausschließlich der Priesterschaft vorbehalten. Nach dem Bundehesch stammen alle Mobeds vom König Minokhir ab. Auch bei den jeßigen Parsi ist zwar der Sohn eines Destur nicht genötigt, ein Destur zu werden, aber feiner kann einer werden, der nicht Sohn eines Destur ist (Darmesteter, S. B. of the East III, XLVII). In Vend. XVIII werden auch sittliche Anforderungen an den Priester gestellt: „Manchen gibt es, ehrwürdiger Zarathustra, welcher die Mundbinde trägt, der aber nicht seine Lenden mit dem Gefeß gegürtet hat. Wenn solch ein Mann sagt: Ich bin ein Athrawan', dann lügt er; nenne ihn nicht Athrawan, sagte Ahuramazda. Den aber sollst du Priester nennen, ehrwürdiger Zarathustra, der die ganze Nacht hindurch wach dasißt und nach der heiligen Weisheit verlangt, die den Menschen furchtlos und freudigen Herzens an der Todesbrüde stehen läßt, nach der Weisheit, durch die er die heilige, herrliche Welt des Paradieses erreicht“ (Ch. d. I. S. II, S. 186). Aber im ganzen ist der Kult der Athrawan doch ein sehr mechanischer, und das Wort magisch, das wir für zauberisch gebrauchen, wird nicht so ganz mit Unrecht von den späteren Awestapriestern abgeleitet, denn die Wirkung ihrer Gebetsformeln wird gar häufig als eine zauberische vorgestellt. Immerhin stehen sie damit nicht unter dem Durchschnitt der heidnischen Nationalreligionen.

Vierter Abschnitt.

Die europäischen Nationalreligionen.

I. Die griechische Religion.

1. Das eigentümliche Gepräge der griechischen Religion.

Wie aus düstern Klostermauern in eine schöne, sonnige Landschaft unter ein heiteres Volk kommen wir vom Brahmanismus und Parsismus zu der griechischen Religion. Sind denn aber nicht diese asiatischen arischen Religionen näher verwandt mit den europäischen? - Über die Sprachverwandtschaft ist kein Zweifel, und eine gemeinsame indo-germanische Mythologie hat man gesucht, aber vergebens. Es sind wohl einzelne ge= meinsame Gottesnamen nachgewiesen, wie z. B. der wedische Himmelsgott Djaus und der griechische Zeus. Aber Djaus ist weder Vater der Götter und Menschen noch Donnergott. Letterer ist in den Wedaliedern Indra. Der entsprechende germanische Gott Thr oder Ziu ist auch weder Donnergott, noch Vater der Götter und Menschen, sondern Kriegsgott. Man hat auch für die Namen anderer griechischen Götter ähnliche Wörter in den Wedaliedern gefunden, man hat Prometheus von pramantha (Drehstab zur Erzeugung des Feuers aus zwei Hölzern), Erinys aus Saranju (der Mutter Jamas) abgeleitet und allerlei Vermutungen über die ursprüngliche Bedeutung der griechischen Gottheiten, oft recht weit abliegende von ihren späteren, darauf gebaut. Durch solche Kleinkrämerei sind die Gelehrten des 19. Jahrhunderts davon abgekommen, die einzelnen Religionen in ihrer Grundrichtung und ihrem inneren Zusammenhang bestimmter ins Auge zu fassen. Die Unfruchtbarkeit und Verschiedenheit dieser Vermutungen hat es aufs neue bestätigt, was wir als die Anschauung der Bibel in der Einleitung festgestellt haben, daß die Göttersysteme erst ausgebildet wurden zu der Zeit, da die einzelnen Stämme zu selbständigen Nationen zusammengewachsen sind.

Während in Indien die henotheistische Naturreligion bald in eine pantheistische Askese unter priesterlicher Herrschaft überging, und in Persien durch einen Reformator eine dualistische Religion, ebenfalls unter starken priesterlichen Einflüssen, aufkam, treffen wir in Griechenland eine unter Leitung der

Staatsbehörden stehende Volksreligion, ein künstlerisches Schaffen, das die Naturphänomene: Sonne, Mond, Gewitter, Meer u. f. f. in ideal menschliche Persönlichkeiten verwandelt und eine Götterfamilie oder einen Götterstaat herstellt, welcher in seiner Mannigfaltigkeit und Schönheit die Phantaste eines Menschen mehr befriedigen kann als eine rein geistige Religion, so daß ein Schiller in seinen „Göttern Griechenlands" nach derselben sich zurücksehnen konnte. In der griechischen Religion ist mehr als in allen andern die Mythologie ausgebildet worden. Die Naturerscheinungen sind umgesezt worden in menschenähnliche, unsterbliche Persönlichkeiten, die mit einander verkehren, auch in geschlechtlicher Beziehung den Menschen ähnlich, welche einzelne Menschen beschüßen, andere verderben, je nach ihren Sympathien und Antipathien. Aber diese Götter stehen unter einem Haupte, Zeus, der sie auf dem Götterberg Olymp versammelt, um mit ihnen zu beraten. Sie bedürfen zur Erhaltung ihrer Unsterblichkeit der Götterspeise und des Göttertranks: Ambrosia und Nektar. Es ist neben den aus Naturerscheinungen hervorgegangenen eine ganze Anzahl von übermenschlichen Wesen erdichtet worden, welche mit denselben in Zusammenhang stehen. Auch göttliche Eigenschaften sind personifiziert worden, und wie in Babylonien und Ägypten, so sind auch in Griechenland Lokalgötter, welche in einer Stadt seit alten Zeiten verehrt wurden, in den Namen eines allgemein anerkannten Gottes eingefügt worden mit einem lokalen Beinamen, z. B. der lykäische Zeus in Arkadien, der amykläische Apollon in Amyklä unterhalb Sparta. Neben den eigentlichen Göttern (theoi) wurden Dämonen verehrt, aber der Name daimon bezeichnet ursprünglich nicht ein böses Wesen, wie wir ihn jezt gebrauchen, sondern er wird in der ältesten griechischen Literatur ungefähr so gebraucht wie im Hebräischen Elohim: eine Erscheinung aus der unsichtbaren Welt, mag es Gott oder ein Engel sein.

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Obgleich die homerischen Gedichte eigentlich ein weltliches Epos sind, und Hesiods „Werke und Tage" und seine Theogonie" Privatschriften, haben sie doch auf die griechische Religion stärker eingewirkt als auf die indische das Mahâbhârata und das Râmâyana, und dem in viele politische Gemeinwesen zersplitterten Volk eine religiöse Einheit gegeben.

Die Persönlichkeit der Götter tritt in der griechischen

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Religion ganz anders hervor als in der indischen. Wenn sie auch ihre Sympathien und Antipathien haben, so fühlt sich doch der Mensch zu diesem Kreise hingezogen, der in seiner bunten Mannigfaltigkeit die Phantasie befriedigt, nicht in starrer Erhabenheit über dem Menschen steht, wiewohl er ihm den nötigen Schuß verheißt. Die homerischen Menschen bedurften ihrer Götter und erwarteten deren mächtige Hilfe. Sie standen ihnen aber nicht mit einem ungeftillten Sehnen und ungelösten Fragen gegenüber. Dies erklärt die geistige Ruhe, welche uns aus den homerischen Epen entgegenweht. Die geistigen Bedürfnisse waren noch nicht erwacht, der innere Zwiespalt noch nicht geboren. Deswegen fühlte man die Unzulänglichkeit der seligen Götter nicht" (Chant. d. I. S. II, S. 253). Dieses Ausruhen in der Gegenwart unterscheidet die griechische Religion aufs bestimmteste vom Brahmanismus und vom Parsismus. Die Vergänglichkeit alles Irdischen und die Macht des Bösen beunruhigt die Geister nicht allzusehr. Aber eben darin liegt auch die Schwäche der griechischen Religion und der Grund dafür, daß tiefer angelegte Geister schon frühzeitig ihre Kritik an Homers und Hesiods Göttern übten, und daß manche zu Mysterien und auswärtigen Kulten sich hingezogen fühlten. Die Gottheit wurde in Griechenland nach dem Bilde des Menschen geschaffen, zuerst poetisch, dann plastisch, aber nicht in indischer Maßlosigkeit, mit vielen Köpfen und Armen, sondern maßvoll, wirklich schön, ideal menschlich. Aber in dieser bunten Mannigfaltigkeit ging die Einheit, im Sichtbaren das Unsichtbare verloren, und es wurde zuleßt der wahre Gott als der unbekannte verehrt (Apg. 17, 23). Auch die Ethik kam über der Ästhetik nicht zu ihrem Recht.

2. Die Hauptpunkte in der Entwicklung der griechischen Religion.

„Die griechische Religion, als eine gewordene, nicht gestiftete Religion, hat den Gedanken und Gefühlen, die sie von innen bestimmen und nach außen gestalten, niemals begrifflichen Ausdruck gegeben. In religiösen Handlungen allein stellt sie sich dar; sie hat keine Religionsbücher, aus denen der tiefste Sinn und der Zusammenhang der Gedanken, in denen der Grieche zu den göttlichen Mächten, die sein Glaube ihm schuf, in Be

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