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Buleios oder der Athene Buleia, des Poseidon Erechtheus u. s. f. in der betreffenden Stadt. Mit der Bedeutung des Heiligtums wuchs z. B. in Delphi auch der Einfluß der Priester. Aber im ganzen blieben die Priester von den Staatsbehörden und den Volksversammlungen abhängig.

Das Charakteristische der griechischen Religion ist, daß sie „alles Göttliche mehr im Zauber der Schönheit als der Erhabenheit darstellt. Man kann sich nichts Schöneres denken als das Fest der Panathenäen, wo der Athene in feierlicher Prozession der neue Peplos (Überwurf) zugeführt wurde, wie es seit der Zeit des Pisistratus üblich war. Ehrwürdige Göttergestalten, holde Jungfrauen mit Spenden für ihre Göttin, bekränzte Opfertiere, rossetummelnde Jünglinge in Menge nahmen an dem Aufzug teil. Es war der Ehrentag der Athene, aber zugleich der festliche Höhepunkt im bürgerlichen Leben der Athener. Ebenso bildeten die Festspiele zu Olympia, dann auch zu Delphi und Korinth Mittelpunkte des panhellenischen Nationallebens. Auch dort wurde Jugendblüte und Leibesschönheit zu Ehren der Gottheit zur Schau gestellt, namentlich aber das ernste Ringen um den Preis der Gewandtheit und Kraft. Auch Musik und Dichtkunst ließen sich hören. Die Gottheit verlangte nicht Ertötung des Fleisches, wohl aber harmonische Ausbildung des Leibes und der Seele zu würdiger Erscheinung und siegreichem Kampf wider alle Feinde. Die Preise hatten einen hohen, aber bloß idealen Wert. Ein Fichtenkranz ließ den Sieger im Wettlauf oder im Diskuswerfen als den glücklichsten Menschen erscheinen" (v. Orelli, a. a. D. S. 628).

Daß bei den Ausgrabungen keine Tempel und Götterbilder gefunden worden sind, haben wir schon erwähnt. Auch in historischer Zeit hatten die Griechen noch manchen heiligen Hain (alsos) und Bezirk (temenos) mit Altären unter freiem Himmel. Viele Tempel standen auf Bergen oder auf den Burgen der Städte. Verbrecher durften die Tempel nicht betreten, aber für Verfolgte boten sie ein Ashl.

In der klassischen Periode der griechischen Kunst entstanden die Tempel mit prächtigen Säulenhallen, mit dorischen, jonischattischen und korinthischen Säulen, mit ihren mythologischen Reliefs auf den Giebelfeldern und ihren kolossalen, glänzenden Statuen. Nur am Tempel entwickelt sich die Kunstform der Architektur; was sonst von öffentlichen Gebäuden dem all

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gemeinen Nußen dient, entlehnt seine künstlerische Charakteristik dem Tempelbau; ganz unscheinbar dagegen ist in den guten Zeiten des Griechentums die Anlage und Ausstattung der Privathäuser. Der Tempel erhebt sich auf einem Unterbau von mehreren Stufen in dem mit hohen Mauern umgebenen heiligen Tempelbezirk, fest umschlossen und klar gegliedert wie ein plastisches Werk. Suchten die orientalischen Völker in der Massenhaftigkeit, der verwirrenden Koloffalität der Anlagen dem dunkeln Triebe nach dem Erhabenen einen Ausdruck zu geben, so erreichen die Griechen durch maßvolle Beschränkung, einfache Klarheit, harmonische Gliederung den Eindruck höchster Würde und festlicher Erhebung. Wurden wir dort stets an den unklaren Ausdruck sklavischer Gesinnung, starren Formelwesens und düsterer Religionsanschauungen erinnert, so tritt hier die hohe Anmut eines freien Bewußtseins, das selbständige Gefühl menschlicher Würde, die heitere Sinnlichkeit eines edleren Kultus in der Gesamtform der marmorstrahlenden Tempel uns entgegen. Der Grundplan ist mit geringen Abweichungen stets derselbe leicht übersichtliche, deutlich gegliederte: ein Rechteck, ungefähr doppelt so lang wie breit, ringsum, oder doch wenigstens an der vorderen (der östlichen) Schmalseite, wo der Eingang ist, eine Säulenhalle, darüber auf klar gegliedertem, reich geschmücktem Gebält das sanft geneigte, meist marmorne Giebeldach" (Lübke, Grundriß der Kunstgeschichte, 10. Aufl., I, S. 107).

Unter den Opfern der Griechen waren blutige: Schaf, Ziege, Rind und Schwein, aber solche Tiere, die nicht im Gebrauch waren. Der Athene durften keine Ziegen geopfert werden, andere Götter verlangten dagegen vorzugsweise dieses oder jenes Tier: Demeter Schweine, Dionysos Böcke, Poseidon Rosse oder schwarze Stiere, Aphrodite Tauben, Asklepios Hähne, Herakles Wachteln. Wilde Tiere wurden nur für Artemis geopfert. Menschenopfer kamen auch in späterer Zeit noch vor, doch wählte man dazu Verbrecher, welche ohnehin dem Tode verfallen waren. Speiseopfer waren Schüsseln mit Gemüse und Früchten, namentlich Erstlingen, Honigkuchen, Backwerk, oft in Gestalt von Tieren. Trankopfer von ungemischtem Wein, Honig, Milch, Öl wurden zu Brandopfern dargebracht, aber auch bei Mahlzeiten und sonst im häuslichen Kultus wurde Wein den Göttern gespendet. Große Opfer bei feierlichen Ge

legenheiten wurden Hekatomben genannt. Es wurden aber nicht immer geradezu 100 Opfertiere dabei dargebracht.

Mit den Opfern war ein Gebet verbunden, das der Priester vorsprach und der Opfernde nachsagte, und Waschungen waren vorausgegangen. Außerdem betete man morgens zu Helios und bei den Mahlzeiten zu den Spenden an die Götter. Man erhob die Hände zum Gebet an die himmlischen Götter, für Poseidon streckte man sie nach dem Meer (Il. 1, 351), für die unterirdischen nach der Erde (Il. 9, 568). Beim Gebet vor der Volksversammlung in Athen sprach man einen Fluch aus über jeden, der die Stadt den Medern verraten oder sich zum Alleinherrscher aufwerfen wollte (Aristophanes, Thesmoph. 294 ff.). Die Verfluchten weihte man den Erinyen. Beim Eid wird gewöhnlich der Zeus Horkios angerufen.

Die Geschlechter, die Phratrien, hatten ihren besonderen Kultus und ihre Familienmahlzeiten, daneben jedes Haus seine Hermen und Altäre, im Hof den Hauptaltar für den Zeus Herteios. Der häusliche Herd, Hestia, war ein Asyl, und die Göttin dieses Namens wurde oft angerufen. Auch für Apollon gab es Altäre und Bilder in den Häusern, und dann wurden in den Geschlechtern noch besondere Familienheroen, in den Handwerkerfamilien Hephästos, angerufen. Tieropfer famen in den häuslichen Gottesdiensten selten vor.

Als Sünde wird bei den Griechen hauptsächlich die hybris, das frevelhafte Überschreiten der dem einzelnen Menschen gesezten Schranken betrachtet. Ein ungetrübtes Glück macht den Menschen leicht übermütig und erweckt den Neid der Götter. Niobe, die mit ihren 6 Söhnen und 6 Töchtern sich vor Leto bevorzugt sah, die nur einen Sohn und eine Tochter hatte, und sich dessen rühmte, forderte den göttlichen Neid und Zorn heraus, so daß ihre Söhne von Apollon, ihre Töchter von Artemis getötet wurden.

Von den charakteristischen Wörtern für griechische Frömmigkeit bezeichnet eusebeia die pünktliche Beobachtung aller religiösen Pflichten, sophrosyne die maßvoll in den Schranken bleibende Vernünftigkeit. Das Intellektuelle und Asthe= tische tritt auch hier als Grundlage für das Sittliche start hervor.

Das Staatsleben gewann in den griechischen Republiken eine solche Übermacht über das Familienleben, daß die

Familie nur noch als Mittel galt zum Zweck der Erlangung fünftiger Staatsbürger, eine Gattin, die feine Kinder hatte, einer andern weichen mußte, die schwächlichen Kinder in Sparta nicht am Leben bleiben durften, und selbst Platon in seinem Staat ganz unfittliche Grundsäge in dieser Beziehung aufstellt. Die Behandlung der Sklaven war namentlich in Sparta eine sehr harte. Der griechische Kultus und die Mythologie trugen zum Verfall der Sittlichkeit bei. Die schönen Götterbilder förderten mehr den ästhetischen als den religiösen Sinn. Die nackten Götterbilder, die nackten Wettkämpfer mußten troß dem idealen Sinn des Volkes doch entsittlichend wirken. Wenn die Buhldirne Phryne dem Prariteles als Modell für seine Aphrodite diente, wenn auch von den Angesehensten Unzucht aller Art, selbst Knabenliebe, getrieben wurde und nicht verpönt war, so läßt sich nicht leugnen, daß die Ethik unter der einseitig ästhetischen Richtung verfallen ist.

II. Die römische Religion.

1. Die Eigentümlichkeit der römischen Religion
und ihre geschichtliche Entwicklung.

Die italischen Völkerschaften, welche bei der Gründung des römischen Staates zusammengewirkt haben, die Latiner und Sabiner oder Umbro-Samniter, sind jedenfalls mit den Griechen näher verwandt als mit den asiatischen Ariern, und die griechischen Kolonien in Unteritalien haben die griechische Kultur frühzeitig nach dem Tyrrhenischen Meer getragen. Über den Ursprung des dritten Volks, welches seit den Zeiten der Tarquinier in Rom ansäßig war, der Etrusker, sind die Gelehrten noch nicht einig. Aber die Ausgrabungen beweisen, daß die Etrusker in sehr alten Zeiten schon eine Kunstfertigkeit besaßen, welche auf griechische Vorbilder zurückweist. Auch die römische Religion ist in ihren Grundzügen am nächsten verwandt mit der griechischen, hat aber von Anfang an ihr besonderes Gepräge, das sie wieder von derselben unterscheidet.

Die römische Religion ist von Anfang an noch viel entschiedener Kultusgefeß als die griechische. Es fehlt dem römischen Volk die Phantasie und die Kunstfertigkeit der Griechen. Kein Epos hat die Taten der Götter verherrlicht, die Mytho=

Logie ist nicht ausgebildet wie in Griechenland, die Götter find teine plastischen Gestalten geworden vor der Zeit, da auch in Rom der ganze griechische Götterkreis Eingang gefunden hatte. Desto mehr blieb bei den Römern die Religion eine wirkliche Furcht vor den Göttern, eine heilige Scheu. Die Götter blieben in ihrer Reinheit und Erhabenheit über den Menschen. Auf das praktische Leben war der Sinn des Volkes gerichtet, auf wirkliche Hilfe und Abwendung von Gefahren, vom Staat vorzugsweise, aber auch von der einzelnen Familie und Person, und auf die Förderung des Staates nach dem Ziel der Weltherrschaft. Wenn die Römer die Natur betrachteten, geschah es nicht mit dem heiteren Blick der Griechen, nicht mit dichterischer Gestaltung, sondern mit der Umsicht, daß doch ja kein böses Omen dem Menschen begegne, mit einer nicht bloß gläubigen, sondern abergläubischen Furcht. Jedes Unternehmen des Staats erforderte Auspizien, jedes drohende Unglück Sühnungsmittel. Der nach unverbrüchlichen Gesezen geordnete Staat war das Ideal des Römers, und seine Herrschaft das angestrebte Ziel. Die Römer hatten eine unzählbare Menge von Göttern, die eigentlich nur Personifikationen waren: jeder Mensch hatte seinen Genius, jede Funktion ihren Schußgeist. Es ist kein bestimmter Götterrat wie auf dem griechischen Olymp. Man kann viele römische Götter mit Schußengeln vergleichen, welche über eine bestimmte Person oder Funktion oder Gegend gesezt sind. Der erste und höchste Gott ist aber dem griechischen Zeus entsprechend Jupiter (Diespiter Vater Dis).

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Der zweite römische König, Numa Pompilius, wird als der fromme, weise, friedliebende Nachfolger des kriegerischen Romulus geschildert. Ihm wird auch die religiöse Gefeßgebung zugeschrieben. Jedenfalls hat er zentrale Heiligtümer für Latiner und Sabiner eingerichtet mit einer wohlorganisierten Priesterschaft, welche auch in den folgenden Jahrhunderten unverändert fortbestand. Es waren neben den Pontifices die Flamines (Feueranzünder) der einzelnen Götter und die Augurn, die Vogelschauer, während die Haruspices, die Eingeweideschauer, erst später aus Etrurien hereinkamen. Nach dem Zeugnis des Varro aus dem ersten Jahrhundert v. Chr., von welchem Fragmente in der Schrift des Kirchenvaters Augustin De civitate Dei enthalten sind, haben die Römer 170 Jahre lang die Götter ohne Bild verehrt, und

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