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1. die Religionen der unkultivierten Völker, 2. die Nationalreligionen, 3. die Universalreligionen, wobei wir natürlich vom Christentum nur zur Vergleichung die religiösen Grundzüge hervorheben werden. In Bezug auf den Erfolg der christlichen Mission unterscheiden sich diese drei Klassen aufs bestimmteste. Unter den unfultivierten Heidenvölkern geht es mit der Bekehrung am raschesten vorwärts. Viel schwieriger ist es unter den heidnischen Kulturvölkern, bei den Nationalreligionen; den größten Widerstand aber haben bis jezt der Buddhismus und der Islam geleistet, welche selbst den Anspruch machen, Universalreligion zu werden.

Erster Teil.

Die Religionen der unkultivierten Völker.

I. Die Religionen der unkultivierten Völker
in Afrika.

1. Übersicht über die afrikanischen Völker.

Afrika, „der dunkle Erdteil", enthält im Nordosten ein Land, dessen Bewohner auf einer hohen Kulturstufe standen zu einer Zeit, da Israel noch nicht ein Volk war, da man von Germanen und Romanen noch nichts wußte; und dagegen finden. wir im Westen und Süden dieses Erdteils Völker, deren Religion und Kultur man gewöhnlich als die niederste Stufe be= zeichnet. Die ganze Nordküste, dem Mittelmeer entlang, stand in alten Zeiten im regsten Verkehr mit Europa, und der Schall des Evangeliums hatte sie nicht bloß oberflächlich berührt: in Ägypten ist die Geburtsstätte der christlichen theologischen Wissenschaft zu suchen; die bedeutendsten dogmatischen Streitigkeiten wurden dort ausgefochten. In Karthago und Numidien wirkten jene tief in der Gemeinschaft mit dem Herrn gegründeten lateinischen Kirchenväter: Tertullian, Cyprian, Augustin. Dort kämpften die Donatisten um eine reine Kirche. mit strenger Zucht. Aber der Leuchter wurde von seiner Stätte gestoßen. Diese blühende christliche Kirche in Nordafrika wurde im Grunde erschüttert durch die Stürme der Völkerwanderung und dann versengt durch den Gluthauch des Islam. Nur im abessinischen Alpenland und in einzelnen Orten von Ägypten blieben noch kümmerliche Reste. Der Islam aber macht bis in die neueste Zeit große Fortschritte im Innern des Erdteils

gegen Westen und Süden, und es ist höchste Zeit, daß ihm die christliche Mission zuvorkomme.

Das ganze Süd- und Westafrika war bis ins 15. Jahrhundert den Europäern unbekannt. Die große Wüste und das abessinische Gebirge bildeten eine Scheidewand. Aber auch nachdem die Portugiesen und später die andern europäischen Seemächte Afrika umschifft hatten, blieb das Innere bis ins 19. Jahrhundert größtenteils unbekanntes Land. Nur durch den schändlichen Sklavenhandel kamen auch Leute aus dem Binnenland in Berührung mit Europäern. Die Küstenstämme vermittelten diesen Handel. Denn es hatten sich keine großen Nationen gebildet, sondern ein Stamm suchte im Krieg mit den benachbarten möglichst viele Sklaven abzufangen, welche hauptsächlich um Schnaps, Pulver, Gewehre und Kleider verkauft wurden. In Ostafrika betrieben diesen Handel die Araber, welche auch weit ins Innere vordrangen, um für sich den Gewinn einzustreichen, und sie seßen diesen Handel fort, auch nachdem die europäischen Mächte ihn aufgegeben haben.

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Warum sind die Völker im Innern Afrikas so spät erst in Berührung gekommen mit der europäischen Kultur und dem Christentum? Das mörderische Klima ist ein Hindernis für Landreisen, und mit Schiffen kann man nur wenig eindringen. Während Europa durch eine Menge von Meerbusen und Binnenmeeren dem Handel offen steht, ist Afrika gar nicht gegliedert. Die Entfernung von Tripoli am Mittelländischen Meer bis zur Mündung des Kamerunflusses ist mehr als das Doppelte des Wegs von Petersburg nach Odessa, viermal so groß wie von Triest nach Stettin. Auch von Dahressalaam nach der Kongomündung ist es weiter als von Archangel nach Odessa. Nun könnte man wohl denken, die gewaltigen afrikanischen Ströme werden die Verbindung mit dem Innern vermitteln. Aber kein Schiff kann den langen Nilstrom von der Mündung bis zum Victoria Nyanza ganz befahren, da Wasserfälle und Stromschnellen die Schiffahrt unterbrechen. Dasselbe gilt für den Kongo und die südafrikanischen Ströme. Das Innere von Afrika gleicht einer gewaltigen Burg, deren Vorwerke in einiger Entfernung von der Küste beginnen, die in den Schneebergen des Ostens ihre Zinnen und an den großen Seen ihren Burghof hat. So ist auch das Innere von Südafrika eine Burg des Heidentums geblieben, bis im 19. Jahr

hundert dem Fuß des Entdeckers der Missionar gefolgt ist und in Südafrika sowohl als in Uganda und Westafrika eine schöne Zahl von Christen gesammelt wurde.

Die neueren Forscher unterscheiden gewöhnlich von den Negervölkern die hamitische Völkergruppe, zu welcher die Ägypter, die Berber, Kabilen, Tuareg und andere nicht ganz dunkelfarbige Stämme entlang der Nordküste und der Sahara gehören sollen, sowie die Abessinier, Galla, Bedscha, Somâli, Dankâli im Osten. Auch v. Orelli hat diesen Namen bei= behalten. Wir möchten den Namen Hamiten nicht auf diese Völker beschränken. Woher stammen denn die Neger, wenn sie nicht Hamiten sind? Stammen sie gar nicht von demselben Menschenpaar wie die genannten nordafrikanischen Völker? Man hat Mühe, einen Stamm unterzubringen, der zwischen Ägypten und Abessinien wohnt und sehr dunkelfarbig ist, aber in den Gesichtszügen sich von den eigentlichen Negern unterscheidet: die Nuba. Lepsius rechnete ihre Sprache zu den Negersprachen, Fr. Müller stellt eine besondere Nuba-FulahGruppe auf. Die Fulah oder Fulbe wohnen in Senegambien und am Niger, sind hellfarbiger, energischer und tapferer als die Neger. Diese 3 wischenstufen sind erklärlich, wenn man auch die Neger zu den Hamiten rechnen darf, und die babylonische Sprachenverwirrung keine wertlose Sage ist; wenn auch bei Völkern von gleicher Abstammung die Sprachen so auseinandergegangen sind, daß man sie nicht mehr als sprachverwandt anerkennt.

Von den alten afrikanischen Kulturvölkern werden sich also die Stammväter der Neger frühzeitig abgesondert haben und in religiöser und kultureller Hinsicht tiefer gesunken sein. Daß fie nicht im Anfang einer Entwicklung stehen geblieben, sondern von einer höheren Stufe herabgesunken sind, das können auch die neuesten Ausgrabungen an der Nigermündung bestätigen, welche man auf eine frühere Kultur der Neger deutet.

Unter den eigentlichen Negervölkern unterscheidet man wieder die Nigritier in Westafrika, mit schwarzer Hautfarbe, langem Schädel, flacher Stirne, vorstehendem Kiefer, aufgeworfenen Lippen, blendend weißen Zähnen, krausen Haaren, hagerer Statur. Ihre Sprachen zeigen wenig Verwandtschaft untereinander. Ihnen stehen gegenüber die Bantuvölker, welche von Kamerun und dem Aquator an bis zur Südostspiße von Afrika sich erstrecken.

Sie sind etwas heller, ihre Statur ist schöner, ihre Sprachen find untereinander verwandt, haben namentlich denselben Sprachbau. Die Araber nannten sie Kafir, d. h. Ungläubige, Heiden. Daraus ist der Name Kaffern entstanden. Die Kaffern selbst nennen sich A-Bantu, d. h. Menschen. Daher nennt man neuerdings Bantu-Sprachen diese Sprachen, welche durch ihre Vorsilben (Präfire) kenntlich sind. Zum Beispiel im Volk der Basuto heißt eine einzelne Person ein Mosuto, das Land heißt Lesuto, die Sprache Sesuto; in Uganda heißen die Bewohner Waganda u. f. w.

Gar nicht zu den Negervölkern zu rechnen sind die Hottentotten oder Namaqua an der Südwestecke von Afrika; sie selbst nennen sich Koir-Koin; eine physisch und intellektuell schwächere Rasse von gelblicher Hautfarbe. Zu ihr gehören auch die San oder Buschmänner, ein besonders verkommener Volksstamm. Für die Hottentottensprachen charakteristisch sind die Schnalzlaute, welche übrigens auch einzelne Kaffernstämme angenommen haben.

Auf der Insel Madagaskar wohnen neben den Negerstämmen der Wasimba merkwürdigerweise entschieden ma= lavische Völkerschaften: die Howa und die Sakalawa. Die ihnen nächstverwandten Völker auf den ostindischen Inseln sind mehr als tausend Meilen weit über den Indischen Ozean hinüber von ihnen entfernt. Wie sie nach Madagaskar kamen, dafür hat man keinen Anhaltspunkt, ebensowenig über die Wanderung der Hottentotten. Daß das Klima einen Einfluß auf die Hautfarbe hat, wird man wohl nicht leugnen können und daher annehmen müssen, daß die Volksstämme von hellerer Farbe auf ihren Wanderungen sich nicht länger in den Äquatorialgegenden aufgehalten haben. Aber der größere oder geringere Grad von Degeneration hängt nicht immer mit dem Klima zusammen. Es wird häufig ein sittlicher und religiöser Verfall auch die physische Degeneration befördert haben, so daß die Kulturstufe, auf welcher die Völker jezt stehen, nicht bloß von ihrer natürlichen Anlage herrührt, deren Verschiedenheit damit nicht geleugnet werden soll.

2. Das Verhältnis von Gott und Fetisch bei den Negervölkern. Man bezeichnet die Religion der Neger gewöhnlich mit dem Namen Fetischismus und meint, sie machen irgend einen be

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