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dabei noch eine symbolische Beerdigung vorgenommen, indem man etwa einen Finger begrub. Dem Lar des Verstorbenen brachte man auf dem Grab ein Widderopfer dar. Auch Wein wurde auf das Grab gesprengt und darauf Myrten, Rosen und Veilchen gepflanzt. Am neunten Tag nach der Bestattung folgte noch ein Sühnopfer und dann der Leichenschmaus. Auch Leichenspiele wurden nach der Bestattung von reichen Leuten gehalten, und daraus erwuchsen die Gladiatorenspiele. Ein gemeinsames Totenfest war der 21. Februar.

III. Die Religionen der Kelten, der Germanen, der Walten und der Hlaven.

Wir fassen hier die Religionen dieser Völker zusammen, von denen wir in ihrer ursprünglichen Gestalt noch dürftigere Berichte haben als von der griechischen und der römischen Religion, und die erst auf der Übergangsstufe zum Kulturvolk standen, als das Christentum bei ihnen Eingang fand.

1. Die Religion der Kelten.

Die Kelten oder Gallier, wie die Römer sie nannten, haben sich im 6. Jahrhundert v. Chr. über einen großen Teil von Westeuropa verbreitet. Von Oberitalien aus machten sie schon um 390 v. Chr. einen Besuch in Rom, wurden aber zurückgeschlagen und später von den Römern unterjocht. Die Schweiz, eine Strede in Süddeutschland, Frankreich, Belgien, England, Schottland und Irland waren von ihnen bewohnt. In Spanien hatten sie sich mit den dortigen Urbewohnern, den Jberern, gemischt. Auf dem Festland mußte ihre Sprache der lateinischen weichen, aus welcher das Französische entstanden ist. Nur in den Gebirgen der Bretagne fonnte sie sich behaupten. Auf den britischen Inseln wird sie in Irland, auf den kleineren Inseln, in Hochschottland und Wales noch gesprochen, muß aber vor dem germanischen, mit Romanischem gemischten Englisch mehr und mehr zurückweichen.

Für die Kenntnis der keltischen Religion sind wir ganz auf römische Berichte, namentlich auf Cäsar angewiesen. Über die Götter sind die Aussagen sehr unklar. Mehr erfahren wir über die Priester, die Druiden. Druiden und Ritter waren nach Cäsar die beiden herrschenden Stände der Gallier. Aber

eine erbliche Kaste waren die Druiden nicht, sondern sie nahmen Jünglinge aus dem Volk auf, welche oft 20 Jahre in der Lehre bleiben mußten. Verse, welche nicht aufgeschrieben werden durften, aber auswendig gelernt werden mußten, wurden denselben als Anleitung zum Gottesdienst und ihren sonstigen Funktionen gegeben. Wahrsagerei und Zauberei gehörten zu ihrem Beruf. Über die Bewegung der Sterne sollen sie ihre Schüler belehrt haben.

Ein Leben nach dem Tode als Fortseßung des Diesseits war der Glaube des Volks, und man gab dem Toten beim Begräbnis allerlei zu seinem Unterhalt mit. Diodor und Valerius Maximus berichten sogar, die Gallier haben einander Geld geliehen auf das Versprechen, es ihnen im Jenseits zurückzuzahlen.

Die Druiden waren auch in Rechtsstreitigkeiten die obersten Richter, und wer sich ihrem Spruch nicht fügte, wurde von den Opferhandlungen ausgeschlossen. Die mit diesem Bann Belegten wurden auch im bürgerlichen Leben gemieden. Ein Oberpriester stand an der Spiße der Druiden. Ihren religiösen Mittelpunkt hatten sie in Carnutum an der Loire, wohin sie alljährlich zusammenkamen. — Bei den Opfern waren Menschenopfer sehr häufig. Man schlachtete die Opfer und verbrannte sie nachher oder ließ man sie lebendig von den Flammen verzehrt werden, nachdem man sie an die Götterbilder gebunden. hatte (Caesar, bell. Gall. 6, 16). Die Römer heben die Grausamkeit des druidischen Gottesdienstes gerne hervor und sie sind gegen dieselbe eingeschritten. Die Schlüsse, welche neuerdings I. Rhys aus irischen Legenden auf die keltische Religion ziehen wollte, sind zu unsicher bei einem Volke, das im Lauf der Jahrhunderte viele fremde Elemente in sich aufgenommen hat (Chant. d. I. Sauff. II, S. 508).

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2. Die germanische Religion.

a) Die heidnische Religion in Deutschland.

Über die germanische Religion wird desto mehr phantasiert, je dürftiger die Quellen sind. Es hat ja einen eigentümlichen Reiz, die Religion der eigenen Vorfahren zu erforschen und aus den Gebräuchen des Volks, aus dem Glauben und Aberglauben, Schlüsse zu ziehen auf das germanische Heidentum. Aber es

ist keineswegs bewiesen, daß in den christlichen Jahrhunderten nicht auch neue Vorstellungen und Gebräuche entstanden sind, welche mehr im natürlichen Menschen als im Christentum ihren Ursprung haben. Es wird von den einen das germanische Heidentum idealisiert, als ob es vor allen andern Religionen disponiert gewesen wäre zur Aufnahme des Christentums, von anderen fast alle Gebräuche bei christlichen Festen auf heidnischen Ursprung zurückgeführt. Eine weitere Willkür ist es, wenn man annimmt, alle Gestalten der nordischen Mythologie, auf die wir noch zu sprechen kommen, müssen auch bei den germanischen Stämmen im jeßigen Deutschland sich gefunden haben. Es ist ja sicherlich eine gemeinsame Grundlage vorhanden: die nordische und die südgermanische Religion sind näher verwandt als die römische und die griechische. Aber Einigkeit war niemals eine besondere Tugend der Germanen. Sie waren in der heidnischen Zeit nicht zu einer fest gegliederten Nation zusammengewachsen, sondern zerfielen in verschiedene Stämme; fie hatten keinen religiösen und politischen Mittelpunkt, und jene nordische Mythologie wird geschöpft aus Liedern, welche sowenig als das homerische Epos die eigentliche Urkunde des religiösen Volksglaubens sein können, ja die verfaßt wurden zu einer Zeit, da selbst jene nordischen Stämme bereits vom Christentum be= rührt waren. Wenn dann vollends im süddeutschen Nibelungenlied, in der norddeutschen Gudrun und im angelsächsischen Beowulf auf jedem Schritt und Tritt germanische Mythologie gesucht wird, so ist das derselbe Sport, welcher bei allen Völkern jede Spur von angeblichem Euemerismus totschlagen will und damit alle Anfänge der Geschichte in einen grauen Nebel verwandelt.

Wir kommen also zu dem Ergebnis, daß wir sehr wenig Bestimmtes wissen über die Religion unserer deutschen Vorfahren. Die älteste Quelle sind die Zeugnisse der Römer. Mehr als Cäsar bietet hier Tacitus in seiner Germania, einer Schrift, in welcher er dieses Volk seinen entarteten Landsleuten vielfach als Muster hinstellen will. Er berichtet, daß die Germanen in ihren alten Heldenliedern ihren gemeinsamen Stammvater Tuisco feiern, und daß sie in drei Hauptstämme zerfallen. Ihren Götterdienst bezeichnet er als einen einfachen, bildlosen, der in heiligen Hainen gefeiert wurde. Auf Wahrsagerei halten sie viel. Die germanischen Götter bezeichnet er,

wie alle Römer, mit römischen Namen: Merkurius, Mars, Herfules. Bei den Sueben findet er sogar einen Iftsdienst. Ein Brüderpaar Alcis vergleicht er mit Kastor und Pollux. Eine Nerthus, die Mutter Erde, werde von ingävonischen Stämmen auf einer Insel des Meers verehrt. Den Gelehrten ist es noch nicht gelungen, diese Angaben mit sonstigen Andeutungen über germanische Mythologie in Zusammenhang zu bringen. Tacitus rühmt die Geradheit, den Rechtssinn und die Freiheitsliebe der Germanen, namentlich aber das eheliche Verhältnis: „Die Ehen werden dort streng gehalten, und keinen Teil der Sitten mag man mehr preisen. Denn fast als die einzigen unter den Barbaren begnügen sie sich mit einem Weibe, wenige ausgenommen, welche nicht aus Wollust, sondern wegen ihres hohen Standes für mehrere Verbindungen begehrt werden" (Tac. Germ. 18). „Die Weiber leben mit Scham umgürtet, durch keine Lockerungen der Schauspiele, durch keine Reizungen der Gastmähler verderbt“ (Kap. 19). In der Schlacht werden die Männer durch die Rücksicht auf ihre Frauen zur größten Tapferkeit entflammt. „Ja sogar eine gewisse Heiligkeit und Voraussicht findet sich bei den Frauen, und man verschmäht weder ihren Rat, noch läßt man ihre Aussprüche unbeachtet." - Ohne Zweifel idealisiert Tacitus die Germanen. Doch verschweigt er auch nicht die Schattenseiten der Trunksucht, des Schmußes, der Faulheit, ihre Uneinigkeit und Wildheit.

Nach Tacitus fließen die römischen Quellen über die germanische Religion spärlich. Auch die lateinisch geschriebenen Geschichten einzelner germanischen Völkerstämme nach der Völkerwanderung (der Goten, Longobarden, Angelsachsen) enthalten wenig über ihre heidnische Religion. Die ältesten deutschen Schriftdenkmäler sind bekanntlich nicht heidnische, sondern die Bibelübersetzung des gotischen Bischofs Ulfilas. Die Merseburger Zaubersprüche aus dem 10. Jahrhundert stammen aus christlicher Zeit, find aber noch von heidnischem Geist eingegeben. Auch in dem christlichen Wessobrunner Gebet und in dem sächsischen schönen Epos Heliand glaubt man noch einzelne heidnisch-germanische Züge zu finden. Die Namen der Wochentage und manche geographische Benennungen führen auf heidnische Götter zurück. Die Steindenkmäler aus heidnischer Zeit haben auch die germanischen Götternamen romanisiert.

Da die Germanen bei ihrer Christianisierung erst auf der

Übergangsstufe zum Kulturvolk standen, werden wir wohl nach der Analogie der unkultivierten Völker annehmen dürfen, daß die Verehrung von Geistern, von Dämonen, die sich ja auch im Volksaberglauben mit der größten Zähigkeit erhalten hat, zu den ältesten Bestandteilen der germanischen Religion gehört. Über denselben wird aber in der uns bekannten Zeit nicht mehr die Einheit Gottes festgehalten, denn der Allvater der Edda erscheint erst unter christlichem Einfluß, sondern die Phantasie des germanischen Volkes hat auch das göttliche Wesen in verschiedene Naturgewalten auseinandergelegt, verschiedene lokale Kulte vereinigt und Anfänge zur Mythenbildung gemacht. Die dämonischen Wesen, welche bei den alten Deutschen eine große Rolle spielten, sind die Elben oder Elfen, die Zwerge und die Riesen. Unter den Elben unterscheidet Elard Hugo Meyer (Germanische Mythologie, Berlin 1891) Gewitterelben, Windelben, Wolkenelbinnen (Schleierweiblein und dergl.), Berg- und Erdelben, Wald- und Baumelben, Wasserelben, Weide- und Feldelben, Hauselben, Seelenelben (ungetaufte, mißgeborene, unzeitige Kinder, die für bloße Seelen, Halbgeschöpfe galten und auch zu Hauskobolden wurden, a. a. D. S. 133). Die Elben bleiben im allgemeinen hinter dem menschlichen Maß zurück, werden daher auch als Zwerge bezeichnet. Wir sehen: die ganze Natur wird von solchen Geistern beseelt gedacht. Dazu kommen noch die Riesen, welche die dem Menschen überlegene, sein Wohlsein störende, auch den göttlichen Wesen feindliche Naturgewalt, die Macht des Winters darstellen, wie wir in der nordischen Mythologie noch genauer sehen werden.

Bei der Aufzählung der Götter im eigentlichen Deutschland folgen wir der Reihe der Wochentage: Dienstag (allemannisch: Zistig), Mittwoch (englisch Wednesday), Donnerstag, Freitag.

Ziu oder Tius, Tiwas stimmt wohl dem Namen nach mit dem wedischen Djaus und dem griechischen Zeus zusammen, und man hat daraus den Schluß gezogen, daß er ursprünglich Himmelsgott gewesen, und daß der sagenhafte Stammbater der Germanen Tuisco von ihm den Namen habe. Aber Sicheres läßt sich darüber nichts sagen, denn weder in Deutschland noch in Skandinavien erscheint er als der höchste Gott oder als Himmelsgott, sondern nur als Kriegsgott, dem Gefangene geopfert wurden. Der nordische Tyr wird sogar an einer Stelle

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