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Plutarch († 120 n. Chr.) berichtet sogar, Numa habe ausdrücklich verboten, von ihnen Bilder in Tier- oder Menschengestalt zu machen. Statt der Tempel waren einfache Räume, die Curien (Versammlungshäuser der Geschlechter) oder Atrien (in den Wohnhäusern) die Opferstätten, oder im Freien Altäre von Rasen. Statt der Bilder genügten die Symbole: für Vesta das Feuer, für Mars die Lanze, für Janus der Bogen. Menschenopfer soll Numa abgeschafft haben. Waschungen, Besprengungen und bestimmte Formeln für die Gebete, von welchen man nicht abgehen durfte, stammen aus den ältesten Zeiten. Der geseßliche Formalismus war in seinen Grundzügen schon in der Königszeit abgeschlossen, und bis in die Kaiserzeit hinaus war man bestrebt, den Kultus nach den Geseßen des Numa zu verwalten" (v. Orelli, S. 648). Daran änderten auch die auswärtigen Einflüsse nichts, welche mit den Tarquiniern von Etrurien kamen. Nicht nur die etruskischen Haruspices fanden Eingang, sondern Tarquinius Priscus ließ durch einen etrustischen Baumeister den Prachttempel auf dem Kapitol für Jupiter, Juno und Minerva bauen, der unter dem jüngeren Tarquinius vollendet wurde. Der Jupiter Optimus Maximus hatte nun auf dem Kapitol seine sichtbare Repräsentation als Beschüßer des römischen Staats.

Auch der Gottesdienst wurde glanzvoller durch die ludi Romani, die Spiele im Zirkus zu Ehren der Götter mit reichlichen Opfern und Opfermahlzeiten und Umzügen vom Kapitol zum Zirkus. Die sibyllinischen Bücher sollen in der lezten Zeit der Könige von der griechischen Kolonie Cumä in Unteritalien nach Rom gekommen sein und wurden im Tempel des kapitolinischen Jupiter aufbewahrt, bis sie zu Sullas Zeiten mit dem Tempel verbrannten und durch auswärts gesammelte ähnliche Aussprüche ersezt wurden. Die ursprünglichen sibyllinischen Bücher scheinen übrigens weniger Weissagungen als Sühnevorschriften u. dergl. enthalten zu haben, bei welchen man in Unglücksfällen sich Nat erholen konnte. Es wurden für dieselben duumviri sacris faciundis eingesezt, zwei Männer, welche die Bücher erforschen und die in denselben vorgeschriebenen gottesdienstlichen Handlungen ausführen sollten. Später wurden es 10 und unter Sulla 15 Männer. Mit den sibyllinischen Büchern kam der Dienst des griechischen Weissagungsgottes Apollo nach Rom. Schon vor Apollo

bekamen die Dioskuren, die Zwillinge Kastor und Pollux, einen eigenen Tempel in Rom. Der Dienst der Diana (Artemis), der Ceres (Demeter), der Venus (Aphrodite), des Äskulap (Asklepios) und des Liber (Dionysos) fand noch vor der Einverleibung Griechenlands in das römische Reich in Rom Aufnahme.

Die Kämpfe zwischen Patriziern und Plebejern im Anfang der Republik drehten sich auch um die priesterlichen Amter, und es gelang den Patriziern länger, diese den Plebejern vorzuenthalten, als die politischen. Doch mußten sie um 300 v. Chr. auch die Ämter der Dezemvirn, der Pontifices und Augures mit den Plebejern teilen. Außer den griechischen fanden auch orientalische Gottheiten schon während des zweiten punischen Kriegs Aufnahme in Rom. Im Jahr 205 v. Chr. wurde die Große Mutter (Kybele) aus Pessinus in Kleinasien durch Vermittlung des mit den Römern verbündeten König, Attalus mit großem Pomp nach Rom gebracht. Es war ein Stein, den verschnittene galatische Priester bedienten, und an den sich Mysterien von schlimmer Art anknüpften. Zum Verfall der Religion trug seit 104 v. Chr. auch die Volkswahl für die Priesterschaften bei, welche statt der bisherigen Kooptation zum Geset geworden war. Dazu kam die griechische Philosophie und Rhetorik, welche unter den gebildeten Römern großen Eingang gefunden hatte. Vergeblich suchte der alte Cato die altrömische Frömmigfeit und die alten Sitten aufrechtzuerhalten. Der epikureische Dichter Lutrez wendet alles auf, um den Vorsehungsglauben und den Unsterblichkeitsglauben zu bekämpfen. Cicero gehörte nicht zu den eigentlich Ungläubigen. In seinen Gerichtsreden sprach er seinen Glauben an göttliche Vorzeichen und an die strafende Gerechtigkeit aus. Aber in seinen philosophischen Schriften begegnen wir doch manchen Zweifeln, und in seinen Briefen bekommen wir nicht den Eindruck eines Mannes, dem die Religion Herzenssache gewesen wäre. Nur den Unsterblichkeitsglauben hält er mit Entschiedenheit fest.

Das Kaisertum des Augustus bezeichnet auch in religiöser Beziehung einen Wendepunkt. Er restaurierte mehr als achtzig Tempel in Rom und ließ sich selbst in alle großen priesterlichen Kollegien aufnehmen, auch zum pontifex maximus wählen. Durch den Titel Augustus (der Ehrwürdige) wollte er sich als den Stellvertreter Gottes darstellen. Er suchte den

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gesunden Kern im römischen Volksleben hervor und brachte den altrömischen Larenkultus wieder zu Ehren und damit den häuslichen Gottesdienst. Er teilte die Stadt in 265 Bezirke ein, deren jeder eine Larenkapelle besaß. Die magistri vicorum, welche er mit der polizeilichen und sakralen Leitung dieser Be= zirke beauftragte, bildeten eine Art von volkstümlicher Magistratur und Priesterschaft, die ganz den Interessen des Kaisers ergeben war. Sie fügten nun den zwei Laren als dritten den Genius Augusti bei, dem also noch bei Lebzeiten des Kaisers in den Häusern und auf den Wegen geopfert und Bitten vorgetragen wurden. Dem Kaiserkultus, der die eigentliche Staatsreligion dieser Periode zu werden bestimmt war, ebnete somit Augustus die Wege, indem er in Rom und in Italien die Verehrung seines Genius in den verbreitetsten, populärsten und lebendigsten aller Kulte, den Larendienst, einzuführen wußte. In den Provinzen ging er freilich noch einen Schritt weiter. Ebenso wie in Rom gab er ihrer politischen Organisation zugleich den Charakter einer sakralen: in der Hauptstadt des Kreises richtete er einen Kult ein für Roma und Augustus, mit Tempeln und Bildern und oft mit fünftägigen Spielen" (Chant. d. I. Sauff. II, S. 423).

Der Dichter Virgil kleidete zu Augustus' Zeit die seit Jahrhunderten verbreitete Sage, daß der trojanische Held Aneas, der Sohn des Anchises und der Venus, nach der Zerstörung Trojas nach Italien gekommen sei, die Heiligtümer Trojas nach Lavinium gebracht und dort die Dynastie aufgerichtet habe, von welcher Rom gegründet wurde und das Geschlecht des Kaisers, das Geschlecht der Julier, abstamme, in ein Epos, die Aneis. Er gab damit den Römern ein Nationalepos, welches ihren Zusammenhang mit dem griechischen Kulturvolk beschrieb, und das in den mythologischen Erzählungen das Anstößige zu vermeiden sucht, das auch in der Beschreibung der Unterwelt über den homerischen Standpunkt sich erhebt, indem es die strafende und belohnende Gerechtigkeit mit besonderem Nachdruck einschärft.

Nach seinem Tode wurde Augustus in aller Form vom Senat als divus erklärt und ihm in der Stadt zwei Tempel errichtet. Die Kaiserverehrung dauerte fort, auch für die unwürdigen Nachfolger des Augustus. Sie dauerte fort, als nicht mehr die Julier auf dem Thron saßen, welche sich der Abstammung von dem göttlichen Aneas rühmen konnten. Die

Verehrung des Kaisers war das religiöse Band zwischen den verschiedenen Provinzen, welche ihre einheimischen Götter beibehielten. Diese Provinzgötter fanden auch im Pantheon zu Rom Aufnahme, überhaupt fremde Kulte, wie der schon genannte Kult der Großen Mutter aus Phrygien, ferner der Isisund Serapiskult. Der persische Mithrakult mit Mysterien drang bis an die Nordgrenzen des großen Reiches vor, wohin die römischen Legionen kamen. Man findet in Deutschland noch Spuren davon. Am stärksten drang orientalisches Unwesen unter der kurzen Regierung des Heliogabulus ein. Aber sein syrischer Sonnengott wurde bald nachher wieder abgetan. Die Verehrung des Kaisers als das alle Völker des großen Reichs verbindende religiöse Symbol wurde bei den Christenverfolgungen von den Christen verlangt, und ihre Weigerung konnte als Widerseßlichkeit gegen die obrigkeitliche Ordnung aufgefaßt werden, denn den Römern war die Trennung von Staat und Religion ein unvollziehbarer Gedanke, und bald genug nach dem Übertritt der römischen Kaiser zum Christentum kam der Cäsareopapismus auch in der christlichen Kirche zur Herrschaft.

2. Die bedeutendsten Götter der Römer.

Wie in Griechenland Zeus, so ist bei den italischen Völkern Jupiter der ursprünglich einzige und allezeit oberste Gott. Er ist Himmelsgott und führt deshalb in einem alten Salierlied den Namen Lucetius, d. H. der Leuchtende. Sein Name wird vielfach auch vom sichtbaren Himmel gebraucht (Jupiter serenus, Jupiter pluvius, sub divo und dergl.). Als Donnergott heißt er Jupiter tonans, als Blizgott fulguralis, als der freigebige Himmelsvater führt er auch den Namen Liber, welcher später auf den aus Griechenland herübergenommenen Dionysos oder Bacchus übertragen wurde. Als Jupiter Terminus behütet er die Grenzen des Ackers, als Rumînus den Viehstand, als Silvanus den Wald. Als Vertreter der Treue und Rächer der Untreue ist er Dius Fidius. Daß die Reinheit und Heiligkeit im Wesen des Jupiter besonders hervortritt, ergibt sich auch aus den Sagungen für seinen Priester, den Flamen Dialis, welche auf Numa zurückgeführt werden. Jupiter ist aber besonders das göttliche Haupt des römischen Staats, wie er schon als Jupiter Latialis das Haupt und der Be

schüßer des latinischen Bundes war und auf dem Mons Albanus seinen heiligen Hain und seine Feste, die Feriae Latinae, hatte. So wurde er nun auf dem Kapitol als Jupiter Optimus Maximus, als der Beste und Größte verehrt, in welchem alle göttliche Güte und Macht sich offenbart. Mit den römischen Waffen wurde seine Verehrung in alle Teile der damaligen Welt getragen. Im römischen Kalender waren ihm die Idus, die Mitte des Monats, geweiht. So lange man Mondsmonate hatte, war das die Vollmondszeit. In späteren Jahrhunderten wurden die Mythen und Bilder des griechischen Zeus auf ihn übertragen.

Juno (Jovino), das weibliche Gegenbild des Jupiter, ist vielleicht ursprünglich auch Lichtgöttin, tritt aber mehr als Beschüßerin des Lebens und des Staates auf. Sie ist, wie die griechische Hera, Göttin der Frauen, die bei ihr schwören, deren eheliche Treue ste überwacht und denen sie bei der Geburt beisteht. Sie ist auch Göttin der Kurien, der einzelnen Abteilungen des römischen Volks. Als Gemahlin Jupiters heißt fie Juno regina. Sie thront neben ihm auf dem Kapitol. Ihr waren jene Gänse heilig, welche bei dem Überfall der Gallier das Kapitol retteten. Ihr wurden hauptsächlich Kühe geopfert. Bei der Vergötterung der Kaiser wurde die Kaiserin die leibhaftige Juno. Auch Juno hat allerlei Beinamen, welche ihre verschiedenen Funktionen bezeichnen, z. B. beim Brautzug: Juno iterduca und domiduca, die von Haus und nach Haus führende, cinxia, welche den Gürtel der Braut bindet und löst 2c. Der Juno waren die Kalendae, der Anfang des Monats, heilig.

Die dritte Göttin, welche den Tempel auf dem Kapitol bewohnte, ist Minerva, die griechische Pallas Athene, aber weniger kriegerisch als diese, mehr Beschüßerin der Kunstfertigkeit, der Wissenschaft, der Dichtkunst, überhaupt der Kultur. Ob sie von Griechenland über Etrurien nach Rom gekommen, oder altitalischen Ursprungs ist, darüber sind die Gelehrten nicht einig.

Ein römischer Gott, der im Griechischen keine Parallele hat, ist Janus, der bifrons, der vorwärts und rückwärts Schauende mit seinen zwei Gesichtern, dessen einfacher Tempel mit zwei entgegengeseßten Türen auf dem Forum während des Kriegs immer geöffnet war und in Friedenszeiten geschlossen wurde. Dieser Brauch wurde schon von den Alten verschieden

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