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affectirter Kälte und eifrigster Scheinbemühung um ihre bereits von zweien, Atalantens Bruder Menalkas und dem. Witzbold Nisus, umworbene Ziehschwester Doris zu verbergen. Myrtill zum Trotz erklärt sich darauf das gekränkte Mädchen für den bisher verachteten Corydon, wird aber von diesem verschmäht, nachdem er sich inzwischen mit Amaryllis verlobt. Bei Sylvia nun ist es allerdings nicht die jungfräuliche Zurückhaltung vor dem Manne als solchem, die einen ähnlichen Ausgang herbeiführt. Eine Vorgängerin Hannchen Germanns weigert sie sich, ihren Bräutigam Amyntas zu heiraten, seit ein Herr von Rispa, also auch ein Fremdling, ihr mit Erzählungen vom französisch eingerichteten Stadtleben das Dorf verleidet und in wenig Stunden das Herz genommen; bereits hat sie in eine Entführung eingewilligt. Aber das betreffende Gespräch wird belauscht, der Fluchtversuch vereitelt. Der elende Rispa leugnet vor den Vätern der beiden ursprünglich Verlobten sein Heiratsversprechen und wird dafür fortgeprügelt. Vergebens fleht jetzt Sylvia reue voll Amynt um seine Liebe an: er hat sich inzwischen mit Fillis verlobt, die sich früher (wie Gottscheds Amaryllis um Corydon) vergeblich um ihn bemüht hatte. Sylvia bleibt verlassen, wie Atalanta es wäre, wenn nicht Menalkas mit der Enthüllung des Verwandtschaftsverhältnisses zwischen Myrtill und Doris hervorträte. Für das Gegenstück wieder, den Bräutigam ohne Braut, scheint eine Nebenfigur aus Atalanta, der prahlerische Schäfer Damon, vorgeschwebt zu haben. Das Motiv, dass der Grossprecher leer ausgeht, ist hier zum Träger der Haupthandlung gemacht. Wie bei Gottsched eine Doris zwischen zwei Liebhabern: dem scherzhaften Damaren, dessen Neigung sie erwidert, und dem reichen prahlerischen Corydon, den sie verabscheut. Der letztere glaubt seinem Ziele näher zu kommen, indem er mit sechs Schafen von Damaren die Erlaubniss erkauft, neben ihm und Doris weiden zu dürfen; gleichzeitig hält er bei den Eltern um das Mädchen an. Diese wollen die Entscheidung der Tochter überlassen; voll übermüthiger Zuversicht fordert Corydon daraufhin dem Damaren die Schafe wieder ab, da er als 'Bräutigam' seiner Vermittelung nicht mehr bedürfe.

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Damaren verlangt erst einen Beweis für Doris persönliches Einverständniss und erhält bald darauf ihr Jawort für sich selbst. Die Eltern ertheilen gleichfalls ihre Einwilligung, und indem Corydon gerade dazu tritt, um den Vater an die angebliche Zusage der Hand seines Kindes zu erinnern, gibt er sich nur dem Gelächter preis. In Uhlichs Elisie endlich ist wenigstens III 1 (Dorinens Erzählung) direct an Atalanta IV 8 angelehnt: wie Amaryllis Corydons Herz durch die Erweckung aus einer Ohnmacht gewinnt, erwirbt sich. der von Elisie lange verschmähte Daphnis dadurch ihre Gegenliebe, dass er sie vor dem Biss einer Schlange, somit gleichfalls vor dem Tode rettet. Und dies ist zugleich ein Beleg dafür, wie die hervorgehobenen inhaltlichen Berührungen zwischen Atalanta und den drei übrigen Stücken mit der thatsächlichen oder wahrscheinlichen Abhängigkeit auch von ausländischen Schäferspielen sehr wohl vereinbar sind. Während schon die Namen (Carino, Herr von Rispa) und deren Schreibung (Fillis, Mirtillus) wie das Schlussmotto aus Metastasio auf eine romanische Vorlage für Sylvia hindeuten, benutzt Uhlich des Holländers Jacob Cats 67) Aspasia bis zum Ausschreiben ganzer Verse der Übertragung von Barthold Feind.68) Aber bei Cats findet sich nicht die leiseste Andeutung einer Neigung Aspasia-Elisies zu Damon-Daphnis; er lässt Aspasias Entführung durch die Abgesandten des Königs sofort nach der Hexenscene vor sich gehen; die glückliche Überbrückung des Standesunterschiedes zwischen Fürst und Hirtin ist eben das eigentliche Hauptmotiv seines 'Freudenspiels'.

67) 1577-1660; vgl. über ihn J. van der Aa, Biographisch Woordenboek der Nederlanden 3, 243 ff.

68) Des Weltberühmten Niederländischen Poeten, JACOB CATS, Rittern und Raht-Pensionarii etc. Sinnreicher Wercke und Gedichte Aus dem Holländischen übersetzet Sechster Theil In sich haltend Die königliche Schäferin ASPASIA, Freudenspiel. ..... HAMBURG, gedruckt und verlegt durch seel. Thomas von Wierings Erben im güldnen A, B, C. 1714, S. 1-91. Über Feinds Antheil an dieser sehr seltenen Übersetzung (sie erschien 1710-1714 in 6 Theilen; ein Exemplar auf der Kgl. Bibl. zu Berlin: Zg 84) vgl. Kohl, Hamburgische Berichte von Gelehrten Sachen. Jahrgang 1748, S. 92 ff.

Der angedeuteten Verwandtschaft der Handlungen entsprechend kehrt ferner bei dem Anonymus wie bei Uhlich eine Anzahl von Figuren und Motiven aus Atalanta wieder, von denen nur ein Theil für die gesammte deutsche Schäferdramatik in Betracht kommt.

1. Als solche Typen erscheinen:

a) Die Stolze: Atalanta - Sylvia - Elisie.

b) Der Fremdling, der ihr Herz gewinnt: MyrtillHerr von Rispa - König Dion. In der Braut wie in der Elisie stehen diesem zwei Helfer zur Seite: Rispa zwei Lakaien, Dion die beiden Räthe Aristarch und Creon.

c) Der verschmähte Liebhaber: Corydon-AmyntasDaphnis.

d) Die aufdringliche Schäferin, die sich dem letzteren zuerst vergeblich angetragen: Amaryllis - Fillis. e) Der prahlerische Schäfer, der leer ausgeht: Damon - Corydon.

f) Ein lustiger Schäfer, der zuweilen reussirt: Nisus - Damaren - Lykas (Elis.).

g) Vermittler und Vermittlerinnen, die um die Verbindung eines Paares bemüht sind: Doris und MenalkasMyrtillus und Filipella (Bräutig.) - Dorine und Lykas (Elis.).

h) Väter oder Mütter: Damöt (Atal.) - Damon, Titirus, Corinne (Bräutig.) - Carino, Montanus (Braut) - Palämon (Elis.).69)

i) Von engeren Verbindungen mehrerer Personen unter einander ist hervorzuheben die Gruppe: ein Mädchen zwischen zwei Liebhabern (Doris, Menalkas, Nisus-Doris, Damaren, Corydon), sodann: ungleiche Geschwister: der Bruder vernünftig, die Schwester thöricht (Menalkas gegenüber Atalanta-Tyrsis gegenüber der Braut).

Natürlich finden wir daneben auch verschiedene Elemente in éiner Figur gemischt; so ist Herr von Rispa der abgeführte Geck und der Fremdling in einer Person; so hat der lustige Lykas aus Elisie, der in erster Linie Gott

69) Inwieweit diese Typen in romanischen Pastoraldichtungen Vorgänger finden, zeigt Rühle a. a. O. S. 17 ff. 28 ff.

scheds Witzbold Nisus entspricht, auch einige Züge vom Prahler u. s. w.

2. Motive der Handlung. Wir begnügen uns mit einer Übersicht der wichtigsten Berührungen. Stehend ist:

a) Die Art der Liebes werbung und Liebesbezeugung:

aa) Der Schäfer zählt seine Fähigkeiten und Tugenden auf: Atal. I 1. Elis. I3;

bb) er verspricht oder bringt seiner Schäferin Geschenke: Atal. I 1. Bräutig. IV 2 (vgl. I 1). Braut IV 5. Elis. I 6-7 (vgl. Scene 3);

cc) er versichert, dass seine Liebe nicht sinnlich sei, sondern bloss auf die Tugend der Erwählten sich gründe : Atal. I 2. Bräutig. III 6. IV 4. V 3.

b) Selbstmordversuch oder die Drohung, vor Gram sterben zu müssen: Atal. III 7. Elis. I 3.

c) Liebe aus Dankbarkeit: Atal. IV 8. Elis. III 1. d) Das Motiv des Belauschens: Myrtill verliebt sich in Atalanta aus dem Versteck (III 2-3). Elisie behorcht Daphnis, indem sie sich todt stellt (II 6). Damaren belauscht Doris und ihre Eltern (Bräutig. IV 7), der Knecht Linco den Herrn von Rispa und Sylvia bei der Verabredung der Flucht (II 4).

e) Die Wahl der Argumente gegen die Sprödigkeit: Hinweis auf die Gefahr, eine alte Jungfer zu bleiben (Elis. I 5: herausgearbeitet aus Atal. V 1; vgl. Bräutig. I6), auf das allmähliche Verblühen der körperlichen Reize (Atal. III 3. Elis. I 5). - Stehend sind endlich noch:

f) gewisse komische Motive:

aa) misslungene Kussversuche: Atal. II 1. Elis. I 3; bb) verspätete Gegenliebe der Spröden zum vormals verschmähten Liebhaber: Atal. V 6. Braut V 7;

cc) Verspottung des abgeführten Prahlers: Atal. II 6 u. ö. Bräutig. IV 8. V 5.

Ein gewisses Schema des Aufbaus stellt sich damit naturgemäss ein eine Schmachtscene (Atal. I 3. Elis. I 3), eine Prahlscene (Atal. I 4; vgl. Sc. 6. Bräutig. I 2. Elis. I 1), eine Vorlesung über die Kunst zu lieben (Atal. I 4. Elis. I 1)

u. s. w.

Die Abhängigkeit in Ausdruck und Reim geht stellenweise bis zum einfachen Ausschreiben des Gottschedischen Stückes. Einige Belege:

Atal. I 1 (S. 369):

Ja sprich nur, was du willst auch ich geh

alles ein:

Mein Hut, mein Stab, mein Herz soll dir
zu Diensten seyn.

Bräutig. III 3 (S. 39): Ey sage was du willst.
Mein Herz, mein Hut,

Atal. I 1 (S. 370):

Elis. II 1 (S. 474):

Atal. V 1 (S. 428):

Elis. I 1 (S. 452):

Ich gehe alles ein. mein Stab soll dir zu Diensten seyn.

Denn sonsten kann man doch mit Gaben und Geschenken,

Der Schäferinnen Herz gar bald zur Liebe lenken.

Die meisten Schäferinnen
Sind sonst in unsrer Flur durch Gaben
zu gewinnen.
Du aber sollst einmal das ärgste Thier
auf Erden,
Du sollst, was meynst du wohl, zur alten
Jungfer werden.

Lass nur Elisien bey ihren grossen Heerden,
Da sie dein Stolz verschmäht, zur alten
Jungfer werden.

Von stereotypen Reimen, die sich den bekannten Triebe:
Liebe, Erden werden an die Seite stellen, tritt besonders
Possen geschossen (verdrossen, entschlossen) hervor (zuerst
Atal. I 2 S. 372).

Äusserlich scheiden sich unsere Pastoraldichter von der Mehrzahl70) der übrigen durch den Mangel der Erwägung, dass 'man Daphnis und Daphne nicht über Lebensgrösse in Sandstein, sondern als Nippes in Porzellan bildet'71): ihre Stücke sind sämmtlich 'regelmässige' Fünfacter im Stile der gereinigten Schaubühne.

Neben all diesen Berührungen aber besteht zwischen Atalanta und ihren Nachahmungen der bereits angedeutete Abstand.

Gottsched hat das ausgesprochene Streben nach einer reicheren Verwickelung wie nach ausdrucksvoller Mannig

70) S. unten S. 30.

71) E. Schmidt, Lessing 1, 117.

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