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6.

Blankenburg, den 16. May 1763.

Ich bitte Sie, liebster Gleim folgende Commission bey dem Hr. Domdechant auszurichten, oder Ihm auch diesen Brief vorzulesen da Er schon ehmals für mich gesprochen, und mir auch neulich gezeigt hat, wie geneigt Er sey, mir zu meiner Absicht beförderlich zu seyn; so schmeichle ich mir, dass er die Gütigkeit haben werde, den Amtsrath noch einmal in dieser Absicht zu besuchen. Er kömmt Morgen abend zurück, und wird dann vermuthlich einige Zeit in H. zubringen. Die Punkte, die Sr. Hochwürden zu Ihro Unterredung wissen müsste, sind folgende.

1) Ich habe jetzt 600 Rth, den Louisd'or zu 4 Rth. Einnahmen. 2) Ich kann vor der Vollendung des Messias von einer Vermehrung meines Gehalts nichts Gewisses sagen.

3) Ich setzte gleich nach meiner Verheurathung 550 Rth. in die Witwenkassa (dafür meine Witwe weil ich schon ehmals 1100 Rth. eingesetzt habe, jährlich 400 Rth. den Louisd'or zu 4 Rth. erhält, die Sie verzehren kann, wo Sie will.

4) Ich will so lange in Deutschland bleiben, als es der Amtsrath verlangt; wenn es aber auch immer seyn sollte; so könnte ich [mich um keine Bedienung nach der Vollendung des Messias sondern nur um eine Zulage zu meinem Gehalte bemühen.

5) Ich werde nach Vollendung dess Messias eine Bedienung in Holsteinischen, und nicht in Dänemark zu erhalten, suchen. 6) Ich kann, ohne das Geringste zu vergrössern, sagen, dass der König und der Obermarschall Moltke mir wohl wollen; und dass der Minister Bernstorf und sein Neveu meine Freunde sind. 7) Ich überlasse es dem Amtsrath völlig seiner Tochter mitzugeben was er will; und mache weder darauf, noch auf das, was sie besitzen würde, wenn sie ihn überleben sollte, nicht die geringsten Ansprüche.

Ich habe vor, liebster Gleim, künftigen 1. Juni nach Gartow zu dem Cammerherrn Bernstorf zu reisen. Wenn also der Herr Domdechant vor dieser Zeit die Unterredung halten könnte: so würde mirs sehr lieb seyn.

Es ist schon spät; sonst würde ich Ihnen mehr schreiben. Schicken Sie den Boten nicht eher wieder, als bis Sie den Hr. Domdechant hierüber gesprochen haben.

Ob ich das süsse Mädchen wohl liebe?

7.

Ihr

Klopstock.

Quedlinburg, den 27. März 1764.

Ich habe Ihnen gestern nicht geschrieben, liebster Gleim, weil ich erst diess kleine Paquet für Sie zu recht machen wollte.

Da haben Sie alle meine kleine Reichthümer. (Die Fragmente zum XX ges., die nun ohne Sylbenmass gedruckt werden, sind in Blankenburg zum Drucke, 10) Da ich Ihnen die Mühe der Correctur machte; so überlass ich Ihnen zur Dankbarkeit für diese Mühe, diesen Abdruck machen zu lassen, wie Sie es anbefohlen haben mögen. Aber eins muss ich Ihnen doch dabey sagen. Sie müssen kleine Lettern nehmen und die Zeilen enger setzen, weil ich nicht gern wollte, dass ein Exemplar meinen Brief zu dick machte. Sie fangen gleich oben an, wie das Manuscript ist; so sieht das Manuscript mässiger aus, und der erste Zweck wird auch desto mehr erfüllt. Die Materie ist für mich noch nicht erschöpft, aber ich habe mir das Gesetz gemacht, ein Ganzes zu haben. Gestern Abends ziemlich spät, als ich mit dem Reinschreiben fertig war, hatte ich nur erst Arb[eit], also kam die nicht unschwere letzte Strophe hieher. Wie das Manuscript ist, so durft ich, glaube ich, die Stelle aus dem Sophocles hinzusetzen. Damit Sie auch bey Ihrer ernsthaften Untersuchung, welches Sylbenmass Sie vorziehen, etwas zu lesen haben; so schicke ich Ihnen hiebey eine Composition, die ich gemacht habe. Sie wissen so gut als ich, dass ich nicht das Abc der Noten verstehe, und vom Takte noch weniger. Das Sylbenmass ist mein Takt gewesen. Ich komme gewiss bald zu Ihnen. Ich muss noch erinnern, wie es so steht: so müssten die Sylbenzeichen von gleicher Grösse seyn, wenn es aber so steht: , oder:, so müssten die untersten als die Ausnahmen

von der Regel kleiner gedruckt werden.

Eben bekomme ich Nachricht, dass die Paar Bogen wirklich nicht gedruckt werden können. Wenn Friederici nicht der Corrector werden kann; so werd ich das Manuscript dort wieder wegnehmen.

8.11)

Wenn mein Pferd nicht beliebt hätte krank zu werden; so käme ich heute statt des Boten auf einen Lauf zu Ihnen. Ich habe nach Ihrem Briefe gedacht, dass Sie zu mir kommen würden; aber das haben Sie fein bleiben gelassen. Nach Magdeburg werden Sie auch nicht reisen, das seh ich wohl. Ich verreise den dritten

10) Vgl. hiezu Klopstocks Brief an Ebert, Koppenhagen den 13. November 1764. Lappenberg S. 154.

11) Ohne Zeitangabe. Gleim fügte die Randbemerkung bei: Empfangen den 16. April 1764. Aus dem Datum dieses Briefes ergibt sich auch die Zeitangabe für Klopstocks Brief an Ebert, Lappenberg

S. 152.

Feyertag, und bleibe 2 Tage in Magdeburg. 12) Homer werde ich englisch lesen, damit ich sehe, was er von Popes Versen sagt. Warum säumt denn Ihr Herr Breitkopf 13) so? Es ist mir nicht gleichgültig, dass ich bey den Griechen immer mehr Verse finde, die meinen gleich und ähnlich sind.

Der Bote kömt. Ich will ihn nicht aufhalten. Wenn Tante Nichte ein wenig Ihr Ansehn brauchen, und Ihnen befehlen wollte, meinen Herrn Abgesandten zurückzubegleiten, so wäre diess etwas, das in seiner Art ebenso artig wäre, als der Einfall war, mit der Taube Schnepfen herumfliegen zu lassen.

9.

Koppenhagen, den 19. December 1767.14)

Sie müssen wissen, dass Lessing (den ich jetzt recht lieb habe) und Bode meine Schriften herausgeben wollen. Bode versicherte mich mehr als einmal in Lessings Namen, dass Bachmann seine Idee vom Verlage aufgegeben hätte. Auf diese Nachricht hin hab ich mich mit Lessing und Bode eingelassen. Ich kann auch nicht anders denken, als dass Bachmann diesen Entschluss gefasst hat gehabt, und ihn nur jetzt wieder geändert. Ich habe gleich nach Ankunft Ihres Briefes nach Hamburg geschrieben. Ich habe noch keine Antwort. Lessing und Bode. werden und können nichts dagegen haben, dass meine frühere Verbindung mit Bachmann gilt. Von Hermann will ich spätestens heut über 14 Tage nach Hamburg an Alberti schicken. Meine Bedingungen mit Bachmann sind: die Hälfte des Profits oder Verlustes (ohne Subscription möchte ich diess) und zweytens bin ich nur auf eine gewisse Zeit engagirt. Lassen Sie uns diese Zeit festsetzen. Was den ersten Punkt anbetrift, so gehe ich gleich davon ab, so bald Bachmann will, und bin mit wenigem zufrieden. Um eine Sache bitte ich Sie vornämlich, mein liebster Gleim, dass Sie darauf sehen, dass mein Bruder in Wien auf irgend eine Art dabey beschäftigt werde. Wenn ich mehr mit ihm zufrieden wäre, als ich seyn kann (ich meine besonders in Absicht auf eine Ausführung der Sache, die er sich auszuführen vornimmt) so würde ich ja weder mit Bachmann noch Lessing in diese Verbindung gekommen seyn.15)

12) Vgl. eine Stelle in dem vorher citirten Brief an Ebert: 'Ich reise den dritten Feyertag von hier, und über Magdeburg.' Dies Schreiben gibt auch über den doppelten Zweck der Reise Aufschluss. 13) Klopstock liess um diese Zeit XXX lyrische Silbenmasse beim jungen Breitkopf als Manuscript für Freunde drucken.

14) BSp. 6, 235 Z. 9 v. u. nach den Worten: heraus sind. 15) Hier reiht sich an BSp. 6, 235 Z. 2 v. u.: Lassen Sie ... Bekanntlich realisirten sich weder Bachmanns noch Lessings Projecte;

10.

Hamburg, auf dem Kamp im fürstl. Eutinischen Hause den 16. November 1770.

Ihr Gedanke, 1. Gleim, unsern Cramer zum Abte in Klosterberg zu machen, ist aus vielen Ursachen besonders aber auch desswegen vortreflich, weil er zu keiner gelegeneren Zeit, als der jetzigen, kommen konnte. Die Lübeker wollten Cramer schon vor langer Zeit, das heisst, schon damals da K. kaum gestorben war, zu ihrem Superintendenten haben. Sie hatten sich desswegen an mich gewandt. Cramer (der in Zweifel war, und lange blieb) lehnte es mehr von sich ab, als dass er Erfahrung machte. Endlich kam die Veränderung, die Sie kennen, und die machte, dass ich jetzt hier bin, und nun wollen diese Herren Cramer nicht mehr haben. Es würde mir zu weitläufig seyn, Ihnen den Zusammenhang dieser Sache zu beschreiben. Es ist gewis, wenn

ich Ihnen sage, dass zu der Zeit, da ich hin und her bey mir überlegte, ob und wie ich nach Lübeck reise, und es wagen wollte bey der so geringen Wahrscheinlichkeit eines guten Fortgangs, das Ding gleichsam wieder von vorne anzufangen, dass zu dieser Zeit ich Nachricht von Ihrem so guten Einfalle erhielt. Ich schreibe Ihnen heut, so wohl Ihnen meine Freude über die Sache zu bezeigen, als auch Sie zu bitten, sie, so viel Ihnen möglich ist, zu beschleunigen. Diese Bitte um Beschleunigung hat sehr gute Gründe. Es kann nämlich Cramern diess und jenes bevorstehen, welches ihn veranlassen kann, um seinen Abschied anzuhalten. Er hat, wie ich weis, Ihnen geschrieben, er müsste erst von Spalding Nachricht von der eigentlichen Beschaffenheit der Klosterbergstelle haben, ehe er einen Entschluss fassen könnte; umsomehr glaub ich, dass er sich nun schon entschlossen habe. Sobald Sie mir für Cramer etwas zu sagen haben; so richten Sie es an mich. Ich will es ihm schon schreiben, wie es geschrieben werden muss. Die Briefe nach Kopenhagen werden höchst vermuthlich erbrochen. 16)

11.

Den 25. Februar 1774.

Ich bin mein selbsteigener Secretär, Copist, Buchhalter, und ausser dem auch zweymaliger bisweilen dreymaliger Corrector, so dass Sie wol ein wenig Unrecht haben könnten, wenn Sie

das Bardiet selbst, um dessen Drucklegung es sich hier handelt, gelangte erst Sommer 1769 in Heinrich Cramers Verlag in Hamburg zur Ausgabe. Vgl. hiezu Gleims Antwort vom 3. April d. J. und im besondern Bachmanns noch ungedruckte Briefe an Gleim.

16) Fortsetzung s. BSP 6, 256 Z. 3 v. u. mit den Worten: Ich danke ...

mit mir über das Nichtschreiben zankten. Es war gleich meine Absicht, dass das Geld für die dortigen Exemplare an Sie sollte ausgezahlt werden. Den Rest werde ich Ihnen auch bald anweisen. 17) . . . . Wollen Sie es nach meinem Plane auf Subscription drucken lassen; so brauchen Sie (nachdem ich so viel correspondirt habe) gar nicht darüber zu correspondiren; sondern. nur Zeit der Herausgabe, Preis und so weiter anzuführen, und meinen Collecteurs nur bey dieser Anzeige zu sagen, dass sie meine Bedingungen mit Ihnen eingehen und zu der von Ihnen bestimmten Zeit die Namen der Subscribenten erwarten. 18) Sie

17) Folgt BSP 6, 103 Z. 4 v. o. von: 'Ihr rothes Buch' bis: 'Härte'. 18) Das Ganze ist die Antwort auf Gleims noch ungedruckten Brief: Halberstadt, 26. Januar 1774, den wir hier des vollen Verständnisses wegen folgen lassen: 'Ich sende meinem theuersten Klopstock hiebey eine Handschrift in Vertrauen, mit Bitte, sie durchzulesen, und mit der ersten umkehrenden Post mir zu sagen: Ob es angeht, dass Er in Altona, oder bey Herr Boden sie sauber, ohne alle Zierrathen, auf feines holländisches Papier drucken lasse, und an seine Sammler sie mit versende. Die Kosten alle soll und will der Verfasser übertragen, und den Vortheil, wenn in gewisser kurzen Zeit die Umstände, worin er itzt sich findet, zu seinem Besten ausschlagen, als wozu die grösste Hoffnung ist, den, mein bester Klopstock, will er zu einem guten Werk, verwenden. Und dann, mein bester Klopstock, ich höre, dass H. Boie bey ihm sich aufhält, wenn dieses wahr ist, und Sie wollen mit der Herausgabe des Halladats sich nicht abgeben, oder Sie können nicht, dann bitt' ich Herrn Boie zu fragen, ob er will und kan? Aber schlechterdings muss es Ostern herauskommen, und wenns möglich ist noch ehe. Gute Gründe bewegen zu dieser Eile. Ferner ich muss Herrn Boie 25 St. Louisd'or, praenummeration auf die nicht zu Stande kommende Ausgabe meiner Werklein zurückzahlen, und möchte wissen, wohin, ob nach Göttingen, oder nach Hamburg ich sie ihm übersenden soll? Ich bitte Herrn Boie meine besten Empfehlungen zu machen, und mich zu entschuldigen, dass ich die 25 St. Louisd'or nicht vorlängst ihm eingehändigt habe. Böse Menschen, bester Klopstock haben ihren Gleim tödlich krank gemacht; ich habe das Gallenfieber gehabt und nun seit Einem Viertheil Jahr hab' ich einen gefährlichen Schnuppen, der mit einem auszehrenden Übel mich bedrohet. Gott, mein bester Klopstock, man möchte mit jenem Pfarrer in den Seufzer ausbrechen, für welche Canaillen ist unser Heiland gestorben. Ich lege zum beliebigen Einsatz in die neue Zeitung ein paar Sinngedichte bey, und bin mit dem alten reinen Hertzen, voll meines Klopstocks Ihr getreuester Gleim.

Von Quedlinburg habe lange nichts gehört. In dem Format wie Ihre Oden wünsche ich den Halladat gedruckt zu sehen, die Zeilen weit genug aus einander, dass es nicht zu wenige Bogen werden.' Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte II

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