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Fol. 206 a

Maer dat is al verandert, ende de cantse is ghekeert, daerom moeten nu de Papen ryck zyn ende het goet der wereld besitten, aengesien dat haren vader ende schepper de Paus is de Heere der gantscher werelt, so als wy hier voren hebben aanghewesen.

Bl. 139b

Aber das hat sich alles geändert, vnd die schantz hat sich verkert: Es ist nicht mehr vmb die zeit da Gretlin span. Die Kirchen seind jetzt gar liecht vnd hell worden, vnd die Hertzen tunckel: vorzeiten warn die Kirchen tunckel vñ der Menschen hertzen liecht. Darvm hat Jacob Küngenshofer eyn Priester zu Straszburg vor andert halb hundert Jaren inn seiner Straszburgischen Chronic von diser Constantinischer verschenkung recht geschriben: das die Päpst Heylig waren, da sie arm waren, vnd das denselben tag, da die ubergab der Statt Rom geschehen, eyn Engel uber der Statt erschiene sei, der gerufen: Nun ist das Gifft vnter die Pfaffheyt gesäyet, das sie nicht mehr Heylig werden, wie vor der zeit.

Sehet, wie sich das Heyligthum inn Reichtum verkert hat, der Geyst in geytz, Gott in golt, Gottseligkeyt inn gutseligkeyt. Drumb müssen jetzt die Pfaffen Reich sein, vñ der welt gut besitzen, bedracht das jr Vatter vnd Schöpfer der Papst, eyn Herr der gantzen welt ist, wie wir das hiforn gnugsam angezeygt haben.

Fischart hat sich beeifert, die grossen Begebenheiten des Jahrhunderts eingehend zu behandeln; das zeigt das 1. Kapitel des 5. Stückes, wo nicht allein die Reformatoren, sondern auch die Länder, welche sich an der Reformation betheiligten, besprochen werden (Bl. 192-195a).

Am Ende des Werkes ist noch das dreissigzeilige Gedicht als Zusatz Fischarts zu erwähnen und damit das Verzeichniss der grösseren Erweiterungen abzuschliessen.

Damit sind aber durchaus nicht alle Zusätze angedeutet,

denn Vilmar 40) gibt deren im ganzen hundertneunundsiebzig an, mit Übergehung einzelner Worte, die fast auf jeder Blattseite hinzugefügt sind, sowie der Überschriften der Kapitel und Kolumnen, und der Randglossen. Ohne die vielen kleinen Veränderungen hier näher zu besprechen, wird es deutlich, dass Fischart sein Werk vermehrt hat durch viele Mittheilungen aus der Zeitgeschichte und aus der kirchlichen Litteratur, sowohl früherer Zeiten als der Gegenwart; dass Fischart manchmal sein Original übertroffen hat durch eine stets schlagende Satire und eine besondere Wahl seiner Worte und Ausdrücke. Die Schlussfolgerung kann somit keine andere sein, als diese: Fischart hat keine Übersetzung, sondern eine freie Umarbeitung geliefert.

Dass Fischart den eigentlichen Kern des niederländischen Werkes nicht inn einen neuen Model vergiessen' konnte und folglich jener Kern das geistige Eigenthum des Marnix bleibt, liegt in der Natur des Buches: es galt hier eine allgemeine Vertheidigung gegen die Angriffe der damaligen römischen Geistlichkeit. Aber es bleibt das Verdienst Fischarts, seinen Landsleuten das niederländische Werk so umgearbeitet zu haben, dass es vielen als ein Original erscheinen musste. So erklärt es sich auch, dass die buchstäblichen Übersetzungen, sogar der 'gereinigte' Bienenkorb, kaum bekannt geworden sind, während das Werk, worin Fischart vor sich ander Zeug aus seinem Gehirn hinein geflickt hatte, in so vielen Auflagen verbreitet wurde.

Sollte der Sprachforscher das Marnixsche und das Fischartsche Werk vergleichen, so müsste er jenem den Vorzug einräumen. Marnix ist Reformator einer neuen Sprache, er hat nicht die Ursprünglichkeit und Gewalt eines Fischart, aber er zeigt die klare Sprache, welche wir in ihrer Weiterbildung bei Coornhert (1522-1590), Hooft (1581-1647), Brandt (1626–1685) und van Effen (16841735) lesen11) und als Mustersprache bis heute verfolgen

10) A. a. O. S. 18.

41) Vgl. Dr. Jan Ten Brinck, Kleine Geschiedenis der Nederl. Letteren. S. 83-84. — Merkwürdigerweise gelang es dem Marnix nicht,

können. Fischart dagegen hatte schon Luther vor sich. Seine Sprache wird geradezu als Verschlechterung des Überkommenen hingestellt. 42) Dass er in der Überarbeitung des Bienenkorb wenig auf Reinheit gab und manchmal niederländische Wörter oder Ausdrücke beibehielt, ist schon von Vilmar 43) nachgewiesen worden. Zu den buchstäblich übersetzten oder jetzt ungebräuchlichen Wörtern wären z. B. zu fügen: batten nützen, ndl. baten, engl. to boot; schlechts nur, ndl. slechts; blähen reizen

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für ndl. belgen; pyre Birne, mhd. bir, ndl. peer; die schantz hat sich verkert das Blättchen hat sich gewendet, ndl. Fol. 206a de cantse is ghekeert; fehlerhaft ist meerkälber für ndl. meercolven.44)

Der theologische Werth des Bienenkorb, seine scharf ausgesprochene Tendenz soll hier ausser Betracht bleiben. Nicht allein katholische 45) sondern auch protestantische Schriftsteller haben ein abfälliges 46), ja einige sogar ein sehr abfälliges 47) Urtheil ausgesprochen. Ob sie dabei die Zeitumstände und den Zeitgeschmack genügend eingeschätzt haben, bezweifle ich sehr. Jedenfalls bleibt der historische und litterarische Werth des Bienenkorbs ausser Frage. ... als historisch document en voorwerp van studie doen boeken als de Biënkorf en het Tableau des Différens de la Religion uitnemenden dienst.'48).

Gouda.

T. G. G. Valette.

das schon ausser Gebrauch gerathene du wieder zu Ehren zu bringen; das Pronomen du ist im Niederländischen leider gänzlich verloren gegangen.

42) Vgl. Gervinus S. 163.

43) A. a. O. S. 17.

**) Fol. 81b heisst es: . . . . ende springen also als meercolven van deene tack op den andere. Bl. 59a: 'Und springen also wie Meerkälber vnd vndruhige Vögel von eym Zweig auf den andern.' Fischart muss hier wohl meercalven gelesen haben statt meercolven (jetzt meerMarkolf, Holzhäher, Garrulus glandarius L.).

kol

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45) Vgl. Meusebach, Fischartstudien S. 240.

46) Vgl. Vilmar a. a. O. S. 15.

47) Vgl. Busken Huet, Het Land van Rembrand II 1, 5 ff.

48) J. J. van Toorenenbergen, Verscheidenheden.

Zur Geschichte des deutschen Theaters
im 17. Jahrhundert.

Das folgende Kapitel, auf welches neuerdings Reinhardstöttner (Münchener Jahrbuch 2, 13 ff.) wiederum aufmerksam gemacht hat, habe ich mir vor Jahren aus der Bearbeitung des Don Gusman vn Alfarache von Mateo Aleman durch Aegidius Albertinus (1631) ausgeschrieben. Es betrifft die 'Innspruggischen Comödianten', über welche Bolte im 22. Bande des Shakespeare - Jahrbuchs gehandelt hat. Der spanische Text bietet nach Reinhardstöttners Vergleichung keine Entsprechung. Dass die derben Spässe Gussmändls auf deutschem Boden gewachsen sind, zeigt der vorletzte, welcher ein bekanntes Stück von Eulenspiegel und Hans Clawert wiederholt.

Caput LIV.

[284] Gusman wird auss einem Bergknappen ein Comediant vnd erzehlt etliche artliche bossen

die er gerissen.

Als ich widerumb reich worden, kleidete ich mich stattlich, besahe die weitberümbte Stadt Inspruck, vnnd fand daselbst neun Comedianten, die waren von allen Nationen zusammen kommen, vnd theils Frantzosen, theils Engelländer, theils Niderländer, theils Italiener, ihre Music und Comedien gefielen mir aussbündig vnd dermassen wol, dass ich (similis simili gaudet, gleich und gleich gleich gesellet sich gern) mich zu jhnen verfügte vnd mit jhnen accordirte, dass sie mich in jhre Gesellschafft auffnamen, dann ich kondte gut Italienisch, Spannisch, Lateinisch vnd halb gebrochenes Teutsch reden, benebens schlug ich trefflich wol auff der Lauten, vnd vertrate einen Spanischen Schalcksnarren mit seiner Kitarren, vnnd kondte artlich drein singen, tantzen vnd springen. Die Comedien seynd ein repraesentirung vieler alten vnd newen Geschichten vnd Historien der Gottseligen, frommen, erbarn, züchtigen vnd keuschen Personen, welche im heiligen Christlichen wandel und Tugend der gantzen Welt vorgeschienen, vnd dern Leben und Thaten man gleichsamb lebendig in offentlichen Schawspiel, allermäniglichen zeiget vnd fürhelt, darauss dann nit allein [285] ein erlustigung des Gemüths erfolget, sondern auch die Zuseher und Zuhörer zum Christlichen wandel bewegt vnd auff gemuntert werden. Es wird auch mancher Gottloser vnnd verführter Mensch durch dergleichen Schawspiel (darinn ent

weder die belohnung der frommen, vnd die erschreckliche straff der Gottlosen vor Augen gestellt wird) bewegt sich zubekehren vnd ein Gottseligers Leben an sich zunehmen.

Hergegen find man andere Comedianten, welche sonsten gute Historien agiren, vnd benebens lächerliche bossen vnnd Gauckelspiel verrichten, bossirliche schnacken reissen vnd von einem ort zum ander vmbziehen: Eben dergleichen Comedianten waren diese, mit denselbigen zohe ich durch gantz Teutschland vnnd Niderlandt, befand mich trefflich wol bey jhnen, und ward wegen meiner artlichen bossirligkeit sehr geliebt, dann bissweiln repraesentirte vnd vertrate ich auch einen Diener eines alten verliebten Herrn, der hiess Pantaleon vnd ich hiess Gussmändl.

Einsmals fragte ich im Comedienspiel diesen meinen Herrn, was doch der allerlieblichst und nutzlichst Wollust auff Erden were? Mein verbulter alter Herr Pantaleon antwortet: Wann einer seiner hertzallerliebsten beywohnen und geniessen könte. Da lachte ich vberlaut, verspottete ihn, vnd bewiese mit vielen Exempeln, dass die Buler gemeiniglich nur Bettler werden vnnd Schlier und Kolben heimbringen.

Mein Herr rieth noch ferrner vnd sagte, dass nichts wollustigers were, als wann einer bey lustiger Gesellschafft zu Tisch sitzet, vnd den vberfluss an guten Bisslen vnd herrlichem Wein hat. Darauff lachte ich jhne abermals auss und fragte jhne, ob er nicht letztlichen [286] von dem vielen fressen vnnd sauffen voll vnnd doll wie auch kranck werde.

Er rieth noch ferrner vnnd sagte das etliche Säck voll Ducaten das allerlieblichste vnnd nützlichste auff Erden weren? Aber ich verspottete jhne vnd sagte, dass nur die Narren jhren lust mit dem Geldt vnnd wenig nutz davon haben, sich auch bissweilen etliche von des Geldts wegen hencken: Wann du aber zu wissen begehrest, was der allerbest lust vnd liebligkeit auff Erden seye, so wil ich dirs sagen: nemblich wann einer zur zeit der hochtringenden vnd ein zeitlang verhaltener Noth die Hosen auffnestelt, das priuet erwischet, vnnd den Bauch aussläret, dann durch diss mittel wirstu nicht allein der sorg in die Hosen zu hofiren befreyet, sondern es wird auch die Natur am meisten erquickt. Woferrn aber du es nicht wilst glauben, so versuche es, verhalte den stulgang ein zeitlang, hupffe, lauffe vnd wehre dich mit Händ vnd Füssen, vnd halte fest biss zur eussersten noth, so wirstu letztlichen ein vberauss grosse linderung vnd liebligkeit empfinden. Pantaleon mein Herr liess sich vberreden, verhielt einsmals den stulgang sehr mannlich vnd ritterlich etliche stundlang, vnd beklagte sich gleichwol, dass er jhne in die leng nicht würde auffhalten können: Ich aber sprach ihm starck zu, dass er sich dapffer wehren, zaplen vnnd herumb lauffen solte. Er hebte seine Händt hinden zum Gefäss, vnnd truckte starck zu, lieff auff dem theatro oder Binen hin vnd wider mit grosser

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