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nannt hat, und noch mehr für die Unterschiede des Verhaltens, welche die Religion bewirkt. . . Sie haben die Sprache der höchsten Reinheit, ja, der heiligsten Religiosität in Gemeinschaft mit den schwärzesten Verbrechen'. — Und in einem späteren Briefe") spricht er empört darüber, dass Carlyle Jane Welsh, die ehemalige Schülerin Irvings, in die deutsche Litteratur einführt; er fürchtet, dass sie, wenn ihr nicht gediegenere Nahrung zugeführt wird, aus der Region der Sympathien ehrenhafter, einheimischer Menschen ganz und gar hinauskommen wird'. Carlyle übersah seinen Freund, wie in allem, so auch hier.

Ob die Masse des Genies bei uns selbst und den Franzosen und die Zahl der davon erzeugten Werke, dauernder als Erz, in jüngster Zeit so bedeutend geworden ist, dass sie uns weiteren Vorrath entbehrlich macht, oder ob wir in unserer alten Geistes-Aristokratie den Beistand der Deutschen verschmähen, die wir durch eine Art von zweitem Gesicht, noch ehe wir irgend etwas von ihnen wissen, als eine schwülstige, träumerische, überspannte und unsinnige Race von Sterblichen erkannt haben: gewiss ist, dass unser litterarischer Verkehr mit jenem Volke bisher sehr schwach und schwankend gewesen ist. Nach einer kurzen Periode einer Herzlichkeit, die man nicht gerade als besonders urtheilsvoll bezeichnen darf [Ende des 18. Jahrhunderts], haben wir die Bekanntschaft ganz fallen lassen; und in den wenigen Jahren, seitdem wir sie theilweise wieder angeknüpft haben, sind die Gefühle unserer Liebe und Achtung nicht wesentlich gewachsen. Unsere Übersetzer sind unglücklich in ihrer Wahl oder Ausübung, oder das Publicum ist geschmacklos und albern in seinen Ansprüchen; denn mit kaum mehr als einer oder zwei Ausnahmen haben die besten Werke Deutschlands vernachlässigt gelegen, und die Deutschen sind uns vor der Hand noch vollkommen unbekannt. Kotzebue) lebt immer noch in unserem Andenken

6) Froude 1, 109 (das Datum fehlt).

7) In der von Carlyle recensirten Historic Survey of German Poetry (1831) von William Taylor nimmt die Charakteristik Kotzebues den zweitlängsten Raum ein. (Vgl. Goethes und Carlyles Briefwechsel

als der Vertreter einer Nation, die ihn verachtet; Schiller ist uns hauptsächlich bekannt aus den ungeheuerlichen Schöpfungen seines Knabenalters' u. s. w. - Diese Worte, die Carlyle in der Vorrede zu seiner Übersetzung des Wilhelm Meister (1824)8) ausspricht, sind kennzeichnend für die naive nationale Befangenheit, deren die Engländer vielleicht nicht bloss am Anfange dieses Jahrhunderts fähig waren. Als die vor ihm ins Englische übersetzten Stücke nennt er Götz, Werther, Iphigenie, Faust, Dichtung und Wahrheit.")

Seit 1819 hatte er sich lebhaft mit deutscher Lektüre beschäftigt 10), und er war tief durchdrungen, begeistert von dem unschätzbaren Werthe der deutschen Geistesproducte. Seinen energischen, anderthalb Jahrzehnte fortgesetzten Bemühungen haben es die Engländer vorzugsweise zu danken, dass sie wenigstens eines Theiles unseres Reichthums habhaft geworden sind; wenn auch noch mancher Carlyle wird kommen müssen, ehe sie im Stande sein werden, denselben Nutzen, dieselbe Erhebung aus unserer Litteratur zu ziehen, wie wir sie aus der ihrigen nun seit hundert Jahren abgeleitet haben,

Im Jahre 1820, als Carlyle durch die Vermittelung seines Freundes Swan aus Kirkcaldy, der Handelsverbindungen mit Hamburg unterhielt, sich reichlicher mit deutschen Werken versehen konnte 11), zeigte sich bereits die

S. 236, 136.) Dieser Edle zieht sogar eine Parallele zwischen Schiller, Goethe und Kotzebue.

*) Die Vorrede zu Meister's Apprenticeship ist wieder abgedruckt in den Essays 1, 303-310. Diese Stelle S. 303.

9) Es ist mir nicht überall gelungen, diese ersten Bestrebungen zur Verbreitung deutscher Litteratur in England auf ihre Urheber zurückzuführen. — Der Götz ist 1799 von Scott übersetzt; die Übersetzung der Iphigenie von William Taylor aus Norwich (wann?) nennt Carlyle eine vorzügliche (Goethes und Carlyles Briefwechsel S. 60); dagegen die des Faust von Lord L. Gower jammervoll (ebenda S. 128). Werther und Aus meinem Leben wurden nach französischen Übersetzungen ins Englische übertragen! und enthalten nicht nur zahlreiche Auslassungen und zahllose Fehler, sondern sogar Zusätze. Die Namen der Verfasser habe ich nicht auffinden können.

10) Froude 1,50 (Ch. V. Brief an seine Mutter vom 29. März 1819). 11) Ebenda 1, 72 (Ch. VII).

erste Idee, seine Landsleute mit unserer Litteratur bekannt zu machen. Er trug einem Londoner Buchhändler eine vollständige Übersetzung Schillers an, das Angebot wurde leider abgelehnt.12) Zwei Jahre später gelang es ihm, durch den damals in London angestellten Irving seinen Gedanken. zur That werden zu lassen. Er schloss mit Taylor, dem Verleger des London Magazine, einen Vertrag ab, wonach er eine Reihe von 'Porträts von Männern von Genie und Charakter schreiben und mit Schillers Leben' beginnen sollte. Die Darstellung erschien in drei Theilen in den Jahren 1823 und 1824 und wurde im folgenden Jahre als Buch gedruckt. 13) Sie war die zweite Behandlung dieses Gegenstandes; 'Schillers Leben' von Döring war ihm 1822 vorausgegangen und scheint auch die einzige Quelle gewesen zu sein, welche Carlyle für seine Arbeit benutzt hat.

Die sachlichen Mängel der Carlyleschen Biographie zu rügen, ist unstatthaft, da er selbst sie in Anbetracht seines geringfügigen Materials als unvermeidlich zugibt. Dass Schiller in Bauerbach (1783) ausschliesslich ruhig und glücklich gelebt habe, während doch seine Berufung von dort nach Mannheim gerade eine Erlösung aus den furchtbarsten Seelenzuständen war, liest man auch noch in Werken, die das Jahr 1870 auf ihrem Titel führen. Und wenn Carlyle Kabale und Liebe mit Fiesco zusammen im Jahre 1783 veröffentlichen lässt, wenn er Schillers Laura zur Tochter des Kammerraths Schwan in Mannheim macht (S. 68), so kann man um so eher darüber hinwegsehen, als er die eigentliche Aufgabe einer Dichterbiographie zweifellos gut gelöst hat. Den ideellen Umriss von sich selbst'

12) Froude 1, 78 (Ch. VII).

13) The Life of Friedrich Schiller erschien im London Magazine October 1823 (Theil I), Januar 1824 (Theil II), Juli bis September 1824 (Theil III). In Buchform erschien es mit Schillers Porträt 1825 bei Taylor and Hessey (352 SS.), eine 2. Auflage 1845. (Nach Flügel S. 232.) Von der Library Edition bildet es den 5. Band (London, Chapman and Hall, 1869). Das darin enthaltene Porträt Schillers ist das jugendliche Miniaturbild, das während seines Aufenthaltes bei Körners in Dresden angefertigt wurde. Die folgenden Citate sind nach dieser Ausgabe.

sagt Carlyle 14), 'den ein Mensch unbewusst in seinen Schriften abschattet, und der, recht gedeutet, treuer sein wird als irgend eine andere Darstellung von ihm, zu einem lebensvollen, zusammenhängenden Bilde auszufüllen, ist die Aufgabe der Biographie'. Wie sehr ihm diese Seite seiner Arbeit gelungen war, dafür haben wir ein klassisches Zeugniss in Goethes Worten: 'Ihre Biographie [Schillers] ist merkwürdig', schreibt er ihm am 20. Juli 1827 als Antwort auf die Überreichung des Buches 15), 'indem sie ein genaues Studium der Vorfälle seines Lebens beweist, sowie denn auch das Studium seiner Werke und eine innige Antheilnahme an denselben daraus hervorgeht. Bewunderungswürdig ist es wie Sie sich auf diese Weise eine genügende Einsicht in den Charakter und das hohe Verdienstliche dieses Mannes verschafft, so klar und so gehörig als es kaum aus der Ferne zu erwarten gewesen. Hier bewahrheitet sich jedoch ein altes Wort: 'der gute Wille hilft zu vollkommener Kenntniss'. Denn gerade dass der Schottländer den deutschen Mann mit Wohlwollen anerkennt, ihn verehrt und liebt, dadurch wird er dessen treffliche Eigenschaften am sichersten gewahr, dadurch erhebt er sich zu einer Klarheit, zu der sogar Landsleute des Trefflichen in früheren Tagen nicht gelangen konnten.'

Immerhin müssen wir dieses Lob als ein relatives, mit Rücksicht auf die spärlichen vorhandenen Mittel, die bis dahin kaum begonnene Forschung ausgesprochenes betrachten ein Lob, das sich mehr auf das Ganze der Arbeit, als auf alle einzelnen Urtheile derselben erstreckt. Das Bild des Gesammtmenschen Schiller, das Carlyle uns entrollt, ist ein vollkommen richtiges, und ist heute nicht anders und nicht klarer gezeichnet worden als von ihm; insofern hat die Biographie einen dauernden Werth. Dagegen werden wir einzelne, besonders ästhetische Urtheile heute um so weniger gelten lassen, als sie zum Theil von Carlyle selbst in späterer Zeit umgestossen wurden. Hätte es Carlyle über sich

14) Essays 3, 8 (Jean Paul Friedrich Richter).

15) Goethes und Carlyles Briefwechsel. Hg. von H. Oldenburg, Berlin, W. Hertz, 1887 S. 9 f.

gewinnen können, die zweite Auflage (1845) umzuarbeiten, nachdem Schillers Briefwechsel mit Dalberg, mit Goethe und W. von Humboldt und Hofmeisters Biographie (1838 bis 1842) erschienen waren: so hätten wir nach seinen Leistungen im Sterling und Cromwell zu schliessen seinem Schiller' ein Musterwerk erhalten. 16)

in

Interessant ist des jungen Carlyle Urtheil über Schillers Jugenddramen, einerseits wegen der Ruhe und allseitigen Erwägung, die seine Kritik überall zeigt, andererseits wegen der mitklingenden Saiten, die gerade der Stil dieser Jugenddramen und die in ihm ausgeprägte geistige Richtung in seinem Herzen offenbar erregt. Nachdem er sich gegen die Mängel, welche Die Räuber in ästhetischer und sittlicher Beziehung aufweisen, keineswegs blind gezeigt hat, schildert er ihre Gesammtwirkung als machtvoll bis zum Schmerz 17); wir sind vollkommen verwundet von der Katastrophe; unsere Herzen sind verdüstert und elend. Vergeblich empören wir uns gegen die Widersprüche und Unreifheiten der Arbeit: ihre Fehler verschwinden vor der Lebenskraft, die sie durchströmt. Die Räuber sind eine Tragödie, die lange Leser finden wird, welche sie in Erstaunen setzt und bei all ihren Fehlern rührt. Sie steht in unserer Phantasie da wie ein altes rauhes Gemäuer eines barbarischen Zeitalters, formlos, phantastisch, unbewohnbar, aber gewaltig in seiner Höhe und Massigkeit, seiner finster dräuenden Kraft.18) - Das ist eine hübsche und gerechte Schilderung dieser merkwürdigen Dichtung, die in ihrer unvollkommenen Grösse und echt tragischen Kraft noch ein langes Leben vor sich zu haben scheint. 'Mir war es rührend,' sagte Goethe fünf Jahre später in seiner Einleitung der deutschen Übersetzung von Carlyles Schiller, zu sehen, wie dieser rein und ruhig denkende Fremde selbst in jenen ersten, oft harten, fast rohen Productionen

16) In der 37bändigen People's Edition (1872-73) gab Carlyle dem Leben Schillers' ein 1872 von ihm geschriebenes und auf Saupes Schiller und sein väterliches Haus' (Leipzig, Weber, 1851) gegründetes Supplement bei, das nach Shepherd (2, 300) das Beste sein soll, was Carlyle in dem letzten Jahrzehnt seines Lebens geschrieben hat.

17) Life of Schiller S. 23. 18) Ebenda S. 25.

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