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faltigkeit der Charaktere 72) und wenn die Lösung des Knotens bei ihm schwächlich genug erfolgt, steht jedenfalls ein interessantes psychologisches Problem im Mittelpunkte der Handlung. Der Bräutigam ohne Braut und die Braut ohne Bräutigam beruhen auf Lustspielmotiven für kaum einen Act und sind nur durch stetige Wiedererzählung des bereits scenisch Vorgeführten, wie sie bei Gottsched nur einmal vorkommt 73), zu solchem Umfange aufgeschwellt. Der Versuch Uhlichs, die Handlung dadurch zu bereichern, dass er, wie bereits erwähnt, Elisie sich zuerst in Daphnis verlieben lässt, steht in der Ausführung tief unter dem Vorbilde und zerstört völlig die Ökonomie des Catsschen Stückes.74) Während bei Gottsched bloss Atalantens Vater mit einer wichtigen Erklärung in die Handlung eingreift, langweilt im Bräutigam auch Doris Mutter und in der Braut auch der Vater des Freiers mit leerem Geschwätze, damit äusserlich die Neunzahl der Mitspieler hergestellt sei.

Die hausbackenen Stellen des Gottschedischen Stückes erscheinen für die Nachahmer verhängnissvoll: theils kehren solche Motive bei diesen gesteigert wieder; theils gibt ihnen eine epische Anspielung der Atalanta Stoff für ganze Scenen. So sagt Atalanta zum schmachtenden Corydon (I 3 S. 375 f.): Wie, hast du nichts zu thun? Geh! fleuch den Müssiggang! Wer sich zu schaffen macht, dem wird der Tag nicht lang:

72) Vgl. DS. 3, XII und unten. Der letzteren dient auch das Hereinziehen der Eltern in die Handlung, was Gellert im Vorbericht zum 'Band' (Sammlung vermischter Gedichte von C. F. G., Leipzig 1756, 1, 73 ff., Sämmtl. Schriften, Leipzig 1769, 3, 433 ff.) eingesteht; vgl. auch Rost an Gottsched 3. Juni 1741 (Danzel, Gottsched S. 174).

73) Atal. IV 6 verglichen mit der 4. und 5. Scene desselben Actes. Dagegen beabsichtigt die epische Wiederholung der Kusscene II 2 in II 3 einen komischen Effect.

74) Überhaupt hat nach Gottsched nur noch Mylius in seiner Schäferinsel (Vermischte Schriften des Hrn. Christlob Mylius, gesammelt von Gotthold Ephraim Lessing, Berlin 1754, S. 472 ff., Die Deutsche Schaubühne zu Wien nach alten und neuen Mustern, Wien 1749, 21761, Bd. 1 Nr. VI), die übrigens als blosse Maskerade für uns nicht weiter in Betracht kommt, mit den Motiven der Kinderverwechselung und Geschlechtsliebe zwischen Geschwistern eine ähnliche Verwirrung' in Scene zu setzen gewusst.

Doch wer stets müssig geht, der heckt verliebte Grillen,
Die endlich den Verstand mit lauter Thorheit füllen.
Scheel Stäbe, flicht auch was von Binsen oder Stroh!
Wie hier der Nisus thut, und plage mich nicht so.

Aus diesem prosaischen Hinweis auf das praktische Leben wird nun bei Uhlich (Elis. I3 S. 458) Folgendes:

Erzähle mir dafür, was deine Mutter macht;

Hat ihr dies Jahr der Flachs auch etwas eingebracht? Wird sie den weissen Kohl nunmehro bald behacken? Wenn bricht sie ihren Hanf? Wenn wird sie wieder backen? Und wenn in der Atalanta etwa zehn- bis vierzehnmal von Brautleuten, von Freien und Jawort, 'Hochzeitkerzen' und Hochzeitschmaus kurz die Rede ist, lässt Uhlich (auch hierin unabhängig von seiner Vorlage) den Daphnis in einer eigenen Scene (II 2) bei Palämon um Elisie anhalten, nachdem der Anonymus in der Copirung der erbärmlichsten Alltagsnatur bereits das Höchste geleistet. Corydon freit um Doris beim alten Titirus, der ohne seine treue Corinne nichts beschliessen mag, berichtet dabei berichtet dabei über seinen Besitzstand, speciell auch über sein mütterliches Erbtheil (II 4-5), vergisst aber nach der Aussteuer des Mädchens zu fragen und wird deshalb von seinem Vater Damon ausgescholten (II 7). Doris wieder lässt sich zwar von ihrer Schwester, der unausstehlich altklugen und hausbackenen kleinen Fillipella, nicht bereden, Corydon seines Reichthums halber zu nehmen (I 6), ist aber auch viel zu praktisch, um dem unbemittelten Damaren ohne Bedenkzeit das Jawort zu geben (III 6. IV 4). Man höre einmal diese 'artige junge Schäferinn' (III 6 S. 50 f.):

Wer in der Ehe will vergnügt und ruhig leben,
Muss auf zwey Stücke erst genaue Obsicht geben.
Zuerst will ich von dem, der mich zu freyen denkt,
Ein Herze, das sich mir nur ganz alleinig schenkt

Fürs andre, muss sich auch der, der mich liebt, erklären.
Wie er vermögend sey mich ehrlich zu ernähren.
Wer in den Ehstand eilt, und hat nicht vorher Brodt,
Lebt alsdann kümmerlich, und um und um in Noth.

Vor ihren Eltern macht die Besitzfrage erst recht Schwierigkeiten; Titirus ist gleich Corydons Vater Damon ein Geiz

hals, der dem jungen Paare keine Unterstützung geben mag und nur reiche Heiraten gerne sieht. Erst Damarens wohlhabender Bruder Mirtill erzielt eine Einigung durch den Vorschlag: Doris Brautstand solle zwei Jahre währen; gelange Damaren inzwischen zu keinem grösseren Besitz, so wolle er ihm dann durch das Geschenk einer Heerde von fünfzig Schafen die Heirat ermöglichen (V 4). In der Braut lässt der Dichter sogar in die Küche blicken, wo 'die alte Chloris seit drei Stunden prudelt' (IV 5 S. 134); gleich im Eingang (I 2) wird über die 'guten Trachten' berichtet, die zum Hochzeitmahl bestimmt sind, und am Schluss (V 7 S. 157) versichert, dass bei diesem der Priester zugegen sein werde: wir fühlen uns ganz in der Atmosphäre jener Komödie, die 'Alles so ehrlich heraussagt'.

Hirtenbeschäftigung tritt für die leidenschaftliche Jägerin Atalanta naturgemäss in den Hintergrund; so findet Derartiges bei Gottsched nur an wenigen Stellen Erwähnung; die übrigen Stücke haben am Melken und Schafeschwemmen, an Kühen und Kälbern, Böcken und Ziegen einen ergibigen Gesprächsstoff.

Gottscheds Schäfer sind in Reden und Thun ungeschlacht, wie es nicht anders zu erwarten ist: Damon erntet für den Versuch, Atalanta zu küssen, eine Maulschelle (II 2); die Geliebte wird galant genug 'ein Wunderthier' genannt (I 1 S. 370), während diese selbst die Schäfer als 'Geschmeisse' bezeichnet (V 1 S. 427); 'Pinsler', 'plumper Schäferknecht' sind Schimpfwörter zwischen Nebenbuhlern (I 4—5), 'was Henker', 'der Geyer' beliebte Redensarten. Ausser entsetzlich schwerfälligen Constructionen: 'Du weist ja, meine Triebe Gehn bloss und schlechterdings auf Atalantens Liebe' (II 5 S. 394) - 'Das angenehme Kind ist theils an Schönheit reich theils tugendhaft gesinnt' (III 4 S. 404) stören vulgäre Wendungen wie der Gebrauch eines. Dativs, der der Schriftsprache fremd ist: 'Ich mach dir einen Vers aus Fabeln und Geschichten' (I 1 S. 370), Provincialismen: 'Du kamest blind' (II 4 S. 392) 75) 'So thut es dennoch mir in keinem Stücke Tort' (III 5 S. 406)76)

75) Vgl. DWB. 2, 123 f. Nr. 18.
76) Vgl. Albrecht a. a. O. S. 223 f.

und Barbarismen: 'vexirt' (II 2 S. 384). Während aber die Beispiele aus Atalanta sich nur um eine verhältnissmässig geringe Anzahl vermehren liessen, bringen die drei anderen Stücke Ähnliches und noch Derberes in Massen.

Gar nicht endlich besudelt sich Gottsched mit Obscönitäten wie Corydons Bemerkung über die Schäferinnen im Bräutigam (I 3 S. 10):

Ihr allerschönstes Gut

Besteht in Fleisch und Bein, in Haaren, Haut und Blut,
Zudem geschieht es oft, dass mans nicht rein erlanget,
Ob manche gleich damit wie mit dem Kranze pranget.

So hat Gottsched nachmals nicht mit Unrecht von seiner Atalanta gesagt, sie habe 'vielen neuern Stücken zum Muster gedienet: die aber zum Theil von ihrer Unschuld, ins Üppige, zum Theil von ihrem edlen Wesen ins Niederträchtige und Bäurische verfallen sind'.77)

Zur Charakteristik der Stücke von Rost, Gellert und Gleim, die zwischen den eben betrachteten und den besten späteren Leistungen im Schäferspiel eine Mittelstellung einnehmen, genügen wenige Worte.

Am nächsten steht der geschilderten Art Rosts Gelernte Liebe und Gellerts Band. Rosts Silvie ist spröde, weil die Mutter zu ihr gesagt:

Ihr Kinder liebt mir nicht Die Liebe macht nur faul und ist ein schlecht Vergnügen. Drum folgt, ihr werdet doch noch reiche Männer kriegen. Wiederholt erfahren wir, dass Damöts 'alter Vater keift, wenn der Verliebte die Heerde nicht vollzählig nach Hause bringt. Bei Gellert tritt die Mutter zweimal auf, spricht über Wetter und Saatenstand, examinirt die Tochter wegen ihres Erröthens beim Namen Montan, befiehlt dieser, gegen Kopfschmerz auf den Abend' einzunehmen und schmählt ebenfalls über die Fahrlässigkeit des Sohnes im Heerdenhüten. Die Schönen selbst sind recht wirthschaftlich: Gellerts Galathee hat 'klares' Garn an der Sonne' liegen; Silvie will Damöten kein Band zum Feste schenken, wenn

77) Auszug aus des Herrn Batteux Schönen Künsten aus dem einzigen Grundsatze der Nachahmung hergeleitet . . . von Johann Christoph Gottscheden, Leipzig 1754, S. 144.

er künftig nicht besser für seine Schafe sorgt. Liebesgetändel stellt sich Gellert recht massiv vor:

Man streichelt sich die Hand, man kneipt sich in die Backen Man schüttelt sich am Kinn und klopft sich in den Nacken. Rosts Tiren sucht Silvie für Damöt durch Aufzählung seiner Fertigkeiten zu gewinnen: Gellerts Montan hält der erzürnten Galathee die Geschenke vor, die sie von ihm empfangen, und als der Streit vorüber ist, beschliesst man ‘eine Milch' zu essen. Daneben Burleskes: Myrtill raubt Montans Amsel, weil dieser ihm einmal seinen Staar versteckt; Silvie verbirgt Damöts Schöps. Die Sprache ist von beiden gewandter gehandhabt, als Gottsched dies vermag, aber von Vulgarismen und Provincialismen 78) auch nicht gesäubert. Auch Gleim kann die Abhängigkeit von Gottsched nicht ganz verläugnen: Ismene ist ebenfalls auf den Rath der Mutter hin spröde, die ihr bereits einen Bräutigam erlesen; Seladon unterhält die Geliebte mit Gesprächen von Heu und Erbsenstroh; Geschenke wie zwölf Äpfel oder ebenso viele Heerdenglocken sollen ihre Liebe erwecken.79)

Demgegenüber zeigen diese Stücke im Unterschiede zu Atalanta und ihrer Gruppe folgende Übereinstimmungen mit der Hauptmasse der seit 1744 erschienenen Schäferspiele: 1) die einfache Handlung, die, bald mehr der erotischen Lyrik, bald mehr der Burleske genähert, fortan auf einen engen Motivenkreis beschränkt bleibt; 2) das kleinere Personal: 4-6 Personen; in den galant angelegten Stücken gewöhnlich zwei Paare, von denen das eine, in sich einig, um die Verbindung des anderen bemüht ist. 80) Beidem entspricht 3) der geringe äussere Umfang, der, bis

78) Rost: 'Er nimmt dir seinen Hut' 'Du bist der klare Kern'; vgl. DWB. 5, 602. Gellert: Ich will den Hahn zur Sie in's Bauer stecken' 'Du hast recht überley'; vgl. Albrecht a. a. O. S. 226. Beide: 'blind kommen'.

79) Vgl. Körte, Gleims Leben S. 39: 'Indessen schien Gleimen selbst die Schreibart noch Gottschedisch'.

80) Scherer, Aufsätze über Goethe S. 302 Anm. Mylius beschränkt sich im Kuss sogar auf drei Personen: 'Der Kuss, oder Das ganz neu musikalische Schäfer-Spiel, So in einer Comödie aufgeführt, 1748. Die Personen: Thyrsis, Phillis, Damon. Franckfurth und Leipzig.'

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