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Esbeck in seinem Buche über Caroline Neuber (Leipzig 1881) wiedergegebenen Theaterzettel vom 7. Juli 1738 leicht erkennen lässt nicht schlechter als die Neubersche und Schrödersche Gesellschaft. Es sind zwei Theaterzettel vom 24. November und 5. December 1752 erhalten, von denen ich einen hier mittheilen will.

Mit Bewilligung

Eines Hoch-Edlen und Hoch-Weisen Magistrats
Wird heute von der

Preussischen Reibehandischen

Gesellschaft

Deutscher Schauspieler

Auf ihrer Schau-Bühne in der grossen neuerbauten Bude auf dem Pferdemarkt

Aufgeführt werden

Eine bekannte, doch in vielen Stücken verbesserte Tragische, und mit genugsamer Lustbarkeit untermengte

Haupt-Action,
Betitult:

Ex nimia Doctrina subinde interitus sequitur,

Das ist:

Aus allzugrosser Gelehrsamkeit folget bisweilen der Untergang

Oder:

Das wundervolle und erstaunliche Leben und das betrübte Ende des Weltberühmten Nicromantici

D. Johannis Fausti.

Mit Arlequin, einem vom Echo vexirten Wandersmann, listigen Advocaten bey dem Processe eines Müllers, lustigen StudentenJungen, einfältigen Schwarzkünstler und betrübten Nachtwächter. Vor der Action ist zuerst ein Prologus, in welchem eine Hölle vorgestellt wird, wo Charon erscheint, sich über die sich täglich verringernde Überfahrt derer von den Leibern abgeschiedenen laster- und boshaften Seelen beklaget; zu demselben kommt Pluto und vernimmt die Ursache seines Unwillens: citirt darauf die Einwohner des unterirdischen Reiches, und befiehlt denenselben, sich nach der Ober-Welt zu verfügen, und durch ihren Fleiss viele zu verführen; absonderlich bekommt Mephistophiles Befehl Fausten ins Netz zu locken, welches er auch verspricht. Den Beschluss macht ein lustiges Nachspiel in Versen

Genannt:
Herzog Michel.

Der Anfang ist präcise 5 Uhr, die Person zahlet auf den Logen 1 Mark 8 ssl., Im Parterre vorne an 1 Mark, Auf der

Gallerie-Loge 12 ssl., im Mittel-Platz 8 ssl., und auf dem letzten Platz 4 ssl.

Wer sich beym Eingange nicht aufhalten will, kann bis Nachmittags um 3 Uhr auf des Directors Logis, vom Alsterthor zur linken Hand in dem Eck-Hause auf dem Pferde-Marckt bey dem Rasche-Macher Hrn. Looff, eine Treppe hoch, Billets abholen lassen.

Freytags, den 24. November, 1752.

Der Zettel hat eine auffallende Ähnlichkeit mit dem einer in Frankfurt 1741 und 1742 spielenden Gesellschaft 'hochdeutscher Comödianten', welchen Creizenach, Versuch einer Geschichte des Volksschauspiels von Dr. Faust S. 9 f. mittheilt. Am 5. Dezember wurde Reibehands Vorstellung 'auf vieler Liebhaber besonderes Verlangen', wie es auf dem Theaterzettel heisst, wiederholt, wahrscheinlich ohne den 'Prologus'; wenigstens ist hierüber nichts bemerkt. Der 'Herzog Michel' ist bekanntlich von dem Berliner Johann Christ. Krüger (nicht zu verwechseln mit Benjamin Ephraim Krüger aus Danzig, dem Dichter der 'Allemannischen Brüder') verfasst; vgl. über dies Nachspiel: Lessings Hamb. Dramaturgie 83. Stück.

Hamburg.

Fritz Winter.

Ein Brief Lessings.

Mein allerliebster Herr von Breitenbauch,

Ich will nun aber nicht dispensirt seyn, Ihnen zu antworten. Schreibe ich denn etwa so ungern, dass Sie mir durch diese Dispensation eine wichtige Gefälligkeit zu erweisen, glauben dürfften? Sie sind mir der rechte! Ich dürfte sie nur annehmen, dürfte Ihnen nur nicht antworten, wie bitter würden Sie mich vor dem Gerichte unserer gemeinschaftlichen Freunde verklagen! Gleich dem Erzverführer, der alten Schlange, dem Satanas, welcher die armen Menschen zu sündigen verleitet, und sie hernach Nein, die Vergleichung wird zu tragisch! Ich lenke ein und komme auf Ihre [ihre] Inclination, die Sie hier in Leipzig zurückgelassen. Sie denken ich meine die Madame K**? Wahrhaftig nicht, ich meine die Bretzeln. Ohne diese in Leipzig zu leben, würde Ihnen, glaub ich, schmerzhafter seyn, als es dem reichen Manne wird, in der Hölle ohne einen Tropffen Wasser zu

schmachten. Schon wieder ein Gleichniss aus der Hölle? Merken Sie es mir nun bald an, dass ich an meinem D. Faust arbeite? Sie sollten mich in einer mitternächtlichen Stunde darüber sinnen sehen! Ich muss zum Entsetzen aussehen, wenn sich die schrecklichen Bilder, die mir in dem Kopfe [Kompfe] herumschwärmen, nur halb auf meinem Gesicht ausdrücken. Wenn ich selbst darüber zum Zauberer oder zum Fanatiker würde! Könnten Sie mir nicht Ihre [ihre] melancholische Einbildungskraft manchmal leihen, damit ich die meine nicht zu sehr anstrengen dürfte? Ob Sie sie über die Prophezeyungen Daniels spintisiren, oder mir an meinem Faust helffen liessen, das würde wohl auf eins herauskommen. Es sind beydes Wege zum Tollhause; nur dass [das] jener der kürzeste und gewöhnlichste ist. Ich verspare die Ausarbeitung der schrecklichsten Scenen auf England. Wenn sie mir dort, wo die überlegende Verzweiflung zu Hause ist, wo mehr als irgend die Unglücklichen when they see all hope of fortune vanish'd,

submit and gain a temper by their ruine; wenn sie mir, sag ich, da nicht gelingen, so gelingen sie mir nirgends. Ich citire Ihnen deswegen eine englische Stelle, die Sie nicht verstehen, um mich wegen der unverständlichen Stellen, die in Ihrem [ihrem] Briefe sind, zu rächen. Eine Sprache, die man nicht versteht, und eine Hand, die man nicht entziffern kan, gehen in Ansehung der Deutlichkeit in einem Paar. Sie können doch noch den Herrn Moses oder den Herrn Müchler um die Verdollmetschung bitten, mir aber kann den ähnlichen Dienst hier niemand erzeigen, auch nicht einmal mein Setzer in der Druckerey.

Leben Sie wohl, und nehmen Sie mir meine Narrheit nicht übel, dass ich gern alles möchte lesen können, was mir meine Freunde schreiben. Ich bin, mit aller Hochachtung für Ihre [ihre] gelehrte Hand

Dero

Leipzig

den 12. December 1755.

gehorsamster Diener
GE. Lessing.

Vorstehender Brief ist mir durch die collegiale Freundlichkeit Zarnckes und die Güte des Besitzers Rudolf Brockhaus mitgetheilt worden. Ich habe ihn zunächst in der Sonntagsbeilage zur Vossischen Zeitung vom 10. Februar 1889 zum Abdruck gebracht und für weitere Kreise commentirt. Die Wiederholung des Textes an dieser Stelle wird den Fachgenossen willkommen sein.

Der Quartbogen zeigt im Siegel ein verziertes L und ist adressirt à Monsieur Monsieur de Breitenbauch seigneur

de Scortleben à Berlin p. couv., war also eingelegt, sehr wahrscheinlich in den Brief an Ramler vom vorigen Tage. Lessings freundschaftlicher Verkehr mit Georg August von Breitenbauch (1731-1817) war bisher nur durch mittelbare Urkunden bezeugt, welche feststellten, dass der früh verwaiste thüringische Gutsbesitzer, der später eine überaus fruchtbare Schriftstellerei als dilettantischer Historiker und Anthropolog entfaltet hat, 1754 dem Berliner Kreise Lessings beitrat, als gereister, gebildeter und launiger Mann. willkommen war und sein Talent für lustige Caricaturen des Stifts und der Radirnadel gern in den Dienst litterarischer Scherze stellte, wie ihn denn Nicolai sogar zum Illustrator eines Lessing-Nicolaischen Heldengedichts auf Gottsched stempeln möchte. Doch weist Breitenbauch, im Juli 1794 für Zusendung des Brief bandes dankend, zugleich diese Behauptung zurück: Mit Vergnügen habe ich meinen Namen in den Anmerkungen gelesen, aber Ver- . fasser irrt sich ganz in der Person, indem ich niemals dergleichen Zeichnungen entworfen habe' (vgl. Nicolais Anm. 202, 22). Dagegen zeigen die Briefe an Nicolai, 1783-1804, den schreibseligen Herrn zu Bucha bei Artern nicht allein sehr auf anerkennende Besprechungen der Berliner Recensiranstalt erpicht, sondern auch unermüdlich beflissen, sein eigenes Konterfei in der Allgemeinen deutschen Bibliothek anzubringen. Flüchtig nur gedenkt er der alten Tage und betheuert (22. Juni 1797): 'Die Erinnerung der mir durch die verewigten Männer Lessing und Mendelssohn verschafften ehrenvollen Bekanntschaft mit Ihnen wird mir unvergesslich bleiben'. Nicolais Nachlass auf der Königlichen Bibliothek in Berlin erhebt auch Lessings Verdächtigung der Breitenbauchschen Handschrift über allen Zweifel; dass er selbst dem 'Setzer' manche Pein bereitete, weiss jeder, der Lessingsche Manuscripte, es müsste denn das saubere Mundum der 'Minna' sein, einmal vor Augen gehabt hat.

Breitenbauch scheint im Herbst 1755 mit Lessing nach Leipzig gegangen zu sein. Moses Mendelssohn fragt damals (S. 20 f.): Was macht unser rechtschaffne Herr v. Breitenbauch? Werden wir ihn bald wieder zu sehen Vierteljahrschrift für Litteraturgeschichte II 18

bekommen? Wenn er doch den Pr. Gottsched in Kupfer stechen wollte? Ich möchte ihn so gern sehen. Dieses Bild könnte auch eine Vignette vor Hrn. Lessings Abhandlung vom Lachen abgeben. Thun Sie es ja, mein Herr v. Breitenbauch.' Er muss von Leipzig aus mit Moses correspondirt haben, denn dieser (S. 27) weiss durch ihn, dass Lessing der alten Lockung des Umgangs mit dem Theatervölkchen wieder erlegen ist, und steckt bedenkliche Mienen auf. Er erwähnt ihn am 7. Dezember als in Berlin anwesend, doch schon der nächste Januar sah Breitenbauch nicht mehr in dem vertrauten Cirkel: er müsse sich ganz in seine Händel, die Gutsgeschäfte, verloren haben, meldet Moses (S. 34) an Lessing. Sein Interesse für morgenländische Dichtung und Geschichte rief die neckende Anspielung auf den Propheten Daniel hervor und die räthselhafte Madame K** dürfte vielleicht an der Spitze der Leipziger Truppe zu suchen sein, also Madame Kochin heissen. 'Herr Müchler' ist der in den Briefen wiederholt erwähnte J. G. Müchler, später Professor in Stargard und Director des Schindlerschen Waisenhauses in Berlin, als 'ehemaliger Jugendfreund' noch 1803 zu Gast in Bucha. Daniel Jacoby erinnert mich daran, dass Lessings Hinweis auf Müchler als Kenner des Englischen seinen guten Grund hat, da dieser 1756 sowohl D. Fordyces Anfangsgründe der Philosophischen Sittenlehre als J. Harris Drey Abhandlungen deutsch herausgab, solcher Dolmetschthätigkeit treu blieb (1774 ff. Patersons Empfindsame Reisen) und 1782 ein Englisches Lesebuch für Anfänger veröffentlichte. 1789 besorgte er als Freund die Kleinen philosophischen Schriften Mendelssohns. Seine Berliner Wochenschriften Das Chamäleon und Der Erzähler hat Jacoby nicht auftreiben können. Der Sohn Karl ist als rühriger Schriftsteller bekannt.

Unser Brief erzählt von Lessings 'Doctor Faust' und übermittelt uns die früheste Nachricht des Dichters selbst, während wir bisher auf spöttische Fragen Mendelssohns vom 19. November 1755 als Ausgangspunkt angewiesen. waren. Auf den Brief an Breitenbauch spielt derselbe Freund am 26. Dezember 1755 an (S. 28): 'Reisen Sie immer! Reisen Sie die Welt durch! Lernen Sie tausend

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