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Freilich haben wir auch einen Contrast: ein Graf von Mansfeld stand einst für, jetzt gegen den Kaiser. Die Drangsale eines Krieges, wie er ihn schildert, kennen zu lernen, bot seine Zeit dem Dichter genug Gelegenheit. Manches mag ihm durch 'neue Zeitungen' nahe gerückt worden sein. Autopsie lässt sich vermuthen, nicht erweisen. Es kommt ihm auch nicht zuerst auf realistische Darstellung an, er sucht poetisch dankbare Situationen, er sucht Stimmung in seine Dichtung hineinzubringen. Wir sehen die Heeresmassen in mondbeglänzter Nacht über das Blachfeld stürmen, wir sehen das Lager von Fackeln und Pechkränzen erhellt, dann wieder von lustigem Soldatentreiben erfüllt, wir sehen einen Trauerzug für einen Fürsten, der auf grüner Heide sein Leben liess. Wir hören das siegheischende Kyrieeleison, dann wieder das dankerfüllte Te deum laudamus zum Himmel dringen. Wenn vor der Schlacht 'böse Omina' aufgeführt werden:

Der Mond schiene auch Blutfarb gar,
Viel Raben vnd Raubvögel Schaar,
Flogen mit grossem Gschrey vmbher,
Rochen die erschlagnen von ferr,
Gar schwartze Wolken kamen gschwind,
Wurden getrieben von dem Wind,
Verdunkelten die Nacht vnghewr,
Die Sternen schossen offt wie Fewr
Gegeneinandr, mit Furcht vnd Grauss,

Nichts guts kondt man abnehmen drauss,

so glaubt man in Wallensteins zeichendeutender Zeit zu leben, darf aber auch dies als poetischen Schmuck einschätzen.

Dass Vogel die Ungrische Schlacht wie eine zeitgenössische ansah, dass er ein persönliches Verhältniss zu seinem Stoffe hatte, ergibt sich auch daraus, dass er seiner Profession darin einen Platz gönnt. Sein Feldoberst vergisst nicht, 'viel Wundärtzt zu bestellen. Die heilsame Wirkung des Bades nach der Schlacht wird wohl im Auge behalten. Ja der Kaiser schickt dem Feldobersten nach dem Bade 'Ein sehr kräfftigen Marcepan'. Aus den beiden Strophen des Schlachtliedes, wo von den Wundärzten die Rede ist, spricht gewiss Vogels eigene Erfahrung:

Ein Wundartzt hat drey Angesicht,
Wird z'erst für GOtt gehalten:

So offts in Schäden wüetet vnd ficht,
Kömpt er in Engels Gstalten:
Wenn man jhn aber zahlen solt,
Vndanck thut sich bald finden,

Wolt dass jhn diesr vnd jener holt,

Oder müst' gar verblinden.

Der Wundarzt war kein unbelesener Mann. In der Bibel ist er besonders bewandert, weist öfters die Stellen, die er benützt, am Rande mit Ziffern nach. Dass er Hans Sachs gelesen, ergibt schon die eine oben angeführte Stelle. 'Rollenhagens Fröschmäussler' wird einmal citirt. In der altklassischen Litteratur hat er herumgestöbert, ohne dass sich diese gerade unangenehm aufdrängte. Der ungarische Gesandte wird einmal dem Thraso des Terentius verglichen, er geberdet sich denn auch wie ein miles gloriosus. Aus 'Salustius' wird eine heilsame Lehre gezogen. Alcibiades und Codrus erscheinen als nachahmenswerthe Helden, wie Achill, Hector, Ajax als hohe Muster zu ehrendem Vergleiche genannt werden. Homerisch ist in dem Gedichte. die Auflösung des Massenkampfes in eine Reihe von Einzelkämpfen; in Vergleichen und Epithetis zeigt sich kaum eine Anlehnung. Vogel vergleicht volksthümlich: beim Anheben des Kriegslärmes erweitert sich das Herz des Tapfern Gleich einer Rosen, wenn der Thaw, Sie wider hat erfrischt auffs naw'. Aber er vergleicht auch grotesk, wie es in seiner Zeit Mode ward, das vor Kampfbegierde brennende Herz mit einem Kohlenmeiler oder dem Berg Ätna.

Hiedurch bekommt man Lust, den, der als verspäteter Hans Sachs verrufen wird, mit den modernen Poeten seiner Zeit zu vergleichen. Opitz hat zwei Jahre nach dem Erscheinen der Ungrischen Schlacht sein mit Mythologie und anderm Beiwerk reich ausgestattetes Lob des Krieges Gottes gesungen. Aber der Renaissancepoet hat ein unkriegerisch Stubengemüthe und hat nicht gerne mit dem Feinde zu thun. Denn, sagt er prahlerisch:

Solt' ich, O Marspiter, in Grass gebissen haben,

Wer würde doch ein Lied von dir und deinen Gaben
Erdencken als wie ich? Es ist ja recht und war,

Dass ohne diss sich jetzt der Teutschen Tichter Schaar
Sehr starck zu Felde schreibt: Doch Reime von der Erden
Die taugen nicht für dich. Du wilt gepriesen werden

Von Geistern derer Krafft sich in die Wolcken schwingt. 16) Wer soll Opitz da glauben, wenn er in dem "Trostgedichte in Widerwertigkeit des Kriegs' erklärt: Wer Kriegestod erkiest, Der hat den schönsten Tod der auff der Erden ist'. 17)

Vogel ist zweifellos wahrer in seinem Heldengefühl. Er hat auch ritterlichen Sinn, seine Krieger halten anständig Rast, würzen das Mahl mit Gesang und Musik. Ganz anders Opitz, der als erschreckter Gelehrter die rohen Horden seiner Zeit betrachtet und sie nicht idealisiren kann; er sagt:

Hat' einer woll gekämpfft, der frass auch nachmals frey,
Und satzte wacker ein das Zähn und Schwarte knackte;
Darauff wann jederman den Wanst recht vollgesackte
Ward gantze Nächte durch auff Deutsch herum geschwecht
Biss an den Lichten Tag, und redlich aussgezecht, 18)

Gleichwohl darf man Vogel nicht zu hoch stellen. Es fehlt ihm an Gestaltungskraft, auch an Geschmack, den Nimbus seiner Helden nicht durch naive Intermezzi zu zerstören. Vielleicht aus der Erkenntniss, dass es zum Verständniss noth sei, gewiss aber auch um gelehrten Anschein zu erwecken, gibt er ausser dem erwähnten 'Register' am Eingang und einem 'Argumentum' von vier Versen vor jedem Actus noch viele Randnoten bei, deren manche wieder gereimt sind; und am Schlusse des Werkes steht noch ein alphabetisches Namenverzeichniss.

Seine Reimkunst ist durchaus voropitzisch. Das Gedicht ist durchgehends in paarweise gereimten Achtsilblern abgefasst. Wenn hie und da mehr oder weniger als acht Silben herauskommen, so ist das gewiss auf ein flüchtiges Versehen zurückzuführen; z. B. S. 8 'Rollen, Register, Cosmographi etc.'19) S. 12 'Kleidr, Geschmeid, Trinckgschier

16) Vgl. dessen Opera, Bresslau 1690 S. 101.

17) Ebenda 4. Bd. der Trostgedichte S. 318.
18) Ebenda S. 104.

19) Das etc.-Zeichen findet sich öfters innerhalb oder am Schlusse des Verses, wird aber nicht mitgezählt.

mancherley Zier etc.' S. 111 'Stubenberg: Kerckering: Geyersberg'. S. 124 (gar zehn Silben) 'In Höltzern vnd Wäldern, mit grossen Sorgn'. Dagegen nur sieben Silben S. 7 'Wischt die Augn mit grossem Wundr'. S. 17 Zuckt den Säbl, im grossen Zorn'. Um die gewünschte Gleichförmigkeit der Verszeilen zu erreichen, spart der Dichter die Synkopen nicht. Darin hat er mitunter Unaussprechliches geliefert: S. 11 Habt Danck ewrs Wundschs, Freunds Stimm, Gotts Stimm'. 20) Die Reime, sämmtlich stumpf, sind meistens rein. Natürlich reimt öfters ä: e, ö: e, i: ü; aber auch i: e (jhm bequem), u: o (druntr: besondr); durch die Eigennamen entschuldigt wird: Tübingen: Firmien. Gelegentlich kommt ein Dreireim vor.

Bei solcher Metrik begreifen wir, dass die Anhänger der neuen Kunst Vogel verachteten. Bekannt war er trotzdem bis ins 18. Jahrhundert hinein. Ich verweise nur darauf, dass in Christian Weises 'Anfang eines neuen LustSpieles Von Einer zweyfachen Poeten-Zunfft' (gedr. 1682) u. a. auch Jacob Vogel, 'wolverdienter Bader zu Stössen', als Schutzpatron der Zünftler in Vorschlag gebracht wird, und dass Gottsched in seiner 'Lob- und Gedächtnissrede auf den Vater der deutschen Dichtkunst, Martin Opitzen', gehalten 1739, Vogel mit Hans Sachs, Ringwald und Rollenhagen in eine Reihe stellt. 21) Die Vngrische Schlacht habe ich jedoch bis jetzt ausser bei Morhof - wo aber der Verfasser nicht genannt wird nur einmal in einem litterarhistorischen Werke erwähnt gefunden und zwar in dem Buche: De poëtis Germanicis hujus seculi praecipuis dissertatio compendiaria von M. Erdmann Neumeister und Friedrich Brohmann (1695 S. 112).22) Die Charakteristik Vogels ist daselbst vorsichtig gehalten: celebris sub initium hujus seculi seu Poëta seu Poëtaster. Hier erscheint auch zum

20) In den Wandersregeln schreibt er einmal 'Nüchtrnr'! Das konnte wohl Vogel, selbst wenn seine Zunge noch so gut gelöst war, nicht einsilbig sprechen.

21) Vgl. dessen Gesammlete Reden, Leipzig 1749 S. 204.

22) Darnach citiren ungenau die 'Ungarische Schlacht' Zedler (Univ.-Lexicon Bd. 50. 1746 Sp. 182) und Jöcher (Bd. 4. 1751 Sp. 1690).

ersten Male, soviel mir bekannt, der Ausdruck 'SaalBadereyen' in Verbindung mit Vogel.

Erst Herder brachte den Verfasser des Schlachtgesangs wieder zu Ehren, ohne ihn bei Namen nennen zu können. Mich dünkt, wer auch nur mit éinem Liede nach Jahrhunderten noch fortlebt, der verdient in der Litteraturgeschichte eine rühmlichere Stelle, als sie Vogel bisher fand. Und ich hoffe diese Stellung noch befestigen zu können. Graz.

Ferdinand Eichler.

Carl Friedrich Reibehand und Gottsched.

Der Name Reibehand ist in der deutschen Theatergeschichte übel berüchtigt; er wird als der Name eines 'Afterprincipals der niedern Komödie' genannt, der um die Mitte des vorigen Jahrhunderts nicht ohne Erfolg Versuche gemacht haben soll, 'den Geschmack zu verderben, Sitten zu beleidigen und dem Auf- und Fortkommen des gereinigten Schauspiels zu schaden.'1) Reibehand war ursprünglich Schneider von Profession, entzog sich aber, wie Schütze sagt, 'unberufener Weise' einem der Gesellschaft nützlichen Handwerke, um das Komödiantenhandwerk zu cultiviren. 'Mit einem Lorenz in Compagnie dirigirte er zuerst hölzerne Marionetten, nachher lebendige Maschinen, die er zu Hauptund Staatsactionisten, Possenspielern und Volksnarren dressirte. Seit 1734 bestand seine Truppe, 1752 im September und Dezember, 1753 im Januar suchte er, mit einem preussischen Privilegium versehen, Hamburg heim. Er spielte hier Burlesquen, Haupt- und Staatsactionen, grosse italienische Schattenspiele, daneben aber auch Molieresche Stücke und regelmässige Trauerspiele.'2) Unter den letzteren findet sich auch Gottscheds 'Sterbender Cato'. Diese Angabe Schützes finde ich bestätigt durch einen vor mir liegenden Reibe

1) Schütze, Hamb. Theatergeschichte S. 83.
2) Ebenda S. 83 f.

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