ภาพหน้าหนังสือ
PDF
ePub

ziehung trat, sich ablesen ließe. Gedanken und Phantasie griechischer Dichter umspielen den, troß des Mangels begrifflicher Entwic lung, oder vielleicht eben deswegen, wunderbar sicher bei seiner ursprünglichen Art verharrenden Kern griechischer Volksreligion. Dichter und Philosophen bieten in dem, was von ihren Schriften auf unsere Zeit gekommen ist, die einzigen Urkunden griechischen religiösen Gedankenlebens dar“ (Rohde, Psyche, Vorwort zur 1. Aufl., S. III). Obgleich uns die griechische Literatur viel länger zugänglich ist als die indische, und obgleich die Griechen für Geschichte mehr Sinn hatten als die Hindu, ist also doch die Geschichte der griechischen Religion nicht leicht darzustellen, denn Mythologie ist noch nicht Religionsgeschichte.

Für die Zeit vor Homer haben wir feste Anhaltspunkte nur in den Ausgrabungen bei Mykenä und andern Orten. Da hat man keine Tempel und keine Götterbilder gefunden, nur auf Ringen und Gefäßen einzelne mythologische Figuren. Es geht ferner aus den Ausgrabungen mit Sicherheit hervor, daß die Griechen in früherer Zeit ihre Toten nicht, wie es in den homerischen Gedichten allgemein angenommen. wird, verbrannt haben, sondern begraben, auch die Könige. Man hat Spuren davon, daß sie auf den Gräbern Totenopfer dargebracht haben (Rohde, S. 31), während bei Homer nur zur Bestattung solche dargebracht werden, und zwar bei der Bestattung des Patroklos selbst Menschenopfer (Jl. 23, 20 ff.).

[ocr errors]

Als den ältesten und höchsten Gegenstand der Verehrung im griechischen Volke hat F. G. Welder in seiner 1857-63 erschienenen Griechischen Götterlehre" den Zeus Kronion angenommen, so daß Zeus damit als der über den Zeiten stehende (kronos chronos) bezeichnet werde, und seine Geburt von Kronos und der Rhea erst eine spätere Deutung dieses Namens wäre, denn bei Homer werde er niemals wie bei Pindar ein Sohn der Rhea genannt (Welder, a. a. D. I, S. 142). „An der fernsten Grenze des griechischen Altertums treten uns die Wörter theos und daimon und die Namen Zeus und Kronion entgegen: etwas Alteres gibt es für uns in der griechischen Religion nicht. Hiernach aber waren von Anbeginn Gott und Götter diesen Völkern (wenn auch nicht allgemein) als himmlische und geistige, Zeus als der ewige Himmelsgott, im Gegensaß alles Gewordenen, Sichtbaren bewußt. - Im Gefühl ist der große Geist auch den ungebildetsten Völkern

offenbart in der Art, dies Gefühl sich zum Bewußtsein zu bringen und zu erklären, liegen die Unterschiede, und aus diesem Bemühen entspringen alle kindischen Vorstellungen, die dem ersten findlichen Gefühl so wenig zu entsprechen scheinen (a. a. D. S. 129 f.). Neben diesem Zeus Kronion wären dann Naturgötter verehrt worden, aber so, daß seine Stellung damit nicht umgestoßen wurde.

Gegen diesen henotheistischen Anfang der griechischen Religion machte Preller zunächst in der Rezension von Welders Griech. Götterlehre geltend, daß ihm der reine Monotheismus, für welchen er einzig den jüdischen gelten lassen könne, überhaupt nicht der Anfang der Religionsgeschichte zu sein scheine, sondern erst das Resultat einer gewissen Epoche derselben, denn er beruhe wesentlich auf Abstraktion und Negation. Darauf antwortet Welder in der Vorrede zum 3. Band, S. XV: ,,So viel steht fest, daß wir bei den ältesten und edelsten Stämmen auf griechischem Boden von Anfang an Verehrung des Zeus vorausseßen dürfen, und daß diese im Zusammenhang steht mit der Uridee der Menschen der uns bekannten Art. Diese Uridee mußte in der langen Periode langsamster Entwicklung sich so sehr in dem Geschlecht befestigen, daß sie nie wieder ganz ausgehen konnte."

Die meisten späteren Forscher haben Preller zugestimmt, obgleich Welder nicht eigentlich historisch, sondern nur dogmatisch widerlegt wurde. Welder sagt nun über die weitere Entwicklung: „Der alte Naturdienst geht nicht unter. — Die Verehrung des Helios, Poseidon, Hephästos, der Flüsse und Nymphen und anderer physischen Dämonen behauptet sich vielfach. Aber die Belange des städtischen Lebens und seiner wunderbar vorschreitenden Zivilisation, das Geistige, Ethische, Politische gewinnen die Oberhand über das Ländliche und die ersten Bedürfnisse, sowie über die Taten und Tugenden der stolzen Burgherrschaften. Athene wird hier und da dem Ackerbau nicht ganz entfremdet, noch weniger Hermes der Viehzucht, aber ihre Hauptwirksamkeit geht nicht mehr die Natur an“ (Welcker, a. a. D., II, S. 6). Es kommt darauf an, in der Betrachtung der einzelnen Götter wahrzunehmen, wie sie allmählich immer mehr, jeder in seinem Kreis, um sich greifen in dem menschlichen Gebiete des Glaubens, Dichten und Denkens, aller höheren menschlichen Bedürfnisse und Anliegen, Fähigkeiten und Tätig

feiten. Die Kultur entwickelt sich an und in den Kulten; jeder hat eine Hauptidee und Bestrebung, ein Talent, eine Richtung des hellenischen Wesens, eine Stufe oder Lage, Erfahrung oder Aufgabe menschlichen Lebens und Loses, die der Aufrichtung und Mitempfindung, der Ermunterung und Nacheiferung bedürfen, übernommen und es ist daher auf diese Kulte das gesamte öffentliche und individuelle Leben und Tun, mit allen Früchten und allen Übeln der Kultur, die fortwährend unter den alten Patronaten gehegt und gepflegt worden war, zurückzuführen. Sinnbilder der Natur von Anfang, werden die Götter nun mehr und mehr Abbilder der Kultur, die den gesamten Organismus hellenischen Dichtens und Trachtens darstellen" (a. a. D. S. 7).

Daß die homerischen Gesänge nicht die Dichtungen eines einzigen Sängers seien, sondern eine ganze Schule von Rhapsoden in der Zeit von 1000-700 v. Chr. an den Höfen der Fürsten und Könige mit diesen Gesängen umhergewandert sei, wird allgemein angenommen. Doch kann deswegen eine einzelne Person, Homer, der schöpferische Genius gewesen sein. Die Odyssee wird für jünger angesehen als die Ilias. Aber immerhin ist die religiöse Grundanschauung in allen diesen Gedichten in der Hauptsache dieselbe, wie dies Nägelsbach in seiner „Homerischen Theologie" in geistvoller Weise nachgewiesen hat.

Neben den homerischen Gesängen ist es besonders das delphische Orakel, was zur Entwicklung der griechischen Kulturreligion beigetragen hat. In der Naturreligion horcht man auf die Regungen des Windes in einer Eiche, wie z. B. in Dodona in der Eiche des Zeus, oder auf den Vogelflug. Der menschenähnlich gedachte Gott spricht vernehmlich, wenn nicht sichtbar und unmittelbar, so doch durch seine Vertrauten. „Die griechischen Orakel haben einen Charakter und eine Be= deutung gewonnen, womit sich nichts anderes bei verwandten Völkern vergleichen läßt“ (Welder II, S. 9). „Männer von weitumschauendem Geiste, mit einer Beimischung von Schwärmerei und dämonischem Wesen, etwa wie in späteren Zeiten ein Empedokles, Apollonius von Thana, schienen einer besonderen Klasse von Sterblichen anzugehören, und das Wort mantis führt selbst auf Ekstase zurück“ (a. a. D. S. 10). „Im Orakel sehen wir zugleich die Wurzeln, woraus in Delphi eine Pflanzschule der Weisheit hervorgegangen ist, die in ihrer Art wohl als Wurm, Religionsgeschichte.

18

ebenso wichtig und einzig, so einflußreich betrachtet werden darf, als die in Jonien erblühende Schule der Naturphilosophie. Diese ethische, im Zusammenhang mit der Religion stehende Schule war allerdings ohne alle schulmäßigen Formen und Einrichtungen, wirkte aber still und wie unmerklich in die Weite mit großer geistiger Triebkraft. Die im Pronaos des Tempels eingegrabenen Sprüche, voran: erkenne dich selbst!" und „nichts zu viel!", deren Beziehung zu den griechischen Kardinaltugenden und die Beziehungen der sieben Männer praktischer Weisheit, besonders aber des Pythagoras zu Delphi und Apollon, sind Erscheinungen von der höchsten Bedeutung (a. a. D. S. 15 f.). Das delphische Orakel beförderte zugleich die poli= tische und religiöse Einigung der verschiedenen hellenischen Stämme. Demselben Zweck dienten auch die Spiele zu Ehren der Götter, die olympischen, isthmischen u. s. w., zu welchen Leute aus ganz Griechenland zusammenkamen. Doch wurde der politische Zwiespalt nie recht überwunden.

[ocr errors]

Neben der Volksreligion begegnet uns aber schon frühzeitig eine religiöse Geheimlehre, die Mysterien, welche an den Namen des thrakischen Sängers Orpheus sich knüpfen, und von Samothrake nach Griechenland gekommen sind. Sie haben einen pantheistischen Anstrich, lehren die Seelenwanderung und sind wahrscheinlich von morgenländischen Ideen beeinflußt. Sie suchen die Seelen von den Qualen des Daseins zu befreien. Sie sind aber als eine Art Sefte oder Orden von der Staatsreligion abseits geblieben. Die eleusinischen Mysterien sind, wie wir sehen werden, mehr Gemeingut des griechischen Volkes geworden.

Die griechische Philosophie ist nicht wie die indische in die Religion eingegangen, sondern hat Kritik an derselben geübt. Die Sophisten haben den Anfang damit gemacht. Während in Griechenland das alte Geset (nomos archaios) als die einzige feste Norm für Staat und Religion und soziales Leben galt, haben die Sophisten das Herkommen als etwas Willkürliches und Veränderliches dargestellt. Sokrates, der von seinen Zeitgenossen verurteilt wurde und den Giftbecher trinken mußte, weil er die Götter des Staats nicht ehre und neue Daimonia einführe, ist in der Tat kein so zerstörender Geist gewesen, wie die Sophisten. Er scheint weder gegen die Gottesidee seiner Landsleute polemisiert noch den Kultus an

getastet zu haben. Er hatte offenbar eine positive höhere Erkenntnis, welche ihn über die Vielgötterei seiner Volksgenossen emporhob und welche namentlich sein sittliches Leben aufs stärkste beeinflußte. Er erkannte in seinem eigenen Innern ein Daimonion, eine göttliche Stimme, ein Gewissenszeugnis, das sich aber nicht auf das ganze innere Leben, sondern nur auf einzelne Handlungen bezog. Durch sein Martyrium ist er eine besonders ehrwürdige Gestalt in der Religionsgeschichte geworden.

Platos Gottesidee ist eine transszendente Idee des Guten, bei welcher der Glaube an die mythologischen Götter nicht mehr bestehen konnte. So wird schon in dieser Zeit Kritik an den homerischen Göttern geübt, und nicht nur die Philosophen treten damit auf, sondern auch der Geschichtschreiber Herodot und. der Tragiker Euripides, während Sophokles „in der griechischen Litteratur der edelste und zugleich der legte Repräsentant einer wahrhaft harmonischen Lebensbetrachtung ist“ (Chantepie de la Saussaye II, S. 340).

Mit Alexander dem Großen beginnt die Zeit, welche man die hellenistische nennt. Obgleich die Bewohner der alten Republiken und ihre Redner die Unterwerfung unter die makedonische Herrschaft in ihrem demokratischen Partitularismus als den Tod des wahren Griechentums betrachteten, ist dasselbe doch in der Tat erst jest zur politischen Größe gekommen und der Kulturträger für die ganze alte Welt geworden. Konnte aber eine Religion, die schon so sehr der Kritik anheimgefallen war, noch Eroberungen machen und jahrhundertelang existieren? - Ja, denn der natürliche Mensch sucht doch immer wieder nach einem sichtbaren Zeichen für unsichtbare Güter. In der Abstraktion und Negation kann er nicht auf die Dauer Befriedigung finden. Die griechische Religion war immer noch mancher barbarischen überlegen und konnte da und dort mit fremden Kulten einen Bund schließen. So sehen wir namentlich in Agypten den Serapis- und Isisdienst mit griechischen Elementen gemischt und nach Europa verpflanzt. Eben dahin kommt die syrische Göttermutter und der persische Mithras. So mischen sich die Religionen unter der Herrschaft der griechischen Kultur. Auch das Judentum tritt in Alexandrien in nähere Berührung mit dem Hellenismus, bis endlich die Zeit erfüllet ist und Der gekommen, auf welchen die Völker harrten.

« ก่อนหน้าดำเนินการต่อ
 »