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daß er von den Vätern jenseits des Meers höher geehrt wurde.

Die Mythen über Maui, den Sonnengott, erklärt Gerland ebenfalls für jünger als die von Tangaloa, da er nicht zu den Göttern gehört, die aus der Nacht entstanden sind, er auch keinen Kultus hat, und die Sagen von ihm viel menschlicher ausgebildet und eingeflochten seien in die Heldensage. Maui ist auf Neuseeland der große Lehrer der Menschen. Neuseeland wurde der Fisch des Maui genannt, den er aus der Tiefe emporgezogen. Er hat das Feuer auf die Erde gebracht. Dabei sind einige Funken in die Bäume gefahren, aus deren Holz man jest Feuer gewinnt.

Auf den Gesellschaftsinseln wurde besonders der Gott Tane verehrt, der erste Mensch, welchen Taaroa ge= schaffen hat, und doch so sehr der Hauptgott der Insel Huahine, daß alle übrigen Götter in dem großen Marä, wo sein Lager und Bild stand, angekleidet und geheiligt wurden. Er galt als Feind und Zerstörer bösen Zaubers. Wenn jemand vom königlichen Geschlecht sich vermählen wollte, mußte die Ehe im Heiligtum des Lane geschlossen werden. Unter seinem Schuße standen die Holzarbeiter, womit sich seine Bedeutung auf Neuseeland als Waldgott berührt.

Eine ganze Anzahl untergeordneter und lokaler Götter wird noch genannt, z. B. auf Tahiti Oro, auf Hawaii die gefürchtete Pele, die Göttin des dortigen Vulkans. Die Götter wurden in Polynesien Atua (von atu, Herr) genannt. An dieselben wandte man sich nur in großer Not, sonst aber an die Schußgeister, Tiki oder Tii. Jeder Stamm, jedes Dorf hatte seinen Schußgeist, und so gab es mächtigere und schwächere Titis.

Mit dem Tiki hängt auch die Sitte des Tattuierens zusammen. Sie war nach Gerland (a. a. D. S. 324) ursprünglich nur ein aufgezeichnetes Bild des Schußgeistes, und so verstand sich von selbst, daß dieses Bild dem Schußgeist heilig war. Die Seelen werden nach dem Tode mit ihrem Schußgeist vereinigt, und so fand man auf Rarotonga Tiki als Gott der Unterwelt. Andrerseits sind die Tiki auch als böse Geister gefürchtet. Die Bilder der Tiki wurden am Rande des Dorfs aufgestellt, und besonders groß nach einer besonders großen, durch ihren Schuß glücklich abgewendeten Gefahr (a. a. D. S. 322).

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Ein besonderes Kennzeichen des Heidentums in Ozeanien ist das Tabu, das in mancher Beziehung an das alttestamentliche heilig" erinnert. Das Wort bedeutet: stark be= zeichnet" und scheidet die Sphäre der Götter streng von derjenigen der Menschen, ebenso die der göttlich geadelten Menschen, des königlichen Geschlechts, von der des gemeinen Volts. Die Opfer, die Opferpläge (marae), die Priester, die Könige und Angehörigen des vornehmen Geschlechts find Tabu; ebenso die Kranken als Beseffene, weshalb man sie aus den Wohnungen wegschaffte, die Leichen, welche man nur durch Frauen bestatten ließ, die neugeborenen Kinder, wenn sie nicht entweder getötet oder enttabuiert wurden. Für die Frauen war die Nahrung der Männer Tabu. Könige und Priester konnten etwas auf eine bestimmte Zeit für Tabu erklären. Höherstehende können ein Tabu entfernen. Sonst aber sind priesterliche Zeremonien dazu nötig; z. B. das neugeborene Kind wurde durch eine Art Taufe enttabuiert. Die Verlegung des Tabu wurde gewöhnlich mit dem Tode bestraft. Erst durch das Christentum wurde der Bann gebrochen; aber die Idee war so in Fleisch und Blut des Volks übergegangen, daß sie den Sonntag den Tag des Tabu nannten.

Die Priester standen in hohem Ansehen. Sie wurden auch als Wahrsager konsultiert, und man mußte ihnen dabei außer einem Geschenk eine Schale des berauschenden Kawatrankes bringen, so daß sie dann in Ekstase die göttlichen Aussprüche fundgaben. Das Priestertum war erblich. Auf den Paumotu-Inseln waren die Fürsten zugleich Priester. — Auf den Gesellschafts-Inseln bestand ein Orden der Areoi, dessen höher Graduierte für göttliche Wesen galten und sich nehmen durften, was sie wollten. Nach ihrem Tod gingen sie nach dem Glauben des Volks in das Paradies des Gottes Oro, ins duftende Rosutu.

Eigentliche Tempel gab es auf den Inseln nicht, nur kleine Hütten mit verehrten Gegenständen. Auf Tahiti waren die Marä künstliche Hügel mit einer Art abgestumpfter Pyramide, auf zwei Seiten durch Steinmauern gehalten. An den Umfassungsmauern waren Priesterwohnungen. Man opferte den Göttern in der Regel Nahrungsmittel, den Meergöttern namentlich auch den Kawatrank. Menschenopfer waren besonders auf den Paumotu- und Markesas-Inseln üblich.

Über die mikronesischen Religionen hat man weniger genaue Nachrichten. Auf den Karolinen- und den MarschallInseln wird der höchste Gott Aliulep oder Eliulep genannt, d. h. der große Geist oder: der mächtige Wind. Auf den Marianen hieß er Puntan. Er trägt die Erde auf seinem Rücken; bewegt er sich, so gibt's Erdbeben; schilt er, so donnert's. Man kannte auch böse, meist unterirdische Gottheiten, einen Todesgott Erigiregers, der den Tod unter die Menschen gebracht hat, während sie früher nur den Schlaf kannten, und Morogrog, der wegen schlimmen Verhaltens aus dem Himmel vertrieben wurde und den Menschen das Feuer auf die Erde brachte. Neben den Naturgeistern wurden auch Verstorbene verehrt. Das Tabu besteht auch bei den mikronesischen Völkern, namentlich in Bezug auf verbotene Speisen. Eine geheime Gesellschaft auf den Marianen hieß Ulitao.

Rückblick auf die Religionen der unkultivierten Völker.

Blicken wir nun zurück auf die Religionen der unkultivierten Völker, so haben sich uns folgende Beobachtungen ergeben:

1. Die Religionen der unkultivierten Völker find nicht ausschließlich, aber vorzugsweise ein Dämonendienst. Es werden. Wesen verehrt, welche im Bewußtsein des Volkes selbst nicht als die höchsten angesehen werden, welche unter Gott stehen, aber dem Menschen näher sind und demselben schaden können. Sie haben da und dort in der umgebenden Natur ihren Sit, oder können es auch Geister verstorbener Menschen sein.

2. Zu den Aufgaben der Priester gehört daher nicht bloß das Opfer, durch welches diese Wesen günstig gestimmt werden sollen, sondern wesentlich die Zauberei. Der Priester muß in Ekstase versezt werden, um in der unsichtbaren Welt dem Geiste das, was die Menschen wünschen, abzuringen, oder die Offenbarungen des Geistes über das Verborgene zu empfangen.

3. Die Idee des einen Gottes im Himmel leuchtet durch diese Religionen hindurch und ist reiner bewahrt bei den Negern und den unkultivierten Indianern als bei den von andern Religionen beeinflußten Völkern in Asien und den schon etwas

dichterischer angelegten polynesischen Völkern. Wo die Völker auf eine höhere Stufe der äußeren Kultur vorgeschritten sind und ein größerer staatlicher Zusammenhang geschaffen ist, wie in Meriko und Peru, oder wo eine Mythologie im Entstehen ist, wie auf Neuseeland, da schwindet die Idee des einen Gottes. 4. Der eine Gott wird als persönlicher Schöpfer der Welt gedacht, es ist nicht die pantheistische Anschauung von einem Hervorgehen der Götter aus dem Chaos.

5. Dieser eine Gott wird als guter Gott gedacht, aber er hat nicht die Gewalt über die bösen Geister, welche dem Menschen schaden können, daß man sich an ihn wenden könnte um Abwendung derselben, sondern die Menschen müssen selbst dafür sorgen. Daher werden diesem einen Gott nur wenige oder keine Opfer dargebracht.

6. Mit der Ausbildung der Mythologie bekommt die Religion nicht überall einen edleren sittlichen Charakter; im Gegenteil, die merikanische Religion ist blutdürstiger und sinnlicher als die Religion der unkultivierten Indianer, bei den Maori auf Neuseeland wurde die Menschenfresserei ärger be= trieben als bei den andern polynesischen Völkern. Troß der aufwärts strebenden Kultur kann die Religion nach ihrem inneren Werte verfallen.

7. Wenn die dichterische Phantasie mit dem nationalen Bewußtsein erwacht, verliert sich die Einheit Gottes, der Mensch bleibt an der Verehrung der verschiedenen Naturerscheinungen stehen und gestaltet sie zu menschenähnlichen Göttern mit sinnlichen Trieben. Dabei wird aber Dämonendienst und Zauberei doch nicht ausgerottet.

Wenn wir von hier aus einen Rückschluß machen auf die Urreligion, so ist es gewiß auffallend, daß Forscher wie Waiß und Gerland, welche die Ursprünglichkeit der monotheistischen Anschauung bei den Negern, den Indianern und den Polynesiern so entschieden verteidigen, wie wir gesehen haben, doch nicht den Schluß ziehen, daß die Verehrung des einen Gottes die Urreligion der Menschheit ge= wesen sei, wie die Bibel es darstellt. Wie sollen denn gerade die Völker, bei welchen wir kein tieferes Nachdenken über das göttliche Wesen finden, zu einer reineren Gottesidee gekommen sein als die heidnischen Kulturvölker? Spricht nicht alles für die Darstellung der Bibel, daß die Völker, während sie den

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einen Gott noch erkannten, ihm nicht mehr dienten und dankten, und da sie sich für Weise hielten, zu Toren geworden sind, indem sie die Herrlichkeit Gottes verwandelt haben in ein Bild gleich den Menschen und den Tieren (Römer 1, 21 f.)? Wir stimmen daher Lüken bei, wenn er sagt: „es ist Tatsache: das ganze Heidentum hat die Idee von einem höchsten Gott bewahrt, die Wilden oft noch klarer und bestimmter als die gebildeten Heiden, weshalb wir dieselbe um so weniger als das Produkt des eigenen Nachdenkens betrachten können“ (Lüfen, Die Traditionen des Menschengeschlechts S. 27).

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