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als die Schiiten, unterscheiden sich nach vier theologischen Schulen (madschab): Hanefiten, Malekiten, Schafeiten und Hambaliten. Alle erkennen den el Ascharî († 945) als den normalen Dogmatiker an, und ihre Differenzen beziehen sich mehr auf das kanonische Recht und einzelne Sazungen als auf die Lehre.

Während der orthodore Islam keinen Wert legt auf eine persönliche Lebensgemeinschaft des Menschen mit Gott, hat es doch auch unter den morgenländischen Völkern Seelen gegeben, welche tiefere religiöse Bedürfnisse hatten und durch die Be= schreibung des jüngsten Tages im Koran so erschüttert wurden, daß sie unter Gebet, Fasten und andern Religionsübungen ihr Leben verbrachten, ähnlich den christlichen Asketen in jenen Gegenden, tief durchdrungen von der Eitelkeit alles Irdischen. Besonders aber in Persien, wo auch mystisch-pantheistische Einflüsse von Indien her wirkten, entstand eine mohammedanische Mystit.

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Als die älteste Mystikerin wird eine Frau namens Râbia im 1. Jahrhundert der Hedschra genannt, die den Aussprach getan: Großer Gott, verzehre durch Feuer mein Herz, das nach dir schmachtet!" und in einer Krankheit sprach: „Eine geheime Wunde meines Herzens verzehrt mich, und sie kann nicht heilen, bis ich mit meinem Freund vereinigt bin. Ich werde zu leiden fortfahren, bis ich mein Ziel erreiche am jüngsten Tage." Auch zwei große Lehrer, Hasan von Basra und Hakik von Balk, werden zu den Mystikern gerechnet, welche mit tiefem Ernst gegen die Verweltlichung des Islam unter den Omajaden protestierten. Der Koran redet Sure 10, 63 von Freunden Gottes, welche Gott nahe stehen und nichts zu fürchten haben. Das arabische Wort wali (Plur. awlija), welches solche Freunde bezeichnet, bekam die Bedeutung eines Heiligen, dem das Volk troß der Verwerfung des Heiligendienstes im Koran große Verehrung erwies, und die Sufa, der grobwollene Kittel, wurde die Tracht der Frömmigkeit und Weltentsagung.

Zu Anfang des 9. Jahrhunderts wird der Perser Abu Said ibn Abilkhair, der das erste mohammedanische Kloster gründete, als der eigentliche Stifter des Sufismus genannt. Bald darauf lehrte der Perser Bestami († 875) ganz pan= theistisch: „Ich bin der Ozean ohne Grund, ohne Anfang,

ohne Ende. Wenn die Menschen sich einbilden, Gott anzubeten, so betet Gott in ihnen sich selber an.“ Sein Zeitgenosse Dschunaid legte auf die Einheit Gottes großes Gewicht, aber sie ist ihm eine pantheistische Einheit, und der Mensch kommt zur Einheit mit Gott, wenn er sich durch Bezähmung der Sinne und Erkenntnis der Wahrheit frei macht und Gutes tut. Ein Sufi Hallâdsch wurde, weil er in seiner mystischen Sprache sich für Gott auszugeben schien, in Bagdad hingerichtet. „Die Sufi betrachteten die Welt als von Ewigkeit bestehend. Die Seelen sind von Gott ausgegangen, während die sinnliche Welt kein wahres Wesen hat. Die Aufgabe des Menschen ist, mit Gott wieder eins zu werden, was stufenweise geschieht. Auf der ersten Stufe, der des Gesetes, befleißigt sich der Sufi noch der foranischen Frömmigkeit. Auf der zweiten, der des Wegs oder der Methode, wird die Unbedeutendheit der äußeren Werke. und des äußeren Gottesdienstes gelehrt; alles komme auf den inneren Zustand an; doch hat sich der Sufi um so mehr auch durch äußere Frömmigkeit auszuzeichnen. Er kommt in einen göttlichen Enthusiasmus (hâl), welcher, wenn er andauernd wird, makâm heißt. Der dritte Grad ist der der Gewißheit. Da hat der Sufi Gott in sich gefunden und ist sich bewußt geworden, ein Teil der Gottheit zu sein. Mag er auch noch der mohammedanischen Redeweise sich bedienen, so sind ihm doch die verschiedenen Religionen gleichwertig und gleichgültig" (v. Orelli, S. 385). Einige persische Dichter, welche durch den Sufismus angeregt waren, sind in eine liederliche Erotik und Genußsucht verfallen. Andrerseits gab es auch unter den orthodoxen Mohammedanern einzelne, welche durch Mystik den Islam zu erwärmen suchten, so Ghazâli († 1111), der an den hohen Schulen zu Bagdad, Damaskus, Jerusalem und Alexandrien wirkte, dann aber sich in ein von ihm gestiftetes Kloster zurückzog.

Eine niedrigere Form der Versenkung in die Gottheit stellen die Derwische dar, welche durch äußerliche Ererzitien sich in Raserei versezen, ähnlich den Schamanen, und verschiedene, je unter einem Scheich stehende Orden bilden. Sie wissen durch ihre Tänze, Geschrei und Unempfindlichkeit gegen Feuer und Eisen das Volk in Erstaunen zu seßen und zu fanatisieren. Die meisten Derwische treiben ein Handwerk und leben unter andern Menschen. Aber es gibt auch Bettelderwische, welche keine Wurm, Religionsgeschichte.

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feste Wohnung haben und von Almosen leben. Der Einfluß der Orden in der mohammedanischen Welt ist ein großer, denn es schließt sich fast jeder eifrige Moslim einem Orden an und wohnt den Religionsübungen bei, wie er sich auch zu einer der vier theologischen Schulen bekennt. In Afrika hat der Scheich Sanussi (1813-1859) einen sehr einflußreichen Orden gestiftet, und es werden in Nordafrika auch lebende Heilige (marabut) verehrt. Von den Derwischen ging auch die Mahdi-Bewegung im ägyptischen Sudan aus, welche nach dem Tode des Mahdi Mohammed Achmed fortdauerte und noch immer eine von europäischen Einflüssen unabhängige mohammedanische Herrschaft anstrebt. Der Sultan in Konstantinopel gilt zwar bei den Sunniten als der rechtmäßige Kalif und Imam, aber der europäische Einfluß auf denselben ist den strengen Mohammedanern ein Dorn im Auge, und während seine Macht in Europa immer mehr eingeschränkt wird, breitet sich der Islam von ihm unabhängig durch den Fanatismus der Derwische und der Hadschi in Afrika und Asien immer weiter aus und findet leichter Eingang unter den heidnischen Völkern als die christliche Mission.

Eine Reformation des durch Heiligenverehrung, Üppigkeit und Lasterhaftigkeit verdorbenen Islam in Arabien hatten schon im 18. und 19. Jahrhundert die Wahhabiten versucht. Aber ihre politische Macht wurde durch Ibrahim Pascha 1818 gebrochen, und sie konnten nur als Sefte ohne große politische Bedeutung fortbestehen. Sie schließen sich streng gegen alles Abendländische ab und wollen die reinen Mohammedaner sein.

Unter den Schiiten in Persien stand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Reformator auf: Mirza Ali Mohammed, genannt Bab, d. h. die Pforte († 1850). Er trat gegen das Sittenverderben unter den Geistlichen auf, gab sich für einen Gesandten Gottes aus, für den verheißenen Iman Mahdi; er wollte die Frauen würdiger behandelt wissen, Ehescheidung und Vielweiberei einschränken, verbot das Rauchen, verlegte das Fasten auf eine andere Zeit u. dergl. Seine Anhänger, die Babi, wurden zur politischen Partei, welcher die Regierungstruppen nicht überall standhalten konnten. Durch ihre Märtyrerfreudigkeit machten sie großen Eindruck unter dem Volk. Sie sind noch nicht ganz vertilgt, aber auch sie werden nicht im stande sein, dem Islam neues religiöses Leben einzuhauchen.

Dritter Abschnitt.

Die religionsgeschichtliche Stellung des Christentums.

Der Buddhismus und der Islam machen den Anspruch Universalreligion zu werden. Wenn wir davon überzeugt sind, daß nur das Christentum die Fähigkeit hat, die religiösen Bedürfnisse aller Völker zu befriedigen und sie auf diejenige Religionsstufe zu erheben, welche den Menschen wahrhaft glücklich macht für Zeit und Ewigkeit, so beruht diese Überzeugung nicht nur darauf, daß wir im Christentum eine wirkliche Offenbarung Gottes sehen, welche andern Religionen fehlt; sie beruht nicht nur auf der Anhänglichkeit an unsern ererbten, anerzogenen und zur persönlichen Überzeugung gewordenen Glauben, sondern es wird die Überlegenheit des Christentums über alle andern Religionen auch von solchen Forschern und Denkern anerkannt, welche alle übernatürliche Offenbarung Gottes verwerfen. Hegel nennt das Christentum die absolute Religion, nimmt aber allerdings an, daß über alle Religion hinaus noch die Entwicklung des menschlichen Geistes auf die Philosophie weise, aus der Sphäre der Vorstellung in die des Begriffs. Pfleiderer sagt: „Im Christentum offenbart sich die Wahrheit des Gottes = bewußtseins, in der die Unvollkommenheiten und Einseitigkeiten früherer Stufen prinzipiell aufgehoben. sind. Aber diese prinzipielle Wahrheit des christlichen Gottesbewußtseins bedarf, um vom denkenden Geist ganz erfaßt und angeeignet zu werden, ihrerseits auch wieder einer stets fortschreitenden Entwicklung, in deren Verlauf auch die früheren einseitigen Richtungen immer wieder in irgend welchen Formen hervortreten. So gewiß es ist, wie der Apostel sagt, daß in Christus Jude und Grieche eines geworden sind, so wenig konnte es doch ausbleiben, daß bald das jüdische, bald das griechische Element wieder hervortrat und sich in einseitigen Fassungen des Gottesbewußtseins als abstrakter Monotheismus oder als Pantheismus geltend machte. Um so natürlicher ist es, daß diese beiden Richtungen immer wieder miteinander ringen und sich gegenseitig forrigieren, als jede von einer wahren Seite des Gottesbewußtseins ausgeht und diese nur einseitig durchführt" (Pfleiderer, Religionsphilosophie auf geschichtl. Grundlage S. 652).

Wir können da und dort ein Christentum sehen, dessen Bekenner an wahrer Religiosität hinter den ihnen benachbarten Mohammedanern oder Heiden zurückstehen; aber damit ist das Urteil über den Wert des Christentums im allgemeinen noch nicht gesprochen. Ja, wir werden bekennen müssen: in keiner Religion ist der Abstand zwischen den Forderungen. der Religionsurkunde und der tatsächlichen Erfüllung derselben so groß wie in der christlichen, sowohl bei einzelnen Individuen als bei ganzen kirchlichen Gemeinschaften. Woher kommt das? - Das Christentum beruht auf einer besonderen göttlichen Offenbarung, die in die Welt eingegangen ist, aber von der Welt, vom natürlichen Menschen, nicht in ihrer ganzen Tiefe und Höhe erfaßt wird, welche erst durch eine innere Umwandlung des Menschen völlig angeeignet werden kann, obgleich sie schon dem einfältigsten Menschenkind als Wort der Wahrheit im Gewissen sich bezeugt.

Der unbeugsame Monotheismus des Islam kann einem denkenden Menschen mehr imponieren als die trok jahrhundertelangen Verhandlungen und ernstlichen Bemühungen niemals für das menschliche Denken völlig zurechtgelegte christliche Lehre von der Dreieinigkeit und der Menschwerdung Gottes. Aber für das Bedürfnis des menschlichen Herzens ist die Liebe Gottes in Christo Jesu ein ganz anderer Anziehungspunkt als der unnahbare, große Allah. Mag derselbe noch so oft der Barmherzige genannt werden, so wird doch die Barmherzigkeit Gottes nur im Christentum tiefer begründet und für den Menschen anschaulich gemacht in dem Vater, der seinen eingebornen Sohn dahingegeben hat, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Das menschliche Herz kommt erst zur Ruhe, wenn es ruht in dem Gott, der nicht nur Liebe hat, sondern die Liebe ist. Und zu diesem Gott der Liebe kommt man erst durch eine gründliche Erkenntnis der Sünde, denn dieser Gott ist zugleich der Heilige, sein Licht ist ein verzehrendes Feuer für alles Unreine. Den Weg der Versöhnung durch das Blut Jesu Christi hat keine menschliche Kunst und Weisheit erfunden, er findet sich auch nicht annähernd in irgend einer andern Religion und wird bei den Weisen dieser Welt eine Torheit bleiben. Der Mensch findet diesen Weg nicht in eigener Kraft,

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