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findet jetzt seinen Platz. Nach dem Schlusse wird der Poet gelobt und der Eindruck des Liedes geschildert:

Solch Schlachtlied sang der Poet gut,

Eben mit solchem Heldenmuth,

Als stünd für Augen schon die Schlacht,

In Trommetn, Tromml, Pfeiffn, dass es kracht,

Jedoch nicht gantz zu einem mahl

Alle Gesetz, in solchem Schall,
Sondern fein vmbgewechselt frey,

Offtmals kaum zwey Gsetz, oder drey,

Gericht auff Musicalisch Zier,

Bildet also die Schlacht fein für,
Dadurch die Hertzen inflammirt,
Zum Streit gereitzet vnd gerührt,
Dass mancher Held; also erhitzt,
Wie auch der Keyser drüber schwitzt,
Mit grossm Verlangen nach der Schlacht,
Manch Gsetz begehrt er drey-vierfacht,
Zu singen vnd zu spielen druntr,
Ein Verss vmb den andern besundr,
Sondrlich dass Kyrieeleison,

Hört er gar an mit Frewd vnd Wonn,
Sprach laut: Solch Kyrieeleison fein,
Soll vnser Gschrey vnd Losung seyn,
Gegn der Vngrer, Hui, Hui, gar grob,
Erfrewt sich also hefftig drob,
Hielts gar für ein Oraculum,

Als ob solch Stimm vom Himmel kom,
Weil alle Spraachen in seim Heer,
Solch Wort verstündn, zu Gottes Ehr,
Vnd Anruffung, vmb Sieg vnd Glück,
In der Schlacht zu streiten frewdig
Vmb des Vaterlands Freyheit gut,
Mit vnübrwindlichm Löwenmut.

Nach der Tafel regt sich die Kriegslust in den Kaiserlichen. In einem Vorgefechte, das der Kaiser und viele Edle von den Schanzen aus beobachten, tragen 2000 Kaiserliche unter Manssfeldts Führung einen glänzenden Sieg

deutsche 'Spraw' (Str.5 Z. 5) bei Morhof zu 'Spreu' wurde. (Nachträglich konnte ich noch ein Exemplar der Wiener Hofbibliothek einsehen. Auffälliger Weise sind hier dieselben Correcturen wie im Dresdner Exemplar soviel mir erinnerlich mit denselben Zügen und gleicher Tinte vorgenommen. Vielleicht hat Vogel selbst die Drucke nachgebessert. Das oben erwähnte Bild fehlt dem Wiener Exemplar.)

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über 9000 Ungarn davon. Es werden eine Menge der Kämpfenden auf kaiserlicher Seite namentlich aufgeführt. Von den Kaiserlichen blieben nur 16 auf dem Felde, von den Ungarn 6000. Rast und Siegesfreude ruht über dem kaiserlichen Lager.

Der Actus IV (S. 58–117) beginnt mit einer Ansprache des Feldobersten an das Heer. Hierauf beruft der Kaiser den Poeten, sein Schlachtlied für jhn alln zu erklingen lassn'. Man sieht, wie gut Vogel sein Lied gefiel. Nun rüstet sich das Heer zum Kampf. Ein Vortreffen wird zunächst geliefert. Nach Mitternacht beginnt die eigentliche Schlacht. Vor derselben besteht der Feldoberst noch einen siegreichen Gang mit dem ungarischen Gesandten, wobei die prahlerische Frechheit der Ungarn wieder einen Hieb erhält. Die ganze folgende Schilderung der Hauptschlacht (bis zum Schlusse des IV. Actes) ist nichts als eine mit epischer Breite ausgesponnene, ziemlich trockene Erzählung der Heldenthaten, die die Kaiserlichen verrichten. Eine Unmasse Namen hat Vogel nach seiner Quelle poetisch registrirt. Da wird erzählt, wie der mit seinem 'Pusikan', jener mit seiner 'Glenne', ein dritter mit einer anderen Mordwaffe den Feinden zusetzte. Von Zorrensvraach' und 'Löwenmuth' 'streitbrer Helden' wird uns Wunders viel gesagt. Hie und da ein kräftigerer Vergleich, dass ein Held 'Wie ein grimmig wildhawends Schwein' oder 'wie ein grimmigr Beer' dreinwüthet; oder es heisst von den Kaiserlichen sie schossen vnd stachen drein, In jhre Feind, wie in die Schwein'. Vergleiche aus der Thierwelt liebt der Dichter. Daneben auch solche aus der Natur. Man gewinnt den Eindruck, als ob die Ungarn sich wie das liebe Vieh hätten abschlachten lassen. Bei der Aufzählung der Helden des rothen Regiments entschuldigt sich der Dichter, wenn er nicht vollständig sei:

Welchr trefflichr Helden Namen ich
Nicht also kan finden eigentlich,
So vnter dieser streitbarn Schaar
Waren: theils Zunamn fand ich zwar
In altn Registern, Rollen genant,
Bey dem Garzon: dort in Welschland.

Er zählt nun drei Seiten hindurch bloss Namen auf. Zu der eben ausgehobenen Stelle ist die interessante Randbemerkung gedruckt: 'Die Italianer wissen mehr von vnsrer Teutschen Fürsten vnnd Herren heroischen Thaten zuschreiben vnnd zu sagen, dann vnsere Teutschen selbst: weil wir vnser eigne Muttersprache also verachten'. Nach der namentlichen Aufzählung fügt der Dichter nochmals in Klammern eine Entschuldigung ein: 'konds nicht finden gantz, In der Roll: weil alls verfault war, Theils von Meusen gefressen gar'.

Hier also spricht Vogel von seiner Quelle. Unter dem Garzon in Welschland ist Liudprand zu verstehen.13) Auf zerfressene Rollen als Vorlagen kommt er nochmals am Schlusse seines Werkes zu reden, da wo er etwaige Druckfehler entschuldigt. Es heisst: 'Zu dem, so seynd etliche. Namen der Helden, welche bey solcher grossen Vngrischen Schlacht, vnter Kayser Heinrico I. gewesen, entweder in gedruckten Analibus, Historien Chronicken Zeit- Geschichtvnd Tornirbüchern etc. versetzet: oder aber, in den geschriebenen Rollen also vermodert, verfaulet, zurissen, mackulirt etc., theilens auch von Mäusen, Motten, Asseln, vnd andern, Vngezieffer zufressen gewesen, dass man solche schwerlich erkennen, vnd zu Papir bringen können'. Er erwähnt dann 'der Marssburgischen Chronick des Brottufy' und 'einer alten, vber sechshundertjährigen, geschriebenen, halb vermoderten Roll, (oder Kriegs Register) zu Inssbruck in Tyrol'. Vogel benutzte also Brotuffs Chronika und Antiquitates des alten keyserlichen Stiffts, der Römischen Burg, colonia und Stadt Marssburg (zuerst 1557), vielleicht auch desselben Historia von dem allergrosmächtigsten etc. Fürsten und Herrn, Herrn Heinrichen des I. (1536). den Tornirbüchern' ist an Georg Rüxners Buch 'Anfang, ursprung und herkommen des Thurniers inn Teutscher Nation' (1530) zu denken. Ob er mit den 'Analibus' die An

Bei

13) Über die Quellen der Ungarnschlacht vgl. man die ausführliche Darstellung von Georg Waitz in den Jahrbüchern des Deutschen Reichs unter König Heinrich I. Neue Bearbeitung, Berlin 1863 S. 153 ff., speciell Excurs XIV S. 244 ff. Waitz kannte auch Vogels Vngrische Schlacht.

Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte II

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nales Palidenses, die als älteste Quelle für das vorliegende historische Factum anzusehen sind, gemeint hat, wird sich ebenso wenig ausmachen lassen, wie die Bedeutung der Innsbrucker Rolle. Aus diesen Angaben gewinnt man die Überzeugung, dass Vogel sich Quellenstudien angelegen sein liess. Dass er kritisch sichte, ist von ihm nicht zu verlangen. Für seine Dichtung waren die jüngeren, abenteuerlich combinirenden und aufgeschwellten Berichte überdies nützlicher, als die alten einfachen. Für den Epiker war es nur vortheilhaft, dass die Schlacht bei Merseburg allmählich ganz in das Gebiet der Sage übergegangen war. 14)

Der vierte Gesang schliesst mit dem Tod des Fürsten Esicus, der Klage und erneuten Rachegrimm in die Reihen der Kaiserlichen bringt. Im Actus V (S. 117-139) hebt also das Morden nochmals an. Die Feinde werden verfolgt. Der Kaiser lässt zum Rückzug blasen. Man ruht bei der Tafel aus. Auf Anordnung des Kaisers spielt die Musik auf. Der Poet hat dazu ein Lied verfasst. Ob Vogel damit auf ein eigenes Lied anspielt? Auch es müsste die Kämpfer der Vngrischen Schlacht verherrlicht haben. Er sagt nämlich (S. 127 f.):

Die [Musik] kam mit frewdenreicher Zier,
Hatten schon angstimmt mit gebier,

Sangen, schlugn, pfiffn, fein eins vmbs andr,
Bissweilen auch als vntreinandr,
Mit solchem lieblichem Gethön,
Dar zu der Poet gedichtet schön,
Ein wunder liebliches Heldenlied,
Allen vnd jedem Reichsgelied,
Zu hohen Ehrn, setzt oben an,
Den Herrn Feldobrstn, gar vbern Span,
Rühmt er sein hohe Heldentugnt,
Bissher geübt von seiner Jugnt,
Vergleicht jhm Samson, David klug,
Welchr jeder auch viel Feind erschlug,
Sondrlich sang er offt in eim Thon,
Hie Schwert des HERRN vnd Gedeon:
Welchs er dem Keyser that zu Ehrn,

14) Vgl. auch Ludwig Bechstein, Der Sagenschatz des Thüringerlandes, Neue Ausgabe 3, 43 ff.

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Der Feldoberst und der Kaiser machen in der Nacht noch eine Runde bei den Wachen und unterhalten sich dabei bis gegen Morgen über Diensteifer und Tugend. Fürst Otto kommt hinzu. Der Kaiser tröstet ihn über Esicus Tod in einer Rede, in welcher der Ton des Schlachtliedes wieder anklingt. Dann ordnet er ein Tedeum an und lässt nachher über 50000 Gefangene frei. Bei Tagesanbruch werden die gefallenen Feinde geplündert, die Todten bestattet. Die Kunde von dem Siege lockt viele Leute herbei. Das Begräbniss des Fürsten Esicus wird geschildert; die Leichenrede, die der Kaiser hält, ist nächst dem Schlachtliede das Gefühlteste in der ganzen Dichtung. Nach dem Begräbnisse als Contrast lustiges Lagerleben. Zum Schlusse wird erwähnt, dass der Kaiser auf seinem Schlosse zu 'Marssburg' die Schlacht malen liess und dass in 'Mawrkirchen in Beyern' des Kaisers und des Feldobristen Bilder, in Erz gegossen, zu finden seien.

Die Vngrische Schlacht ist interessant als Zeugniss der wetterharten Stimmung, welche die Zeit des dreissigjährigen Krieges wachrief. Sie erschien in dem denkwürdigen Jahre 1626, in welchem Graf Mansfeld von Wallenstein an der Dessauer Brücke und König Christian IV. von Tilly bei Lutter am Barenberge geschlagen wurde. 15) Der Dichter hatte mit der Wahl seines Stoffes einen glücklichen Griff gethan. In der Gegend der neuen Kämpfe liegt auch die Wahlstatt seines Epos; und die fast 700 Jahre älteren Kämpfe zeigten den kaiserlichen Heerbann ebenso siegreich.

15) Diese beiden Ereignisse wurden auch in Volksliedern besungen, vgl. Ditfurth, Die historisch-politischen Volkslieder des dreissigjährigen Krieges, Heidelberg 1882 S. 82 ff. In einem dieser Lieder heisst es, Vogelscher Diction ähnlich, dass Wallenstein 'Mit einem grossen Grimm, Gleich einem wilden Schweine' heranzog (S. 86 Str. 9).

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